#1
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo, liebe Forenmitglieder.

Seit längerer Zeit lese ich mich schon durch diverse Foren, finde dort mal positive Antworten, mal negative, mal hü, mal hott, mal schwarz, mal weiß. Aber immer ent- oder weder. Deshalb möchte ich auch mal einen Beitrag starten.

Mein Name ist Norbert, ich bin 50 Jahre und ein paar Monate alt.

Bis zu meinem Schlaganfall am 02.06. dieses Jahres war ich mit Leib und Seele LKW-Fahrer. 5 Minuten vor Feierabend (ich wollte gerade den LKW abstellen und nach Hause gehen) spürte ich meine Füße nicht mehr richtig, konnte auch nicht mehr richtig lenken. Also stieg ich aus, um einen meiner Kollegen um Hilfe beim Abstellen des LKWs zu machen. Ich torkelte also auf ihn zu, er stieg aus seinem LKW aus und fragte, was los sei. Ich sagte, mir seie schwindelig.

Er reagierte, wie man nicht besser reagieren konnte. Er rief einen Kollegen, der mir einen Stuhl brachte, ich sollte mich hinsetzen, wollte aber nicht, dachte, es würde gleich besser gehen. Mein Riesen Glück war, mein Kollege arbeitet hauptberuflich im Krankenhaus in Nagold als Arzt. So wusste er die Symptome schnell richtig zu deuten, hat deshalb auch sofort veranlasst, dass der Notarzt gerufen wird. Die Aussage der Klinik war dann, Loch im Herz, Übertritt von der einen in die andere Herzkammer.

Das grob zum Hergang. Ich hatte knapp 3 Wochen nach dem Anfall eine Reha, schon damals war mir klar, dass keinerlei bleibende Schäden zurück bleiben würden. Seit dem Anfall bin ich krank geschrieben, würde lieber heute als morgen wieder arbeiten. Aber laut Aussage meines behandelnden Neurologen würde es keine Chance geben.

Die Leitlinie, aus der er zitiert hat, sagt wortwörtlich:

Da es sich in jedem Fall von Hirnblutung und Hirndurchblutungsstörungen um ein mit Leistungsausfällen und/oder Rückfallgefahren verbundenes Leiden handelt, können die Belastungen, wie sie beim Führen eines Kraftfahrzeugs der Gruppe 2 (sprich, dem LKW) entstehen, dem Kranken nicht zugemutet werden.

Danach folgt noch ein blabla mit Rückfallgefahren und so.

Meine Frage an die Forenmitglieder. Manch einer darf nicht mehr LKW fahren, aber anscheinend gibt es immer wieder welche, die es doch wieder dürfen. Wie geht bzw. ging das vonstatten? Was würden mir die Glücklichen unter Euch raten?

#2

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo Norbizi,

ich selbst fahre wieder Pkw, mein Lkw Schein ist von der Führerscheinstelle ungültig gemacht worden, ich habe jedoch auch körperlich starke Einschränkungen.

Vor kurzem war ich auf dem Kieler Schlaganfalltag, dort war dies auch ein Thema. Beim Lkw ist es so, dass es schwierig ist wieder fahren zu dürfen, der anwesende Neurologe sagte: Nur wenn die Ursachen für den Schlaganfall eindeutig festgestellt wurden und dies zukünftig nicht mehr auftreten kann darf man wieder Lkw fahren.

siehe auch: http://www.verkehrsportal.de/fev/anl_04.php

Die Schwierigkeit ist einen Neurologen zu finden, der einem bescheinigt, dass man wieder Lkw fahren darf. An deiner Stelle würde ich zu einer Fahrschule gehen, die auch Behindertenausbildung macht, die wissen am ehesten was man machen kann und können dir auch einen Neurologen empfehlen, der ein Gutachten machen kann.

Jürgen

http://www.schlaganfall-info.de/com/Drei_Jahre_danach.pdf

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jürgen.

Vielen Dank für die Anregungen.

Was sind die Ursachen eines Schlaganfalls? In der Reha hieß es, Rauchen, falsche Ernährung, Ubergewicht, Bewegungsmangel, Stress. 4 dieser 5 Ursachen könnte man vielleicht abstellen, aber Stress? Was ist eigentlich Stress?

