#1
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Schwere Krämpfe in Blase und dem gelähmten Bein

Hallo,

mein Vater hat vor zwei Jahren einen sehr schweren Schlaganfall erlitten. Seither ist er rechtsseitig gelähmt, daher rollstuhlpflichtig und hat eine "Broca"- Aphasie und eine Apraxie. d.h. er kann überhaupt nicht mehr sprechen und ist auch nicht in der Lage zu schreiben weil er die Buchstaben nicht mehr in die richtige Reihenfolge bringen kann. Auch nach zwei Jahren Therapie sind nur kleine Erfolge erziehlt worden. Es ist ein ständiges rauf und runter. Seit einiger Zeit haben wir aber ganz große Probleme mit Krämpfen. Angefangen hat es mit dem legen des "Suprapubischen Katheters". Hierbei wird der Urin mittels Katheder durch die Bauchdecke abgeleitet. Dieser Katheder ist in der Reha-Klinik gelegt worden, angeblich um ein Blasentraining durchführen zu können. Das ist zwar nie gemacht worden aber es erleichtert dem Pflegepersonal in der Klinik den Pflege-Alltag ganz erheblich. Die Konsequenz für den Betroffenen: RESISTENTE KEIME! Das sagt man den Angehörigen natürlich vorher nicht! Mein Vater hat mittlerweile 2 resistente Keime in der Blase die sich auch durch eine Antibiose (10 Tage KKH) nicht entfernen ließen. Die Keime haften am Silikonkatheter wie Fliegen am Fliegenfänger... Anfangs  beschränkten sich die sehr schmerzhaften Krämpfe auf die Blase und die Ärzte erhöhten die Spasmex-Dosis auf das mögliche Maximum. Ohne jeden Erfolg! Seit einiger Zeit haben sich die Krämpfe jedoch auch auf das gelähmte rechte Bein ausgeweitet. Gestern war es so schlimm, dass er hier die ganze Nachbarschaft zusammengeschriehen hat. Es ist unglaublich frustrierend so ohnmächtig daneben zu stehen und so gut wie nichts tun zu können. Der Urologe riet zu 3 x 40 Tropfen Novalgin und der Hausarzt zu Buscopan in allen erdenklichen Darreichungsformen. Wirklich genützt hat nichts. Die Krämpfe kommen und gehen, mal schwerer mal leichter. Aber sie sind immer da und Papa hat schon regelrecht eine Phobie entwickelt. Hat irgend jemand eine Idee was man tun kann oder hat jemand Erfahrung damit?

Vielen Dank schon mal für eure Aufmerksamkeit

Pia

#2
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Pia,

das ist wirklich ein sehr unerfreuliches Thema, das du da ansprichst. Bei meinem Mann ist es ähnlich  - nach seiner Hirnblutung war er nicht mehr in der Lage seine Blase komplett zu entleeren. In der Reha hatte er einen DK und mir wurde ans Herz gelegt, danach einen Suprapubischen Katheter legen zu lassen.

Er hat von Anfang an Krämpfe gehabt. In der Reha wurden zwei Ausleitversuche unternommen und das ging leider nicht. Auch mit seinem jetzigen Katheter hat er Krämpfe, wenn er versucht auf natürlichem Weg Wasser zu lassen (er hat ein Ventil am Katheter. das man schließen kann). Auch das Bein krampft dann.

Soweit mir bekannt ist, hängen aber die Krämpfe nicht mit den Keimen zusammen, sondern mit der vorhandenen Spastik, die halt leider auch die Blase befallen kann.

Ich bin, was den Katheter betrifft schon ziemlich resigniert. Mein Mann ist noch so jung und muss jetzt anscheinend für immer mit so einem Ding in sich rumlaufen.

Habe bisher leider auch noch niemanden gefunden, der uns da weiterhelfen kann.

Achso-trinkt dein Vater eigentlich genug? Das ist ganz wichtig und kann auch hilfreich sein, damit sich nicht soviele Keime festsetzen können. Mein Mann trinkt täglich über 3 Liter! Zwar wurden nach Anlage einer Bakterienkultur auch irgendwelche Stämme festgestellt, das muss aber nicht zwangsläufig zu Beschwerden führen und da er soviel trinkt, hält sich das ganze auch noch in Grenzen.

Tut mir leid, dass ich dir nicht helfen konnte.

Liebe Grüße
Mary

#3
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Liebe Mary,

vielen Dank für deine schnelle Antwort. Mit der Flüssigkeit ist das bei Papa so ein Problem. Wenn ich nicht ständig dahinter her bin trinkt er gar nichts. Er mag weder Saft noch Wasser. Wenn ich glück hab trinkt er Tee oder etwas Brühe. Am liebsten trinkt er aber Kakao. Das geht natürlich aufs Gewicht aber zunehmen darf er auch nicht. Nicht für die Physiotherapie und nicht für meinen Rücken. Ist also alles nicht so einfach. Im KKH hat er aber 2-3 Ltr. Flüssigkeit intravenös bekommen. Hat an den Krämpfen aber nicht viel geändert. Ich versuche immer 1 1/2 bis 2 Ltr. pro Tag (1/2 Ltr. bekommt er abend vom DRK als Kochsalzlösung durch die Bauchdecke) in ihn rein zu kriegen. Klappt leider nicht immer. Mein Vater ist allerdings schon 78, was nichts heißen will. Er ist vor seinem SA noch auf Dächern rumgeklettert um Bäume zu schneiden (5 Minuten vor dem Anfall) hatte Hobbys wie Skifahren und Bergsteigen und war topfit. Und nun sitzt er im Rolli und wartet das er stirbt. Es ist zu heulen... Ich wünsche dir und deinem Mann alle Kraft der Welt und NIE aufgeben.

