#1
Avatar

Jörn

Gast

Hallo, ihr Lieben,
 
später werden wir wieder zu meinem Vater fahren. Er liegt ja mittlerweile in Hess. Oldendorf - die ReHa hat also bereits eine Woche nach seinem Erwachen angefangen. Ich glaube das ist ein gutes Zeichen. Die Sozialarbeiterin hat das so entschieden. Uns hat das zunächst sehr gewundert, weil wir dachten, dass die Ärzte so eine Entscheidung treffen würden. Der Arzt versicherte uns dann aber, dass er die Entscheidung für absolut richtig halten würde. Könnt ihr mir sagen, was die Aufgaben einer solchen Sozialarbeiterin ist? Ich hatte leider noch keine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen.
 
Außerdem belastet mich zur Zeit das "wirre Reden" meines Vaters. Ich habe ja bereits geschrieben, dass er größtenteils geistig ziemlich fit ist. Er kann uns dann seinen Handy PIN verraten, sagt uns, was er zum Mittag für einen Joghurt gegessen hat, fragt mich wie es im Büro ist, etc. Nur dann, wie aus heiterem Himmel, sagt er uns, dass unser Postbote neben ihm stehen würde oder das er eine alte Bekannte gesehen hat - die aber schon vor fünf Jahren verstorben ist. Das belastet mich zur Zeit. Habt ihr auch diese Erfahrungen gemacht? Und war es nur eine Phase die wieder vorbei geht?
 
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und freue mich von euch zu lesen.
 
Viele Grüße,
Jörn
#2
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jörn,
meine Freundin hatte auch so eine Phase nachdem sie aus dem Koma geholt wurde. Diese hielt etwa 2 Wochen an. Uns wurde es damals so erklärt,dass sie durch das noch viele Schlafen und nicht richtig wach sein Realität und Phantasie nicht unterscheiden kann.
Also keine Angst, dass müsste vorbei gehen.
 
Liebe Grüße
keki
#3
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jörn,
 
an sich befürworten nur die Ärzte den Rehab- Aufenthalt. In der Sozialstelle helfe sie euch nur einen geeigneten Platz zu finden, reichen Pension und Pflegegeld ein.
 
In meinem Buch schreibe ich auch, dass ich beim Munterwerden erstmals ganz klar war, dann aber sehr realistisch mit einem Schiff über den Atlantik segeln wollte. Ich dachte auch maximal 2 Wochen werde ich brauchen um wieder in meinem Labor zu sein.
 
Ein paar Wochen später habe ich erkannt, wie die realität wirklich ist. Du kannst also beruhigt sein, das gibt sich wieder. Ich weiß auch von Zebin Gernlach, dass sie in ihrem Buch schreibt, dass sie verwirrt war und heute hält sie Lesungen ab.
 
Liebe Grüße Manfred
#4
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jörn,
 
ich habe diese Erfahrung nicht bei meinem Mann, aber bei meiner jüngeren Schwester schon 2 mal gehabt. Sie hatte im Abstand von 2 Jahren 2 mal das Guillan-Barre-Syndrom (der Körper greift dabei sein eigenes Nervensystem an und zerstört es) Weil sich bei ihr eine Ganzkörperlähmung einstellte muste sie ins künstl. Koma gelegt werden. Nach 2 Wochen holte man sie wieder zurück. Was sie mir dann erzählt hat, liess mir echt die Haare zu Berge stehen. Sie erzählte von einem Großonkel von uns, der nebenan mit einer Kreissäge in seine Einzelteile zerlegt worden ist (Dieser Onkel erfreute sich bester Gesundheit). Auch erzählte sie von Leuten die sie auf der Intensivstation besucht haben, die niemals da waren. Uns erklärte man damals, dass durch das künstliche Koma 1. der Bezug zur Realität verloren gegangen ist, so wie Keki81 das schon gesagt hat, und dass aufgrund der schweren Medikamente und des damit verbundenen Entzuges kurzzeitig Wahnvorstellungen auftreten können, die sich aber schnell wieder legen. Der Mann einer Bekannten, der aufgrund von Leukämie und einer schweren Infektion ebenfalls ins künst. Koma gelegt werden muste hatte dies auch. Auch bei ihm hat es sich relativ schnell wieder gebessert. Versucht Eurem Vater auf schonende Weise zu erklären, wie die Realität aussieht. Im Zweifelsfall solltet ihr einen Psychologen zu Rate ziehen. Es wird wieder. Kopf hoch und alles Gute für Euch
Gruß Steffi
 
P.S. Also dass die Mitarbeiterin von Sozialdienst diese Entscheidung trifft ist ein absolutes Novum für mich. Ich dachte immer, die währen nur für die Angelegenheiten wie Schwerbehindertenausweis und den ganzen anderen Bürokratenkram zuständig.

Wir sind nur zu Besuch auf dieser Welt, also machen wir das Beste draus.....
#5
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jörn
zu deiner Frage was Sozialarbeiterinnen u.a. für Aufgaben haben, folgendes:
wenn dein Vater noch berufstätig ist, sind die Kostenträger für die ReHa-Maßnahmen die Alte "BfA" oder neu "Deutsche Rentenversicherung Bund oder Land". Die Sozialarbeiter in den Krankenhäusern sind das Bindeglied zu den Krankenkassen und der DRV. Wenn sie, in Zusammenarbeit mit den Ärzten keine Maßnahmen befürworten,
werden die Anwendungen auch nicht genehmigt.
Meine Frau bekam nach nach ihren SA auch ReHa in Hess.Oldendorf. Das ist eine kompetente Klinik. Marion war ca. 6 Monate dort und ihr worde dort sehr geholfen.
Grüße Hans

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »hoffnung« (09.09.2007, 16:30)
#6
Avatar

Jörn

Gast

Vielen Dank für eure Antworten! Ihr glaubt gar nicht, wie mich das stärkt. Und heute war es in der ReHa-Klinik auch ziemlich positiv. Ich war mit meiner Mutter und meinem Bruder dort und mein Vater hat heute gar kein "dummes Zeug" erzählt. Er konnte sogar ein wenig Fernsehen. Aber größtenteils hat er gehört, weil er seine Augen noch nicht richtig unter Kontrolle hat. Er braucht einen Punkt, den er fixieren kann und der ihn dann zum Ziel führt. Ich nehme dann meinen Finger und führe diesen zum Fernseher. Dann klappt es - aber er kann sich noch nicht so lange auf das Bild konzentrieren. Das wird mit der Zeit bestimmt besser. Morgen fängt dann die richtige Therapie an und das ist auch gut so. Dann wird mein Vater wieder gefordert. Ich werde euch berichten, wie alles verläuft.
 
Viele Grüße!
Jörn
 
3168 Aufrufe | 6 Beiträge