#1
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mibi07rtp

Gast

Hallo,
am Freitag hatte meine Mutter, eine bis dahin sehr lebenslustige und absout fitte 79 Jahre alte Frau, einen Schlaganfall; morgens Lähmungserscheinungen im linken Bein und Arm. Sie wurde innerhalb 30 Minuten in die nächste stroke-unit eingeliefert und unmittelbar mit Lyse therapiert. Als mein Vater ca. 20 Minuten später eintraf war sie bereits nicht mehr ansprechbar: massive Blutung im zentralen Hirnbereich in der Nähe des Stammhirns. Sie ist ins Koma gefallen und muss seitdem künstlich beatmet werden. Nach einem Tag ist die Blutung zwar deutlich zurückgegangen, drückt aber immer noch auf die zentralen Nervenbahnen. Die Prognose der behandelnden Ärzte ist alles andere als ermutigend. Im günstigsten Fall eine wahrscheinlich irreversible Lähmung links, im eher wahrscheinlichen Fall eine komplette Querschnittslähmung halsabwärts.
Keine Ahnung, wie man mit so etwas umgeht. Sind wie paralysiert. Eine leider nicht notariell beglaubigte Patientenverfügung, in der sie den Einsatz der Apparatemedizin zur Verlängerung des Sterbens im Fall eines Komas ausschließt, wird vom KH nicht anerkannt. 
Bitte um Tipps und Erfahrungen von Angehörigen, die Ähnliches erlebt haben. Vielen Dank.
#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo mibi07rtp, herzliches Willkommen im Forum auch wenn der Grund nicht sehr erfreulich ist. Jeder hier hat irgendwie ein Päckchen zu tragen. Eine Frage stellt sich aber sofort. Ist bei Deiner Mutter nach der Einweisung ins Krankenhaus ein CT vom Gehirn gemacht worden? Liebe Grüße Tillman
#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Mibi,
 
ich hatte eine Hirnblutung im Stammhirn III Vertrikel und kein Arzt gab mir eine Chance zum Leben.
 
Meiner Frau ging`s damals so wie euch!!!
 
Ich war 5 Wochen im Koma und die Ärzte plädierten die Beatmung abzustellen. Jedoch meine Frau glaubte an mich und ließ das nicht zu.
 
Heute führe ich ein halbwegs normales, selbstständiges Leben.
 
Dazu musst du wissen, das Stammhirn ist zuständig für alle lebenswichtigen Organe, wie Herzschlag, Leber und Nierenfunktion.
Laut Lehrbuch hatten die Ärzte also Recht.
 
Für viele ist ein Leben mit einer Halbseitelähmung nicht mehr lebenswert und unterschreiben eine ärztliche Verfügung. Ich wäre in dem Fall tod!!!
 
Liebe Grüße Manfred

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Manfred_Mader« (15.04.2008, 16:16)
#4
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mibi07rtp

Gast

[quote]Zitat von Tillman
Hallo mibi07rtp, herzliches Willkommen im Forum auch wenn der Grund nicht sehr erfreulich ist. Jeder hier hat irgendwie ein Päckchen zu tragen. Eine Frage stellt sich aber sofort. Ist bei Deiner Mutter nach der Einweisung ins Krankenhaus ein CT vom Gehirn gemacht worden? Liebe Grüße Tillman[/quote]
CT wurde auf jeden Fall gemacht, aber ich hab kein CT gesehen vor der Lyse.
#5
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mibi07rtp

Gast

[quote]Zitat von Manfred_Mader
Hallo Mibi,
 
ich hatte eine Hirnblutung im Stammhirn III Vertrikel und kein Arzt gab mir eine Chance zum Leben.
 
Meiner Frau ging`s damals so wie euch!!!
 
Ich war 5 Wochen im Koma und die Ärzte plädierten die Beatmung abzustellen. Jedoch meine Frau glaubte an mich und ließ das nicht zu.
 
Heute führe ich ein halbwegs normales, selbstständiges Leben.
 
Dazu musst du wissen, das Stammhirn ist zuständig für alle lebenswichtigen Organe, wie Herzschlag, Leber und Nierenfunktion.
Laut Lehrbuch hatten die Ärzte also Recht.
 
Für viele ist ein Leben mit einer Halbseitelähmung nicht mehr lebenswert und unterschreiben eine ärztliche Verfügung. Ich wäre in dem Fall tod!!!
 
Liebe Grüße Manfred
[/quote]
Glückwunsch, auch an Deine Frau, dass sie das durchgestanden hat. Da bekommt man ein ganz schlechtes Gewissen, dass man so verzweifelt ist. Die halbseitige Lähmung schreckt uns nicht so sehr, aber da sind ja auch noch ganz andere Szenarien denkbar. Und ich bin ganz sicher, dass das etwas ist, das sie für sich ausgeschlossen hat. Und für meinen 82jährigen Vater auch.
#6
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Unbekannt

Gelöscht

[quote]Zitat von mibi07rtp
CT wurde auf jeden Fall gemacht, aber ich hab kein CT gesehen vor der Lyse.
[/quote]
Sollte nach der Einweisung und vor der Lyse kein CT gemacht worden sein ist das ein grobes Versäumnis.(anschließende Fehlbehandlung nicht ausgeschlossen)

Sollte die Lyse nach dem CT als geeignete Behandlung festgelegt worden sein, solltet ihr an Hand der Aufnahmen eine Zweitmeinung einholen.
Die Aufnahmen solltet ihr euch aushändigen lassen.
Ich weiß nicht ob ihr jetzt schon die Energie dazu habt.

Jedoch ist es gut, dem behandelnden Personal eure Aufmerksamkeit offen zu zeigen.
Hinterfragt soviel ihr könnt.
Nehmt euch Schreibzeug mit, um möglichst viel und genau gleich nach dem Gespräch festzuhalten.
Fertigt Gedächtnisprotokolle an.

Liebe Grüße
Tillman

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Tillman« (15.04.2008, 18:35)
#7
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Unbekannt

Gelöscht

Auszug
"Eine gegen den z.B. in einer Patientenverfügung erklärten Willen des Patienten durchgeführte Behandlung ist eine rechtswidrige Handlung, deren Unterlassung der Patient analog § 1004 Abs. 1 Satz 2 in Verbindung mit § 823 Abs. 1 BGB verlangen kann. Dies gilt auch dann, wenn die begehrte Unterlassung zum Tode des Patienten führen würde. Das Recht des Patienten zur Bestimmung über seinen Körper macht Zwangsbehandlungen, auch wenn sie lebenserhaltend wirken, unzulässig (BGH Beschluss XII ZR 177/038 mit Verweis auf Senatsbeschluß aaO 751)."

http://www.juraforum.de/forum/t132653/s.html

Patientenverfügung
http://www.bmj.de/media/archive/1184.pdf

Welche Form eine Patientenverfügung haben MUSS wird hier eindeutig genannt.
Sie KANN von einem Notar aufgesetzt sein.
Somit ist es nicht das Recht des Krankenhauses an der Verfügung in diesem Punkt zu zweifeln.

Grundsätzlich:
Mir geht es um die Einhaltung des erkennbaren Patientenwillens, nicht um die Beschleunigung des Sterbens.
Ich vermute, das Krankenhaus befindet sich in einem Konflikt, weil ihnen etwas "aus dem Ruder lief".

Tillman

Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal bearbeitet, zuletzt von »Tillman« (15.04.2008, 18:34)
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