#1
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Allerseits,
ich habe gerade bei der Infosuche dieses Forum gefunden. Foren sind eine gute Hilfe, was die Fragen zwischen Fachgebiet und Menschsein betrifft.Darum freue ich mich dies gefunden zu haben.
 
Nun ist es bei uns so:
bei meinem Vater wurde heute ein Kleinhirninfarkt diagnostiziert. Er liegt auf der Beobachtungsstation, was ihn natürlich nicht erfreut, denn er ist recht fidel, wie der Arzt meinte. Er hatte leichte Ausfälle, Spache und Schwindel wohl, laufen kann er gut.
 
Geplant ist nun etwa zwei, drei Nächte Beobachtung und dann bis Mitte der kommenden Woche noch KH, dann gleich in die stat. Reha.
 
Mir stellt sich die Frage, die ich so nicht in der Klinik stellen konnte (um seine Partnerin nicht noch mehr aufzulösen):
Wie wahrscheinlich ist es, dass ein weiterer Infarkt noch in den kommenden Tagen nachkommt? Kommt das nicht oft vor, oder ist das eine der Halbwahrheiten der Laienmedizin, das weiss ich nun nicht.
Es ist übrigens ein Gerinsel, keine Blutung.
 
Er ist jetzt auf einer Stroke-Unit, die ist auch in den Listen zu finden. Die angeschlossene lokale Reha-Klinik ist allerdings nicht verzeichnet. Muss ich mir da Gedanken machen? Woran erkenne ich eine gute Reha?
 
So, nun bin ich Optimist: dieser Tag war für die Familie eine Art Feueralarm: alles getestet, alle sind gelaufen, aber der Ernstfall tritt nicht ein.  Nun ja, das ist Wunschdenken, das Leben ist endlich, aber ich will nicht weiter denken.
 
Ich hoffe ich finde hier ein paar Denkanstöße, was nun wichitg ist. Ich kenne den Schlaganfall, weiss, wie er geschehen kann, habe schon einige in der weiteren Familie erlebt, aber nun kann es ja sein, dass ich irgendwann Entscheidungen treffen muss. Da möchte ich wissen, was wichtig ist.
 
Viele verwirrte Grüße
Arp
#2
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Arp,
 
du hast schon Recht mit deiner Frage, um weitere Schlaganfälle!!!
 
In der Tat, es kommt häufig vor, dass Patienten einen weiteren Schlaganfall bekommen, so lange das Risiko, das er hat  nicht ausgeschaltet wurde.
 
Es muss die Ursache gefunden werden, wieso es zu Thrombosen kommt. Das Blut gerinnt innerhalb der Blutgefäße und verlegte  die Blutbahn, die das Kleinhirn mit Sauerstoff versorgt.
 
Mit Marcumar o.ä. kann die Gerinnung verhindert werden, somit ist dein Vater vorerst in Sicherheit, aber die Ursache noch nicht gefunden.
 
Es kann an Gendefekten, oder einem Loch im Herz,- Foramen Ovale, liegen.
Das wäre für mich wichtig zu wissen, damit man das Marcumar wieder absetzen kann.
 
Liebe Grüße Manfred
#3
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Arp!
 
Erst einmal freue ich mich für Euch und Deinen Vater, dass Ihr scheinbar glimpflich davon gekommen seid. Meine Eltern sind innerhalb von 4 Monaten beide betroffen gewesen, jedoch wesentlich schwerer.
 
Bei meiner Mutter war auch das Kleinhirn betroffen, jedoch eine Blutung, ausgelöst durch Bluthochdruck/ Herzrhytmusstörung. Das mit dem Schwindel ist nach wie vor bei uns ein Problem.
 
Schlaganfälle können schon wieder auftauchen, da hast Du recht. Es gibt da grundsätzlich auch eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, wurde uns damals gesagt. Leider kann Dir keiner punktgenau sagen, warum, wie und ob das auch bei Euch der Fall sein kann. Oft wird ja noch nicht einmal eine ganz eindeutige Ursache gefunden, weil da scheinbar so viele Faktoren Einfluss nehmen.
 
