#11
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Hallo Daniel!
 
Wünsche Euch das Beste für die Reha!!! Enkelkinder sind das Einzige, was meinen Vater motiviert, so hoffe ich auch, dass es bei Euch auch so sein wird. Man bekommt einen ungeheuren Tunnelblick in dieser Situation. Kinder geben da wieder Inhalt und reißen einen stimmungsmäßig aus dem Tal heraus, so meine Erfahrungen. Wir sagen auch immer "Papa, halt durch, die Kinder brauchen ihren Opa!". Wir haben auch große Fotos gemacht, wo die Kinder Schilder in der Hand haben "Opa, wir lieben Dich" "Opa halt durch, Du schaffst das". Das hängt jetzt bei ihm an der Wand. Dann haben die Kinder auch eine Cassette aufgenommen, die die Schwestern manchmal vorspielen, da hört er dann die Stimmen der Kinder.
 
Wegen dem Stimmungsaufheller: ich kenne mich mit den genauen Substanzen nicht aus. Aber wenn er jetzt ein Medikament erhält, was er schon vor dem SA bekam, sollte geprüft werden, ob das unter den jetzigen Umständen auch das optimale Mittel ist. Bei meinem Vater hat ein "Erfolgsmedikament" auch nicht gewirkt, dann wurde ein anderes eingesetzt. Und es hat sich gezeigt, dass das besser wirkt. Manchmal lohnt es sich, das noch mal bei den Ärzten anzusprechen, denn manchmal wirken Medikamente bei jedem anders.
 
Ich drücke Euch fest die Daumen. Es ist einfach schrecklich, wenn die Eltern so leiden müssen. Die Unbeschwertheit ist weg, man träumt einfach nur noch davon, das alle einfach mal wieder einen normalen Alltag haben können. Ich wünsche Euch von Herzen, dass Ihr in absehbarer Zeit gute Fortschritte verzeichnen könnt und wieder sowas wie einen "Alltag" erlebt!
Kate
#12
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Hi Daniel,
Wenn ich gesagt habe, erst einmal über Aphasie informieren; Dann habe ich an meine erste Reha gedacht.

Ich hatte damals in 1998 (mit 52) ganz allgemein gesprochen, überhaupt keine Ahnung über den Schlaganfall.

Schon garnicht von der Aphasie. Ich wußte überhaupt nicht, daß es sie gibt.
Aber,.. ich habe einige Aphasiker in der Reha erlebt.. Ich selber hatte scheinbar eine Dysarthrie. Na,ja ist was ganz anderes als eine Aphasie. Aber,.. es hat mich damals genug geplagt.

Zu deiner Frage: ob ich das Buch kenne?
Nein, kenne ich nicht. Und habe auch keine Meinung darüber.
Damals,.. vor 10 Jahren, wurde in unserer Rehaklinik das Buch empfohlen
Titel: 'Katze fängt mit S an'.
Es würde sehr gut zum Verständnis dieses Defizits beitragen.

Wie ich bereits gesagt habe, habe ich in der Reha, verschiedenste Ausprägung der Aphasie erlebt,
... und habe mich, als ich zuhause war, etwas mit diesem Thema beschäftigt.

Die erste unvoreingenomme Reaktion, wenn man einen Aphasiker erlebt ('der seine Sprache verloren hat') :

Oh Gott,... jetzt hat unser.. Vater.. den Verstand verloren.

Aber,.. dieser Eindruck ist absolut falsch:

Er hat nicht den Verstand verloren
sondern
seine Sprache.

Und das macht den Schlaganfallpatienten todunglücklich bis,.. agressiv.

Das Schlimme ist:
er weiß genau, was er dir sagen will..

.. aber,.. du verstehst ihn nicht!
er glaubt,.. daß er sich richtig ausdrückt!

Hier ein Beispiel (habe ich persönlich in der Reha erlebt):

Ein Mann (Aphasiker) hatte zu Besuch ,.. seine Frau und Schwägerin(?).

Er hatte seine Sprache verloren,.. und konnte ausschließlich die Worte(?) te deng, te deng, te deng...
sagen.

Seine Frau wollte ihm helfen, und ein Brot fertig zu machen, hatte die Scheibe mit Butter versehen,.. und wollte von ihm wissen, welchen Belag er haben wolle?
Tja,.. es kam wie es kommen musste... seine Antwort:
te deng , te deng...
Gut, sie hat das nicht verstanden, und nahm irgendeine Wurst,
Das war wohl die falsche, .. und es folgt ein heftiger ' te deng- Redeschwall'....
und er schmiß vor lauter Wut ihr das Brot an den Kopf.

Ich saß an diesem Tisch,.. und ein leichtes Grinsen auf meinen Lippen verging mir, als ich in ihre traurigen Augen blickte.

Da begriff ich, daß ich ein unwahrscheinliches Glück hatte, daß ich noch meine Sprache hatte.
Ich hatte zwar eine Sprachstörung, (sprach leise, eintönig..)..
Aber,.. der, der es wollte,... konnte mich verstehen.

So,.. das meine persönlichen Erfahrungen rund um die Aphasie.

