#1

sandra309

Linz, Österreich

Hallo!

Ich wäre sehr dankbar über Erfahrungen Betroffener bzw. Angehöriger zum Thema kognitive Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall. Meine Mutter (64 J.) hatte vor ca. drei Monaten einen Schlaganfall. Die Konzentrationsfähigkeit hat sich in den Wochen danach schon deutlich verbessert, aber sie ist nach wie vor sehr vergesslich und hat Schwierigkeiten die richtigen Wörter zu finden oder Dinge richtig zu beschreiben. Das betrifft sowohl kurzzeitig zurück liegende Dinge (z.B. dass sie vor 10 min. eigentlich schon Blutdruck gemessen hat) als auch größere Sachen bzw. Ereignisse vor dem Schlaganfall (Ausflug den wir gemacht haben, Film den wir gesehen haben). Vor allem wenn sie etwas aufgeregt oder nervös ist, ist es ganz schlimm (nach einem Arzttermin weiß sie die Hälfte von dem was der Arzt gesagt hat nicht mehr). Beim MRT nach dem Schlaganfall wurde mir gesagt, dass das Gehirn im Alter abbaut aber dies bei ihr schon überdurchschnittlich für ihr Alter ausgeprägt sei. Allerdings müsse das nichts heißen. Und vor dem Schlaganfall war das alles nicht so. Trotzdem stellen wir uns die Frage, ob das noch eine Auswirkung des Schlaganfalls ist und wieder besser werden kann. Es hieß auch einige würden nach einem Schlaganfall Demenz entwickeln. Das wird dann nicht wieder besser sondern stetig schlimmer. Können diese kognitiven Probleme so lang so ausgeprägt bestehen und dann trotzdem noch besser werden?

Danke und liebe Grüße

Sandra

#2

Etcetera

Basel, Schweiz

Grüss Dich Sandra

Drei Dinge vorab: Drei Monate seit dem Schlaganfall ist sehr kurz, solche Probleme sind durchaus häufig und Ihr werdet viel Zeit/Geduld/Toleranz brauchen.

Was Du beschreibst, erlebt eine Vielzahl der Betroffenen und ist in meinen Augen noch nicht wirklich besorgniserregend. Ich habe mich nach einem Jahr auf Alzheimer und schlaganfallbedingte Demenz abklären lassen.

Was Du beschreibst, hatte ich genau so nach meinem Ereignis. Es dauerte wohl so um ein Jahr herum, bis ich wieder auf einem halbwegs guten Stand war. Vieles hat sich gebesster, manches ist nach über sieben Jahren noch deutlich vorhanden und da wird sich wohl nicht mehr viel verbessern (ich bin 67). Was ich aber gelernt habe ist, mit diesen Defiziten umzugehen. Und meine Mitmenschen haben sich daran gewöhnt (oder wir haben uns distanziert). Mit dem Lesen und Schreiben habe ich seit etwa einem Jahr deutliche Fortschritte gemacht.

Für Angehörige, meistens sehr schwierig zu verstehen, obwohl es gut gemeint ist: Bitte nicht «schulmeistern»!
Korrigiere Deine Mutter nicht gleich, wenn sie etwas falsches sagt, nimm es hin oder frage ab und zu zurück. Mache ihr keine Vorwürfe, wenn Sie Dinge verwechselt oder «Unwahrheiten» erzählt. Sag ihr nicht zu oft, dass sie etwas vergessen hat. Das alles kommt schlecht an, geht aufs Gemüt und ist für das Selbstwertgefühl der Patientin äusserst ungut – und letztlich auch Gift für die zwischenmenschliche Beziehung. Bald wird sie wohl selber darauf kommen, dass da was harzt und es angehen – denke ich.

Wenn ihr ein Wort fehlt, kannst Du es ihr vielleicht freundlich vorsagen, vielleicht lautlos nur mit den Lippen andeuten. Wenn sie etwas vergisst kannst Du beispielsweise wohlwollend sagen «oh, ich dachte, das haben wir/hast du vorhin schon ….». Gegebenenfalls findest Du ein Foto, ein Prospekt, Fahrkarte etc. zu einem ihr nicht mehr präsenten Thema, das Du ihr beiläufig zeigen und erklären kannst. Und wenn etwas komplett schräg kommt, versuche es einfach hinzunehmen.

Ich weiss, das alles klingt sehr einfach, kann aber sehr anspruchsvoll werden.

Liebe Grüsse
Christoph

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Also, mein Vater hatte schon vor dem Schlaganfall so einiges an vergesslichkeit und ab und zu mal sowas gebracht wie den Teller in den Schrank und die fernsehzeitung in den Kühlschrank zu stellen, mit fast 90 kommt sowas halt vor.

Seit Jahren ging auch die Gehirnleistung etwas zurück, so anfangende Demenz. Allerdings höchstens so dass ihm mal ein Name nicht einfiel.

Jetzt nach dem Schlaganfall ist natürlich einiges gelöscht worden, besonders das kurzzeitgedächnis ist mau. Alte Sachen laufen weiter bestens.

Wenn er jetzt redet und erzählt kommen natürlich auch total blödsinnige Dinge wie dass er gesehen hat dass mein Neffe vor ein Paar Tagen die Heizung im Aufenthaltsraum in der Klinik repariert hätte oder dass ich die Tasche mit dem Likör und den Schnapsflaschen aus seinem Kühlschrank im Zimmer unauffällig mitnehmen soll eh die Schwestern das finden (hääh???)und sowas.

Anfangs habe ich das noch korrigiert, jetzt nicke ich dazu nur oder sage sowas wie "längst erledigt, keine Sorge" weil ich merke dass er die korrektur nach ein paar Sekunden schon wieder vergessen hat. Deshalb also weder nach der fünften Verbesserung wütend werden noch "schulmeistern", stimmt.

Ich sage immer dass im Hirn noch einige Teile wie Kartoffelbrei sind und er weder aus bosheit noch aus Dummheit nicht hört und versteht.

Wie sich sowas langfristig verbessert weiß ich nicht, aber nachdem er sich so enorm verbessert hat habe ich da hoffnung.
Es sind ja auch nur ganz vereinzelte Münchhausiaden und auch erst so na 1-2 Std Gespräch wenn es sich mehrt.

Demenz ist meines Wissens nach ein langsames absterben der Gehirn/Erinnerungsbahnen, bei einem Schlaganfall wird ja praktisch durch eine externe Sache (Bahnenverstopfung) ein Teil praktisch von der versorgung abgeklemmt.

Dass sich vorherige durch Altersdemenz abgestorbene Leitungen sich nach einem SA wieder erholen kann ich mir nicht vorstellen.

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