#1
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Unbekannt

Gelöscht

Ich denke das wir in einem separaten Thread über unsere Sorgen und Nöte und vor allem Gefühle und Gedanken schreiben sollten, ist ja ein bissel blöd wenn man manchmal vom eigentlichen Thema abweicht. Ich fange gleich mal da mit an!

Heute gehe ich wie seit nun fast 6 Wochen gleich wieder zu Menne. Morgen erfahren wir ob es mit der Reha klappt. Allerdings will er da gar nicht so recht hin:(!. Er sagt er habe keine Kraft mehr, ich solle ihn einfach in sein Bett daheim bringen lassen ... und anderen Unsinn. Das höre ich mir nun seit Tagen an. Gestern ist mir dann der Kragen geplatzt ... wenn das passiert, ist wirklich viel aufgestaut. Natürlich verstehe ich ihn, alles was er in den letzten 18 Monaten aufgebaut hat, ist fort ... einfach weg. Er sagt auch dass er die Hilflosigkeit nicht mehr erträgt ... hinzu kommt dass seine Schuppenflechte gerade ganz böse schiebt. Nun rede ich mir seit Tagen unentwegt den Mund fusselig und versuche ihn aufzubauen. Leute wenn ich von ihm heimkomme, fühle ich mich als wär ich ein Marathon gelaufen. Und gestern bin ich dann explodiert.

Habe ihm gesagt dass wenn er nicht in Reha gehen will, sich gleich nach einem Pflegeplatz umschauen soll ... klingt böse ich weiß. Bloß weiß er dass ich das niiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeee machen würde. Naja hoffentlich hat es trotzdem was genützt!

Euch einen schönen Sonntag!

#2

Maxi11

Gifhorn; Braunschweig; Wolfsburg, Deutschland

Hallo Kathrin!

Gute Idee, das mit dem neuen Thread!

Wollte nur sagen: Ich kann dich sehr gut verstehen! Denn ich bekomme noch mit (glaube ich jedenfalls), wie ungerecht ich manchmal reagiere! Da möchte ich auch nicht mit mir zusammenleben.

Aber deinen Menne kann ich auch verstehen. Irgendwann ist "der Riemen auch mal runter" (der Antriebsriemen). Wenn es denn mit so einem Schlag alles wieder kaputt ist, hat man glaube ich kaum noch Kraft zu kämpfen, weil sich so ein Gedanke einschleicht, der einem einredet: Wozu die ganze Quälerei, nach einem Jahr oder so gibt es ja doch wieder einen Rückschlag.

Aber dieses Denken ist bei jedem anders. Und ich bin so gestrickt, daß ich kämpfe! Außerdem immer optimistisch! (mit ein paar kleinen Ausnahmen, Grins.........)

Ach ja, fast vergessen! Auch ich brauche manchmal trotz Optimismus einen Tritt in den Ar.....!

Wünsche Allen einen schönen Sonntag!


Liebe Grüße, Maxi

#3
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Unbekannt

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Hallo Kathrin,

gute Idee mit deinem Thread. Ich hab eigentlich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich "jammer", weil es mir als Angehörigen eben besser geht als einem Schlaganfall-Erkrankten. Mir hat es in der Krankenhauszeit gut getan, wenn der Neuropsychologe sich Zeit für mich und meine Kinder nahm und einfach nur sagte, dass er verstehen kann, dass es uns schlecht geht. Mehr brauchten wir gar nicht. Kein Mitleid. Einfach nur Verstehen. Es ist absolut nicht hilfreich, wenn irgendjemand das "Leiden" vergleichen will, und einstuft, wem geht es besser, schlechter, wer bewältigt seine Situation besser oder schlechter. Es wird immer Situationen im Leben geben, die der eine mit links bewältigt und die einen anderen völlig am Boden zerstören. 

Ich denke, dass es vollkommen richtig ist, wenn du deinem Mannauch klar machst, dass du seine Hilfe brauchst. Mein Mann hat die ersten 1,5 Jahre nach seinem Schlaganfall wegen seiner Hüftverkalkung sehr starke Schmerzen gehabt und im Grunde genommen diese Zeit komplett verloren. Erst nach der Hüft-OP konnte und musste er richtig Gas geben. 

