#1
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 Hallo,
mein 86 - jähriger Vati hatte leider vor sieben Wochen einen schweren Schlaganfall, wurde von 
der Klinik Städtisches Klinikum in Magdeburgmittlerweile zur Reha ins NRZ ( Median Klinik ) in
Magdeburg verlegt. Dort war er aufgrund von Stürzen im NRZ auch zuerst in der Intensivreha. Meine Mutti ist 80 - Jahre alt und hat zusammen mit mir sehr große Sorgen bzgl.des weiteren Fortgangs. Mein Vati war bis zum überraschenden Schlaganfall sehr sportlich . Er hat viel Tennis und Golf gespielt,
hat Ausdauerlauf gemacht und war mit uns bis vor zwei Jahren in den Alpen zum Alpinski.
Außerdem hat er bisher einen mit 220 Mitgliedern großen Sportverein mit großem Engagement erfolgreich
geleitet.Nach dem Schlaganfall kann er Hände und Beine relativ gut bewegen ,unternimmt aber leider nicht
vorhersehbare , gefährliche Handlungen , wie zum Beispiel Aufstehen, Gehen und dann Stürzen , ist sehr verwirrt
bzw. muss ständig betreut und beobachtet werden.
Durch Corona können wir unseren Vati nur einmal pro Woche eine Stunde lang besuchen und keine weitere
Besuchszeiten zum Training seines Gehirns bekommen. Dies kann meine 80- jährige Mutti in absehbarer Zeit leider zu Hause in der gemeinsamen Wohnung nicht absichern . Deshalb bitte ich Sie um Unterstützung:
- wie lange läuft in solchen Fällen die wichtige Reha
-gegenüber wem mit welchen Fakten können wir weitere Pflegerehabehandlungen beantragen
- welche weiteren Vorschläge können Sie uns bitte möglichst noch geben.
Im Moment bereiten wir leider eine Einweisung in ein Pflegeheim vor. Besteht aber hoffentlich doch noch
die Möglichkeit, dass mein Vati durch zus. Rehatrainings seine Orientierungsfähigkeiten über einen längeren
Zeitraum in einer Reha oder im Pflegeheim wieder erlernt und dann wieder zu Hause wohnen kann ?
Ich freue mich auf Ihre Empfehlungen .
Vielen Dank für Ihre Hilfe.
#2

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo Thorsten,

die Länge der Reha bestimmen hauptsächlich die Ärzte der Rehaeinrichtung, wichtig ist, dass dein Vater gut mitarbeitet und Fortschritte erkennbar sind. Oft versuchen die Ärzte Ältere ins Pflegeheim abzuschieben, deshalb Kontakt mit den Ärzte aufnehmen, siehe
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/80504/Auch-aeltere-Schlaganfallpatienten-profitieren-von-einer-Neurorehabilitation
Die Rehaeinrichtung hat eine Sozialstation, die dich beraten kann, insbesondere wie es weiter gehen kann und was es für Möglichkeiten gibt ---->>> Pflegegrad beantragen, Behindertenausweis, Umbauten zu Hause, ......

Nach der Reha, kann man mit ambulanter Reha weiter machen, entweder zu Hause oder in einer Therapieeinrichtung, das kann der Hausarzt verordnen.

Viele Informationen findest du hier

https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/start

https://www.schlaganfall-hilfe.de/fileadmin/files/user_upload/Schlaganfall_Informationen_fu__r_Betroffene_und_Interessierte.pdf

Jürgen

https://www.schlaganfall-info.de/com/Drei_Jahre_danach.pdf

#3

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Ich möchte Dir Mut machen .. auch wenn ich ein Pflegeheim, besonders jetzt in der Coronazeit, nicht optimal finde. Aber dass das Deine Mutter nicht alleine stemmen kann, ist klar.

