#1
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Unbekannt

Gelöscht

Einen schönen guten Abend an alle,

ich freue mich, dieses Forum und damit andere Betroffene dieser hinterlistigen Krankheit gefunden zu haben.
Dadurch fühlt man sich nicht ganz so alleine !

Vielleicht kurz zu mir:
Ich heisse Nicole, bin 30 Jahre alt und wohne seit Mai nun wieder bei meiner geliebten Oma im Haus, welche mich grossgezogen hat. Zu ihr habe ich eine ganz besonderes enge und liebevolle Beziehung.

Meine Oma ist 90 Jahre alt und war bis vor 3 Wochen noch absolute Selbstversorgerin: Sie hat ihre Wohnung gepflegt, gekocht, im Garten gefummelt und mir noch verbal in den Allerwertesten getreten. Kurzum, sie war physisch und psychisch topfit.

Nun kam ich vor 3 Wochen sonntags zu ihr nach unten und fand sie noch schlafend in ihrem Bett vor, was für sie bedingt durch die Tageszeit ( 11 Uhr ) eigentlich ein Unding war.
Ich habe in meiner grenzenlosen Dummheit angenommen, daß sie einfach einen Gripperückfall hatte. Sie fühlte sich schon am Abend zuvor wieder etwas kränklich.
Vorsichtshalber habe ich dann doch den Arzt gerufen, welcher 3 Stunden später antanzte. Dieser stand jedoch nur einen Meter vom Bett entfernt und überwies sie wegen Flüssigkeitmangels ins Krankenhaus.
Erst der Krankenwagenfahrer, der eine Stunde später eintraf, diagnostizierte einen Schlaganfall.

Im Krankenhaus wurde diese Diagnose bestätigt. Man hat sie an einen Tropf gehängt und eine Woche später hat man ihr dann eine PEG ( Magensonde ) verpasst. Natürlich bin ich seit dem S.A. 24 Stunden bei ihr.

Die rechte Seite ihrer Körperhälfte ist gelähmt und die erste Woche war sie nicht ansprechbar.
Erst als unser Pastor vorbeischaute, reagierte sie mittels Kopfnicken auf seine Fragen. Seitdem
macht sie manchmal die Augen auf, teilt sich durch Nicken und Kopfschütteln mit und bewegt den linken Arm etwas.
Letzte Woche konnte ich sie dann sogar mit Joghurts und grünem Tee füttern. Vor einigen Tagen hat sich dann auch 2 Worte gesagt, danach kam nur noch Stöhnen aus ihrem Mund.

Nun ist sie vorgestern entlassen worden. Dabei teilte man mir noch mit, daß sie gleichzeitig einen Hinterwandherzinfarkt sowie ein Magengeschwür hat. Super ! Auch das noch.
Als sie von den Johannitern gebracht wurde, dachte ich schon, sie sei tot. Sie sah so blaß und schlecht aus, daß es mir fast das Herz rausgerissen hat !

Nun liegt sie unten in ihrem Schlafzimmer, welches ich natürlich ausräumen musste. Sie hat ein spezielles Krankenbett und eine Magensonde. Seitdem sie hier ist, reagiert sie fast überhaupt nicht mehr auf mich oder die anderen Menschen. Selbst der Pflegedienst, der nun 3 Mal täglich kommt, ist ihr gleichgültig.
Ich bin natürlich rund um die Uhr bei ihr seitdem das passiert ist. Daher bin ich augenblicklich total am Ende, da es so ausschaut, als ginge es doch wieder bergab. Sie hat auch hier nichts mehr gegessen und ihren grünen Tee verschmäht sie auch.
Jedesmal, wenn ich wieder nach unten gehe, rechne ich mit dem Schlimmsten.


Okay, die meisten sagen mir, daß sie schon so alt ist und doch ein schönes Leben hatte. Ich weiss auch, daß ich nicht egoistisch sein darf und sie mit aller Gewalt am Leben erhalten darf.
Ich übe trotzdem ständig mit ihr, rede mit ihr, streichle die Wangen, massiere die Extremitäten, hab ihr den TV ins Schlafzimmer verlegt und sage ihr ständig, daß es ihr lt. Aussage der Ärzte bald wieder besser geht.

