#1
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo!

Vielleicht kann uns jemand mit seinen Erfahrungen bei einem SA helfen?

Mein Vater (82) hatte letzten Montag einen, vermutlich mittelstarken, SA. Ich war 2 Stunden nach seiner Einlieferung in eine SA-einheit bei ihm und ich war erst einmal unglaublich erleichtert, er hat klar gesprochen, unsere Namen gekannt, konnte sich bewegen, er schien nur etwas unsicher, wo er denn genau sei. Wir waren der Meinung, dass er nochmals Glück hatte und "gut" weggekommen ist.

Als wir ihn am nächsten Tag besucht haben, sah es aber ganz anders aus, er erkannte uns zwar noch, hatte aber Lähmungserscheinungen auf der linken Seite, konnte kaum sprechen, konnte kaum schlucken, nicht husten und nun wußte er anscheinend nicht mehr, was passiert war und dass er im Krankenhaus war. Man hatte ihm nun auch einen Katheder gelegt, was in in unglaubliche Unruhe versetzt hat.

In den 2-3 Tagen danach hat er in unseren Augen leichte Fortschritte gemacht. Er redet ein bisschen und wir verstehen es auch, er hat manchmal die Augen geoeffnet und reagiert hin und wieder auf das, was wir ihm sagen. Die Lähmungserscheinungen auf der linken Seite sind mit Ausnahme der Hand sehr zurückgegangen.

Wegen seiner Unruhe haben ihn die Pfleger aber fixieren muessen. Das hat seine Unruhe verstaerkt und Tag und Nacht bestehen bei ihm aus etwa ein- bis zweistündigen Erholungsphasen und ebenso langen Phasen, in denen er versucht sich mit aller Kraft zu befreien. Die Ärzte können die Fixierung nicht aufheben, da er den Katheder und die Infusion herausziehen würde und versuchen würde aus dem Bett zu steigen. Er leidet aber unglaublich darunter und bittet uns immer wieder ihn loszubinden und nach Hause zu bringen. Wir können nichts anderes machen als ihn immer wieder auf eine baldige Genesung zu vertrösten und an geduldiges Durchhalten zu appellieren. Er scheint aber immer verzweifelter zu werden und sagt, dass er das nicht durchhalten koenne.

Das Schlimme ist, dass sein Gehirn im Augenblick nur das Thema "Losbinden" und "nach Hause" kennt, es ist wie einige ewige Wiederholung, andere Gedanken scheinen nicht durchzukommen. Es ist ein albtraumhafter Halbwachzustand, der nicht enden will.

Wir bekommen schon Informationen von den Ärzten, aber zu einem ruhigen umfassenden Gespräch kann es wohl in der hektischen Überwachungsstation kaum kommen. Einzelheiten, die uns bewegen, scheinen kaum zu interessieren. Dazu kommt ständiger Arztwechsel und vermutlich Personalmangel und all das Übliche.

Entgegen unserer Beobachtungen sehen die Ärzte auch keine Fortschritte, die kleinen Schritte, die wir wahrnehmen, sind medizinisch vielleicht keine wesentlichen Verbesserungen.

Folgende Fragen interessieren uns besonders:

  • wie kann es sein, dass er bei der Einlieferung in so gutem Zustand war und einen Tag später kaum noch wiederzuerkennen war. Ein zweiter SA hat laut CT nicht stattgefunden
  • es trifft uns zutiefst ihn zu sehen wie er versucht sich zu befreien und dass dieser Gedanke offensichtlich alles andere blockiert und er nicht glaubt das durchstehen zu können. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Ist das einfach eine Phase, die viele SA-Patienten auf dem Weg der Genesung durchleben müssen? Wir binden ihn bei unseren Besuchen nach Möglichkeit bis auf die nicht betroffene Hand los. Den Arzt möchten wir nicht um die Beseitigung des Katheders und der Kanülen bitten, wenn sich ein Arzt wirklich darauf einlassen sollte, dann muss er die Prozedur ja doch nur nochmals über sich ergehen lassen.

Jede Erfahrung und jeder Tip von Euch würde uns sehr freuen!

