#1

hej.sel.

Suhl, Deutschland

Guten Morgen,

Ich bin auf dieses Forum gestoßen und hoffe hier ein paar Tipps, Erfahrungen, Hoffnungen und vielleicht aufmunternde Worte zu finden.

 

Mein lieber Opa (71 Jahre, seit 20 Jahren Diabetiker) hatte leider von letzter Woche vermutlich Samstag auf Sonntag einen Schlaganfall. Er ist Diabetiker und hatte viel zu hohen Zucker. Außerdem leidet er an Bluthochdruck. Auch der Blutdruck war Sonntag viel zu hoch. Sonntag Abend kam er ins Krankenhaus, nachdem er Sonntag schon nicht richtig laufen konnte (rechtes Bein war betroffen und ist mehrfach weggeknickt). Am Montag dann Diagnose: Schlaganfall.

Montag haben wir ihn bereits besucht, da war er sehr verwirrt und hat verwaschen gesprochen. Laufen konnte er nur noch mit Hilfe.

Dienstag Nachmittag ging es ihm schon besser. Er konnte sprechen, sich alleine aufsetzen und es gab ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin. Diese hat ihn als geschäftsfähig eingestuft und sich gefragt, warum er uns nichts erzählt von dem, was sie mit ihm bespricht. Wir haben Ihr versucht zu erklären, dass er sich das nicht merkt. Er hat uns Montag bereits mehrere (immer die selben) Dinge öfter gefragt.

Mittwoch war sein Zustand ähnlich wie Montag und Dienstag. Donnerstag war sein Zustand auch noch in Ordnung, die Physiotherapie trainierte jeden Morgen mit ihm das laufen und auch den rechten Arme und die rechte Hand.

Freitag dann ein Schock: sein Zustand hat sich rapide verschlechtert. Er konnte sich nicht mehr aufsetzen, das rechte Bein spürt er gar nicht mehr, er trug eine Windel weil sie ihn nicht auf Toilette bekommen haben und er konnte ganz schlecht reden. Die Ärztin sagte auf einem neuen CT war zu sehen, dass noch mehr Bereiche betroffen und abgestorben wären. Sie geben nun noch mehr Blutverdünner, um schlimmeres zu verhindern.

Seinen Blutzucker haben sie immer noch nicht in den Griff bekommen und auch der Blutdruck ist noch leicht zu hoch. Beide Werte werden besser, aber sind noch nicht in einem optimalen Bereich. Leider merkt sich der Opi seine Werte nicht mehr und erinnert sich auch nicht, ob Physiotherapie oder Ergotherapeuten etc. Bei ihm waren zum trainieren. Die Schwestern lassen uns nicht in seine Akte schauen wegen Datenschutz. Wenn sie nicht grad die Werte messen, wenn wir da sind (wegen Corona sind eingeschränkte Besuchszeiten - nur nachmittags), erfahren wir seine Werte nicht. Hat jemand einen Tipp, wie wir an die Werte kommen oder was wir tun können damit wir Auskunft erhalten?

 

Und zu guter letzt: Habt ihr positive Erfahrungsberichte, dass auch Leute in diesem Alter durch Training wieder „auf die Beine kommen?“. Was können wir Angehörigen tun, um ihn zu helfen?

Er bekommt leider alles noch mit und merkt, was nicht geht.

Und ist es normal, dass es so gute und schlechte Tage gibt?

 

Meine größte Angst ist, dass sein Leben auf seine letzten Jahre nicht mehr lebenswert wird.

Er hat leider immer wieder wortfindungsstörungen, kann den rechten arm nicht mehr heben (nur noch greifen mit der Hand geht leicht), seine rechte Gesichtshälfte ist gelähmt und das Bein spürt er auch nicht. Heute erzählte er uns, dass er das Wasser lassen auf der Toilette nicht mehr gespürt hat. Aber er saß heute in einem speziellen Stuhl und konnte sich relativ gut unterhalten.

