#1
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo zusammen,

heute habe ich mal wieder eine Frage. Es geht wieder um meine Bekannte (82). Nach ihrem Schlaganfall (Stammhirn) liegt sie nun seit Anfang Januar im Pflegeheim ohne jegliche Therapie. Gestern hatte ich ein längeres Gespräch mit einer Schwester. Sie sagte mir, dass meine Bekannte "Kontrakturen" entwickelt. Hab nun schon bei google einiges gelesen, was das ist. Aber was können Angehörige und ich tun, um diesen noch entgegen zu wirken. Die Fußgelenke sind schon fast ganz steif. Die linke Hand (gelähmt) beginnt nun auch langsam wieder sich zu bewegen und ist noch völlig normal, die Finger lassen sich ein bisschen bewegen. Aber sie verkrampft sich sofort, sobald man anfängt, diese ein bisschen zu bewegen. Bei der rechten Hand, die sie sehr gut bewegen kann sieht es da schon anders aus. Ich kann es jetzt schlecht beschreiben, aber Ring- und kleiner Finger sind schon sehr steif. Sie kann mit dem Arm sogar schon bis hoch zum Galgen greifen und trainiert es, wenn wir da sind auch ein paar Mal. Die besagte Schwester will sich nun Übungen von ihrer Mutter (Krankengymnastin) zeigen lassen, um mit ihr zu üben. Nun haben wir natürlich Angst, dass die Versteifung schlechter wird,

Heut hat man mal damit angefangen, sie zu "mobilisieren". Sie wurde in einen Rollstuhl gesetzt und Ende. Dieser wurde in eine leichte Liegeposition gebracht, damit sie nicht zur Seite gibt durch die Lähmung. Ich hätte sogar die "Erlaubnis" vom Pfleger bekommen, mit ihr nach draussen zu fahren, hab es aber gelassen. Sie war seit dem SA am 1.12. nicht mehr draussen und ist auch durch den MRSA immer noch ziemlich geschwächt. Hätte auch nicht viel gebracht, denn kaum war sie im Rollstuhl, hat sie zwei Stunden fast durchgehend geschlafen. Ein kleines Wunder, denn sonst schläft sie tagsüber fast nie, weil immer etwas weh tut. Aber entweder hat es sie so angestrengt oder sie konnte da "entspannen".

Auch sonst macht sie erstaunliche Fortschritte. Das sprechen klappt immer besser, wenn sie uns schimpft ist es meist sehr verständlich. Diese Woche hat sie sogar über das Wetter geschimpft. Es regnete, schneite und dann kam wieder die Sonne. Und ihre Kommentare waren "Aprilwetter" und danach "Sch...Wetter". Auch hallo, bitte und danke geht einigermaßen. Und wenn ihr was weh tut, kann sie es auch recht deutlich sagen. Nun wollen wir noch trainieren, dass sie die Klingel betätigen kann, damit sie selbstständlich die Schwestern rufen kann. Die Tochter befürchtet allerdings, dass sie dies dann sehr ausgiebig tut, wie vor dem SA auch. Kann man geteilter Meinung sein. Nachdem der Katheder nun entfernt werden musste, da er alle 3-4 Tage verstopfte aufgrund von grisseligen Ausscheidungen entwickelt sie auch wieder Gefühl für Wasser lassen und Stuhlgang.

Erstaunlich, wie sie sich trotz allem wieder entwickelt und kämpft. Wenn uns das einer vor knapp 4 Monaten gesagt hätte, wir hätten ihm vermutlich kein Wort geglaubt.

So, nun bin ich dann doch ein bisschen vom eigentlichen Thema abgekommen und wünsche allen ein schönes frühlingshaftes Wochenende.

LG Susi
#2
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

hallo susi,

kontrakturen kann man nur mit bewegung entgegenwirken. in dem fall dürfte es schlecht gehen.
ich habe eine lähmung der gesamten rechten seite. das hat kontrakturen in den kniegelenken, der hüfte und in der axel verursacht. ich versuchemit stretchingübungen, einer art fahrrad, an das ich mit dem rollstuhl rankann,ergo,- und physiotherapie beizukommen. in dem fall müsste man aber dranbleiben.

margy

margy hat seine geschichte und viel mehr aufgeschrieben unter www.margy-plauen.de

#3
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo TramSusi,

Zu den von Dir beschriebenen Kontrakturen habe ich eine interessante
Stelle im Internet gefunden.
In dem Artikel geht es um die Altenpflege... wichtig ist die ganzheitliche Betrachtung der Person, hier als "Bewohner" beschrieben.
Am Praxisbeispiel Fr.M.

der Artikel:
http://www.altenpflegeschueler.de/pflege/Basale-Stimulation-Beispiel.php

" Vestibuläre Wahrnehmung
Ist für die motorische Steuerung des Körpers und das Gleichgewicht zuständig. Sie gibt uns die Orientierung über unsere „ Lage im Raum“.
Um diese Wahrnehmung zu verbessern ist es besser den Bewohner zu mobilisieren, ihn sitzen lassen, um seine Orientierung zu fördern, auch die Lagerung fördert die Orientierung (z.B. Seitenlage, Rückenlage) was „oben und unten“ ist."

Das "Sich-wohlfühlen" hat sie euch mit dem zweistündigen Schlaf im Rollstuhl bewiesen.

