#11
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Unbekannt

Gelöscht

Wisst ihr was das schlimmste für mich ist? Alle um mich rum haben schon aufgegeben und sagen das wird nicht mehr besser mit der Mama und hoffentlich darf sie bald sterben. Ich bin der einzige der noch Hoffnung hat. Ihr SA ist jetzt noch nicht mal 3 Monate her.

Es ist frustrierend.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Sase2012« (27.12.2018, 18:46)
#12

Etcetera

Basel, Schweiz

@Susanne
Zuerst zu deinem Thema Reizüberflutung.
Ich glaube, deine Mutter sollte in der momentanen Situation von Stress aller Art unbedingt geschützt werden. Stress jeglicher Art wirkt sich negativ auf die Genesung aus. Übrigens: Bei mir führten schon geringe Reizüberflutungen zu heftigen Reaktionen bis hin zu (fokalen) epileptischen Anfällen, Angstzuständen, Orientierungsverlust und Aggressionen.

Das Hirn deiner Mutter muss sich neu organisieren, sie muss die Realität neu wahrnehmen und unzählige Dinge neu einordnen, der abgestorbene Teil im Hirn muss verheilen, tausend Dinge müssen neu erfahren, begriffen, verarbeitet, koordiniert und wiedererlernt werden. Eine gigantische, energieraubende Aufgabe, die enorm viel Ruhe und sehr lange Erholungsphasen erfordert.

Was da in der Welt der Patientin alles abgeht, versteht vermutlich niemand, der nicht selber betroffen ist (selbst Neuropsychologen schaffen das nicht). So kann von den Angehörigen nur um sehr viel Verständnis und um sehr grosse Rücksichtnahme gegenüber der Patientin gebeten werden. Auch wenn das niemand die Sache wirklich verstehen kann.

#13

Etcetera

Basel, Schweiz

@Susanne
… und nun zum Thema "jemanden Aufgeben".
Nicht vergessen: Solche Themen dürfen niemals in Gegenwart des Betroffenen beredet werden, egal wie abwesend oder wie tief schlafend die betroffene Person (vermeintlich) ist und egal wie hoch die Emotionen gehen!

Einerseits sind drei Monate seit dem Ereignis immer noch der Anfang der Rekonvaleszenz, da sollte sich noch viel Positives ergeben. Wenn du beobachtest, wirst du mit grosser Sicherheit bereits feststellen, dass immer wieder Fortschritte zu beobachten sind. Mal geht es schneller, mal gibt es kleine Rückschritte. Das gehört zum Heilungsprozess ... und verlangt von allen viel Geduld.

Alle um mich rum haben schon aufgegeben …
Beim Anblick eines Schlaganfallpatienten bauen viele Leute Ängste auf und kommen mit der Situation nicht klar. Mit grausiger Macht haben sich Aussehen, Geist, Persönlichekeit, Bewegung eines Menschen plötzlich verändert. Und so wird vielen die eigene Verletzbarkeit klar. So ein Ereignis macht Angst, das will man von sich fernhalten. Und so kommt es dann leicht zu unbedachten Aussagen, die so nicht gemacht werden sollten.

Die meisten Angehörigen leiden genau so wie die Betroffenen selber. Und das kann mit der Zeit sehr anstrengend und zermürbend werden. Wichtig scheint mir, dass die nahen, „echten“ Bezugspersonen sich regelmässig Freiräume schaffen und sich professionelle Hilfe holen, wenn sie spüren, dass sie an ihre Grenzen zu stossen (in eurem Fall dein Vater und du).

Soweit meine persönliche Meinung.

#14

Angie

Untermettingen, Deutschland


Was da in der Welt der Patientin alles abgeht, versteht vermutlich niemand, der nicht selber betroffen ist (selbst Neuropsychologen schaffen das nicht). So kann von den Angehörigen nur um sehr viel Verständnis und um sehr grosse Rücksichtnahme gegenüber der Patientin gebeten werden. Auch wenn das niemand die Sache wirklich verstehen kann.

 Da kann ich nur zustimmen. Ich habe wieder etwas begriffen (z.B. wie das Messer gehalten wird) freu mich darüber wie ein kleines Kind aber für alle anderen ist das nicht mal erwähnenswert... es ist als würdest du ein kleines Kind haben und das ist schwer, sehr schwer.

 

Nach 3 Monaten.... Bei mir sinds jetzt 8 Jahre und ich vergesse sehr viel, manchmal erkenne ich Leute nicht obwohl wir uns gestern sehr gut unterhalten haben, oder die Kartoffeln verkochen bis kein Wasser mehr drin ist oder die Wäsche muß 3 mal durch die Maschine bevor sie rausgenommen wird oder oder oder und das ganze Spiel mit Ergotherapie fängt wieder von vorne an...

 

Geduld Geduld Geduld... und was die anderen sagen ist doch egal, was für dich zählt ist wichtig!