#2
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Unbekannt

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hallo,

zum ersten musst du begreifen, dass man keinen sa mit einen anderen vergleichen kann.
bei mir war es zum beispiel so, dass ich im gesicht keine veränderung hatte als ich im koma am ersten tag auf der intensiv. lag. doch am zweiten tag gingen die veränderungen los. das hängt indirekt mit der lähmung zusammen.
noch in der zweiten reha dachte ich: " die schläuche ab und nach haus"e.
WEIL ICH SELBST MEINE LAGE NICHT EINSCHÄTZEN KONNTE. ähnlich wird es eurem vater gehen, er kann nicht weiter denken. weglaufen kann man nicht, doch diese erkenntnis konnt ihm nicht.

margy

des weiteren möchte ich die linksammlung die wir unter www.margy-2.de
gesammelt haben empfehlen. einige davon werden dir vieleicht helfen.
meine geschichte und viel mehr habe ich aufgeschrieben unter
www.margy-plauen.de .



Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »margy« (26.04.2008, 12:34)
#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Margy,
 
vielen Dank für die schnelle Antwort! Sie gibt uns zumindest das Gefühl, daß es sich bei dem jetzigen Zustand um etwas "normales" handelt.
 
Wir haben nur die Befürchtung, daß sich diese Qual vielleicht auf den Durchhalte- und Lebenswillen auswirken könnte. Oder würdest Du sagen, daß diese Gedankenwelt auch nicht erreicht wird.
 
Danke auch für den link, es geht jetzt wieder ins Krankenhaus und danach werde ich dort etwas stöbern und auch Deine Geschichte lesen.
 
Herzliche Grüße!
 
Dietmar
#4
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Hallo Dietmar,
 
wie Margy auch sagt ein SA ist nicht wie der andere. Euer Vater wird jetzt in den nächsten Tagen die notwendigen Untersuchungen bekommen und die Ärtze werden versuchen den Zustand zu stabilisieren.
Das Gehirn von im muß wieder abschwillen und dann werden Euch die Ärtze auch mehr sagen können. Wichtig ist wodurch der SA ausgelößt wurde zu erfahren. Den Katheter und die Kanüle brauch er, die wird Euch auch keiner entfernen. Würde Euch auch empfehlen den Katheter dran zu lassen ob eine Inkontenz da ist, wird man Euch mitteilen. Dann könnt ihr den Katheter immer noch wegmachen lassen. Versucht ihm die Situation klar zu machen auch das er fixiert ist. Er kann sich wenn er sich die Schläuche rausreißt verletzten und das ist nicht angenehm. Wenn er wieder klar ist,denke ich versteht er es besser.
 
 
Liebe Grüße von Rüdi

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »caveman« (26.04.2008, 13:11)
#5
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Gelöscht

halo dietmar,

ich kan nn nur beschreiben wie es bei mir war.
da hat es ungefähr drei jahre gedauert bis ic einigermasen klar denken konnte.
und da bin ich dessen nicht so sicher es war ja ein prozess.
so alswären  wärend ich umgefallen bin viele kleine inselchen verloren gegangen, die man erst mühsam alle wiederfinden musste.
und zu den fixierungen, sieb versuchen nur ihn vor sich selbst zu schützen.

margy
#6
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hallo dietmar,

mit unserem vater (55 jahre, schwerer SA am 20.02.08, derzeit in reha) war/ist es genau dasselbe. auf der intensivstation wollte er sich ständig den katheder hinausziehen und musste dort oft fxiert werden. jetzt in der reha tut er das auch noch des öfteren, aber mittlerweile kann man ihm begreiflich machen, das die schwetsren ihn sonst fixieren müssen und dann lässt er es.

ansonsten fühlen und empfinden wir im moment genauso wie du/ihr. unser papa weint viel und oft, es ist ein einizger wehklagender (seelen?)schmerzlaut und geht uns sehr an die substanz. es wird langsam ein bisschen besser, aber millimeterweise. auch wir haben das gefühl, dass er nur weg will - er versucht aufzustehen, obwohl er rechtsseitig gelähmt ist...und auch wir haben angst, dass sein lebenswille dadurch zerstört wird, obwohl er ja noch jüger ist. aber auch die schwestern  und ärzte bei uns sagen, dass es nicht unnormal ist, wenn das bewußtsein für die eigene situation präziser wird und wiederkommt.

ich wünsche euch das  allerbeste für euren papa ...

gruß, daniel
#7
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Hallo Dietmar!
 
Mein Vater hatte am 16. Januar einen Schlaganfall und ist derzeit zur Reha; allmählich macht er leichte Fortschritte, aber es war ein langer, harter Weg bis hierher für uns alle.
 
