#1
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Unbekannt

Gelöscht

Meine Mutter hat in der Klinik infolge einer Herzklappen-OP einen Schlaganfall erlitten und ist seitdem (seit 3 Wochen) in einem schweren Delir, reißt sich alle Nadeln raus etc. Außerdem kann sie nicht mehr sprechen. Nach anfänglicher Stroke-Unit liegt sie jetzt in der neurologischen Abteilung, wo ich sie bisher ca. 2x pro Woche in Ausnahmeregelung besuchen konnte. Sie sieht wirklich erbärmlich aus, wundgescheuert und niemand hat wirklich Zeit, sie lange zu füttern, denn sie hat Schluckstörungen. Sie wird nur ruhig und hat ein paar aufmerksame Momente, wenn ich da bin, sie massiere, ihr gut zurede. Nur ich konnte mir immer über 20-30 min Zeit nehmen und meiner Mutter Brei oder Ähnliches einflößen. Nun hat die Neurologie einen neuen Chefarzt bekommen, der als erste Amtshandlung sozusagen die Ausnahmebesuche verbietet. Ich habe im Sekretariat um ein Gespräch mit dem Chefarzt gebeten, zu dem es hoffentlich morgen kommt. Aber welche Chancen habe ich? Ich bin auch die gesetzliche Betreuerin meiner Mutter und muss eigentlich nach dem Rechten schauen, auch im Hinblick auf die Frühreha, die sich angeblich anschließen soll. Versteht mich nicht falsch: ich bin zum Wohle der Patienten für Besuchsbeschränkungen, bin selbst 3-fach geimpft und mache immer vor Klinikbesuch den obgligatorischen Schnelltest. Im Gebäude FFP2-Maske die ganze Zeit. Aber wie soll ich meine Mutter aus diesem Zustand wieder herausholen, wenn ich sie nicht sprechen (telefonisch geht ja nicht) und sehen kann? Ich könnte die Wände hochgehen.

#2

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Lilo, ich fühle mit Dir. 

Informationen für Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen (bundesregierung.de)

Zitat:

Aufgrund der besonderen Gefährdung für schwere Covid-19-Krankheitsverläufe vieler Patientinnen und Patienten haben die Länder strenge Besuchsregeln für Krankenhäuser erlassen. 

Gleichzeitig dürfen Besuchsbeschränkungen nicht zu einer vollständigen sozialen Isolation der Betroffenen führen. Bund und Länder haben sich deshalb darauf verständigt, dass jedem Patienten mindestens die Möglichkeit des Besuchs durch eine definierte Person ermöglicht wird, sofern es aktuell kein aktives SARS-Cov-2-Infektionsgeschehen in der Einrichtung gibt.

Die Einzelheiten regeln die Länder in ihrer jeweiligen Zuständigkeit. Hier geht es zur Internetseite Ihres Bundeslandes.

und das hier wäre die Regelung für BaWü: CoronaVO vulnerable Einrichtungen: Baden-Württemberg.de (baden-wuerttemberg.de)

 

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Vielen herzlichen Dank für die Links. Der Chefarzt hatte ein Einsehen und ich durfte hin, aber es ist jedesmal wieder ein Kampf. Der Delirzustand meiner Mutter ist leider unverändert schlecht. Daher kann auch kein Logopäde richtig mit ihr arbeiten (bis auf etwas Schlucktraining), ihre Aufmerksamkeit ist quasi nicht vorhanden oder nur für einige Momente. Ich habe Angst, dass sich das noch Wochen und Monate hinzieht.

#4

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Vielen herzlichen Dank für die Links. Der Chefarzt hatte ein Einsehen und ich durfte hin, aber es ist jedesmal wieder ein Kampf. Der Delirzustand meiner Mutter ist leider unverändert schlecht. Daher kann auch kein Logopäde richtig mit ihr arbeiten (bis auf etwas Schlucktraining), ihre Aufmerksamkeit ist quasi nicht vorhanden oder nur für einige Momente. Ich habe Angst, dass sich das noch Wochen und Monate hinzieht.

 

Meine Mutter ist Januar 20 aus anderen Gründen ins Delir gefallen. Es war heftig. Kratzen, beißen, treten, spucken, schreien und sich alle Schläuche ziehen. Es blieben nur Beruhigungsmittel und Fixierung (einiges an dem sie zog hat ihr Leben gefährdet). Niemand konnte sagen, ob das je wieder besser wird. Da ich ja noch meinen pflegebedürftigen Mann hatte, der auch gerade erst aus der Reha nach Hause gekommen war, konnte ich meine Mutter nicht auch noch zu Hause versorgen. Es blieb also nur noch das Pflegeheim.