Nimm Dir die Zeit und lies mehr zum Thema Basale Stimulation.
"Aber sie verkrampft sich sofort, sobald man anfängt, diese ein bisschen zu bewegen"... Beweg ihre Hand noch nicht, sondern leg deine Hand erst einmal nur auf ihre, berühre sie nur ganz leicht, bis sie sich daran gewöhnt... es ist wichtig ihr Vertrauen zu finden, evtl. kann sie nicht erkennen, warum ihr das macht, evtl. war sie es schon lange nicht gewohnt, dass sie jemand berührt...vielen Behandlungen geht die Morgenwäsche, also die ganzheitliche Kontaktaufnahme voraus, geduldige Morgenwäsche erzeugt ein Wohlgefühl,... evtl. habt ihr dazu nicht die Gelegenheit, vielleicht freut sie sich wenn ihr ihr mit einem warmem Lappen Körperteile wascht, oder sie mit Babyöl einölt, erstmal nur um den Kontakt aufzubauen. Gewöhnt sie an euch, laßt sie mitmachen, gebt ihr den Waschlappen in die Hand, beobachtet wie sie reagiert. So stellt ihr den Kontakt zu ihr her, bis sie sich durchbewegen läßt. Das "Durchbewegen" ist wichtig um die Kontrakturen zu stoppen.

Liebe Grüße Tillman
Dieser Beitrag wurde bereits 14 mal bearbeitet, zuletzt von »Tillman« (29.03.2008, 20:11)
#4
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo, danke für eure Antworten. Einiges ist mir dadurch nun klarer geworden.

Den Artikel habe ich mir durchgelesen und dabei einige Parallelen gefunden. Werde mir den Artikel mal ausdrucken und dann der Tochter mitbringen damit wir gemeinsam überlegen können, wie wir das umsetzen können so gut es uns möglich ist.

Vielleicht helfen ihr diese "Übungen" um ruhiger zu werden. Als ich ihr diese Woche unsere aktuelle Vereinszeitschrift mitbrachte und wir sie gemeinsam anschauten war sie total interessiert. Sie konnte die Bilder erkennen und auch dabei war sie vollkommen ruhig. Das Radio lässt man morgens für 1 oder 2 Stunden laufen und dann nachmittags nochmal. Wir hatten auch probeweise einen TV im Einsatz. Aber wenn wir uns Sendungen ansahen, die wir auch früher gemeinsam gesehen haben, hat sie geweint und war auch allgemein nicht sehr daran interessiert.

Nun sehen wir mal, was wir tun können und hoffen, dass es weitere kleine Fortschritte geben wird.

LG Susi
#5
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo TramSusi,
versucht es mit einzelnen Stücken klassischer Musik, keine Stimme, nur instrumental, ohne "Pauken und Trompeten", Radio ist immer mit reden vermischt, das verarbeitet sie evtl. nicht.. ausgewählte klassische Musik beruhigt ungemein.
Liebe Grüße Tillman

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Tillman« (29.03.2008, 20:28)
#6
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Stimmt, da hast du Recht. Werd ich morgen mal eine CD mitnehmen und ausprobieren.

Gestern Nachmittag muss sie dann total verwirrt gewesen sein. Ich hatte ihr am Donnerstag einen Strauß Tulpen mitgebracht, hat sie sich gewünscht. Und als die Tochter sie fragte, von wem die Blumen sind hat sie gemeint, sie hat sie sich selbst gekauft und von zu hause mitgebracht. Sie saß nicht im Rollstuhl, ich wär nicht da gewesen, dafür jemand anderes aus dem Verein. War wieder ein sehr deutliches Zeichen ihrer Demenz.

LG Susi
#7
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Ja natürlich... es gibt schon altersbedingte Krankheiten, die in das Gesamtbild mit einfließen.Deshalb muß man den "Bewohner" ganzheitlich sehen, was die nahen Angehörigen oft am besten können.

Mein Vater ist 92 Jahre alt, er erträgt seine Krankheiten tapfer.
Er reagiert auf viele Medikamente stark allergisch, doch welche das sind, weiß nur seine Frau, meine Mutter, 87 Jahre alt. ;)

Schenke ihr ein Foto von Dir und stell es ihr ans Bett.
Dann kann ihre Tochter nach dem Namen der Person auf dem Bild fragen.


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Tillman« (29.03.2008, 21:08)
#8
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Wir müssen uns eh langsam mal drann machen, ein paar persönliche Gegenstände mitzubringen. Das ist bis jetzt leider zu kurz gekommen. Aber durch den MRSA-Keim sind sie alle sehr vorsichtig mit DIngen, die wir mitbringen. Müssen ja irgendwann mal desinfiziert werden. Aber gegen ein paar Bilder dürften sie ja nichts einzuwenden haben.

Eins ist mir in den letzten Tagen aufgefallen. Immer, wenn ich sie nach meinem Namen frage, weiß sie ihn sofort. Vor dem SA war ich oft auch mal "Simone" statt "Susann". Sie wusste aber nie, wie sie auf den Namen kam. Ich hatte mich irgendwann so drann gewöhnt, dass ich auch auf "Simone" reagiert habe. Die anderen aus dem Verein fanden das dann sehr komisch.

LG Susi
2454 Aufrufe | 8 Beiträge