#11

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

 

Da habe ich andere Erfahrungen gemacht, vielleicht habe ich da einfach mehr Glück gehabt. Für Ben habe ich für Phase C eine Klinik in einem anderen Bundesland und sehr weit entfernt ausgewählt, und es war nie eine Frage, ob die Transferkosten übernommen werden. Es waren auch andere Patienten dort, die weit entfernt wohnten bzw. vorher in einer Akutklinik oder Frühreha waren, die nicht in der Nähe war. 

Tatsache ist aber auch, dass die Kliniken einen nicht darauf aufmerksam machen, dass man sich die Klinik aussuchen kann, und die Patienten am liebsten in die nächstbeste Rehaklinik verlegen, in der ein Platz frei ist. Das hat die Frühreha bei Ben auch versucht, aber ich habe auf meinem Wunsch- und Wahlrecht bestanden. Dann ging das auf einmal. Zuerst hieß es noch, in der Reha, die ich ausgesucht hatte, würde erst in drei Wochen ein Platz frei werden, aber sowohl der Sozialdienst der Frühreha als auch ich haben dann mehrmals in der Klinik angerufen. Vier Tage später hatten wir einen Platz.

Ich würde auf alle Fälle versuchen, in die beste Reha zu kommen, denn die Unterschiede können wirklich gewaltig sein. Was allerdings auch wichtig ist – und da bin ich ganz bei Dir, Amsel – ist die Anwesenheit einer Begleitperson. Das lässt sich bei einer weiter entfernten Klinik nicht unbedingt verwirklichen. Ich bin ziemlich sicher, dass Ben nicht so viele Verlängerungen bekommen hätte, wenn ich nicht täglich auf der Station und bei fast allen Visiten anwesend gewesen wäre.

 

Ob die Entfernung relevant ist wenn ein Krankenwagen eingesetzt werden muss ist wohl von den Krankenkassen abhängig - das Krankenhaus interessiert das nicht (zumindest nicht bei PKV/Beihilfe-versichert) Wir hätten ggf. nicht alles ersetzt bekommen. Die Kosten waren aber bei uns nicht der springende Punkt. Beim ersten Mal ging das so schnell, die Uni wollte Plätze räumen, dass ich gar nicht so schnell schalten konnte wie mein Mann in der Reha war. Na ja, lt. Bewertungen war die Reha auch gut - live erlebt leider nicht (mehr?). 

Mein Mann musste dann noch ein zweites Mal wegen seiner Rückschritte nach einem schweren epileptischen Anfall in Reha. Da wusste ich schon wie der Hase läuft und hätte theoretisch wählen können, praktisch hätte das damals (mitten in der ersten Coronaphase) bedeutet, dass es hätte sein können, dass er zwischenzeitlich in einem Pflegeheim "geparkt" wird weil die Kliniken, wenn kein Behandlungsbedarf mehr besteht, entlassen können - und zwar auch in ein Pflegeheim. Damals kam man als Angehöriger in Pflegeheime nicht rein und deshalb war das ein Grund das nicht zu riskieren. 

In der Uni war im Übrigen der Sozialdienst das Problem. Die machten richtig Druck und haben auch keine sauberen Methoden angewandt um ihre Interessen durchzudrücken. Z.B. wollte man mir unterstellen, dass meine Behauptung dass mein Mann gehen kann gelogen ist. Das könne nicht sein, denn dann könne er das ja jetzt auch noch. Ich hatte das Glück, dass ich einen Tag vor dem Anfall meinen Mann gefilmt hatte wie er seine ersten Versuche im Garten wagt um dieses Video seinem Sohn zu senden. Als ich das erwähnte war endlich Ruhe. Aber bis dahin - nur dreistes Auftreten. Ich konnte nur über den behandelnden Arzt verhindern, dass er in eine geriatrische Reha abgeschoben wurde. 

Ja, scheint so, dass jedes Krankenhaus sich anders verhält.

#12

DirkHaberhauer

Frankfurt, Deutschland

Oh weh, jetzt ist mir richtig übel.
Ich kann definitiv nicht dabei sein. Bin selbst schwer behindert (100 😵 und kann die Strecke zur Reha nicht fahren, auch nicht als Begleitperson dort dabei sein 😢 Jetzt fühle ich mich noch mieser.

Wie waren bei Euch die Phasen-Wechsel? Er ist jetzt heute auf "Phase B" Reha gekommen. Morgen habe ich GsD einen Fahrer, der mich nachmittags nach Wiesbaden fährt. Trotz vorheriger Fragen wird nun doch noch manches nachgefordert bzw. fehlt 😢

Angenommen er macht (hoffentlich) Fortschritte, bleibt er dann dort und kommt direkt dann in der gleichen Reha auf eine "Phase C" Station oder ist der Patient dazwischen daheim oder woanders oder?

Ich bin aktuell unfassbar am Weinen vor Freude, weil er wieder kommunizieren kann. Das war für mich das allerschlimmste, dass er nicht seine Bedürfnisse äußern konnte.

