Heute, vor einem Jahr bekam ich einen Schlaganfall mit zusätzlicher Hirnblutung.
Dieses mal war es kein Denkzettel. Deses mal hatte es mir den Boden unter den Füssen weggezogen....
Meinen Denkzettel bekam ich 2002 schon, leichter Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte.
Damals kam ich sehr schnell auf die Beine. Daqmals hatte ich "nur" leichte Einschränkungen in der rechten Seite.
Keiner fand heraus woher oder warum das passiert war. Ich weiss nur, dass ich bis zum Hals im Stress stand.
Zu dieser Zeit hatte ich als Kurierfahrer in einer kleinen Firma gearbeitet und war nie vor 23 Uhr im Feierabend.
Naja, morgens um 3 Uhr bin ich meistens schon wieder aufgestanden, da wie so oft ein Kollege verpennt hat oder Krank geworden ist. Ich war in dieser Zeit unersätzlich. Von morgens bis in die Nacht hatte ich mir den Allerwertesten aufgerissen. Ausserdem plagte mich und meine Lebensgefährtin meine grossflächige Schuppenflächte, und das im Sommer, wo die vertrockneten Stellen einrissen und zu Bluten anfingen. Zum ansehnlichen Leid, der sich auch zudem als Schuppenriesel in meiner Umgebung bemerkbar machte nervte alles total und ich war sehr unzufrieden.Als ich dann in der Reha war und ich mich wieder, ohne zu Humpeln fortbewegen konnte ging auch meine Schuppenflechte allmählich weg. Ich bangte um meinen Job. Es war kurz vor Weinachten, genau 2 Tage bis Heilig Abend, als ich beim Chef vorstellig wurde und zu verstehen gab wieder die Arbeit aufzunehmen. Was mir bis dato noch nicht klar war muss meine Abwesenheit ein riesiges Loch in die Firma gerissen haben, dass er sich darüber masslos geärgert haben muss. Nach einer dreivirtel Stunde offenbarte er mir, dass mein Arbeitsvertrag, der nur auf ein Jahr befristet war
und Ende Januar endet nicht verlängert würde. Da fragte ich mich ernsthaft, warum ich schnell wieder Gesund werden wollte. Darüber hinaus war es ein tolles Weihnachtsgeschenk.
Ich fing an Musik zu machen und hatte relativ schnell mein eigenes Studio zusammen. Meine Lebensgefährtin arbeitete und ich jobte ab und zu nebenbei. Es funktionierte....ich arbeitete für einige "Plattenfirmen" und Kollegen und hatte darüber hinaus eigene Projekte, was insgesamt gut lief. Das ging eine Weile sehr gut....bis der Musikmarkt weltwet einbrach, wie z.B. MP3-Datenklau via Internet. Es dauerte nicht lange und ich musste mir einen "echten" Job suchen, da die Auftragslage entsprechend, der Massnahmen der Musikindustrie mau geworden war und wir Geld brauchten. Gelernt hatte ich Berufskraftfahrer und Cardesigner-Autolackierer, also beschloss ich nach relativ langer Suche bei einer Spedition Ende 2005 als Fernfahrer innerhalb Deutschland anzufangen. Obwohl ich diesen Job gelernt hatte tat ich mich sehr schwer damit, denn ich war sehr wenig zu Hause und konnte meiner tatsächlichen Berufung (Musik) nicht mehr nachgehen. Anfang 2006 wechselte ich zu einer anderen Spedition, da das Arbeitsverhältnis angekratzt war und ich meine Gelder zum Schluss nicht mal mehr bekam. Meine Schuppenflechte fing schon wieder an "aufzublühen" und eigendlich ging es mir nicht gut. Ich machte aber weiter. Meine Tabletten, die ich bis zu diesen Zeitpunkt bekommen hatte, wegen Bluthochdruck etc. setzte ich ab. Die Wirkung war so hinderlich, dass ich kaum in gange kam und gerade im Fernverkehr muss man Fit sein, wenn man 40 Tonnen über die Strassen bewegt. Mir bekam es sehr gut. Ich fühlte mich fit und packte meinen Job. 04/2006 bekam ich auf meinem Handy einen Anruf. Ich war gerade auf dem Weg Richtung Kassler-Berge. Meine Lebensgefährtin war dran und offenbarte mir, dass Schluss sei....Da brach für mich eine Welt zusammen. AmWochenende zuvor schien noch alles OK zu sein und dann das.... Wohl wissend, dass ich nicht so einfach nach Hause kommen würde stellte Sie mich vor vollendete Tatsachen. 2 Wochen später zog sie in ihre eigene Wohnung. Mir ging es zu diesen Zeitpunkt gar nicht gut. Meine Mutter war zu dieser Zeit schwerst Krank mit Krebs und konnte nur noch liegen. Wenn ich zu den Wochenenden nach Hause kam hatte ich viel um die Ohren. Kurz danach bekam ich einen Anruf. Ich war wieder unterwegs im LKW, nähe Bayern von einen meiner Mutters Ärzten. Meine Mutter war während einer Chemotherapie Eingeschlafen. Zum Glück stand ich gerade, denn ich konnte mich nicht rühren vor Schmerz