Das einzige was Ihr tun könnt: Medikamentös richtig einstellen, bewußter Leben und Deinen Vater und sein Umfeld sensibilisieren: alle müssen jetzt nicht-verdrängend mit möglichen Symptomen vertraut gemacht werden. Für den Fall, dass etwas passiert, sollte Dein Vater wenn möglich auch wieder in die Stroke Unit, in der er schon war (gleich beim Rettungsdienst sagen). Ist jetzt vielleicht ein wenig weit gegriffen, denn wir hoffen ja alle mal, dass das nicht wieder passiert, bei meinem Vater ist es aber wieder passiert. Und da haben wir dann die Erfahrung gemacht, dass Mama wegen der Aufregung nur den Rettungsdienst gerufen hat, die ihn in die nächste freie Klinik gebracht haben, die aber über keine Stroke Unit verfügte etc. Bis dann alte Unterlagen vorliegen, ist wertvolle Zeit verloren. Dies nur am Rande. Seither habe ich auch ein Notpaket vorbereitet, wo die MRT Bilder und Befunde als Kopie drin sind. Das könnte dann im Zweifel direkt mitgegeben werden. Dazu habe ich eine Übersicht gemacht, was wann bisher passiert ist.
 
Sicherlich geht es Euch auch so: die Unbeschwertheit des Alltags ist erst einmal verloren. Es ist wie ein Schuss vor den Bug und man fragt sich, ob da noch ein Torpedo abgeschossen wird. In dieser Ungewissheit leben wir in diesem Forum sicher annähernd alle....
 
Zum Marcumar: Mein Vater hatte einen damals relativ leichten Schlaganfall und bekam dann Marcumar. In Folge eines Sturzes haben sich dann bei einem späteren Unfall schwere Hirnblutungen eingestellt. Wenn man Blutverdünner erhält, muss man verinnerlichen, dass man besonders gefährdet ist für innere Blutungen, wo man ja nicht einfach einen Druckverband draufquetschen kann. Mir fällt auf, dass viele Bekannte mit Marcumar recht sorglos umgehen, bzw. ist mein Eindruck, dass sie sich nicht so der Gefahr bewußt sind, dass es schneller zu diesen inneren Blutungen kommen kann. Dieser Eindruck auch nur am Rande, aber wir sind da etwas "gebrannte Kinder"....
 
Bei den Rehas gibt es in der Tat große Unterschiede. Mit geriatrischen Rehas habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht, würde immer eine neurologische Reha empfehlen, wo alle Altersklassen behandelt werden. Da Dein Vater jedoch laufen kann und glücklicherweise recht agil ist, braucht Ihr Euch darüber nicht so große Gedanken zu machen. Je mehr der Patient auf sich selbst aufpassen kann, desto weniger Fallen Qualitätsunterschiede ins Gewicht, so meine Meinung. Bei recht leicht betroffenen Patienten wird in der Regel überall recht gut geholfen, die Probleme beginnen erst bei Patienten, die stationär in eine Reha müssen und sich nicht selbst helfen können, sei es körperlich oder leider auch geistig oder schlimmstenfalls auch Beides.
 
Lieber Arp, wie Du vielleicht gelesen hast, sind die meisten hier viel viel schwerer betroffen. Wir freuen uns, dass Dein Vater gehen kann und recht wenig zurückbehalten hat!!! Ich kenne aus dem Bekanntenkreis viele, die nach so einem leichten Schlaganfall schon unbehelligt Jahrzehnte problemlos ihr gewohntes Leben leben. Und davon würde ich in Eurem Fall auch mal ausgehen!
 
Alles Gute und beste Grüße von Kate
#4
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Noch ein Nachtrag zur Reha:
 
erkundige Dich genau, inwiefern die angeschlossene Reha neurologische Kompetenzen hat. Insbesondere braucht Dein Vater logopädische Therapie wegen der Sprache. Am besten fragst Du nach, welche Therapeuten genau zur Verfügung stehen.
 
