Meine Mutter kam nun am Freitag in die Reha. Wie lange sie dort nun bleiben wird, weiß ich nicht, aber ich könnte sie niemals danach in ein Pflegeheim geben. Das hätte sie nie in ihrem Leben gewollt und das könnte ich niemals mit meinem Gewissen vereinbaren
Da muss es irgendwie eine andere Lösung für zu Hause geben.
Es ist schwer zu sehen wie niedergeschlagen und frustriert sie ist, weil sie versucht mit uns zu reden, wir sie aber nicht verstehen. Leider findet am Wochenende auch keine Therapie statt und ich habe das Gefühl wir treten auf der Stelle und dass es doch schneller voran gehen sollte. Auch habe ich das Gefühl unsere Besuche heitern sie nicht wirklich auf, wir wissen auch nicht was wir mit ihr reden sollen außer dem üblichen Smalltalk und dem Versuch sie zu motivieren und aufzuheitern.
Das ist momentan alles schwer zu ertragen und bringt einen wirklich zur Verzweiflung.
Erst einmal möchte ich Dir Mut machen .. das menschliche Gehirn ist zu mehr in der Lage als man glaubt. Mut und Zuversicht wirst Du - und auch Deine Mutter - dringend benötigen, denn es wird ein langer Weg. Sicher ist nur eines, es wird nicht so bleiben wie es jetzt ist und dass sich das Gehirn und der Körper ordentlich erholen kann. Die Neuroplastizität ist keine Mär...
Neuroplastizität nach dem Schlaganfall: So heilt sich das Gehirn (flintrehab.com)
Und das hier möchte ich Dir ebenfalls ans Herz legen: 5 Methoden zur Behandlung schlaganfallbedingter Lähmungen (flintrehab.com)
Ich habe in der Reha meines Mannes (er war rechts komplett gelähmt) ebenfalls passive Übungen mit ihm gemacht. Wenn es Dir möglich ist, dann versuche anfangs mal bei den Therapien dabei zu sein und sprich mit den Therapeuten. Lass' Dir zeigen, was Du am Wochenende tun kannst um zu unterstützen.
Bei meinem Mann habe ich damals in den ersten 2 Wochen das Bein sanft bewegt, die Finger, den Arm leicht bewegt und angehoben (aber Vorsicht, das Anheben zeigen lassen, da man im Bereich der Schulter vorsichtig sein sollte). Habe ihn, als ich merkte, da ist etwas Leben im Bein/Hand, aufgefordert Druck gegen meine Hand auszuüben und dann auch viel gelobt, mich laut gefreut, versucht Mut zu machen.
Wenn Du den Link gelesen hast, dann weisst Du nun, dass auch Bewegungen die für den Patienten ausgeführt werden dazu beitragen können, dass sich das Gehirn reorganisiert.
Wie Annin geschrieben hat.... sanfte Massagen der betroffenen Gliedmaßen, gutes Öl.
Einen Igelball kanns Du auch versuchen einzusetzen und Füsse, Beine, Hände, Arme evtl. auch Hals und Gesicht sanft hoch und runter rollen. Das stimuliert. Wenn Sie etwas fühlt, dann auch mit Federn, Pinseln oder ähnlichem. D.h. im gelähmten Bereich den Körper mit unterschiedlichen Reizen konfrontieren. Auch warm und kalt z.B.
Wenn Deine Mutter nicht richtig sprechen kann.... versuch zu singen. Auch Menschen die kaum noch sprechen können, können sehr oft Lieder singen - nicht nur summen, auch die Texte. Mein Mann z.B. konnte gerade mal noch ja und nein sagen (er war also sprachlich sehr schwer betroffen), aber alte Lieder, die konnte er singen. Bei den Texten war und ist er sattelfester als ich. Versuchs. Wenn Dir gar kein Lied einfallen sollte, dann versuch's mit "Marmor, Stein und Eisen bricht", das kennt jeder, das kann jeder und dazu brauchts auch keine besonderen Gesangsfähigkeiten
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Deine Mutter wird sich auch nur schwer konzentrieren können. Auch das kann und sollte man wieder trainieren. Memory kann da sehr hilfreich sein. Anfangs nicht wie üblich mit umgedrehten Karten spielen, sondern Deine Mutter bei aufgedeckten Karten Paare zusammen suchen lassen. Nicht zu viele Karten auf einmal nehmen. Wieviel möglich ist musst Du heraus finden. Mein Mann war beim ersten Versuch mit 4 Paaren 1,5 oder 2 Std. beschäftigt und ist dazwischen auch mehrfach eingeschlafen. Es war sehr schwer, das mit ansehen zu müssen. Aber schon am nächsten Tag ging es ein klein wenig schneller und so steigerte sich erst einmal die Geschwindigkeit und irgendwann konnte ich auch die Anzahl Karten steigern um viel später dann auf umgedrehte Karten umsteigen zu können.
Memory kann man halt auch gut im Bett spielen.
Schau mal im Aufenthaltsbereich der Reha nach Spielen. Meist haben die da einiges herum liegen was Schlaganfallpatienten unterstützen kann. Evtl. liegen da auch so Holzsteckspiele herum. So etwas z.B. Wooden Story | Sortierbox | littlegreenie oder Plantoys Formen- & Sortierbrett ab 2 Jahren | greenstories
das mag zwar albern wirken - aber es kann sein, dass es für Deine Mutter eine Herausforderung bedeutet die passenden Formen zu finden. Bitte nicht davon erschrecken lassen falls das der Fall ist. Auch das kann mit Übung wieder besser werden. Falls das für sie kein Problem sein sollte, dann lass es halt wieder weg. Aber an testen kannst Du das mal.
Versteht ihr eure Mutter nicht weil sie undeutlich spricht (verwaschen) oder weil sie nicht die richtigen Worte findet?
Gesichtsmuskelübungen wären, sofern sie dazu in der Lage ist, auch kein Fehler. So albern sich das anhören mag.. Zunge raus strecken, Lippen ablecken, Zungen in die Wangen stecken, nach Oben, nach Unten, Mund mit Luft aufblasen, Lippen spitzen... das stimuliert die Muskeln im Gesicht (sofern sie dazu überhaupt in der Lage ist). Nase kräuseln, Stirn in Falten legen.. auch das ist gut für die Gesichtsmuskulatur. ... und all das kann anfangs eine Herausforderung sein. Also nicht erschrecken wenn das nicht funktioniert oder nur schwer. Die Zungenübungen stärken übrigens auch die Muskulatur im Halsbereich. Versuchs selbst mal, Du wirst überrascht sein wie viele Muskeln da beteiligt sind.
Schau hier mal rein... Übungen für Patienten mit Fazialisparese oder Parkinson - Contilia ..
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Amsel« (21.08.2022, 11:57)