Im Krankenhaus lag sie mit heftigem Delir 2-3 Wochen. Danach wurde sie ruhiger, war aber nach wie vor nicht klar. Ins Pflegeheim kam sie dann nach ca. 6 Wochen nach Delirausbruch. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie immerhin, dass sie "Aussetzer" hatte. Weg war das dann Anfang April (zumindest soweit ich das beurteilen kann). 

Von den Ärzten hätte keiner einen Pfifferling für meine Mutter gegeben. Ach so.. zu diesem Zeitpunkt war sie 85 Jahre alt.

Ich kürze ab. Als ihre Entzündungen im Körper nach ließen nahm auch das Delir immer mehr ab. April 20 verkündete sie, dass sie wieder nach Hause möchte, sie hat das in Teilen sogar selbst in die Wege geleitet (dass das nur bedingt eine gute Idee war ist ein anderes Thema). Sie war jedenfalls wieder ziemlich klar. Die Alte wurde sie allerdings nicht mehr. Ende 20 hatte sie dann wieder Entführungsfantasien. Es stellte sich heraus, dass auch das durch Entzündungen die man nicht gleich fest stellte (und von denen man bis heute nicht weiß woher sie kamen) entstanden ist. Als die Entzündungen zurück gingen, waren auch diese Hallunizationen weg. 

Ich kann Dir nur raten Ruhe zu bewahren. Mach' Dir klar.. sie ist in ihrer eigenen Welt die nicht zwingend schlecht für sie sein muss. 

Wie sind denn die Entzündungswerte im Blut Deiner Mutter?

#5
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Unbekannt

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Auch meine Mutter zieht sich die Schläuche. Besonders unruhig ist sie nachts. Ab und zu hat sie klarere Momente und nimmt ihre Umgebung wahr, schaut um sich und reagiert auch auf ihre Weise. Aber nur mal ein, zwei Stunde oder so. Ihre Entzündungswerte schwanken wohl. Zeitweise hatte sie auch eine Lungenentzündung, da war eigentlich kein klarer Moment vorhanden. Ihr Delir macht eine normale Reha oder Ähnliches undenkbar. Möglich wäre wohl eher eine geriatrische Reha. Zu ihren Schluckstörungen eröffne ich besser einen separaten Thread.

#6

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Auch meine Mutter zieht sich die Schläuche. Besonders unruhig ist sie nachts. Ab und zu hat sie klarere Momente und nimmt ihre Umgebung wahr, schaut um sich und reagiert auch auf ihre Weise. Aber nur mal ein, zwei Stunde oder so. Ihre Entzündungswerte schwanken wohl. Zeitweise hatte sie auch eine Lungenentzündung, da war eigentlich kein klarer Moment vorhanden. Ihr Delir macht eine normale Reha oder Ähnliches undenkbar. Möglich wäre wohl eher eine geriatrische Reha. Zu ihren Schluckstörungen eröffne ich besser einen separaten Thread.

 Was nützt eine Reha, wenn die Entzündungswerte nicht i.O. sind?

Auch wenn ich es fürchterlich finde, .. hat schon einmal jemand über Fixierung der Hände nachgedacht? Zumindest nachts. Man kann das auch moderat anwenden. Einfach so, dass sie noch Bewegung hat, aber nicht an Schläuche heran kommt. 

#7
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Unbekannt

Gelöscht

Ja, sie wurde fixiert als sie noch voll mit Schläuchen war. Das war für sie aber auch schrecklich. Ihre Haut an den Ellbogen war großflächig komplett wundgescheuert. Die Entzündungswerte und die Nierenwerte haben sich gebessert und das hat sich schon auch insofern bemerkbar gemacht, dass die Aufmerksamkeitsspanne etwas länger war und sie auch mal auf Fragen reagiert hat (ja/nein). Ich denke aber, das bleibt erstmal noch schwankend. Reha ginge in ihrem Zustand auch noch nicht. Sie wird jetzt bald vom Akutkrankenhaus in eine geriatrische Frühreha verlegt.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Lilo05« (31.03.2022, 17:09)
#8

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

.... Ich denke aber, das bleibt erstmal noch schwankend. Reha ginge in ihrem Zustand auch noch nicht. Sie wird jetzt bald vom Akutkrankenhaus in eine geriatrische Frühreha verlegt.

 Bei meiner Mutter hat es Monate gedauert bis das Delir wirklich weg war. Und die Verwirrungszustände kamen Monate später mit der ersten Infektion sofort wieder. Waren allerdings dann sofort auch wieder nicht mehr feststellbar, als die Infektion rückgängig war. Geh' davon aus, dass Deine Mutter nicht mehr ganz die Alte werden wird.

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