#1
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Vielleicht kann mir jemand tipps zur globalen Aphasie geben,

der SA von meinem dad ist jetzt ein Jahr her, rechtseitige Lähmung mit globaler Aphasie und Teilverständnis.
Er bekommt 2x in der Woche Logo und etc. Kann mir ein Betroffener erzählen, wie es sich mit globaler Aphasie lebt, was man denkt oder fühlt? Mir gegenüber zeigt er sich immer stark. Aber es ist so schlimm, mit anzusehen, dass er sich nicht artikulieren kann.

lg heike
#2
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Hallo Heike,
 
unter Google findest du die verschiedensten Formen der Aphasie, da kannst du lesen, was Patienten fühlen, oder denken.
 
Meine Erfahrungen mit Mitpatienten sind gute, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt und sich mit ihnen beschäftigt. Ich kenne niemanden, der absolut nichts verstanden hat.
Manche Besucher wunderten sich, wenn ein Patient nur gackerte, wie ein Huhn, oder "Oarsch" schimpften.
 
Diese Menschen meinen ganz was anderes, als was bei ihren Lippen raus kam. Sie denken aber wie du und ich. Sie sind nicht blöde!!!
Also Vorsicht, was du vor so einem Patient sagst.
 
Wir hatten auch viel Spaß, weil sie über ihre eigene "Dummheit" lachen konnten.
 
Lockere deinen Vater auf, mit Humor erträgt er diese Situation leichter. Schließlich ist das auch keine Tragik.
 
Liebe Grüße Manfred
#3
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hallo heike,
 
in ermangelung von erfahrungsberichten  kannst du eine einfschen selbstversuch starten.
nehme dir ein blatt papier und schreibe darauf zehn beliebige wörter.
am besten die hälfte davon substantive, dadurch wird es etwas leichter.
dann dersuche alles was du sagen willst mit diesem wortstamm auszudrücke.
du wirst sehen wie schwer dir das fällt, auch mit höchster intelligenz.
ausser dem begrenzten wortstamm hat der betroffene nichts zur verfügung, weil ihm der zugang dazu  abgeschnitten wurde. es ist, wie manfred schon erwähnte, besser wenn man das ganze mit humor sieht.
dieser begrenzte wortstamm bricht durch unstände z.b. (therapie)  manchmal etwas auf,
was zu dauerzuständen werden kann.
viel glück und gedult wünsche ich euch noch.
 
margy

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »margy« (16.08.2008, 10:51)
#4
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Hallo

meine Schwiegermutter, die auch einen sehr schweren SA hatte, konnte über Wochen hinweg nicht sprechen bzw. dann nur einzelne Worte und die ziemlich undeutlich. Wenn man einen Menschen gut kennt und sich ein bisschen in ihn und seine Lage hineinversetzt, kann man auch mit ihm "sprechen".
Ich habe immer viel erzählt und dann gefragt: weisst du das noch, kennst du den?
Nach ihrem Befinden erkundigt: liegst du gut, Hunger, Durst, Lust auf etwas, ist dir langweilig, was vor lesen, Radio - alles was mir so einfiel. Anfangs ging es mit nicken, Kopf schütteln, Schultern hochziehen, dann kam das 1. Wort, habe auch Übungen mit ihr gemacht - rein instinktiv, ein bewusstes JA oder Nein mit überdimensionierter Mundtechnik.

Nach und nach lernte sie wieder sprechen, erst einzelne Worte, dann kurze Sätze.
Alle anderen hatten immer Schwierigkeiten sie zu verstehen, weil die Sprache auch sehr undeutlich war, ich habe ein , zwei Worte verstanden und gewusst was sie wollte und dann nachgefragt und sie war glücklich wenn man verstand was sie wollte.
Eine Pflegerin z.B. wollte sie nicht, diese konnte machen was sie wollte, meine Schwiegermutter sagte immer Nein. Alle waren empört, war die Pflegerin doch sehr nett. Keiner hat mal nachgefragt - aber ich.
Es hat einige Zeit gedauert bis ich die richtige Frage gestellt habe, aber dann hatten wir es: sie war ganz einfach sehr grob und das machte meiner Schwiegermutter Angst und tat ihr weh.

