#1

Rottaler

Oberrot, Deutschland

Hallo, 

 

meinem Vater ist vor knapp 2 Jahren ein Aneurysma im Kopf geplatzt. Er hat es glücklicherweise gut überstanden. Das Neglect ist das körperliche Überbleibsel, welches er aber sehr gut in den erst 1,5 Jahren durch hartes Training und Willen so gut es ging eingedämmt hat.

Leider ging es mit seiner Psyche das letzte halbe Jahr rapide bergab. Aktuell liegt er 2-3 Tage am Stück nur im Bett. Er hat nur negative Gedanken und das gute Zureden von uns allen hilft auch nicht mehr. Danach kommen wieder 1-2 "gute" Tage und dann das Gleiche wieder von vorne.

Meine Frage nun: 

Gibt es eine psychiatrische Einrichtung die auf dieses Krankheitsbild spezialisiert sind bzw. Einrichtungen für körperlich eingeschränkte Menschen?

 

Freue mich auf zahlreiche Antworten. 

#2

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Hallo, 

 

meinem Vater ist vor knapp 2 Jahren ein Aneurysma im Kopf geplatzt. Er hat es glücklicherweise gut überstanden. Das Neglect ist das körperliche Überbleibsel, welches er aber sehr gut in den erst 1,5 Jahren durch hartes Training und Willen so gut es ging eingedämmt hat.

Leider ging es mit seiner Psyche das letzte halbe Jahr rapide bergab. Aktuell liegt er 2-3 Tage am Stück nur im Bett. Er hat nur negative Gedanken und das gute Zureden von uns allen hilft auch nicht mehr. Danach kommen wieder 1-2 "gute" Tage und dann das Gleiche wieder von vorne.

Meine Frage nun: 

Gibt es eine psychiatrische Einrichtung die auf dieses Krankheitsbild spezialisiert sind bzw. Einrichtungen für körperlich eingeschränkte Menschen?

 

Freue mich auf zahlreiche Antworten. 

Hallo Rottaler,

was sagt denn sein Neurologe? Hat er einen? Der wäre meine erste Anlaufstelle bei so einem Problem. Evtl. helfen auch "nur" Antidepressiva - was ich aber keinesfalls dem Hausarzt überlassen würde.

#3

Rottaler

Oberrot, Deutschland

Hallo Amsel, 

vielen Dank für deine Antwort.

Er war bereits beim Neurologen der bereits Antidepressiva verschrieben hat und die er bereits seit einem halben Jahr regelmäßig nimmt. 

Wir sind nun eben zu dem Entschluss gekommen, dass es aktuell für ihn am Besten wäre wenn er einige Zeit professionelle Hilfe in einer Einrichtung bekommen würde. 

Er muss sich damit abfinden das sein Leben einfach nicht mehr zu 100% sein wird wie vorher und das ist sein Problem dies zu akzeptieren. 

Da er körperlich eingeschränkt ist und er im Alltag Hilfe benötigt sind wir nun auf der Suche nach einer für ihn passenden Einrichtung. 

#4

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Ich glaube nicht, dass er in einer normalen Psychiatrie gut untergebracht wäre.

 

Die Frage ist halt auch, ob die Depression organisch bedingt ist, oder psychisch. Letzteres wäre ja keine Depression im klassischen Sinn, sondern Trauer und deren Bewältigung.

Auch wenn Dir die folgende Frage seltsam erscheinen mag, aber manchmal gibt es auch andere Ursachen für die Antriebsschwäche (ich spreche da aus persönlicher Erfahrung)..

Habt ihr in letzter Zeit folgende Blutwerte kontrollieren lassen:

  • Vitamin B12-Spiegel
  • D3-Spiegel
  • Eisen
  • Entzündungsmarker

Falls nein, würde ich das zeitnah kontrollieren lassen. Notfalls den Check für B12 und D3 aus eigener Tasche bezahlen (das ist nicht die Welt.) Falls Dein Vater selten raus geht, dürfte D3 zumindest nicht sehr hoch sein. Manche Medikamente (z.B. Epilepsiemed.) senken ebenfalls den D3-Spiegel. ein B12-Mangel ist auch schon ab einem bestimmten Alter häufig ein Thema.

Vitamin-B12-Mangel: Wenn die Nerven leiden | NDR.de - Ratgeber - Gesundheit (nur als Erstinformation. Es gibt dazu auch weiterführende Infos)

Vitamin D - Mangel, Präparate, Werte & Dosierung | CTL-Labor

Führt zu wenig Vitamin D zu Depressionen? | Schlossparkklinik Dirmstein (schlosspark-klinik-dirmstein.de)

 

#5

Rottaler

Oberrot, Deutschland

Vielen Dank Amsel für deine schnelle Antwort und die Tipps. 

Ich werde alles mit meiner Mutter besprechen und dann planen wir die nächsten Schritte. 

#6

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Vielen Dank Amsel für deine schnelle Antwort und die Tipps. 

Ich werde alles mit meiner Mutter besprechen und dann planen wir die nächsten Schritte. 

na ja, zur eigentlichen Frage hatte ich ja auch nichts Kluges zu schreiben 😉...

Aber schau mal hier: Depression - psychologische Folge eines Schlaganfalls (schlaganfall-hilfe.de) Ganz unten stehen Hinweise wo man sich Unterstützung bei der Suche holen kann.