An Deiner Stelle würde ich direkt mal in dieser Reha vorbei schauen und mir einen kurzen Eindruck verschaffen. Frag vor Ort eine Schwester, ob neurologischer Schwerpunkt, ob Logopäden da sind und mit welchen Krankheiten die meisten Menschen hier sind (wenn kommt, dass 90% einen Oberschenkelhalsbruch haben, dann wurde ich zum Sozialdienst der Klinik gehen und mich erkundigen, welche Rehas noch zur Verfügung stehen).
 
Zu Deiner Beruhigung: meine Mutter hatte erst auch mit der Sprache leichte Probleme und soetwas wie Wortfindungsstörungen. Das hat sich komplett gegeben. Sie hatte auch feinmotorische Probleme mit der rechten Hand. Dies hat sich auch sehr verbessert.
 
LG von Kate
#5
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Allerseits,
ich möchte euch zunächst vielmals für die vielen Tipps in dieser kurzen Zeit danken. Ich hab mir alles rausgeschrieben, teile das mit meinen Geschwistern gleich auch.
Wir werden warten was kommt. Meine Großmutter hatte mehrere Schlaganfälle, in hohem Alter, mein Vater lebt eben nicht gesund, er ist furchbar uneinsichtig. Seine Freundin hat solche Angst ihn zu verlieren. Sie lieben sich echt, und ich hoffe, das bringt ihn dazu auf sich doch aufzupassen. Aber man kann ihn nicht zwingen.
MAcumar - ja, ein leidiges Thema. Einer der Segen der Medizin, die zugleich Fluch sind. Mein Schwiegervater muss es seit mehreren Jahren nehmen, mit kurzen Unterbrechungen schon seit sicher 20 Jahren. Er müsste operiert werden, jedoch kann es nicht abgesetzt werden. Das Risiko wäre auch zu groß. Aber das ist ein anderes Thema.
 
Mein Vater ist mitte 70, und seine Freundin schimpft, weil er sich so unsterblich fühlt. Tja, darum hat er keine Verfügung geschrieben. Ich hoffe er tut es jetzt, alleine schon damit seine Freundin mehr Rechte bekommt - bei ihm zu sein, Infos zu erhalten ...  Auch wenn das im Moment und dort kein Problem ist!
 
Vielen lieben Dank für die lieben und hilfreichen Worte!
Arp
 
#6
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Arp,
 
wichtiges Thema mit der Patientenverfügung. Vielleicht solltest Du unseren Schriftverkehr hier mal für Deinen Vater ausdrucken!?!?
 
zu diesem Thema folgende Erfahrung: mein Vater ist kurz bevor er den Notartermin für eine Generalvollmacht hatte, in ein langes Koma gefallen. Damit fingen auch viele rechtlich-administrative Probleme an, die wir vorher so nicht bedacht hatten.
Du kannst ja nichts, auch gar nichts machen ohne Verfügung. Abgesehen von etwaigen medizinischen Maßnahmen, die der Patient vielleicht abgelehnt hätte gibt es noch den ganzen alltäglichen Bereich: Noch nicht einmal Abos kündigen kann man, nichts. Dann das ganze Heckmeck mit dem Amtsgericht in Sachen Betreuung, jeden Cent schriftlich festhalten, Buch führen, Vermögensverzeichnis, dann die dazugehörigen Kosten für den Verwaltungskram, unglaublich.
Dann das Hickhack mit den Ärzten. Im Zweifel kriegst Du dann einfach einen Fremden als Betreuer bestellt. Gerade, wenn Dein Vater nicht verheiratet ist. Da gibt es nur Probleme. Das sollte er auf jeden Fall regeln wenn es irgendwie geht.
 
Früher habe ich auch nie bedacht, dass ja auch der Fall wie Koma oder ähnliches eintreffen kann. Da ist dann die ganze Familie erst einmal komplett handlungsunfähig. Und so eine Betreuungssache dauert Wochen, da die Gerichte überlastet sind.
 
Aber jeder sollte über eine Generalvollmacht bzw. Patientenverfügung nachdenken.
 
LG Kate
 
1480 Aufrufe | 6 Beiträge