#1
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Gretel

Gast

Hallo,
mein Mann hatte vor 5 Monaten einen Unfall ,bei dem er sich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit Hirnblutungen zugezogen hat. Er lag 3 Wochen im künstlichen Koma, 6 Wochen auf Intensiv und hat eine Frührehabilitation hinter sich. Nach ungewissen Wochen ging es bei ihm langsam bergauf. Motorisch hat er keine Probleme, körperlich ist er wieder relativ fit. Das Gedächtnis funktioniert auch, er weiß eigentlich alles.Er hat allerdings eine schwere Aphasie mit Wortfindungsstörungen, Störungen im Sprachverständnis und Lesen und Schreiben. Damit verbundnen ist acuh eine Wesensveränderung. Er hat keine Krankheitseinsicht und läßt sich von uns keine Ratschläge geben, dann wird er sofort aggressiv.
Er hat seine Gefühle nicht unter Kontrolle. Im September war er eine Woche zuhause, wir wollten die Rehamaßnahmen ambulant angehen. Es war alles schon geplant, Logopädie und Ergotherapie.
Das Problem war seine Unruhe und Ungeduldund seine plötzlichen Ausbrüche, wenn man ihm etwas sagen wollte.
Dann fing er auch noch an zu trinken, völlig unkontrolliert. Die Situation geriet außer Kontrolle. Um schlimmeres zu verhindern hatten wir keine andere Möglichkeit , als ihn vorübergehend iin die Psychatrie einzuweisen. Er ist einfach nach der Reha zu früh nach Hause gekommen. in der Psychiatrie  haben sie ihn mit Medikamenten etwas beruhigt, was ihm auch gut tut. Nun soll er noch einmal zur Reha, doch das verzögert sich alles, es müssen neue Anträge gestellt werden, usw. Die Reha wird vermutlich erst einmal für 3 Wochen genehmigt, evtl. verlängert. Doch was ist dann?
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht, ob die Einsicht noch kommt, und sich das Gefühlsleben wieder normalisiern kann. Ich mache mir große Sorgen, ob wir das zu Hause in den Griff bekommen. Die Ärzte sagen, man weiß nicht ob es besser wird, er hat eine große Verletzung erlitten, man kann es nicht absehen. Wie soll das bloß weitergehen, wenn er sich von uns nichts sagen läßt, und Dinge tun wil, die Ihn gefährden, zB. Fahrradfahren oder Autofahren und Alkohol trinken. Man kann einen erwachsenen Mann ja auch nicht einsperren.  Kann mir jemand Tipps geben wie man damit am besten umgeht.
Liebe Grüße
Gretel
 
 
 
#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Gretel,
 
das was du zur Zeit erlebst, sind die Folgen seiner Verletzung!!!
 
Es sind Teile im Hirn abgestorben, die aber von unseren grauen Reservezellen übernommen werde können. Nur dazu muss er bereit sein zu lernen.
 
Bei manchen Dingen ist er wie ein kleines Kind, wo sich Neuronenbahnen bilden und Synapsen knüpfen, bis er ein fertiger Mensch ist.
 
Das ist auch ein Teil dieser Krankheit, die du selber erst verstehen lernen musst.
 
Dein Mann ist nicht mehr der komplexe Mensch, der er einmal war, sonder Teile von ihm sind im Säuglingsalter. Du brauchst hier sehr viel Feingefühl, um zu wissen, wann der Zeitpunkt ist, ihn gezielt zu führen, oder ihm seinen Willen zu lassen.
 
Sprich einmal mit einem Psychologen darüber und bitte ihn um Rat, wie du dich deinem Mann gegenüber verhalten sollst.
 
Alkohol löst natürlich kein Problem, aber den würdest du deinem Kleinkind auch nicht geben.
 
Erst wenn dein Mann das auch begriffen hat, wird er beginnen seine Defizite aufzuarbeiten und daran arbeiten, dass er wieder der Alte wird.
 
Liebe Grüße Manfred
#3
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Elli62

Gast

Hallo Gretel,
ja was du erlebst sind die Folgen seiner Verletzungen und sicher die Hölle für dich! Ich habe selbst ähnliches erlebt. (Wenn du näheres wissen möchtest kannst du in meinem Blog nachlesen)
Nun sind 5 Monate noch nicht lang und ich denke auch, dass sich da noch vieles bessern kann.
Wie Manfred, bin ich auch der Meinung, dass ihr beide noch viel über die Krankheit lernen müsst um Wege zu finden wie damit umzugehen ist!
Wieweit sich dann Besserungen einstellen ist eben abzuwarten.
 
Gerade  die fehlende Einsicht von der du schreibst, ist ja das Problem. Ohne die reale Wahrnehmung ist eine Therapie kaum möglich!
Ich wünsche euch beiden alles Gute und alle Kraft die ihr braucht!
 
sei ganz lieb gegrüßt
Elli

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Unbekannt (Gast)« (24.10.2007, 21:47)
#4
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Gretel

Gast

Hallo, vielen Dank für Eure Antworten. Wir brauchen wahrscheinlich noch viel, viel Geduld um mit der veränderten Situation umzugehen. Es ist für alle nicht einfach. Wie kann ich auf meinen Mann positiv einwirken, ohne daß er sich bevormundet oder kontrolliert fühlt. Wir, die Familie wollen ja alle nur das Beste für Ihn. Die Ärzte haben uns in der Hinsicht auch keine Tips geben können. Ich hoffe , daß die neue Reha noch einmal einen Schub bewirkt. 
Geduld und die Hoffung nicht aufgeben, ist jetzt das wichtigste.
Liebe Grüße
Gretel
#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Gretel,
 
rede und erkläre deinem Mann so wie früher. Du bevormundest ihn ja nicht damit. Er muss begreifen, was mit ihm passiert ist. Lies über Schlaganfall alles was du kriegen kannst und google auch über seine Symthome. Was du da erfährst kannst du mit ihm besprechen.
 
Bringe ihn dazu selber im Internet zu recherchieren und sprecht darüber. So hat er das Gefühl selber drauf gekommen zu sein.
 
Eigentlich kannst du ihn nur motivieren, damit er an sich arbeitet. Du bist seine unterstützende Hilfe.
Übrigens kann er auch dir mal eine Gefälligkeit tun, wenn du z.B, einen Kaffee möchtest,oder mal im Haushalt hilft. Er wird an Grenzen stoßen und sehen, dass doch nicht alles so wie früher ist.
 
Liebe Grüße Manfred
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