Guten Morgen!
So, mal zur Abwechslung ein positiver Bericht zum Mutmachen und Freuen

Wie Ihr wißt, hat mein geliebter Vater eine globale Aphasie, was uns natürlich allen sehr zu schaffen macht. Sich vorzustellen, dass er nie wieder so munter daher erzählen wird wie früher, macht krank. Und die Vorstellung, dass meine Mutter sich nie wieder mit ihrem Mann wird unterhalten können erst recht.
Nachdem jetzt über ein halbes Jahr keine besonderen Fortschritte erzielt werden konnten (zumindest was das Sprechen angeht), habe ich schon langsam angefangen, mich mal vorsichtig an den Gedanken zu gewöhnen, dass Papa vielleicht wirklich nicht mehr sprechen lernt. Gibt ja auch hier im Forum einige, deren Angehörige seit Jahren schweigen... (Das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann, wie ich finde). Die Hoffnung stirbt natürlich zuletzt (zumal Papa immer sehr sprachbegabt war), aber ich wollte auch nicht zu viel erwarten, um hinterher nicht allzu enttäuscht zu sein.
Naja, langer reder kurzer Sinn: letzten Freitag hat unser Logopäde verkündet, dass er glaubt, dass Papa wieder sprechen lernen wird!!! Natürlich nicht ansatzweise wie früher, das ist klar. Aber in kurzen Sätzen. So eine Art Broca-Aphasie wäre das dann. Mit uns will Papa ja immer nicht sprechen üben, aber mit dem Logopäden klappt es scheinbar ganz gut. Er kann schon die Wochentage, kann eigenständig Auf Wiedersehen und sowas sagen. Insgesamt ist der Logopäde also sehr zufrieden. Vor 5-6 Wochen, als er angefangen hat, mit Papa zu arbeiten, da war er noch deutlich pessimistischer. Ich denke, das Zu-Hause-Sein tut sein übrigens bei ihm. Und seitdem der Logopäde mit ihm nach draußen geht, ein bißchen spazieren, mag Papa ihn auch und freut sich, wenn er kommt.
Ich hätte singen und tanzen können, als meine Mutter mir berichtet hat, was der Logopäde ihr gesagt hat!! Klar kann er sich irren, aber wenn jemand schonmal ne positive Prognose wagt.... normalerweise kriegt man ja ehr was Negatives aufgetischt.
Seit mein Vater zu Hause ist, geht es allgemein bergauf. Wenn man mal von dem unbehandelten Leistenbruch absieht (bereitet momentan aber keine Schmerzen). Der KG ist sicher, dass er wieder laufen lernt (da merken wir die Fortschritte auch selber, er setzt sich schon fast alleine aufs Klo z.B.), die Ergotherapeutin sagt, er fängt wieder an die Hand zu spüren (Zitat Chefarzt: Die Hand wird nie wieder werden, dafür ist zu viel kaputt) und nun noch die positiven Berichte vom Logopäden! :-)))
Nachdem wir ganz nach unten abgestürzt ist, erklimmen wir jetzt ganz ganz langsam in Babyschritten wieder den Berg. In irgendjemandes Blog las ich den Satz "Die Hölle hat keinen Ausgang" und konnte genau nachfühlen, was dahintersteckt - aber vielleicht hat sie doch einen. Irgendwo in der Ferne sehe ich einen hellen Punkt, das könnte der Ausgang sein.
Jedenfalls werde ich nächste Woche meinen Vater so lange nerven, bis er auch zu mir Guten Tag und Auf Wiedersehen sagt!!
Wünsche Euch allen einen guten Start in die Woche - und nie aufhören zu hoffen!
Liebe Grüße
Ruth
PS Letzten Donnerstag kam ja diese SA-Sendung, auf die hier im Kalender hingewiesen wurde. Als Mama die anstellte, ist Papa postwendend aus dem Raum gefahren. Das wollte er sich nicht anschauen. Er hat immernoch nicht verstanden/ verarbeitet, was passiert ist. Bei einer Sendung über andere Krankheiten hätte er sicher nicht so reagiert, "Schlaganfall" bezieht er schon auf sich und flüchtet.... interessant.