Zu dem Thema Treppen bei uns: wir haben viele halbe Etagen. Treppenlift ginge daher nicht bzw. müssten das dann mehrere sein. Fahrstuhl habe ich schon gegoogelt, das fängt mit 25.000 an und ist somit weit außerhalb unserer Möglichkeiten. 
Auch über einen Hausverkauf habe ich schon gegrübelt, nur wo findet man dann eine behindertengerechte EG-Wohnung? 

Alles was ich bislang hier so lese entwickelt bei mir einen heiden RESPEKT! Was Ihr so alles durch habt und geschafft habt. Unvorstellbar!

 

#13

Christine

Koblenz, Deutschland

Lieber Dirk,

ich wollte dich keinesfalls verunsichern, als ich geschrieben habe, dass eine Begleitperson wichtig ist. Denn letztlich ist es nur der Idealfall, dass eine Begleitperson dabei sein kann – die wenigsten Angehörigen können das mit ihrem Beruf oder Alltagsleben wirklich vereinbaren. In der Rehaklinik, in der mein Mann war, hatten auch nur wenige Patienten eine Begleitperson dabei, meist waren es Ehepartner, die schon in Rente waren. 

Was ich Dir empfehlen würde, ist, ab und zu mit dem behandelnden Arzt zu telefonieren und bei Besuchen, falls möglich, bei Therapien dabei zu sein und Fragen zu stellen. Oder ein paar Worte mit der Pflegekraft zu wechseln etc. Einfach nur, damit Du Präsenz zeigst. Auf diese Weise kannst Du Deinen Partner begleiten, ohne ständig anwesend zu sein. Wichtig ist es, dass man in der Klinik merkt, dass jemand da ist, der Anteil nimmt. 

#14

DirkHaberhauer

Frankfurt, Deutschland

Lieber Dirk,

ich wollte dich keinesfalls verunsichern, als ich geschrieben habe, dass eine Begleitperson wichtig ist. Denn letztlich ist es nur der Idealfall, dass eine Begleitperson dabei sein kann – die wenigsten Angehörigen können das mit ihrem Beruf oder Alltagsleben wirklich vereinbaren. In der Rehaklinik, in der mein Mann war, hatten auch nur wenige Patienten eine Begleitperson dabei, meist waren es Ehepartner, die schon in Rente waren. 

Was ich Dir empfehlen würde, ist, ab und zu mit dem behandelnden Arzt zu telefonieren und bei Besuchen, falls möglich, bei Therapien dabei zu sein und Fragen zu stellen. Oder ein paar Worte mit der Pflegekraft zu wechseln etc. Einfach nur, damit Du Präsenz zeigst. Auf diese Weise kannst Du Deinen Partner begleiten, ohne ständig anwesend zu sein. Wichtig ist es, dass man in der Klinik merkt, dass jemand da ist, der Anteil nimmt. 

 

Liebe Christine, 

nein, ist mir klar, dass Du das nicht wolltest! Ich bin extremst dünnhäutig zur Zeit und habe auch ein unfassbar schlechtes Gewissen, weil es wirklich nicht geht. Der große Mist ist halt, dass auch seit Tagen KEINER zurück ruft, weder Pflege noch Arzt oder Sozialdienst. Habe überall um Rückruf gebeten und drehe hier schier durch, weil ich keine Ahnung habe, was da nun läuft - oder eben nicht läuft 😢
Ich würde so gerne "Anteil nehmen", fühle mich jedoch völlig abgewertet. 

Dir danke ich SEHR für Deine Zeilen. Es ist so völlig allein gelassen kaum zu ertragen vlg

#15

Christine

Koblenz, Deutschland

Lieber Dirk,
in einer solchen Situation hat man alles Recht der Welt, dünnhäutig zu sein. Dass niemand zurückruft, finde ich furchtbar, die müssten doch wissen, wie sehr die Angehörigen am Rad drehen. Wenn was passiert wäre, hätten sie sich aber gemeldet.

Ich will Dir jetzt einfach nur sagen, dass ich mit Dir fühle ... Ich kann mich noch gut an die ersten Wochen nach Bens Schlaganfall erinnern, es war wirklich, als wäre ich von meinem normalen Leben in die Hölle katapultiert worden. Aber bitte hab kein schlechtes Gewissen. Du tust doch alles, was möglich ist. Meld Dich ruhig, wenn Du Dich zu allein fühlst.

Liebe Grüße
Christine

#16

DirkHaberhauer

Frankfurt, Deutschland

Lieber Dirk,
in einer solchen Situation hat man alles Recht der Welt, dünnhäutig zu sein. Dass niemand zurückruft, finde ich furchtbar, die müssten doch wissen, wie sehr die Angehörigen am Rad drehen. Wenn was passiert wäre, hätten sie sich aber gemeldet.

Ich will Dir jetzt einfach nur sagen, dass ich mit Dir fühle ... Ich kann mich noch gut an die ersten Wochen nach Bens Schlaganfall erinnern, es war wirklich, als wäre ich von meinem normalen Leben in die Hölle katapultiert worden. Aber bitte hab kein schlechtes Gewissen. Du tust doch alles, was möglich ist. Meld Dich ruhig, wenn Du Dich zu allein fühlst.