Die Sache mit den Schläuche rausreißen war für uns auch eine schwere Belastung und wir waren jedes Mal total fertig, wenn er es mal wieder geschafft hatte (besonders der Blasenkatheter bereitete uns Sorgen, weil die Harnröhre ja von Mal zu Mal gereizter und das Herausziehen schmerzhafter wurde).
 
Inzwischen hat uns endlich ein Arzt erklärt, was mit Papa los war: er hatte das sogenannte Durchgangssyndrom ( http://www.medizin-aspekte.de/06/06/goldene_regeln/goldene_regeln.html ). Der Doc hat uns klar gemacht, dass mein Vater NICHTS von all diesen Sachen willentlich gemacht hat und sich wohl hinterher auch an vieles gar nicht mehr erinnern konnte. Es nützte auch nichts, ihn zu bitten, das doch bitte zu lassen - es passierte trotzdem immer wieder. Uns hat das wahnsinnig gemacht, weil wir wirklich irgendwann dachten, er wolle seinem Leben ein Ende setzen...
 
Das Fixieren (bei Papa war es die linke Hand, rechts war/ist er ja gelähmt) fand ich grauenhaft, aber im Endeffekt ging es wohl manchmal nicht anders. Uns haben die Ärzte erlaubt, ihn zumindest während unserer Besuche loszubinden, das erleichterte ihn schon sehr. Fragt doch mal, ob das nicht auch geht. Übrigens müßt Ihr der Fixierung eigentlich zustimmen, da es sich um eine Art der Freiheitsberaubung handelt. Hoffentlich hat Dein Papa eine Vorsorgevollmacht, damit einer von Euch für ihn entscheiden kann (wir hatten das nicht, und das verkomplizierte die Sache sehr).
 
Habt Ihr denn die Ärzte gefragt, warum sein Zustand am zweiten Tag so viel schlechter war als vorher? Komplikationen können leider jederzeit auftreten, vielleicht ist ja noch irgend etwas passiert.
 
Ich weiß, dass Ihr alle momentan eine sehr schwere Zeit durchmacht  und kann Euch leider nicht versprechen, dass schon bald alles gut wird - trotzdem dürft Ihr den Mut nicht verlieren!!! Euer Papa braucht Euch jetzt, gebt ihm das Gefühl, dass Ihr für ihn da seid und dass Ihr zuversichtlich in die Zukunft schaut!!!
 
Liebe Grüße und viel Kraft!
 
Babsie

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Babsie« (29.04.2008, 20:14)
#8
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Hallo Dietmar!
 
Ich nochmal. Ich habe gerade erst gesehen, dass Ihr ihn ja losbindet - hatte ich überlesen, sorry.
 
Ich würde auf jeden Fall ein Gespräch mit den Ärzten suchen, die können Euch sicher viel von Euren Ängsten nehmen. Zwischen Tür und Angel ist das natürlich schlecht, aber es gibt sicher feste Gesprächszeiten, zu denen ich einfach einen Termin machen würde.
 
Schreibt Euch vorher auf, was Ihr wissen möchtet, damit Ihr nichts Wichtiges vergesst, und fragt schon jetzt, ob und wann der Vater zur Reha kommen kann - damit kann man nicht früh genug anfangen.
 
LG
 
Babsie
#9
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Hallo Dietmar,
 
ich habe mir auch den Katheder gezogen, aber meine Ärzte hatten eine gute Alternative,- das Urinalkondom!!!
 
Der normale Katheder ist sehr unangenehm und tut oft weh, der Kondomkatheder ist angenehm und schmerzt nicht.
 
Vielleicht ist dein Vater deshalb so unruhig!!!
 
Überleg mal, wie du dich fühlen würdest, wenn dich was zwickt und du bist festgebunden.
 
Geh in die Sprechstunde seines Oberarztes und sprich das Problem an. Wenn dein Vater kein Proststa leiden hat, wird man auf den Kondomkatheder ausweichen.
 
Liebe Grüße Manfred

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Manfred_Mader« (30.04.2008, 05:48)
#10
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Liebe Babsie,
vielen Dank für Deine fundierte Erklärung.
Die 10 Goldenen Regeln sollte man sich immer wieder mal vor Augen halten.

Liebe Grüße
Tillman

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Tillman« (30.04.2008, 07:00)
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