 

Erst vor 4 Wochen ist sein Urenkel auf die Welt gekommen. Er hat ihn so gern gehalten und hatte so viel Freude an ihm. Ich möchte so gern hoffen, dass er das irgendwann wieder kann und hoffe auf positive Erfahrungsberichte. Ich weiß, dass viele in einem jüngeren alter einen Schlaganfall erleiden und das viel schlimmer ist aber mein Opa bedeutet mir sehr viel und ich möchte so gern hoffen, dass er seinen Urenkel aufwachsen sehen kann und alle seine noch kommenden urenkelchen kennen lernen kann.

 

Ganz lieben Dank vorab

#2

Angie

Untermettingen, Deutschland

Hallo hej,

 

erstmal ist jeder Schlaganfall einzigartig. Bei jedem einzelnen verläuft er anders. Es gibt gute und schlechte Tage, auf und ab. Auch das ist bei jedem anders. Redet mit ihm, seid für ihn da. Und er ist noch nicht zu alt um wieder auf die Beine zu kommen, da ist von euch Geduld gefordert und auch gleichzeitig in alle Richtungen vorzusorgen, da kann euch aber Amsel besser helfen.

Er hat wohl auch keinem eine Vollmacht ausgestellt? Sehr zu dass ihr die schnellstmöglich bekommt, es ist von Bundesland zu Bundesland verschieden, erste Anlaufstelle ist meist das Amtsgericht.

#3

hej.sel.

Suhl, Deutschland

Hallo hej,

 

erstmal ist jeder Schlaganfall einzigartig. Bei jedem einzelnen verläuft er anders. Es gibt gute und schlechte Tage, auf und ab. Auch das ist bei jedem anders. Redet mit ihm, seid für ihn da. Und er ist noch nicht zu alt um wieder auf die Beine zu kommen, da ist von euch Geduld gefordert und auch gleichzeitig in alle Richtungen vorzusorgen, da kann euch aber Amsel besser helfen.

Er hat wohl auch keinem eine Vollmacht ausgestellt? Sehr zu dass ihr die schnellstmöglich bekommt, es ist von Bundesland zu Bundesland verschieden, erste Anlaufstelle ist meist das Amtsgericht.

 Liebe Angie,

ganz lieben Dank für deine Antwort.

Eine Vollmacht hat er meiner Oma ausgestellt. Da das Krankenhaus ihn aber als voll geschäftsfähig einstuft, teilen sie nur ihm die Werte mit und nicht der Vorsorgebevollmächtigten. Eine Betreuung, welche durch das Amtsgericht angeordnet werden kann, kommt auch nur in frage, wenn er seine Angelegenheiten nicht mehr alleine besorgen kann. Das verneinen aber die Ärzte im Krankenhaus, weshalb ja auch die Vollmacht nicht greift. 
Die Ärzte im Krankenhaus meinten zu uns er würde es uns nicht erzählen wollen. Aber wenn wir ihn fragen, sagt er eindeutig er weiß es nicht mehr - ihm fehlen ja teilweise die einfachsten Worte, da ist uns klar, dass er sich keine Werte merken kann.

Wir haben die Ärztin nochmal um ein Gespräch gebeten und versuchen ihr nochmal zu sagen, dass er alles vergisst und das nicht weiter geben kann.

Liebe Grüße und danke für die lieben Worte.

#4

Angie

Untermettingen, Deutschland

Ach du meine Güte, das Krankenhaus macht sich das leicht, weil niemand Bescheid wissen muss, ergo müssen die Ärzte nicht mit euch reden 😠 das war bei uns zum Glück anders. Bei uns wurde gleich eine Vollmacht für mich ausgestellt, aber er lag auch im Koma. Nur kann ich mir ehrlich gesagt nicht erklären warum die Vollmacht nicht greifen soll? Er hatte einen Schlaganfall, da müsste doch die Vollmacht sofort greifen? Ich würde mir da anwaltlich Hilfe suchen wenn heute nichts bei dem Gespräch rauskommt. Meist reicht auch eine Drohung damit 😉

Habt ihr denn eine Krankenschwester, nicht Auszubildende, die euch Auskunft gibt? Meistens wissen die was gemacht wurde und können auch einiges mehr sagen. Manchmal reicht eine Packung Schokozeug oder ein Zehner für ihre Kaffeekasse um sich mit dem Personal gutzustellen.