Ich fahre seit 1988. Und muss ganz ehrlich sagen, ich hatte beim Fahren noch nie Stress. Klar regt man sich immer wieder über die ganzen Fahranfänger um einen herum auf. Aber ist das Stress? Ich könnte mir keinen entspannteren Job vorstellen.

Ich fuhr eigentlich schon immer teilweise bis komplett nur nachts, wenn man da morgens um 2 durch den Schwarzwald fährt, dann hat man oft in einer Stunde keine 10 Fahrzeuge gesehen. Das kann doch gar nicht besser gehen.

Den Stress, den ich in den letzten Monaten hatte, war Zirkus zuhause. Ich hatte jahrelang Krieg mit meiner Noch-Frau wegen ihren Alkohol-Problemen. Das Problem habe ich jetzt beseitigt, indem ich die Scheidung eingereicht habe und ausgezogen bin!

Kann man die Ursachen eines Schlaganfalls wirklich feststellen? Meistens bildet sich in einem Bein eine Blutverklumpung, die durch die eine Herzkammer in die Lunge geht, dort meistens rausgefiltert wird, wenn nicht, dann geht sie in die andere Herzkammer und von dort aus mit viel Glück ins Gehirn.

Wenn ich im Büro 8 Stunden vor dem Computer sitze, und dazu die Beine nicht großartig bewege, dann kann sich so was ebenfalls bilden, genauso wie im Flugzeug, wo man wie im LKW recht eingeengt sitzt. Das bedeutet dann aber vom Prinzip her, jeder Büromensch oder Flugreisende ist Schlaganfallgefährdet. Verzichten diese Leute deshalb auf ihre Arbeit oder ihren Urlaubsflug? Ich glaube nicht.

Der Auslöser war bei mir die Tatsache, dass ich ein Loch zwischen den Herzkammern habe. Das bedeutet, die Verklumpung ist ohne Filterung der Lunge direkt in die 2. Herzkammer und von dort ins Gehirn gewandert. Dieses Loch wurde mittlerweile in einem kleinen Eingriff über die Leiste geschlossen. Dieses Loch wird vor der Geburt benötigt, um das Blut richtig zu verteilen. Normalerweise wächst es zu. Aber 25-30% der Menschheit haben eben dieses Loch im Herz. Das ist Fakt.

Manche erfahren das nie, haben auch nie Probleme damit. Bei anderen kann es zur Katastrophe führen.

Wenn das aber so einfach wäre, dann müsste sich eigentlich jeder Mensch in jungen Jahren diesbezüglich untersuchen lassen, ob er ein erhöhtes Risiko hat, wenn es in den Urlaub geht, oder wenn man stundenlag die Beine nicht bewegt.

Seit dem Schlaganfall muss ich blutverdünnende Medikamente nehmen. Das sollte eigentlich dazu führen, dass sowas nicht mehr passiert. Zusätzlich habe ich das Loch operativ verschließen lassen. Das heiß für mich klar, dass das Risiko heute deutlich geringer ist wie vor dem Schlaganfall. Wie kann die Leitlinie aber behaupten, dass das Risiko eines erneuten Schlaganfalls da ist? Das Risiko hat jeder Mensch zu jeder Zeit. In der Reha waren Leute, deutlich jünger, deutlich fitter, sie haben sich gesünder ernährt, sie haben nicht geraucht, sie haben kein Loch im Herz. An meinem Tisch waren 2, bei einem ist es bei einer 15-minütigen Autofahrt ins Geschäft passiert, ein ander bekam den Schlaganfall nachts im Bett.

Ein enormes Risiko haben Frauen in Verbindung mit der Pille. Das habe ich erst vor Kurzem von einem Heilpraktiker gehört. Sagt man diesen Frauen vor Flugantritt oder vor dem neuen Job als Sekretärin, hey, das ist aber gefährlich? Ich habe dort eine junge Frau kennen gelernt, Schlaganfall mit 19!