Deshalb meine Empfehlung: beschäftige dich mit dem Thema um die Situation zu verstehen.
Es muß nicht unbedingt ein Buch sein. Man kann sich sehr gut im Internet informieren. Das hat den Vorteil
man kann es unverzüglich beginnen, und es ist kostenlos....
;)

z. B.: wird man sofort lesen daß es verschiedene Aphasieformen gibt, und sie sich verschieden bemerkbar machen. Und so entwickelt man so langsam das Verständnis um das Problem, und verliert nicht sofort die Geduld.


Also,.. wie gesagt: jetzt sollte ein guter Logopäde her,
und intensive Therapie (so 2-3 x in der Woche a' 2 Std.)
Das wird schwierig sein, das zu bekommen. Aber es hilft mehr, als ein irgendeines Psychomedikament,
denn es packt das Übel an der Wurzel.
Aber,.. wie auch immer,... ich bin kein Mediziner sondern nur ein Schlaganfallbetroffener.


Sorry,. bißchen lang geworden.
Aber,.. da ist mir das Herz übergelaufen.


Tschüs, alles Gute, viel Erfolg und eine gute Zeit.
:)
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal bearbeitet, zuletzt von »hemi_1« (04.03.2008, 16:45)
#13
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Gelöscht

hallo zusammen,
wieder einmal herzlichen dank für eure ausführlichen antworten. ihr wisst gar nicht, wie sehr mir das hilft ...
(oder doch? 😉

@kate: er bekommt cipramil schon sehr lange - seit über 3 jahren, seitdem er einen hörsturz hatte.
ich werde heute mit der ärztin sprechen, ob das medikament vor dem jetzigen hintergrund noch angebracht ist

@friedrich: einen guten logopäden wird er hoffentlich ab heute/morgen bekommen - es geht nämlich heute mittag
in die reha!

die akute phase hat er laut den ärzten überstanden.  er ist jetzt immer wacher und scheint etwas gelöster...

ich bin froh, dieses forum gefunden zu haben und werde weiter berichten. drückt uns die daumen. ich drücke jedem hier meine.

lg, daniel

#14
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...kannst Dir sicher sein, dass wir Euch die Daumen drücken! Wäre schön, weiter von Deinem Vater zu hören, am liebsten natürlich von Fortschritten! Von Herzen alles Gute! Kate
#15
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Hi Daniel,
Super, daß er jetz in die Reha kommt.Begleite ihn bei seine Einlieferung und regel die kleinen Dinge
für ihn. Wenn er so traurig ist, wie du sagst, dann ist es ihm vermutlich alles egal.

z. B.. ob er wöchentlich einen Therapieplan bekommt,.. ob da auch ein Logopäde drinsteht ,
ob er ein schönes Zimmer/Bett bekommt. usw...usw....

Tschüs, alles Gute, viel Erfolg und eine gute Zeit.
:)
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »hemi_1« (09.03.2008, 23:10)
#16
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Gelöscht

hallo friedrich,

donnerstag nachmittag ist er in die reha gekommen und hatte am freitag gleich die ersten therapien.
den therapieplan hat er auch zusammengestellt bekommen. er wirkt jetzt auch nicht mehr ganz so doll bedrückt, liegt in einem 2-mann-zimmer mit einem schönen blick in den botanischen garten. es stellen sich auch schon kleinerer (eigentlich sind es ja riesengroße...) erfolge ein. so nahm er gestern ein foto seiner mutter in die hand und hielt es sich ungefähr eine minute vor die augen, um es selbst zu betrachten. und mit blicken verfolgt er nun sehr aufmerksam das geschehen um sich herum

lg, daniel
#17
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Gelöscht

Hi Daniel,
ganz prima, daß er die Reha/die neue Umgebung so doll annimmt.
Ist die Rehaklinik bei euch in der Nähe? Könnt ihr ihn besuchen?

Eure Anwesennheit wird ihn sicher gut motivieren. Solch eine Reha wird für ihn, als frischen SF-Patient,
ein wenig schwierig vorkommen.
Aber wenn er sich an diesen Betrieb erst einmal gewöhnt hat, dann wird das sicher gut laufen.

Wenn du mal ein wenig vor Ort bist, dann versuche den Kontakt zum betreuenden Arzt herzustellen,
oder auch, mit dem Vater ,zusammen in die Therapiestunde des Logopäden zu gehen, dann bekommst du einen Eindruck, ob sich dein Vater bei dem Logopäden wohl fühlt. Und du bekommst sicher auch ein paar Tips, wie ihr
am besten mit dem Vater sprachlich umgehen könnt.

Für wie lang ist die Reha im Moment genehmigt? 3 Monate?
Wie auch immer, ich wünsche euch viel Erfolg.
:)

Tschüs, und eine gute Zeit.
:)
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »hemi_1« (10.03.2008, 22:09)
#18
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Gelöscht

Hallo Spencer,
ich kann Dir wirklich wärmstens empfehlen, gemeinsam mit Deinem Vater so viele wie möglich, Therapien  zu besuchen. Frage die Therapeuten nach Kopien zu den praktizierten Übungen, Bewegungen (Bobath).
Nach der Reha sind die Bewegungen/Übungen sonst schnell vergessen.
Evtl. motiviert es auch Deinen Vater zum  Mitmachen.
Gruß Tillman
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