Bei meinem Mann haben sich besonders die sprachlichen als auch die kognitiven Defizite zu Hause mit intensiver Therapie am deutlichsten gebessert. Der Haupterfolg in der Reha war die Motorik, sprachlich tat sich aber sehr sehr wenig und im Grunde hatte der dort behandelnde Arzt in diesbezüglich abgeschrieben. Dass er damit falsch lag hat er dann selbst nur 5 Monate später selbst feststellen können (das hat ihn etwas überrascht)

Lange Rede, kurzer Sinn .. bei meinem Mann wurde durch ambulante Therapie, aber auch durch tägliche Übungen zu Hause besonders die Konzentration, das Durchhaltevermögen, die Sprache und die Feinmotorik besser. Mit der Orientierung hatte er schon vorher keine Probleme, dazu kann ich also nichts sagen. Er erhält neben der ganz normalen Ergotherapie auch Hirnleistungstraining.

Wenn Dein Vater keine sprachlichen Probleme hat, dann könnt ihr doch in der Rehaphase täglich telefonieren, oder? Ich habe das beim letzten Rehaaufenthalt meines Mannes (ebenfalls in der Coronazeit) gemacht (und das, obwohl er eine schwere Aphasie hat). Es hat recht gut funktioniert. Anfangs habe fast nur ich gesprochen und ich habe, weil kein Mensch so viel alleine reden kann, dann Kurzgeschichten vorgelesen. Einige Tage später habe ich dann mit einer Übung angefangen die wir zu Hause auch immer wieder durchgegangen sind. Sprichwörter vervollständigen. In seinem Fall hilft das die Wortabrufe zu verbessern... Man spricht ein Sprichwort vor und lässt das letzte Wort weg. Das soll der Patient dann ergänzen. Da mein Mann zu diesem Zeitpunkt noch deutlich mit den Wortabrufen kämpfte, musste ich ihm manchmal helfen in dem ich das Wort stumm mit dem Mund formte oder die erste Silbe vor sagte. Das Erste war natürlich am Telefon nicht machbar, aber das war überraschender Weise auch nicht erforderlich. Er steigerte sich fast täglich und ich musste mich irgendwann regelrecht vorher mit neuen Sprichwörtern vorbereiten (so viel fällt einem da ja nicht ein).

Wenn Dein Vater diesbezüglich keine Probleme hat, dann wäre das dennoch für die Konzentration eine Übung. Man könnte dann ja mehr ergänzen lassen.

Gedichte aufsagen wäre auch eine Möglichkeit, oder Lieder singen.. oder.. das habe ich am Ende mit meinem Mann gemacht.. das "Vater unser" gemeinsam aufsagen. Mein Mann war am Ende so gut, dass ich nur noch die ersten 1-2 Worte eines Satzes vorsagen musste.

Was Du auch anregen könntest wäre: Wörter rückwärts buchstabieren .. oder .. das Spiel "ich packen einen Koffer... " oder.. auf englisch/französisch (welche Fremdsprache auch immer er kann) zählen lassen … oder Zungenbrecher nachsprechen lassen (z.B. Früh fressen freche Frösche Früchte. Freche Frösche fressen früh Früchte.)

Es hilft alles die Konzentration zu verbessern (auch bei nicht neurologisch geschädigten Menschen). Du musst nur darauf achten, dass du ihn nicht überforderst. Langsam heran tasten und wenn es nicht funktioniert ohne Enttäuschen einfach wieder fallen lassen.

 

Ach so... fast vergessen. Hier im Forum gibt es einen Strang in dem solche Konzentrationsspiele gesammelt werden. Mit etwas Kreativität kann man da einiges finden was auch am Telefon funktioniert

Und noch ein PS: ich habe den Eindruck, dass mit Verbesserung der Konzentrationsleistung immer auch andere Verbesserungen im kognitiven Bereich einher gingen. Das Eine bedingte das andere (ob das bei jedem so ist, kann ich aber nicht sagen)


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Amsel« (12.10.2020, 23:58)
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