und Trauer. 2 Tage später war ich endlich zu Hause, vorher durfte ich von der Firam aus nicht. Eine Woche hatte ich Zeit mich um die Habseligkeiten meiner Mutter zu kümmern, Beerdigung usw. Von meiner Familie konnte ich nichts erwarten. Man wächst mit den Aufgaben, hatte ich mir gesagt - es ging mir richtig mies. Keine Freunde da und als Brummi-Fahrer ist man sehr allein. Die Aussichten mitte 2006 waren nicht so gut, dennoch meldete ich mich in einer Internet-Partnervermittlung an, da ich nicht allein sein wollte. Ich hatte nur am Wochenende Zeit, wie sollte ich das nur anstellen eine Frau kennen zu lernen. Am 04.06.2006 lernte ich meine jetzige Frau kennen. Sie konnte sich Anfangs mit meinem Job arrangieren, denn ab und zu fuhr sie von Anfang an mit - so lernten wir uns auf ensten Raum sehr gut kennen. Sie hat einen Sohn 12 Jahre, der bei seinem Vater lebt, also aus vorhergehender Ehe. Ich hatte mit ihr rund um die Uhr Telefoniert und 2 Monate, nachdem wir uns kennen lernten hatten wir ein langes Telefonat. Ich mit Headset im LKW, sie zu Hause. Es war das längste und schönste Telefonat, denn sie fragte mich, ob wir heiraten wollen. Das ging von München bis hinter Kassel etwa. Am 15.09.2006 heirateten wir also. Eine Woche später lernte ich dann meine Schwiegereltern kennen und noch etws spätere sagte mir meine Frau, dass sie schwanger sei. Es kamen noch
einige private Sachen hinzu. Darunter so etwas wie, dass die Ex-Lebensgefährtin riesige Löcher in den Haushalt gerissen hatte zB. etc. etc. Ende November 2006 fing es an mir wieder schlechter zu gehen. Meine Frau schwanger und ich beruflich unterwegs - das passt nicht. Ich bekam solche Schwierigkeiten, dass mir die Konzentration beim LKW fahren fehlte. Mehrere male bin ich an Ausfahrten auf der Autobahn vorbeigefahren. Ich war in Bayern und wäre fast auf ein Stauende geschossen. Im letzten Moment konnte ich ohne besondere Vorkommnisse meinen 40Tonner in meine Gewalt bringen. Zum Glück war nichts passiert. Ich rief meinen Hausarzt an. Der befahl mir sofort die Arbeiten einzustellen. Ich fuhr aber noch nach Hause, in den Norden. Ich wollte nicht in Bayern bleiben und die Ware auf dem LKW. Es wurde verrückter, je mehr man darüber nachdachte. Also nach Hause. Am nächsten Tag wurde ich von meinem Hausarzt Krank geschrieben. Dannach auch noch weiter vom Neuropsychologen. Ich nutzte die Gunst der Stunde und suchte mir einen Job auf meiner Ecke. Ich wollte ja für meine Familie da sein und nicht mehr unterwegs sein im LKW. Ende Febuar 2007 wurde ich wieder Gesund geschrieben und kurz darauf wurde mir offenbart, dass mein befristeter Arbeitsvertrag nicht verlängert würde. Das kommt einem Rausschmiss gleich. Viele Kollegen fanden mein Verhalten angebracht. Nun ja, fahren musste ich also nicht mehr. Ich bezog also Arbeitslosengeld und ging meiner Jobsuche nach. Es wurde Ostern. Kurz vor Ostern hatte ich meine Frau angesprochen. Wenn ich auf die Toilette ging und urinierte merkte ich, dass mein Urin ziemlich dunkel oder auch fleckig aussah. Ich wollte deshalb zum Urologen gehen. Durch den Stress mit den Feiertagen hatte ich mein Vorhaben verdrängt.Von meiner Frau kam der Sohn über die Osterferien zu uns und wir verlebten feierliche Festtage.
Am 10. April wollten wir den Jungen von Ratzeburg nach Neumünster (100km) zu seinem Vater nach Hause bringen. Kurz nach dem Frühstück griff ich mir eine frische Unterhose aus dem Schrank und ging auf unser Bad. Ich stand vorm Spiegel und wollte mir gerade die frische Unterhose anziehen. Da merkte ich wie mir schwindelig wurde. Meine linke Körperhälfte fühlte sich auf einmal eigenartig an. Ich ahnte schon was passiert ist. Ich rief meine Frau. Sie kam angelaufen und war deutlich erschrocken, als sie mein Gesicht sah. Die linke Gesichtshälfte hing herunter. "Ruf schnell einen bKrankenwagen", sagte ich schon sehr undeutlich. Danach sackte ich zu Boden und sass mit dem Rücken an der Badewanne und versuchte meine blöde Unterhose anzuziehen Der RTW kam nach einer dreivirtel Stunde endlich......................