#15
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Unbekannt

Gelöscht

Ganz lieben Dank für eure tollen Beiträge die mir wieder Mut gemacht haben. Ich werde mir im neuen Jahr Unterstützung von einem Psychologen geben lassen. Ich nehme jede Hilfe die ich kriegen kann. 

Die Mädels vom Pflegedienst sagen meine Mama ist eine Kämpferin. Sie trainiert den gesunden Arm den ganzen Tag ganz alleine und hat da auch schon wieder einen kräftigen Griff.

Im neuen Jahr geht's dann los mit Ergo und Physio...die haben halt jetzt über die Jahre alle Urlaub.

 

#16

Etcetera

Basel, Schweiz

@Sase2012
Guten Tag Susanne

Hier noch ein Link zu einer Broschüre, die dir vielleicht einige Fragen beantworten kann. Die Broschüre bezieht sich auf Schweizer Recht und Gesetzte. Das Übrige gilt natürlich überall:

https://www.fragile.ch/fileadmin/user_upload/Downloads/05_Medien_Publikationen/Shop/Hirnverletzung_Broschure_fuer_Angehoerige.pdf

Vielleicht findest du in der Nähe eine Selbsthilfegruppe für Angehörige, das ist auch sehr wertvoll. Frage mal den behandelnden Artz, deinen Hausarzt oder das Rote Kreuz.

Jedenfalls finde ich deinen Vorsatz gut und wichtig, Hilfe zu akzeptieren und zu holen.

Ich wünsche dir und deinen Nächsten alles Gute

Liebe Grüsse
Christoph

#17

Etcetera

Basel, Schweiz

@Angie

"... Kartoffeln verkochen bis kein Wasser mehr drin ist ..."
Da unser Kochherd und ich intelligenzmässig etwa ebenbürtig sind, habe ich mir zwei Küchentimer zugelegt. Den einen Stelle bereits ich wenn ich in die Küche gehe um (beispielsweise) die die Kartoffeln ob zu tun. Den zweiten richte ich dann auf die Garzeit, sobald die Kartoffeln auf der Platte sind. Mit diesem Vorgehen habe ich gute Erfahrungen gemacht.

Zudem werde ich einen Rauchmelder anbringen, da ich öfter mal die falsche Herdplatte erwische und ziemlich Respekt vor einem Küchenbrand habe.

Gruss
Christoph

#18

Angie

Untermettingen, Deutschland

Christoph,

die Rauchmelder haben wir zum Glück schon, besonders da wir mit Holz heizen und ich vormittags alleine im Haus bin 😃 Da hat mich doch mal jemand gefragt, ob es mir nichts ausmacht wenn ich als dumm angesehen werde. Ich werde nicht als dumm angesehen und lieber das als das das ganze Haus abbrennt. Und Timer habe ich glaub ich vier.... für jeden einen Zweck damit ich es auch nicht vergesse. Oder Alarme auf meinem Handy, dazu schreibe ich dann warum das Ding zu diesem Zeitpunkt klingelt.

 

Susanne, das ist gut das sie von sich aus den Arm trainiert. Und ich finde es sehr wichtig das du dir Hilfe holst wo du kannst!

#19
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Unbekannt

Gelöscht

Wir haben festgestellt dass zuviel Besuch nix für sie ist...die Reizüberflutung ist wohl für das Gehirn zu viel. Sie ist dadurch völlig überdreht und kann nicht schlafen. Natürlich meinen es alle gut und es ist Weihnachten. ..jeder will sie sehen...verständlich. 

Ok das lassen wir jetzt erstmal. Erging es euch ähnlich?

 
Schirm sie ab. Komplett, solange es nötig ist.
Klingt asozial, ist es auch ein wenig, hat aber niemanden zu interessieren und bringt anders auch nichts. Wichtig ist nur und nur und nur und nur das, was für sie gut ist. Die Besuche, die ihr nichts bringen kannst du ohne schlechtes Gewissen absagen. Wenn kein Besuch ihr was bringt, dann eben alle.

Die Reaktionen darauf können komisch sein, ja. An den Reaktionen darauf lassen sich auch gut die wertvollen und die weniger wertvollen Besuche einschätzen. Wer ein "Tut mir leid, diese und nächste Woche bitte nicht" nicht akzeptiert und Verständnis zeigt, kann so wertvoll nicht sein. Aus eigener Erfahrung muss man manchen aber auch immer wieder erzählen, dass es hier nicht um ein gebrochenes Bein geht ...

LG

#20
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Unbekannt

Gelöscht

Mama kann ohne Schlaftablette nachts nicht durchschlafen...auch wenn es tagsüber ganz ruhig war schläft sie nachts nicht ohne.

Wenn sie gut geschlafen hat ist sie tagsüber fitter und spricht auch mehr...logisch. 

Wie sind eure Erfahrungen? 

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