Hallo Bosie,
ich hatte letztes Jahr im September mit 33 Jahren einen Schlaganfall durch den Verschluß einer Halsschlagader und habe die neuropsychologische Reha schon mitgemacht. Schraub deine Erwartungen an die Reha nicht zu hoch. Die Reha kann in Teilbereichen helfen Defizite zu überbrücken (ich hatte vor meinem Schlaganfall z.B. ein sehr gutes Gedächnis und habe dann in der Reha gelernt Eselbrücken zu bilden). Man muss sich bewußt machen das bei dem Schlaganfall ein Teilbereich des Gehirn zerstört wurde. Aber der Körper weiß sich zu helfen und funktioniert einen anderen ungenutzten Teil des Gehirn um. Allerdings benötigt er für diesen pysischen Umbau
Zeit (normalerweise 3-6 Monate). Ich hatte am 18. September meinen Schlaganfall und bin am 08.Oktober in die Reha entlassen worden. Zu diesem Zeitpunkt war es mir nicht möglich mir auch nur eine Zahl oder einen Namen zu merken. In der Reha fing es dann langsam an daß ich mir von 10 Namen mal einen merken konnte. Ich hatte auch überhaupt keinen Orientierungssinn mehr (ich bin z.B. im Krankenhaus zur Reha gebracht worden: einen geraden Gang lang zum Aufzug, ins EG und den Gang in die gleiche Richtung zurück. Den Rückweg sollte ich dann alleine bewältigen. Und siehe da, ich stand da wie Ochs vorm Berg. Ich wusste nicht mehr woher ich gekommen bin). Es gab auf jeden Fall Besserungen in der Reha allerdings habe ich die wesentlichen Fortschritte erst nach der Reha gemacht. Das Problem, daß ich keinem komplexen Gespräch folgen konnte hatte ich auch und es ist auch heute noch unheimlich anstrengend längeren Gesprächen zu folgen, aber es wird besser.
Ich bin ab dem 28.November 2006 über das Hamburger Modell wieder eingegliedert worden und seit dem 13. Januar wieder auf Vollzeit beschäftigt. Heute muss ich im Rückblich sagen, ich bin viel zu früh wieder arbeiten gegangen. Zum Einen braucht der Körper die Kraft um diesen Umbauprozess zu betreiben und zum anderen hat es auch meinem Arbeitgeber im Prinzip nicht gebracht, da ich zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht wieder richtig einsetzbar war. Ich kann euch nur empfehlen, nehmt euch Zeit, setzt euch nicht selbst unter Druck. Es wird wahrscheinlich nicht alles wieder wie vorher, aber es wird bedeutend besser als es jetzt ist. Mein Kurzzeitgedächnis ist jetzt, ein Jahr nach dem Schlaganfall, wieder fast normal. Ich kann zwar nicht mehr mit Zahlen jonglieren wie früher aber ich erreiche bei Test ganz normale Durchschnittswerte und kann mir wieder Namen merken. Mein Orientierungssinn wird mittlerweile auch als durchschnittlich eingestuft. Aber ich kann z.b. kein fernsehen, wenn jemand im Raum telefoniert weil ich den Fernseher einfach nicht mehr rausgefiltert bekomme.
Ich kann nur sagen "Kopf hoch und nach vorne schauen" und wünsche deiner Schwägerin alles Gute ...