Es wäre toll, wenn sich die Leute zu Wort melden würden, die tatsächlich wieder LKW fahren dürfen. Genial wäre natürlich so eine Art Downloadbereich, wo man die Gutachten für die Erlaubnis runterladen könnte. So hätte man vielleicht an den richtigen Stellen bessere Argumentationen. Das läuft doch genau so wie bei den Autos. Jemand will für seine Corvette Sidepipes eintragen, der erste TÜV-ler sagt, jaaaaaa, das geht aber nicht, der nächste trägt sie dann ohne Murren ein. Mit dem richtigen Gutachten hätte vielleicht der erste schon überzeugt werden können.........

Ich selbst werde mich in den nächsten Tagen an einen der Gutachter wenden und um Informationen bitten. Mein Neurologe darf das leider nicht, da ich ja sein Patient bin. Ich berichte weiter.......

Gruß Norbert

#4

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo Norbert,

Stress ist nie alleine die Ursache vom Schlaganfall, da muss schon noch was anderes hinzu kommen.

Mit dem Verschließen des PFO (Loch zwischen den Herzvorhöfen) hast du ja mit ziemlicher Sicherheit die Ursache beseitigt, bei mir war auch ein PFO ursächlich, was ich auch habe verschließen lassen. Jeder 4. soll so ein PFO haben, aber bei jedem 2. jüngeren Schlaganfallpatienten wird es festgestellt, damit ist es häufig ursächlich. Ich versehe nicht, warum es keine Primärprävention für Leute mit PFO gibt, die Ärzte machen immer erst dann was, wenn man bereits einen Schlaganfall hatte.

Jürgen

#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jürgen.

Stress ist laut einem Vortrag in der Reha-Klinik prozentual gesehen der Hauptauslöser, höher als Übergewicht, Nikotin, mangelnde Bewegung.

Um ein PFO bei jedem Menschen eindeutig feststellen zu können, müsste jeder wie bei den Pflichtuntersuchungen als Baby ein Schluckecho absolvieren. Ich denke mal, dass das weitaus teurer ist wie so kleine Standarduntersuchungen. Sowas wird keine Krankenkasse zahlen. Und es heißt ja nicht automatisch, jeder mit PFO bekommt mal einen Schlaganfall oder er stirbt gar daran.

Folglich werden manche 90 oder älter und haben damit nie ein Problem. Und sie erfahren das vielleicht irgendwann durch Zufall, weil sie von mir aus wegen einem Unfall oder anderen Ursachen geröntgt werden müssen. Genau so wird ja sehr oft auch Krebs festgestellt. Man kann also nicht für alles vorsorgen, auch wenn man es vielleicht gerne würde.

Gruß Norbert

#6

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo Norbert,

also ich kenne nur diese Risikfaktoren für einen Schlaganfall:

Stress verstärkt das Risiko nur.

Ob überhaupt ein PFO vorliegt, lässt sich einfach von außen mittels Ultraschall feststellen, will man es genauer (Größe, Form, Lage,   ..) ist ein Schluckecho erforderlich. Ansonsten mittels EKG, CMR/CT oder Herzkathederuntersuchung.

Wenn man weiss, das man ein PFO hat, denn kann man zumindest versuchen alles zu verhindern, was Gerinnsel in den Venen begünstigt.

Gruß

Jürgen

#7
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

eigentlich war ich auch der Meinung, dass nach einem Schlaganfall Fahrzeuge nur noch bis einem zulässigen Gesammtgewicht bis 3,5 to gefahren werden dürfen, aber ich habe in meiner Reha in Gailingen einen Patienten kennen gelernt der wärend der Reha Fahrstunden auf dem LKW gmacht hat um wieder LKW fahren zu dürfen. Leider kenne ich seine Indikation nicht, es könnte auch sein das er MS Patient war. Ich würde hier nochmals nachhaken, denn du kannst dich ja operieren lassen um das Loch im Herzen zu schließen. Mein Cousin hatte ebenfalls ein Loch im Herzen, dieses hat sich aber wohl in Folge der Einnahme von Marcumar von selbst geschlossen.

