#1
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo,
 
dies ist mein zweiter Beitrag, vor einiger Zeit hatte ich schonmal den Zustand meines Freundes (Gehirnblutung, Wachkoma, Pflegeheim) beschrieben.
Jetzt war ich gestern zu Besuch und wurde von einer aufgeregten Schwester empfangen, er müsse ins Krankenhaus, weil sein Blasenkatheter (d. Bauchdecke) herausgerutscht war (wahrscheinlich durch einen Fehlgriff beim Windeln wechseln).
Sonst wurde ich immer rausgeschickt bei der Pflege, aber diesmal blieb ich, während sie ihn säuberten und die Windel wechselten. Er war knallrot im Gesicht, ich vermute, aus Scham vor mir.  Zog seine Hand auch weg, als ich nach ihr griff. Vielleicht ein gutes Zeichen, wenn er das so realisiert? Beim Drehen seines Körpers war er wie immer sehr aufgeregt. Die Röte legte sich mit der Zeit, aber er merkte anscheinend, daß was nicht in Ordnung war und war unruhig. Ich fuhr mit ins Krankenhaus und später wieder zurück. Gut, daß ich dabei war, er war völlig in Panik!!! Das Verlagern von einer Liege auf die andere, das Geruckel im Krankentransportwagen, die Berührungen von Fremden - er riß die Augen weit auf, verzog das Gesicht, verkrampfte noch mehr als sonst seinen Arm, bewegte sein Bein. Ich war bemüht, ihn die ganze Zeit immer wieder zu beruhigen, was mal mehr, mal weniger klappte.
Es ist so schrecklich, das zu sehen. Einerseits bin ich ja froh, wenn er Reaktionen zeigt (was schon immer mehr zu werden scheint), andererseits denke ich, er leidet um so mehr!
Kann jemand aus eigener Erfahrung sagen, wie das in diesem Zustand ist? Hat er wirklich immer so große Angst, wenn er bewegt wird? Oder sind das nur automatische Reaktionen, die er nicht steuern kann (so sieht es aber nicht aus)? Und könnte das ein Fortschritt sein, wenn er sich zu wehren versucht, sein Unbehagen zeigt?
 
Gruß an Euch,
S.
#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Hazy,
 
wenn er im Wachkoma seinen Unwillen zeigt, kann das schon ein gutes Zeichen sein. Er muss nur noch wollen munter zu werden.
Da fehlt vielleicht nur noch ein Kick um ihn aus dem Koma zu holen.
 
Ich denke nicht, dass er sich vor dir genierte, aber vielleicht vor den fremden Menschen, oder er hatte den roten Kopf vor ärger, was mit ihm angestellt wurde.
 
Jedenfalls hast du ein Zeichen, dass er reagiert und nicht ganz weit von der realen Welt entfernt ist. Sei so oft du kannst bei ihm und lese ihm was vor, Die Tageszeitung z.B. Auch Musik die er mochte, kannst du ihm spielen, das weckt Erinnerungen.
 
Massiere ihm mit einer Körperlotion Arme und Beine, das tut ihm gut. Bei der Hitze ist Franzbrantwein gut.
Besprich aber alles was du tust mit dem Pflegepersonal.
 
Liebe Grüße Manfred
#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

er bekommt wohl doch eine ganze menge mit!! das lässt sich ja ganz klar an seinen reaktionen ablesen!!
und ich denke dann kommt es drauf an wie alt oder eher wie jung dein freund ist! wenn er in einem alter ist wo man noch nicht an ein pflegeheim gedacht hat und schon gar nicht als patient da liegen möchte, ist es kein wunder, das er so reagiert. ausserdem nachdem was er mit gemacht hat denke ich steht es ihm zu angst zu haben, ausserdem denke ich, das sich ein arzt sich nicht so viel "absabbelt" mit jemandem der im wachkoma liegt, als wenn da ein patient liegt der bei vollem bewusstsein ist!die angst drückt nur seine hilflosigkeit aus! er fühlt sich ganz einfach ausgeliefert, ich kann das gut nachvollziehen!! ich hoffe es geht ihm bald besser!!

LG
Iris
#4
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Unbekannt

Gelöscht

Vielen Dank für Eure Meinungen, das entspricht eigentlich auch meiner Vermutung.
Er ist jetzt 56 und das Letzte, was er wollte, war, hilflos zu sein und dauernd angefaßt zu werden. Ich kann es schon nachempfinden, nur manchmal ist es sehr erschreckend, weil ich ja auch nicht weiß, wie weit er wieder da ist und wie die Wahrnehmung in seinem Zustand ist.
Manfred, ich lese gerade Dein Buch, aber es ist an manchen Stellen schwer für mich, weil es mich an vieles erinnert, was mein Freund erlebte. Nur leider hat er nicht diese Fortschritte gemacht.
Wenn er nur einmal wieder in der Lage sein wird, allein zu essen und aufs Klo zu gehen, das wäre schon meine größte Hoffnung für ihn...
Ja, ich werde versuchen, ihm mal wieder etwas vorzulesen, aber in der Vergangenheit wurde er davon immer müde und schien einzunicken.
Er reagiert aber - bilde ich mir wenigstens ein - neuerdings mehr und mehr durch Schließen der Augen, wenn ich ihn darum bitte oder eine einfache Frage stelle, wie "Kennst du deinen Namen?". Es dauert zwar so 10 bis 20 Sekunden, aber dann kommt die Reaktion.
Daher glaube ich auch, daß er mehr und mehr zurückkehrt. Auch, daß er es will, denn er hat oft so eine Mimik wie jemand, der versucht, eine Benommenheit loszuwerden...
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, schon gar nicht nach all dem, was ich hier schon gelesen habe. Nur manchmal habe ich halt diese Durchhänger, daß es nie wieder besser wird...
 
Aber danke für Euer Interesse!
 
S.
#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Hazy,
 
nun, für mich stellt sich die Frage, ist er noch im Koma, oder ist er schon munter.
Ganz wach dürfte er noch nicht sein.
 
Ich weiß, dass ich vieles mitbekam, aber auch, dass ich sehr müde war. Als ich mich entschloss, die Augen aufzumachen, war ich ganz klar. Ich wusste was auf mich zukommt und auch was passiert war. Trotzdem habe ich viel geschlafen und war gerne in meinem Traum in der Karibik auf meinem Schiff.
 
Bis ich richtig in der Realität war, brauchte ein paar Monate.
 
56 ist auch jung genug, um wieder auf die Beine zu kommen. Du musst keine Angst haben, dass der Zustand so bleibt.
Mag sein, dass er von Fremden nicht gerne berührt wird, das wird ihm aber bald egal sein. Das ist nur die erste Zeit vielleicht peinlich, weil er das so noch nicht kannte. Später denkt er darüber gar nicht mehr nach.
 
Glaub mir, er wird Fortschritte machen, so wie wir alle sie machten.
 
Liebe Grüße Manfred
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