Hallo! Willkommen hier im Forum.
Da ich "nur" Angehörige bin (beide Eltern hatten einen Schlaganfall), kann ich Dir nur aus meiner Perspektive berichten.
Mein Eindruck ist folgender: Jeder Schlaganfall kann ganz anders verlaufen, deshalb wird Dir hier oder bei den Ärzten vermutlich niemand so genau sagen können, was bleibt, was besser wird, wie sich alles entwickelt.
Dass Angehörige sich zurückgewiesen fühlen von Betroffenen: das habe ich schon häufig gehört und gelesen. Bei uns war es auch so, dass mein Vater erst gar nicht antwortete oder reagierte, dann nicht adäquat, erst viel später normalisierte sich das. Wir hatten auch das Gefühl, dass er sich zurückzog (er zog auch seine Hand weg, wich unserem Blick völlig aus, was er vorher nie tat).
Nach einem Schlaganfall kann die Wahrnehmung ganz verändert sein. Ich stelle mir das wie ein riesiges Erdbeben im Hirn vor: plötzlich ist einiges kaputt, vieles durcheinandergewirbelt, der Stoffwechsel wird sicher auch total konfus sein, dann eine Menge Medikamente und so weiter. Der Betroffene ist sicherlich völlig orientierungslos, auch emotional. Und unter Schock.
Das Schlimme ist ja, dass man plötzlich die Erfahrung macht, das Körper und Geist sich irgendwie trennen. Alles, was vorher selbstverständlich war ist nun weg.
Mein Vater beschreibt es so: es ist so, als ob Du plötzlich mit einem anderen, nicht gut funktionierendem Gehirn denken mußt und einen anderen Körper hast. Alles ist fremd, besonders sich selbst ist man fremd.
Ich weiss nun auch nicht, welche Zentren genau bei Deinem Schwiegervater betroffen sind. Hieraus lassen sich auch Rückschlüsse ziehen. Diese Frage solltet Ihr auf jeden Fall den Ärzten stellen. Wobei: eigentlich waren alle Prognosen, die wir über die ganz Zeit erhalten haben, nie ganz zutreffend.
So ein schwerer Schlaganfall ist für alle ein totaler Schock und stellt das ganze Familiengefüge manchmal auf den Kopf. In der Regel sind die Folgen sehr langwierig. Ihr müßt jetzt viel Geduld haben. Kritisch versuchen, die Behandlung und die Therapie zu verfolgen.
Dein Schwiegervater spürt auf jeden Fall das ihr da seid und es wird ihm helfen. Ihr seid der einzige Anknüpfungspunkt an seine normale Vergangenheit, alles andere ist nun völlig neu für ihn. Sagt ihm, dass ihr Euer bestmögliches tut, um ihm zu helfen, dass viele Leute (immerhin leider eine halbe Million Menschen in Deutschland jedes Jahr) trifft.
Seid auch gefaßt darauf, dass die Krankenhäuser heute sehr schnell die Patienten an eine Reha weitergeben. Hier solltest Du Dich ggf. auch hier im Forum informieren, welche empfehlungswürdigen Einrichtungen in Eurer Nähe sind. Meiner Erfahrung nach sollte man das auf keinen Fall den Ärzten alleine überlassen, wobei die letztendlich die Entscheidungsbefugnis haben. Wenn man aber im Vorfeld einwirken kann, sollte man das tun. Wir haben erlebt, dass hier oft nur reine kostenrelevante Entscheidungen getroffen wurden, die aber gar nicht im Sinne des Patienten waren.
Ich persönlich finde es sehr wichtig, dass man als Angehöriger auch in der Reha sehr präsent ist und alles kritisch beäugt und überwacht. Leider herrscht auch hier Personalmangel, was fatale Folgen haben kann. Wenn also irgendjemand nach Deinem Schwiegerpapa sehen kann, wäre das gut für ihn.
In dem Krankenhaus ist auch ein Sozialdienst. Dort sollte Deine Schwägerin hin und einen schnellstmöglichen Termin machen um nachzuhören, wie es weitergeht. Denn i.d. Regel "schmeissen" die Kliniken die Patienten schon nach 1-2 Wochen "raus". Das war für uns damals auch sehr überraschend und beängstigend (mein Vater wurde sogar in die Reha verlegt, obwohl er im Koma war und beatmet wurde....).
Ich kann Eure Gefühle und großen Ängste nur zur gut verstehen. Es ist einfach ganz schrecklich. Eine fürchterliche Parallelwelt, in die man da hineingeworfen wird. Ihr müßt nun sehr sehr viel Geduld haben. Es kommen auch wieder bessere Zeiten, verliert den Mut nicht!
Alles alles Gute für Deinen Schwiegervater und liebe Grüße an Deine Familie von Kate