Ich möchte Dir Mut machen .. auch wenn ich ein Pflegeheim, besonders jetzt in der Coronazeit, nicht optimal finde. Aber dass das Deine Mutter nicht alleine stemmen kann, ist klar.
Bei meinem Mann haben sich besonders die sprachlichen als auch die kognitiven Defizite zu Hause mit intensiver Therapie am deutlichsten gebessert. Der Haupterfolg in der Reha war die Motorik, sprachlich tat sich aber sehr sehr wenig und im Grunde hatte der dort behandelnde Arzt in diesbezüglich abgeschrieben. Dass er damit falsch lag hat er dann selbst nur 5 Monate später selbst feststellen können (das hat ihn etwas überrascht)
Lange Rede, kurzer Sinn .. bei meinem Mann wurde durch ambulante Therapie, aber auch durch tägliche Übungen zu Hause besonders die Konzentration, das Durchhaltevermögen, die Sprache und die Feinmotorik besser. Mit der Orientierung hatte er schon vorher keine Probleme, dazu kann ich also nichts sagen. Er erhält neben der ganz normalen Ergotherapie auch Hirnleistungstraining.
Wenn Dein Vater keine sprachlichen Probleme hat, dann könnt ihr doch in der Rehaphase täglich telefonieren, oder? Ich habe das beim letzten Rehaaufenthalt meines Mannes (ebenfalls in der Coronazeit) gemacht (und das, obwohl er eine schwere Aphasie hat). Es hat recht gut funktioniert. Anfangs habe fast nur ich gesprochen und ich habe, weil kein Mensch so viel alleine reden kann, dann Kurzgeschichten vorgelesen. Einige Tage später habe ich dann mit einer Übung angefangen die wir zu Hause auch immer wieder durchgegangen sind. Sprichwörter vervollständigen. In seinem Fall hilft das die Wortabrufe zu verbessern... Man spricht ein Sprichwort vor und lässt das letzte Wort weg. Das soll der Patient dann ergänzen. Da mein Mann zu diesem Zeitpunkt noch deutlich mit den Wortabrufen kämpfte, musste ich ihm manchmal helfen in dem ich das Wort stumm mit dem Mund formte oder die erste Silbe vor sagte. Das Erste war natürlich am Telefon nicht machbar, aber das war überraschender Weise auch nicht erforderlich. Er steigerte sich fast täglich und ich musste mich irgendwann regelrecht vorher mit neuen Sprichwörtern vorbereiten (so viel fällt einem da ja nicht ein).
Wenn Dein Vater diesbezüglich keine Probleme hat, dann wäre das dennoch für die Konzentration eine Übung. Man könnte dann ja mehr ergänzen lassen.
Gedichte aufsagen wäre auch eine Möglichkeit, oder Lieder singen.. oder.. das habe ich am Ende mit meinem Mann gemacht.. das "Vater unser" gemeinsam aufsagen. Mein Mann war am Ende so gut, dass ich nur noch die ersten 1-2 Worte eines Satzes vorsagen musste.
Was Du auch anregen könntest wäre: Wörter rückwärts buchstabieren .. oder .. das Spiel "ich packen einen Koffer... " oder.. auf englisch/französisch (welche Fremdsprache auch immer er kann) zählen lassen … oder Zungenbrecher nachsprechen lassen (z.B. Früh fressen freche Frösche Früchte. Freche Frösche fressen früh Früchte.)
Es hilft alles die Konzentration zu verbessern (auch bei nicht neurologisch geschädigten Menschen). Du musst nur darauf achten, dass du ihn nicht überforderst. Langsam heran tasten und wenn es nicht funktioniert ohne Enttäuschen einfach wieder fallen lassen.
Ach so... fast vergessen. Hier im Forum gibt es einen Strang in dem solche Konzentrationsspiele gesammelt werden. Mit etwas Kreativität kann man da einiges finden was auch am Telefon funktioniert
Und noch ein PS: ich habe den Eindruck, dass mit Verbesserung der Konzentrationsleistung immer auch andere Verbesserungen im kognitiven Bereich einher gingen. Das Eine bedingte das andere (ob das bei jedem so ist, kann ich aber nicht sagen)
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Amsel« (12.10.2020, 23:58)