Liebe Grüße
Christine

 DANKE Dir von Herzen.
Mittlerweile hatte die Ärztin angerufen, sehr nett, aber sie kann mir halt auch keine Fragen beantworten.
Gestern habe ich endlich einen Fahrer gefunden und bin schockiert! 
Einen einzigen Termin hatte er für Mittwoch auf seinem Plan. Letzte Woche ist ja gar nichts passiert von Dienstag bis Sonntag (wegen Isolation wegen Keime????) ...
War das bei Euch auch so schrecklich wenig?

Und er will unbedingt heim ... es ist zum heulen! So in diesem Zustand geht das nicht.

Tieftraurige Grüße

#17

DirkHaberhauer

Frankfurt, Deutschland

Lieber Dirk,
in einer solchen Situation hat man alles Recht der Welt, dünnhäutig zu sein. Dass niemand zurückruft, finde ich furchtbar, die müssten doch wissen, wie sehr die Angehörigen am Rad drehen. Wenn was passiert wäre, hätten sie sich aber gemeldet.

Ich will Dir jetzt einfach nur sagen, dass ich mit Dir fühle ... Ich kann mich noch gut an die ersten Wochen nach Bens Schlaganfall erinnern, es war wirklich, als wäre ich von meinem normalen Leben in die Hölle katapultiert worden. Aber bitte hab kein schlechtes Gewissen. Du tust doch alles, was möglich ist. Meld Dich ruhig, wenn Du Dich zu allein fühlst.

Liebe Grüße
Christine

 DANKE Dir von Herzen.
Mittlerweile hatte die Ärztin angerufen, sehr nett, aber sie kann mir halt auch keine Fragen beantworten.
Gestern habe ich endlich einen Fahrer gefunden und bin schockiert! 
Einen einzigen Termin hatte er für Mittwoch auf seinem Plan. Letzte Woche ist ja gar nichts passiert von Dienstag bis Sonntag (wegen Isolation wegen Keime????) ...
War das bei Euch auch so schrecklich wenig?

Und er will unbedingt heim ... es ist zum heulen! So in diesem Zustand geht das nicht.

Tieftraurige Grüße

 Eine liebe Freundin hat mich heute wieder hin gefahren, weil es gestern so schlecht war ...

Wieder nur 1 (!!!!!!) Therapie Punkt für heute auf seinem Plan und der musste ausfallen, weil er da schon 2 Stunden in seiner eigenen Schei...e lag und nervlich am Ende war.

Wie war das bei Euch in den Rehas?

 

#18

Annin

Bayern, Deutschland

Hallo,

bei uns war auch super wenig los an Therapien und als es auch nur annähernd ging, ging es ab nach Hause. Dort haben wir dann viel Training und Therapie gemacht.

Idealerweise übt man selbst mit, auf die Therapien dort braucht man sich nicht verlassen und so wie es aussieht, sind ja eher Rückschritte zu verzeichnen.

du solltest da dringend nachhaken. 

Wie ist denn der Stand der Dinge momentan? Was geht, was geht nicht? Sprechen, schlucken, bewegen,...

Gibt es noch andere Freunde oder Familienmitglieder, die ihn besuchen können und ein bisschen mittherapieren?

Alles Gute!

 

#19

Christine

Koblenz, Deutschland

Hallo Dirk,

in der Frühreha Phase B hatte mein Ben auch nur eine Therapie am Tag. Mehr wäre auch nicht gegangen. Bei einem Freund von mir, der ebenfalls einen schweren Schlaganfall hatte, war es genauso. In der Phase C kam dann ein ziemlich anstrengendes Programm mit bis zu 8 Therapien täglich. Vielleicht könntest Du mal mit der Therapieleitung oder einem Therapeuten sprechen und fragen, was dahintersteckt? Vielleicht geht es wirklich darum, ihn nicht zu überfordern?

Liebe Grüße
Christine


#20

DirkHaberhauer

Frankfurt, Deutschland

Hallo,

bei uns war auch super wenig los an Therapien und als es auch nur annähernd ging, ging es ab nach Hause. Dort haben wir dann viel Training und Therapie gemacht.

Idealerweise übt man selbst mit, auf die Therapien dort braucht man sich nicht verlassen und so wie es aussieht, sind ja eher Rückschritte zu verzeichnen.

du solltest da dringend nachhaken. 

Wie ist denn der Stand der Dinge momentan? Was geht, was geht nicht? Sprechen, schlucken, bewegen,...

Gibt es noch andere Freunde oder Familienmitglieder, die ihn besuchen können und ein bisschen mittherapieren?

Alles Gute!

 Guten Morgen,
hat Euch das nicht auch irre gemacht? Und wie kann man da selber üben? Er hatte ja auf beiden Seiten einen Schlaganfall und ist schon arg schlimm dran. Die Linke Seite (Hand/arm) geht wieder etwas, er spricht auch (sehr langsam und gequält, aber verständlich). Leider haben wir beide keinerlei Familie mehr und die "Freunde" machen sich grad richtig rar.

Wie habt Ihr daheim trainiert? Bislang habe ich von allen Therapeuten absagen für Hausbesuche.
Es ist zum weinen

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