Ich würde, wäre ich Du, beides gleichzeitig angehen. Die Blutwerte kontrollieren lassen und ggf. was fehlt dazu geben und dennoch Unterstützung bei Psychologen suchen. 

Aber eine Frage habe ich noch: warum denkt ihr an eine Klinik und nicht an Psychologen bei euch zu Hause oder an eine Tagesklinik? Braucht Deine Mutter Abstand, so dass ihr das als ideale Lösung anseht (was ich nachvollziehen könnte. Diese Antriebslosigkeit zieht jeden der mit solchen Menschen zusammen lebt auch mit runter)

 

Ach so... fast vergessen. Magnesium kann sich auf Depressionen ebenfalls positiv auswirken. 

Magnesium - Eine wertvolle Unterstützung bei Depression (psychiater-winterthur.ch)

Magnesiummangel Symptome Psyche - Dr. med. Petra Bracht und Kollegen (drpetrabracht.de)

 


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Amsel« (14.06.2023, 17:32)
#7

Rottaler

Oberrot, Deutschland

Meine Mutter kommt so langsam tatsächlich an ihre Grenzen. Wir denken auch, dass es vielleicht ganz gut ist wenn er aus seinem täglichen Trott und Umfeld mal rauskommt und dort auf "Gleichgesinnte" trifft und sich austauschen kann. Wir sind mit unserem Latein nämlich am Ende. 

Anfang Juli haben sie einen Termin bei einem Psychiater. Parallel dazu werden wir die Werte checken lassen und dann mal schauen.

 

Danke trotzdem für die vielen Tipps 

#8

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Meine Mutter kommt so langsam tatsächlich an ihre Grenzen. Wir denken auch, dass es vielleicht ganz gut ist wenn er aus seinem täglichen Trott und Umfeld mal rauskommt und dort auf "Gleichgesinnte" trifft und sich austauschen kann. Wir sind mit unserem Latein nämlich am Ende. 

Anfang Juli haben sie einen Termin bei einem Psychiater. Parallel dazu werden wir die Werte checken lassen und dann mal schauen.

 

Danke trotzdem für die vielen Tipps 

Magnesium könntet ihr auch jetzt schon geben. Einzig der Stuhlgang könnte, bei zu großer Menge, etwas .. na ja.. dünner werden. 

Kliniken müssen passen. Je nachdem kann so ein Aufenthalt kleine Wunder bewirken, aber auch das Gegenteil. 

Habt Ihr schon mal über Selbsthilfegruppen für Deinen Vater nachgedacht? Aber auch evtl. für Deine Mutter. Sie wird auch jemanden brauchen bei dem sie die Dinge beim Namen nennen kann, mit dem Wissen, dass das Gegenüber versteht wovon sie spricht. 

Adressen (schlaganfall-hilfe.de)

Manchmal kann das helfen - sofern die Gruppe passt. Ggfl. muss man ausprobieren. Die oben verlinkte Liste ist sicher nicht vollständig. Ggf. noch mal bei Dir vor Ort googeln.

Bewegung kann übrigens auch gut tun. Sport in jeglicher Form. Bekommt Dein Vater Therapien? Physio? Ergo? 

Und dann würde ich versuchen mit ihm zu singen. Wenn er schon älter ist, die alten Lieder. Auch das kann irgendwie Freude bereiten. 

Hat er denn Freunde? Besuchen sie ihn? Was für Hobbies hatte er früher? Was hat ihn früher Freude gemacht?

Er braucht vielleicht wieder Ziele und kann sie sich selbst nicht geben. Ich erlebe das bis heute bei meinem Mann täglich. Wobei es leicht besser wird. Er kann, wenn ich nicht dagegen an gehe, 2 Stunden auf dem Stuhl sitzen und Löcher in die Luft schauen. So war er früher nie - das wäre undenkbar gewesen. Für meinen Mann hätte der Tag 48 Std. haben können. Tja, und nun ist er so.

Ich merke aber auch, dass er zufriedener wirkt, wenn ich ihn beschäftige. (er kann es nicht selbst sagen weil er eine ausgeprägte Aphasie hat und auf so etwas auch nicht wirklich achtet). Also etwas sinnvolles (erfolgreich) tun, macht ihn zufrieden und in diesem Moment auch stolz.

Probiert es aus. Müll raus bringen, Kartoffeln schälen, Briefkasten leeren, Wäsche zusammen legen ... Und danach loben, loben, loben. Und Danke sagen! Deine Mutter kann klar machen, dass er ihr hilft, dass er ihr eine Stütze ist. (das kann helfen, muss nicht. Aber wenn seine Niedergeschlagenheit daher rührt, weil er sich überflüssig/zu nichts nutze fühlt, dann sind Aufgaben ein gutes Mittel dagegen)

Ich fühle etwas mit euch weil ich weiß wie es sich anfühlt mit Menschen zusammen zu sein die keinen Antrieb mehr haben und im schlimmsten Fall dann auch noch böse werden. Ich kann Dir aber auch versichern... es kann sich wieder bessern.

 

#9

Annin

Bayern, Deutschland

Wenn es für euch komisch ist gemeinsam zu singen, etc., schlüpfe in die Therapeuten-Rolle und nennt es "Therapie". Vielleicht klappt das besser.

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