Also, Mühe müssen sich alle Beteiligten geben und mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Zeit kann man sich auch wieder verständigen.

liebe grüsse
cora
#5
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Hallo Heike,
 
mein Vater hatte vor gut 1,5 Jahren einen schweren SA mit rechtsseitiger Lähmung und globaler Aphasie. Das ist ja die schlimmste Form der Aphasie und leider auch die mit den geringsten Heilungschancen. Manchmal kommen wir ganz gut damit zurecht, manchmal könnte man an der Welt verzweifeln.
Mein Vater hat anfangs kaum was verstanden, mittlerweile hat er das wieder ganz gut gelernt -und neulich beim Aachener Aphasietest beim Verständnis fast die volle Punktzahl geschafft (Stolz!). Sprechen geht leider immer noch nicht. Mit Anlaut kann er sehr gut Worte zu Ende sagen, aber spontan geht nicht. Wobei - ab und zu kommt doch mal ein spontanes Wort heraus. Und das lässt uns hoffen, dass vielleicht noch mehr geht. Langsam, Schrittchen für Schrittchen....
Wenn wir nicht erraten, was er will, dann zeichnet er oft etwas auf. Das hilft oft und wir kriegen raus, was er meint. Auf Landkarten kann er auch sehr gut zeigen, wohin er will. Aber manchmal könnte man schon verzweifeln. Zumal er immer meint, man müßte seine Zeichnungen/ Gesten sofort verstehen. Irgendwie ist ihm nicht klar, dass es für uns nicht verständlich ist. Da kommen auch schonmal Spannung auf und man muss echt versuchen ruhig zu bleiben. Er kann ja auch nichts dafür...
Lesen kann er übrigens eigentlich nicht, aber das ein oder andere Wort dann doch. Neulich hat er in der Zeitung sofort den Namen eines alten Bekannten bei den Sterbeanzeigen entdeckt. So merkt man dann , dass er es begriffen haben muss.
Wie es in einem globalen Aphasiker aussieht, das wüßte ich auch mal gern. Aber leider können sie es ja nicht erzählen... Aber wenn ich meinen Vater richtig verstehe, hat er die Wörter schon im Kopf, aber sie kommen eben nicht raus. Wie grausam...
Bei allen Gestern/ Zeichnungen etc. muss man aber wie Manfred schon gesagt hat immer daran denken, dass ein Aphasiker nicht dumm ist oder so. Oft meinte man, Papa "spinnt" und will irgendwas Unsinniges. Aber eigentlich immer hat es sich bisher so aufgelöst, dass es etwas Sinnvolles war und wir es nur nicht verstanden haben. Gott sein Dank spinnt er nicht 🙂

Euch viel Glück und viel Geduld mit Euerem Papa.
Lieben Gruß
Ruth

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Ruth« (18.08.2008, 10:28)
#6
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Hallo Heike,
leider habe ich nur eine schlechte Erfahrung mit der globalen Aphasei bei meiner Mutter (72) gemacht. Nach dritter Hirnblutung und vorherigem hirn organschen psychischen Syndrom sowie Erblindung kann sie überhaupt nicht mehr sprechen. Sie kann natürlich auch nicht schreiben, da sie wohl nichts sieht und trotz großem Engagements des Logopädens kommt noch nicht einmal ein Kopfnicken oder -schütteln zustande für Entscheidungsfragen.
Trotzdem wünsche ich Deinem Vater alles Gute und hoffe auf Besserung.
 
Schönes Wochenende
 
Schmidtchen
#7
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@Schmidtchen,
 
bei Entscheidungs- Fragen, lass sie mit der "gesunden" Hand drücken, einmal für ja, zweimal für nein.
 
Liebe Grüße Manfred
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Hallo heike,
ich habe heute (27.8.8) eine Frage zur globalen Aphasie ins Forum gestellt. Da steht auch alles drin über den Zustand von meinem Vater, der vor einem halben Jahre einen SA hatte. Ich weiß, wie Du Dich fühlst, wenn die Gespräche immer nur in eine Richtung gehen und man die Verzweiflung des Betroffenen spürt. Manchmal heule ich nur und er auch und manchmal ist auch Hoffnung da. Wenn er lacht - über eine ganz spontane, für uns auch komische Situation zum Beispiel. Oder wenn mein kleiner Sohn was witziges ruft. ('Eierloch - fang  mich doch') Das findet er auch komisch und  das heißt, er versteht was. Habt Ihr es schon mit Schreiben probiert? Ich habe meinem Vater ein alphabet angefertigt, wobei unter jedem Buchstaben das Foto eines Angehörigen oder Freundes aufgeklebt ist, die mit dem jeweiligen Buchstaben beginnen (A- André z.B.). Und ich habe gemerkt, dass er positiv darauf reagiert, wenn man leise mit ihm spricht oder flüstert, mit ausgeprägter Mimik und Gestik. Er schaut auch sehr gerne Tier- und Natursendungen jetzt - viell. weil man die auch ohne große Worte versteht und 'einfach' (natürlich) schön sind. Versuchen, versuchen, versuchen.  
Was bleibt ist die Hoffnung und die Freude über die winzigen Fortschritte, die man sich immer wieder vergegenwärtigen sollte.
VLG von spencer-Birthe
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