#1
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Jörn

Gast

Hallo, ihr lieben,
 
ich wollte mal wieder ein wenig von meinem Vater berichten. Ich weiß selber, wie schön es ist, auch einmal etwas positives im Forum zu lesen.
 
Mein Vater ist jetzt seit einer Woche in der ReHa in Hess. Oldendorf. Sein Zustand hat sich in der einen Woche schon verbessert. Er spricht jetzt öfter und verständlicher und nimmt am Gespräch auch mehr teil als vorher. Das wirre Reden hat sich gegeben - manchmal will er "seine" Zigarette noch im Aschenbecher ausdrücken, obwohl er gar nicht raucht (und das auch nie wieder tun darf!!). Das wird wohl der Entzug sein. Gestern hat er selber gesagt, dass wir ihm immer sagen sollen, wenn er "dummes Zeug" redet. Leider hat er jetzt einen Ausschlag bekommen. Wir reiben ihn aber immer mit Creme ein und bekommen es so ganz gut in den Griff. Schön ist auch, dass er jetzt einen Zimmergenossen hat. Das beruhigt uns - gerade in der Nacht. In den nächsten Tagen soll eine Magensonde gelegt werden. Das ist doch auch positiv, oder? Die Schädelplatte wird erst viel später wieder eingesetzt. Darum ist der Kopf auf der rechten Seite stark eingefallen. Das sieht nicht schön aus, aber das Aussehen spielt ja zur Zeit keine große Rolle.
 
Die Lähmung macht uns aber noch Sorge. Die komplette linke Seite ist unbeweglich. Wir hoffen, dass dieser Zustand noch besser wird. Mein Vater sagt zwar, dass er merkt, wenn wir ihn am linken Arm/Bein streicheln, aber er kann nicht sagen, was wir machen oder wie viele Finger wir festhalten etc. Könnt ihr mir sagen, wie lange diese Lähmung bei euch bzw. bei euren Angehörigen angehalten hat?
 
Viele Grüße!
Jörn
#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jörn, das ist doch super, was dein Vater für Fortschritte macht. In Hessisch Oldendorf sind sehr viele Patienten mit der" eingefallenen ". Kopfseite. Man sieht diese Leute aber auch wieder, wenn sie eine Schädelplatte bekommen haben. Als ich dort war, hatte eine Zimmernachbarin die gleiche OP. Sie war nach 5 Tagen wieder da und es ging ihr ganz gut. Aber man kann das natürlich nicht für jeden Patienten sagen. Jeder Mensch ist anders veranlagt, bei einem ist der Heilungsprozess ganz zügig und ein anderer braucht länger. Meine Halbseitenlähmung ist eigentlich " schnell " einer Lahmheit gewichen. Ich habe das volle Gefühl in Arm und Bein, aber es ist, als würden Zentner an Gewichten dranhängen. Aber dein Vater ist dort in guten Händen. Habt Geduld, es wird schon. Ich wünsche euch ganz viel Glück. Marion
#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jörn,
 
die Halbseitenlähmung wird wohl immer bleiben, aber er wird lernen, wie man mit der gelähmten Seite besser umgeht und sie auch bewegt.
 
Das heißt, er wird sich bewegen lernen, nur die Sensibilisierung wird vermutlich nicht so zurück kommen, wie er es von der anderen Seite gewohnt ist. Aber daran gewöhnt man sich. Es ist auf alle Fälle besser, als mit einer Prothese zu leben.
 
Unser Hirn ist so komplex, dass wir erst lernen müssen, es zu verstehen. Wir haben im Hirn Millionen graue Hirnzellen, die die abgestorbenen ersetzen können. Diese müssen jedoch erst lernen.
 
Das unangenehme ist daran, dass sie auch "schlechte",- nicht richtige Dinge lernen, wie Schmerz, sensibilitätsstörungen usw.
 
Die Neuronenbahnen, von einer Zelle zur anderen bilden Synapsen, die das gelernte abspeichern, wie bei einem Säugling. Deswegen müssen diese Synapsen alles richtig lernen.
Die Therapeuten helfen dabei, nur umsetzen muss es der Patient selber. Es ist nicht die Frage der Dauer, sondern ob dein Vater verstehen kann, was sich in seinem Kopf abspielt.
 
Deshalb kann man einen Schlaganfall mit dem Anderen nicht vergleichen und bei jedem braucht es unterschiedlich lange um sein Ziel zu erreichen.
 
Liebe Grüße Manfred
#4
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jörn.
Es ist schön zu lesen, dass Dein Vater Fortschritte macht. Das ist für ihn und natürlich auch für Euch sehr wichtig, denn Fortschritte bauen einen auf,  motivieren durchzuhalten und weiter zu machen und eventuelle Rückschläge besser zu verkraften. Die Sensibilitätsstörungen hat mein Mann heute (nach 10 Monaten) immer noch. Wenn er die Augen schließt und man ihn auf der linken Körperhälfte berührt, so kann er zwar zuordnen, ob es am Bein, Arm, Hand, Fuß etc ist, aber oft ist es ihm nicht möglich genau zu lokalisieren wo die Berührung genau ist. Aber es hat sich im Laufe der letzten 10 Monate doch um einiges gebessert. Eine Bekannte von uns hat durch einen Bandscheibenvorfall ebenfalls eine taube Gesichtshälfte und einen tauben Arm. Sie sagt, dass man sich mit der Zeit daran gewöhnt.Die Lähmung hat sich bei meinem Mann relativ schnell zurück gebildet, was die Ärzte bis heute nicht verstehen können.
Das mit dem eingefallenen Schädel ist eine Gewöhnungssache. Selbst unsere Kinder (10 und 11) haben sich ganz schnell an den Anblick gewöhnt. Aber Du wirst sehen, wenn der Deckel erst mal wieder drinn ist, wird sein Kopf wieder eine schöne Form bekommen.
;)
Ich hoffe, dass es für Euch weiterhin bergauf geht.
 
LG Steffi
 

Wir sind nur zu Besuch auf dieser Welt, also machen wir das Beste draus.....
#5
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bw

Gast

Hallo Jörn,

der SA meines Vaters ist jetzt kanpp 7 Monate her. Er hat die Lähmung an der rechten Seite. Anfangs war diese Seite komplett unbeweglich. Die Lähmung ist im Gesicht ist nun komplett verschwunden und der Rumpf ist auch wieder relativ stabil. Der rechte Arm und das rechte Bein sind immer noch gelähmt, jedoch, wie Manfred schon sagt, hat er schon gut gelernt damit umzugehen. Er kann sich mit dem Vierpunktstock schon einige Meter vorwärtsbewegen. Beim Aufstehen schiebt er das linke Bein unter das Rechte und bewegt es so zur Bettkante. Er zieht sich mit dem linken Arm in Sitzposition und braucht nur noch wenig Hilfe beim Aufstehen.
Ich wünsche Deinem Vater alles Gute. Inwieweit sich sein Zustand noch bessern wird, kann Dir niemand sagen. Wichtig ist, daß er seine gelähmte Seite nicht "vergißt" und sie bei jeder Bewegung mit einbindet.
 
Dir und Deiner Familie viele Grüße
Barbara
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