Liebe Grüße

Pia:)

#4
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Guten Tag Pia

Mein Vater hatte vor einem halben Jahr den SA. Auch er leidet sehr unter den Krämpfen in der Blase und im rechten Bein. Genau wegen diesen konnte man bei ihm keinen subrapubischen Katheter legen. Wir haben vom Arzt das Lioresal bekommen das wir stetig erhöhen können bis eine max. Dosis von 70 mg erreicht ist. Das Lioresal macht aber unheimlich müde, darum kann man es nur ganz langsam steigern. Momentan sind wir bei 35 mg täglich. Auch unter dieser Medikation hat mein Vater Krämpfe in der Blase und im Bein (jetzt etwas weniger). Er hatte auch einen ganz stark verkrampften rechten Arm (die gelähmte Seite). Wir konnten ihm kaum das Oberteil aus- bzw. anziehen so sehr ist er Arm und Hand spastisch. Da hat sehr gut geholfen Injektionen mit Botox, dem Nervengift. Jetzt hängt der Arm und Hand runter, aber wenigstens hat er nicht mehr solche Schmerzen.

Auch wir sind ratlos und traurig, dass wir nicht mehr helfen können. Es ist so elend....Mein Vater ist 72jährig und war vor dem SA auch noch voll im Saft mit langen Wanderungen, Velofahren, Gartenarbeit usw.

Herzliche Grüsse aus der Schweiz  Averi

#5
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo an alle Betroffenen mit Bauchdeckenkathetern,

ich kann euch nur raten, das Ding schnellstmöglich entfernen zu lassen. Wir konnten den Bauchdeckenkatheter aufgrund der Grunderkrankung meines Mannes, er hat eine aplastische Anämie - d.h. alle drei Blutreihen erniedrigt, daher hatte er auch eine Gehirnblutung und mit seinem Immunsystem ist er ständig entweder in Aplasie, sprich er ist hoch anstreckungsgefährdet und jeder Keim kann ihn töten, oder aber kurz davor. Die Neurologen rieten uns damals zu diesem Bauchdeckenkatheter, den ich jedoch aus den von euch beschriebenen Gründen abgelehnt habe - wie gesagt, jeder Keim kann ihn töten und das Risiko der ständig offenen Wunde - er hat ja auch eine Thrombozytopenie, ist auch das Blutungsrisiko zu hoch. Aber die Neurologen sahen in allem kein Risiko - jedoch sind es keine Hämatologen.

Erst als der Urologe sagte, er werde sicherlich nicht die Dummheit begehen und bei diesem Patienten einen Bauchdeckenkatheter zu legen, da das Infektrisiko zu hoch ist und die Blutungsgefahr ebenfalls, hatten wir Ruhe, wenn auch nur zähneknirschend.

An eurer Stelle würde ich diese Dinger sofort entfernen lassen. Es gibt Urinalkondome, die nutzen wir auch und mit ein wenig Übung halten sie auch. Wir haben recht selten den Fall, das das Ding mal abgeht. Es ist eben nicht so bequem für das Pflegepersonal aber dafür gesünder für den Patienten. Wir hatten seit mein Mann Zuhause ist, nur einen Blaseninfekt und das in einem Jahr Pflege Zuhause.

Was die Blasenkrämpfe betrifft, nimmt mein Mann ein Medikament namens Tamsulosin, welches die Blase entkrampft und somit kann sie auch entleert werden. Blasentraining kann man auch mit Urinalkondomen machen. Bauchdeckenkatheter sind mit das schlimmste was man einem Patienten antun kann. Von einem Vertretungsarzt unserer Hausärztin weiss ich, dass viele Patienten später nicht an ihrem Schlaganfall verstorben sind, sondern an Bauchfellentzündungen usw. die durch diese Keime des Bauchdeckenkatheters entstanden sind.

Ich kann euch nur anraten, Schutzhosen zu tragen und Urinalkondome zu verwenden.

LG

Denise

#6
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

hallo zusammen,

es mag sein, dass in Einzelfällen eine Versorgung mittels SPK nicht angezeigt ist.

Zu raten, diese Art der Versorgung pauschal abzulehnen, wiederspricht jahrzehntelangen medizinisch/pflegeischen Erfahrungen z.B. bei querschnittgelähmten Patienten.

