#1
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Hallo ihr Lieben,

ich habe eine Frage bzgl der negativen Gefühle und den auch dazugehörenden Gefühlsausbrüchen:

Mich würde interessieren, wie ihr Angehörigen mit euren Gefühlen vor den SA-Betroffenen umgeht. Verstecken bzw. unterdrücken oder die Verzweiflung auch mal offen zeigen?

Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich vor meiner Mama (SA festgestellt am 10.05.) keine negativen Gefühle (weinen o.ä) zeigen werde. Gefühlsausbrüche negativer Art sollten immer "tabu" sein. (Hat bis auf einmal eigentlich ganz gut geklappt.)

Da meine Mama vor dem SA schon immer sehr einfühlsam, rücksichtsvoll und immer für andere da war, habe ich einfach Angst, dass diverse Gefühlsausbrüche meinerseits in ihr ein schlechtes Gewissen hervorrufen und sie sich deshalb vielleicht sogar zurückzieht, aufgibt oder ähnliches. (Zumal Mama wahrscheinlich noch nicht alles so richtig versteht und evtl. völlig bestürzt über meine "wahren" Gefühle sein könnte.)

Wie ist das bei euch, wie verhaltet ihr euch? Zeigt ihr eure Gefühle offen oder versucht ihr auch eher eine heile Welt vorzuspielen - zumindest während der Rehazeit? Die harte Realität kommt ja noch früh genug über uns...

Liebe Grüße, Biggi
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Biggi« (22.06.2008, 11:45)
#2
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Unbekannt

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Hallo Biggi,
 
ich habe, besonders in der akuten Phase, als ich oft völlig verzweifelt war und ständig heulen mußte, versucht, dies nicht beim Besuch zu zeigen. Stattdessen konzentriere ich mich auf jeden Hoffnungsschimmer, den es gibt und meinen Glauben, daß alles gut werden muß und versuche, ihm das zu übermitteln.
Wenn es gar nicht mehr ging, habe ich still ein paar Tränen vergossen, ohne daß er es richtig sehen konnte und einfach nur geschwiegen und seine Hand gehalten.
Das würde ich nicht als "Heile Welt vorspielen" betrachten, denn das käme mir auch verlogen und falsch vor. Aber ich glaube auch, daß die negativen Gefühle beim Kranken noch zusätzlichen Streß verursachen. Doch wenn Deine Mama wieder mehr mitbekommt und ihre Situation begreift, würde ich nicht übertrieben fröhlich oder zu optimistisch sein. Sie sollte einfach spüren, daß Du für sie da bist und sie auf ihrem Weg unterstützt.
 
Lieben Gruß
Hazy
#3
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hallo biggi,
 
die frage erübrigt sich eigentlich wenn man bedenkt, dass du nicht weist wie die gegenseite es aufnimmt,
egal welche antwort du favorisierst.
meine erfahrungen haben mir gezeigt, dass sich mein verständnis in den lezten drei jahren nach meiner hirnblutung sich entwichelt hat.
doch verallgemeinern kannst du nichts.
 
margy
 
margy hat seine geschichte und viel mehr aufgeschrieben unter http://www.margy-plauen.de
#4
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Hallo Biggi,

mmh, das ist schwierig. Ich versuche zwar immer meinen Mann zu entlasten indem ich ihm sage, dass er keine Angst haben muss, doch wenn ich dann mit den Ärzten diskutiere, dann weiss er - es ist ernst. Er kennt mich und weiss wann ich diskutiere und wann nicht. Und zu den Arztgesprächen ist er immer dabei. Er ist ja mit seinem Denken bei sich, er überlässt die Entscheidungen zwar mir, doch übergehen will ich ihn natürlich nicht.
Von daher merkt er mir an, wenn was überhaupt nicht stimmt.

Ich weine eigentlich auch nicht vor ihm, denn das macht ihn traurig und er zweifelt wieder an sich. Er meint dann immer er sei ein schlechter Ehemann. Doch keiner kann etwas für eine Krankheit, das sage ich ihm auch immer wieder, aber er zweifelt. Von daher sage ich ihm immer das alles in Ordnung ist, weinen tue ich Zuhause. Doch passiert ist mir das auch schon mehrmals, das ich vor ihm weine, was ihn aber jedesmal runterreisst - von daher vermeide ich das. Allerdings sage ich ihm auch nicht, das alles wieder gut wird, denn wie vorher wird es nicht und irgendwo habe ich mal gelesen, das man niemals etwas an einem Krankenbett versprechen soll ... da ist viel Wahrheit dran. Es wäre schlimm ihm irgendwann sagen zu müssen: Hör mal, war alles nur um dich zu trösten....