Ich weiß wie es ist seinen geliebten Beruf nicht mehr oder nur noch teilweise ausüben zu können, daher dir alles Gute und viel Glück bei deinen Bemühungen den Führerschein wieder zu bekommen. Übrigens soviel ich weiß wird dir die Fahrerlaubnis nicht entzogen, denn sonst hätte dich das zuständige Landratsamt angeschrieben. Es liegt ganz allein in deiner Verantwortung dich hinter das Steuer eines LKW´s zu setzen, denn wenn was passiert trägst du das Risiko allein, da zahlt keine Versicherung und ich gehe hierbei nur von Sachschaen aus, es könnte auch sein dass du Personen verletzt oder sogar tötest.Ich hoffe dir ein bisschen geholfen zu haben.

 

Gruß Max

#8
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Max.

Wenn er wirklich einen Schlaganfall hatte, und dann während der Reha schon Fahrstunden genommen hat, dann würde das meiner Meinung nach jeglicher Richtlinie im Bezug auf einen Schlaganfall widersprechen.

Ich war mittlerweile in der Chirurgie, um das Loch mit einem so genannten Amplatzer Okkluder verschließen zu lassen.

Es war ein einfacher Eingriff mit einem Katheder über die Leiste. Das Loch wurde bei einer Nachuntersuchung als "geschlossen" deklariert, nur beim Pressen würden noch geringe Mengen durchfließen. Das sollte aber von selbst voll zuwachsen.

Ich habe bei der Nachuntersuchung den Arzt gefragt, wie er das Risiko "jetzt" im Gegensatz zu "damals" einschätzen würde, er sagte "eindeutig geringer". Nur leider hat ein kleiner Arzt hier wahrscheinlich eher wenig zu sagen......

Zwischenzeitlich war ich auch bei einem 2. Neurologen, um wegen des erforderlichen Gutachtens anzufragen. Er verwies ebenfalls auf die Leitlinien, meinte bis 3,5t dürfte ich nach einem Gutachten wieder recht schnell fahren.

Verwundert fragte ich, ich dachte, das dürfe man automatisch wieder nach einer gewissen Zeit, er verneinte. Also auch wieder unnötig Geld vor die Säue streuen. PKW fahre ich aber trotzdem, das lasse ich mir nicht nehmen.

Wäre toll, wenn Du mal Deinen Bekannten nochmal fragen könntest, was er genau hatte. Sehr interessant wären natürlich auch gewisse schriftliche Sachen, die er geführt hat, im Zusammenhang mit dem Führerschein.

Gruß Norbert

#9
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Unbekannt

Gelöscht

Also auch wieder unnötig Geld vor die Säue streuen.

Hmmmm, also ich teile Deine Meinung diesbezüglich überhaupt nicht! Ein weiteres Gutachten ist nötig um Deine Gesichtsfeldeinschränkungen und Hirnleistungen zu überprüfen. Das kann nur ein Neurologe /Neuropsychologe machen, da viele Betroffene diese Einschränkung selbst gar nicht richtig wahrnehmen.

Ohne ein solches Gutachten ein Fahrzeug zu führen bzw. wie in Deinem Fall evtl. einen LKW finde ich persönlich fahrlässig und setze es etwa gleich mit Alkohol/Drogen am Steuer.

So vernünftig sollte man als Erwachsener sein, dass man nicht mutwillig sein eigenes Leben und vor Allem das von anderen Menschen aufs Spiel setzt.

Selbstverständlich verstehe ich die Problematik wenn Du als LKW-Fahrer berufstätig bist. Trotzdem solltest Du eben diese vorgegebene Zeit abwarten und das Gutachten machen lassen. Sollte der Arzt entscheiden, dass das Führen von LKW nicht mehr gestattet ist, solltest Du Dich auch daran halten- so schwer es auch ist!

Alles Gute für Dich!

#10
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Gelöscht

moin Norbert,

das Thema Autofahren nach Schlaganfall ist nätürlich ein Dauerbrenner. Keiner kann Dir das Autofahren verbieten. ABER wenn Deine Selbsteinschätzung nicht mit der Realität übereinstimmt? Wenn die Reaktion doch nicht so ist, wie angenommen? OK, wenn Du sagst mir passiert das nicht, dann hab gefälligst auch die Eier DIR das zu beweisen, indem Du dich auf deine Fahrtauglichkeit hin überprüfen lässt. Du kannst ja mal rausfinden, was Deine zuständige Berufsgenossenschaft zum Thema PKW/LKW-fahren zu sagen hat.

LG Norbert

 

 

 

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