Es geht hierbei auch weniger um die Bequemlichkeit des Pflegepersonals, sondern in erster Linie um den zu pflegenden. Es ist schön für Euch das ihr mit Schutzhosen und Urinalkondomen zurecht kommt. Wenn Du Deinen Mann bereits 1 Jahr zu Hause pflegst, wirst Du wissen welche hohen Anforderungen eine Versorgung mit Schutzhosen beispielsweise an die Hautpflege stellt. Ganz zu schweigen von einem erhöhtenen Dekubitusrisiko, die Schutzhosen in sich bergen. Also bitte nicht ganz so unrefektiert verallgemeinern.

LG Norbert

#7
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Norbert,

ich zitiere jetzt mal einen Hausarzt: Seien Sie froh, dass sie den SBK abgelehnt haben, meine Patienten mit Schlaganfall sterben alle nicht an ihrem Schlaganfall, sondern an den Infektionen des SBK! Zitat Ende.

Ein Neurologe, der jetzt leider nicht mehr an der Uniklinik Köln ist, es war mein Lieblingsneurologe, der die ganze Krankheit meines Mannes sah und nicht nur das neurologische, hat mir genau das mit der Bequemlichkeit auch gesagt.

Wenn man Urinalkondome nutzt, dann ist die Schutzhose nicht nass und ganz ehrlich, wenn die SChutzhose nicht sofort wechselt, wenn sie nass ist, der handelt fahrlässig - eben wegen der Gefahr - Dekubitus und auch Infektionen. Natürlich muss man die Schutzhose, sollte so ein Kondom mal abgehen - was durchaus passiert, dann auch gleich wechseln. Mein Mann lag bei mir noch nie länger als ein paar Minuten in nasser Schutzhose. Nämlich dann, wenn was passiert ist, wenn ich gerade beim Einkaufen bin oder unter der Dusche. Aber so schnell gehen die Dinger auch nicht ab und dann ist auch alles trocken.

Mein Mann hat schon durch seine Grunderkrankung ein erhöhtes Risiko was Dekubitus betrifft, aber Schutzhose und Kondom haben bei ihm noch nie zu einer roten Stelle, oder Druckstelle geführt. Er hatte seit ich ihn Zuhause pflege überhaupt keine. Wenn allerdings jemand auf den Pflegedienst angewiesen ist, also nicht die ganze Zeit beim pflegenden sein kann, dann sieht das anders aus. Trotzdem lehne ich ihn - ja - von vornherein komplett ab. Da gebe ich dir recht 😉 Und er birgt genauso ein hohes INfektrisiko wie der normale DAuerkatheter, da kann mir jemand sagen was er will. Soviel kann man überhaupt nicht reinigen das da keine Keime dran hängen.

Ich wechsle z.B. auch die Beinbeutel für den Rollstuhl täglich, nutze keinen Urinbeutel mehrmals.

 

LG

Denise


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Mihapix« (15.02.2010, 19:32)
#8
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Denise,

ich wäre sehr frohk, wenn mein Mann ohne Katheter klar käme. Wir waren schon bei mehreren Urologen, aber keiner hat uns in Aussicht gestellt, dass es irgendwie ohne gehen könnte, auch nicht mit Medis. Mein Mann ist nicht in der Lage seine Blase komplett zu entleerenk, so bleibt also immer Restharn in der Blase und summiert sich auch noch, so dass es zu einer Überlaufblase kommen könnte. Das ist auch ein lebensbedrohender Zustand.

Ich weiß echt nichtl, was ich da noch machen könnte.

Liebe Grüße

Mary

#9
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Liebe Mary,

Restharn hat mein Mann auch!!! Das muss ich dazu sagen. Aber er fällt aus dem Rahmen einen SBK zu bekommen, den wird ihm kein Urologe legen. Also muss er noch ein Medikament bekommen - Tamsulosin (Alna) genannt. Das öffnet die Blase so stark, dass auch der Restharn von alleine abfließen kann. Und wenn alle Stricke reissen, denkt doch mal über das Einmalkathetern nach?! Gerade wegen des Restharns. Auch das ist nachweislich nicht mit großen Infekten behaftet wie mit dem SBK. Ok, ich sollte vielleicht meine große Abneigung des SBK hier nicht so zur  Geltung bringen, aber er macht mir wirklich Angst.

LG

Denise

#10
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Denise, dass dir das unheimlich ist, kann ich gut verstehen - geht mir auch so - zumal, wenn ich mir die Aussage eures Arztes vor Augen halte. Einmal-Kathetern ist für meinen Mann sehr unangenehm - habe ich schon einmal gemacht, nach Anleitung. Wäre auch schwierig, da wir immer sehr viel unterwegs sind (Arztbesuche, Therapien usw.) Wüsste nicht, wo ich da irgendwo einen Einmal-Katheter legen könnte. Seine Akzeptanz gegenüber einem Katheter, der durch die Harnröhre gelegt wird, egal ob DK oder EK ist äußerst gering. Habe mich echt schon umfassend mit diesem unerfreulichen Thema beschäftigt. Bin total genervt, weil ich bisher keinen Arzt gefunden habe, der sich mal etwas mehr dieser Sache annimmt. Ich bin jedenfalls überfordert hier eine andere Lösung zu finden, weil ich keine weiß.

Liebe Grüße

Mary

10657 Aufrufe | 13 Beiträge