Ich sage ihm wie die Lage ist, das ich auch traurig bin, dass wir aber dafür zusammen sind. Ich sage ihm auch, dass wir eigentlich sogar noch Glück hatte, es andere Menschen gibt die es wesentlich schlimmer getroffen hat, wir jetzt eben nur Geduld brauchen und zusammen werden wir auch dieses Tief überwinden. Das tröstet ihn.

Vorspielen würde ich nichts, eher - wie soll ich sagen, dich mit involvieren - ihr sagen, das es dich auch trifft und dir auch weh tut, aber du die Krankheit angenommen hast und damit leben kannst und das es irgendwann auch für sie einfacher wird.

Ich grüße dich lieb ...
Denise
#5
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Hallo Biggi,
 
mir war klar, dass meine Frau und meine Tochter verzweifelt waren, sie brauchten mir nichts vorzuspielen. Ich war für jedes ehrliche Wort dankbar.
So konnten wir gemeinsam weinen und auch gemeinsam lachen.
 
Es hat ja niemand was davon, wenn du deiner Mutter was vorspielst. Sie muss ja mit der Realität klar kommen.
Natürlich sage ihr die Wahrheit und mache ihr Hoffnung, dass auch ein Leben mit einer Lähmung schön sein kann. Und wenn sie weiß, dass du für sie da bist, wird sie ihre Krankheit auch annehmen können.
 
Liebe Grüße Manfred
#6
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Hallo ihr Lieben,

ich danke euch herzlich für eure Antworten. Ich glaub, ich habe nun verstanden worauf es ankommt:
Nicht nur eine "heile" Welt und alles wird wieder gut (was mir und euch allen natürlich am liebsten wäre und was ich  mir während der Krankenhausphase auch selbst noch eingeredet habe). Ich muß ihr auch sagen, dass es nicht mehr so wird, wie vor dem SA - sie aber trotzdem den Kopf nicht hängen lassen und mit mir zusammen weiterkämpfen soll. (Habe bisher vermieden, über das "danach" mit ihr zu sprechen.)
Ich hoffe, dass ich meine Verzweiflung und die Tränen weiterhin unter Kontrolle habe und diese vor ihr nicht zeige, bin mir nach euren Einschätzungen / Erfahrungen ziemlich sicher, dass es sie sehr belasten würde. (Hatte ich mir ja schon gedacht, da sie schon immer sehr einfühlsam war und sich auch immer um andere mehr gesorgt hat, als um sich.)

@Denise
Die Krankheit annehmen - meinst du, dass das irgendwann wirklich funktioniert? Ist es bei dir und Micha so, habt ihr das alles, was er (und auch du) bisher erleiden mußte, angenommen und gelernt damit einigermaßen gut zu leben?

Ich werde mir eure Verhaltensweisen und Tipps zu Herzen nehmen und versuche einen guten Weg für mich und für meine Mama zu finden. (Mein Glaube wurde leider durch den SA von Mama sehr "gedämpft"... damit komme ich noch garnicht zurecht.)

Ganz lieben Dank an euch, was wäre ich ohne euch in diesem Forum!?!
Fühlt euch bitte fest umarmt und gedrückt!

Liebe Grüße, Biggi
#7
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Hallo Biggi!
Ich halte es auch so, dass ich meine wahren Gefühle und vor allem meine Ängste nicht zeige. Wenn es mir ganz beschissen geht, dann weine ich bei unseren Freunden, die sind immer für uns da. Oder ich weine bei unserem Sohn, aber den möchte ich auch nicht belasten, weil er einmal erwähnt hat, dass es ihm auch ganz schlecht geht, wenn es mir schlecht geht.
Ob das richtig ist, weiß ich auch nicht, aber vor Allem möchte ich meinen Mann mit guten Gefühen unterstützen.
Trude
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