Ich will sie einfach noch nicht hergeben. Seitdem es passiert ist, bin ich ein einziger Heullappen. Sobald ich hier mal zur Ruhe komme, bin ich einfach nur verzweifelt und in Tränen aufgelöst.

Gibt es denn gar nichts, was ich machen kann ?? Ich will ihr unbedingt helfen, aber mir bleibt nur die Umlagerung im Bett, Wangestreicheln, mein Gerede mit ihr, Aktivierung der Magensonde, Training mit dem Beinen und Armen, und das war's ! Nächste Woche kommt der Physiotherapeut, vielleicht hat der noch einen Tip für mich.


Wenn jemand eine geeignete Therapieform kennt oder anderweitige Ratschläge für mich hat, wäre ich wirklich sehr dankbar !!!!


Ich wünsche Euch alles Liebe, viel Kraft und ein recht schönes Wochenende !

Liebe Grüsse
Nicole
#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Nicole
Willkommen im Forum--mir hat ein Hirnschlag den ich mit 29 Jahren erleiden musste auch übel mitgespielt--nur must Du bedenken ich bin mittlerweile 36 Jahre und plage mich mit einer Halbseitenlähmung darum-Deine Oma hat schon ein stolzes Alter und ihr Lebenswille  wird auch nicht mehr der größte sein und wenn Sie gehen will lass Sie gehen-Behalte Sie in Guter Erinnerung-aber da kann Dir die eine oder andere noch Wertvolle Tipps mit der Krankheit geben.Alles Gute weiterhin wünscht Stephan
#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Nicole,
 
Dich hätte ich auch gerne als Enkeltochter, du bist zu bewundern. Es ist nicht leicht einen kranken Menschen zu pflegen und 24 Stunden für ihn da zu sein.
 
Etwas erleichtern kannst du deiner Oma mit einer Bildertafel vielleicht das Leben. So, dass du weißt, welche Wünsche sie hat. Z.B. Schmerz, Hunger, Durst,- trockenheit im Mund, kann sie dir nicht mehr sagen, aber vielleicht deuten.
 
Liebe Grüße Manfred
#4
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corinna

Gast

Hallo Nicole
Das mit Deiner Oma tut mir sehr leid.
Ein Schlaganfall und einen Hinterwandinfarkt kann ein Mensch in dem Alter nur schwer kompensieren.
Du hast geschrieben das Du NUR Wange streicheln und mit ihr reden kannst.
Das ist nicht NUR sondern SEHR VIEL.
Aber wie Stephan schon sagte,akzeptiere wenn Deine Oma gehen will.,das ist wichtig für sie.
Das ist jetzt natürlich leicht gesagt,schließlich bist Du bei ihr großgeworden.
Deswegen schaue doch bei euch im Ort ob es einen Hospizkreis gibt und setzte Dich mit denen in Verbindung.
Ich habe durch die Arbeit viele Seminare dort gemacht und sie helfen Dir mit der ganzen Situation umzugehen.
 
Corinna
#5
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Elli62

Gast

Liebe Nikole,
ja deine Oma hat tatsächlich ein stolzes Alter erreicht, was sehr schön ist. Trotzdem tut es dir weh sie so leiden zu sehen. - Du tust alles was möglich ist, und das ist wirklich sehr viel für deine Oma! - Sie kann wirklich sehr stolz auf dich sein!
Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten. Nicht alles liegt in menschlicher Hand.
 
Sei ganz lieb gegrüßt von mir
ELLI
#6
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Unbekannt

Gelöscht

Liebe Nicole
 
Was du alles machst für deine geliebte OMa, ist völlig ausreichend. Lass sie nicht noch einmal in ein Krankenhaus überweisen, denn dann beginnt der Lebensabschied am Tropf. Die fatale KOmbination der Diagnosen deutet doch darauf hin, dass sie nicht mehr die nötige Kraft aufbringen wird, obgleich sie bis kurz vorher noch so aktiv war.
 