Meine Frau wurde in der Rettungsstelle, am Telefon anfangs nicht ernst genommen. Wie sie wissen könne, dass ich einen Schlaganfall haben könnte.Der RTW kam gemächlich unsere Strasse herunter gefahren und stellte kurz vorm Ziel das Blaulicht an.Aus dem RTW stiegen dann die "Halodries" endlich aus. Ein Sanitäter, ein Praktikant und ein Notarzt. Meine Frau hatte beobachtet was die Truppe so bei mir anstellte und war ausser sich als der Praktikant nach Aufforderung ein Preperat aus dem Ärztekoffer suchen sollte. Meine Frau griff beherzt in die Situation ein, stoss den Praktikanten bei Seite und fragte die Besatzung: "Seit ihr noch ganz dicht?" Das ganze ähnelte ein bischen an eine Komikparodie. Die Leitstelle wusste doch worum es ging, dennoch erwiess sich dieser Einsatz als Lachnummer. Die erste Frage vom Notarzt, als er das Badezimmer betrat war:"Wo ist die Krankenkassenkarte?" Meine Frau war verständlicher Weise stink sauer. Ich kam dann endlich in die Uni-Klinik nach Lübeck. Ich lasse jetzt meine Frau weiter schreiben:
hm, ich denke ich werde meinen kommentar hier zu einem späteren zeitpunkt kund geben. wenn ich erstmal anfange auszuholen, dann finde ich so schnell kein ende und steigere mich in diese sache so sehr rein, dass ich mich über dieses völlig inkompetente verhalten sowohl der rettungswagenbesatzung inklusive notarzt als auch dem weiteren verlauf in der uni-klinik abermals aufregen werde. aber ich werde mein statement zu dem tag vor einem jahr noch abgeben.
Nun gut, dann schreibe ich weiter, wie ich alles erlebt habe.
In der Uni-Klinik lag ich herum, das weiss ich noch. Ich hatte Wahnvorstellungen. Nachts sah ich eine weisse Gestalt wandeln. Das war eine alte Frau mit weissen Haar. Selbst mein Bettnachbar, auch SA will sie gesehen haben. Eine Nacht sah ich diese Gestalt mit einem Gewehr herumlaufen und ergriff irgend etwas und warf damit nach ihr. Dann wurde ich in meinen Wahn verlegt nach Hamburg, Bayern und in die Türkei. Ausserdem befand ich mich auf einmal in den 70ern. as war schon ein eigenartiges Erlebnis.
Am 28.04.2007 kam meine Frau mich besuchen. Ich habe an diesen Tag meinen 41. Geburtstag gehabt. Sie brachte mir von Mc Donald etwas mit, weil ich mir das so sehr gewünscht hatte.Den Tag sass ich im Rollstuhl und sie schob mich nach draussen. Dieser Tag war echt schön. Die Sonne scheinte. Zu diesem Zeitpunkt fing in der Uni schon meine Vorreha an. Ich musste im Bett gewendet werden, meine linke Körperhälfte war komplet ausgefallen. Selbst konnte ich also nichts machen. Meine Gesichtszüge fingen gerade an sich zu normalisieren und das Sprechen wurde auch allmählich verständlicher. Denken konnte ich zwar, aber es war Konfus, das merkte ich selbst.
Ich kam am 30.04.2008 in die Reha nach Bad Segeberg. Die Reha kannte ich schon von 2002.
Mit meinem Befund gaben mir die Ärzte und Pfleger unmissverständlich zu verstehen, dass ich einen sehr langen "Marsch" vor mir hätte. Meine Frau war zu diesem Zeitpunkt Hochschwanger und der Fixtermin 08.07.2008 wurde auch für mich zum Fixtermin, denn ich wollte bei der Geburt dabei sein. Meine Frau machte mir allerdings zu Bedingung, dass ich bis dato selbständig laufen müsste. Seit diesem Tage gab ich Hartgas und kämpfte mit vollem Eifer.
- Fortsetzung folgt -
Liebe Leidensgenossen, Kollegen, Patienten und alle sonstigen Leser!
Verschont mich bitte mit Mitleidsbekundungen, Ratschlägen. Den Einblick in mein Erlebnis bin ich Euch schuldig.
Ich lese hier schon seit langer Zeit in diesen Forum und da finde ich es nur fair, dass ihr auch endlich wisst, wer
Euer Micha
Stroke Freestyler