 

#5

Annin

Bayern, Deutschland

Ich habe dir eine persönliche Nachricht geschickt. (Info hier nur für den Fall, dass die PN nicht ausreichend Aufmerksamkeit auf sich macht und übersehen wird.)

LG


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Annin« (06.09.2022, 11:40)
#6

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

 

 Liebe Angie,

ganz lieben Dank für deine Antwort.

Eine Vollmacht hat er meiner Oma ausgestellt. Da das Krankenhaus ihn aber als voll geschäftsfähig einstuft, teilen sie nur ihm die Werte mit und nicht der Vorsorgebevollmächtigten. Eine Betreuung, welche durch das Amtsgericht angeordnet werden kann, kommt auch nur in frage, wenn er seine Angelegenheiten nicht mehr alleine besorgen kann. Das verneinen aber die Ärzte im Krankenhaus, weshalb ja auch die Vollmacht nicht greift. 
Die Ärzte im Krankenhaus meinten zu uns er würde es uns nicht erzählen wollen. Aber wenn wir ihn fragen, sagt er eindeutig er weiß es nicht mehr - ihm fehlen ja teilweise die einfachsten Worte, da ist uns klar, dass er sich keine Werte merken kann.

Wir haben die Ärztin nochmal um ein Gespräch gebeten und versuchen ihr nochmal zu sagen, dass er alles vergisst und das nicht weiter geben kann.

Liebe Grüße und danke für die lieben Worte.

Hallo hej,

es kommt auf die Vollmacht an, ob das KH der Oma Auskunft erteilen muss oder nicht. Was steht denn da drin? Ist es eine General- und Vorsorgevollmacht?

So lange in dieser Vollmacht nicht steht, dass sie nur greift, wenn der Opa nicht mehr geschäftsfähig ist, hat sie ein Anrecht auf Auskunft. Notfalls könnt ihr den Opa (der ja von der Ärztin noch als geschäftsfähig eingestuft wird) im Krankenhaus selbst unterschreiben lassen, dass ihr auskunftsberechtigt seid. Die haben in der Regel Formulare dafür und außerdem wird das meist bei Einlieferung abgefragt. Diesbezüglich würde ich bei der Anmeldung mal nachfragen. Dort können übrigens mehr Personen als nur die Oma eingetragen werden. 

Wenn das nicht funktionieren sollte, dann empfehle ich über das Qualitätsmanagement zu gehen und mich diesbezüglich beschweren.

 

Hier mal ein Muster wie so eine Vollmacht aussehen kann die NICHT vom Krankenhaus in Frage gestellt werden darf.

Vollmacht (bmj.de)

 

Und ein PS: wenn die Vollmacht eine Generalvollmacht ist, ist es wenig sinnvoll eine über das Gericht anzufordern. Ihr seid dann ausreichend versorgt. Je nach Vollmacht kann der Vollmachtnehmer (also die Oma) an euch auch Untervollmachten erteilen. Eine Vollmacht über das Gericht (sofern es keine temporäre von 6 Monaten ist) kostet nur Geld, macht mehr Arbeit (man muss 1x jährlich einen Vermögensbericht erstellen) und nützt nicht mehr.

Also schaut euch besser mal den Inhalt der vorliegenden Vollmacht an und prüft was ihr damit dürft und was nicht.


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Amsel« (07.09.2022, 12:29)
788 Aufrufe | 6 Beiträge