Trotzdem versuchst du ja alles  mit der Therapie, und ich denke auch, dass nur noch die Physiotherapie, sprich Krankengymnastik, angebracht ist. Da du sagst, deine Oma reagiert nicht mehr so, dann helfen Logotherapie und Ergotherapie auch nicht viel, da sie wenigstens etwas Motivation voraussetzen.
Da du aber nicht genau weißt, ob deine Oma aufgrund des vorher doch wohl robusten Zustandes noch länger leben kann, würde ich eine Pflegestufe beantragen. Die Feststellung dauert zwar recht lange, aber versuchen würde ich es. Aber vielleicht hast du das ja schon gemacht, da du vom Pflegedienst schreibst.
 
Du solltest auch darauf achten, dass irgendwann deine Oma schmerzlos Abschied nehmen kann. Besprich das gut mit dem Hausarzt.
 
Ansonsten tu alles, wo du denkst, es könnte deine Oma kurzfristig wacher machen. Aber es ist auch so, dass deine physische Belastung dabei dich nach etwa 3 Wochen kaputt gemacht haben wird, zumal du wohl auch keine wesentlichen Besserungen erwarten kannst, womit deine Motivation dann gestärkt werden könnte und du neue Hoffnung schöpfen könntest. Nimm auch auf dich Rücksicht, es wäre bestimmt auch der Wunsch deiner Oma.
 
Ein weiterer Gedanke: Der Schlaganfall wird sicher die Wahrnehmung deiner Oma beeinträchtigt haben. Wenn sie jetzt auf ihre Lieblingsenkeling gleichgültig reagiert, wird das darauf zurückzuführen sein und du darfst es dir nicht zu Herzen nehmen.
 
Liebe Grüße...Arno
 
#7
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Ihr alle, die ein Wort des Trostes oder einen guten Ratschlag für mich übrig haben, erstmal vielen Dank dafür ! Es erleichtert ungemein, nicht ganz alleine mit diesem Problem dazustehen ! Ja, sie ist alt und es ist eigentlich ein Wunder, daß sie noch auf dieser Welt ist. Dafür bin ich mehr als dankbar. Und die letzten Wochen gaben mir die Chance, mich an den Gedanken zu gewöhnen, daß auch meine Oma eines Tages sterben wird. Es ist einfach ein Elend, diese einst ziemlich liebenswürdige und vitale alte Dame so zerfallen in diesem Krankenbett liegen zu sehen. Wenn ich meinen Egoismus einfach mal verjage, so wünsche ich ihr, daß sie friedlich einschläft. Das hätte sie nun wirklich mehr als verdient ! Andererseits gebe ich die Hoffnung nicht auf. Sie hatte heute ein paar sehr klare Minuten, wo sie auf meine Fragen reagiert hat. Das gelähmte Bein hat auch etwas reagiert als ich es angefasst habe. Ich hatte bewußt kalte Finger, da ich wissen wollte, wieviel Empfindung sie noch in diesem Bein hat. Sie hat sogar einige Minuten TV geschaut, was immer das heissen mag. Ich werde einfach das Training mit ihr weiterführen und auch den Physiotherapeuten kommen lassen. Denn manchmal, wenn sie einen klaren Augenblick hat, meine ich noch einen Funken Lebenswillen in ihren Augen zu sehen. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, ich weiss es nicht. Leider ! Den Tip mit der Bildertafel finde ich genial, das werde ich gleich mal umsetzen ! Tatenlos rumsitzen kann ich sowieso nicht, das ist nicht meine Art. Aber ich nehme mir Eure Ratschläge zu Herzen und nehme die Dinge, wie sie kommen. Was bleibt mir auch anderes ?! Ich wünsch' Euch was !!! Schöne Grüsse aus dem Sauerland Nicole
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