Er hatte auch oft den Gedanken, dass er uns nicht zur Last fallen will und daher in ein Pflegeheim will. Ich hab ihn dann auch ganz brutal gefragt, ob er mich und die Kinder wirklich für so mies hält, dass wir ihn so fallen lassen, weil ich eben durch die Therapeuten wusste, dass er noch vieles erreichen kann, natürlich durch sehr viel anstrengende Arbeit. Ich habe das Glück, dass unsere Tochter ihn sehr pragmatisch behandelt, genauso wie die Therapeuten. Wenn er sich beklagt, dass er etwas nicht kann, dann sagt sie einfach:"Na dann musst du das eben lernen!" Er grinst dann und macht. Wir als Ehepartner haben leider das Problem, dass alles, was wir machn und sagen, emotional belastet ist.

Natürlich gibts auch Grenzen. Mein Mann hatte einmal einen Zimmernachbarn, der schon nach 8 Wochen nach seinem Schlaganfall wieder laufen konnte, sich alleine anzog und alleine zur Toilette ging. Er warf meinem Mann dann vor , dass das natürliche Instinkte in jedem Menschen seien, so eigenständig zu sein, Und wer das nicht macht, der will einfach nicht. Ich denke mal, dass dieser Mann auch vor seinem Schlaganfall schon so ein Miststück war. Genauso muss ich oft gegen dumme Bemerkungen von Aussenstehenden angehen, die nicht begreifen, dass ein Schlaganfall nicht nur bedeutet, dass der linke Arm und das linke Bein nicht zu benutzen sind. Mein Mann hat einen Neglect, Wahrnehmungsprobleme, Konzentartions- und Reaktionsschwächen. Wir haben in der hausarztpraxis schon mehrmals eine querschnittsgelähmte Patientin gesehen. Das ist ein ganz anderes Krankheitsbild mit ganz anderen Alltagsproblemen. Aber viele menschen können das nicht unterscheiden.

Ich wünsche euch, dass dein Mann diesmal schneller Fortschritte macht, damit er so einen richtigen Anschub bekommt. Mein Mann hat jetzt nach drei Jahren endlich die Möglichkeit im Laufe dieses Jahres das Laufen am Stock zu lernen. Letzte Woche hat er mit seiner Therapeutin das Hochkommen vom Boden trainiert, da er ja vielleicht mal hinfallen wird. Mit viiiiiel Unterstützung von zwei Therapeuten und Bärenkräften von seiner Seite. Aber er hat in den letzten drei Jahren einige Patienten erleben müssen, die das viel eher und schneller konnten. Er musste jetzt drei Jahre darauf warten. Aber jetzt habe ich endlich mal Gefühl, dass er selber auch mal nach vorne schauen kann. 

Schade, dass ihr so weit weg wohnt (in unserer alten Heimat), sonst könnten die beiden sich mal austauschen. Mein Mann kann leider nicht so viel schreiben. lesen geht super, aber fürs Schreiben längerer Texte fehlt im die Konzentration.

lg zaubernuss

#4
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Hallo Kathrin, es tut gut zu hören, wenn man es nicht nur allein ist, der es oft erst zum " explodieren " bringen tut. Ich mache es eigentlich schon immer so, schaue es mir eine ganze Weile an, aber irgendwann reicht es dann doch.  Was ich aber auch viel dann fest gestellt habe, mein Mann muß es auch zu hören bekommen, dann bemüht er sich auch, etwas zu ändern. Ich habe mal in einer Schulung gelernt, man sollte mit einem Betroffenen möglichst normal umgehen. Das habe ich den letzten Jahren auch versucht, so zu halten. Das war nach dem SA nicht so ganz einfach. Mein Mann mußte erst wieder alles verstehen können und das hat doch eine ganze Weile gedauert. Heute kann er ja auch schon wenigstens mit ja und nein so gut wie immer  antworten. Heute ist auch die noch viel nötige Pflege zu etwas " Normalen " geworden.  Ich wünsche Dir, das Dein Mann sich wieder gut erholt und auch Deine Sorge mit verstehen wird.

Alles Gute LG Ingrid

#5
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Gelöscht

Hallo zusammen,

es ist halt alles keine einfache Situation. Ich versuche wirklich immer alle Seiten zu verstehen ... Ich verstehe die Ärzte, die da versuchen alle Erkrankungen im Zusammenhang zu sehen, verstehe dass ein Internist mit dieser Hauterkrankung überfordert ist, dass ein Neurologe andere Präparate verordnet, die der Internist wieder für unnötig hält und wieder absetzt:O .... dass Schwestern keine Zeit für Mobilisierung haben, am WE auch keine Zeit für Körperpflege haben ... da verstehe ich auch meinen Mann, der das alles eben wieder nicht mehr versteht und nur noch eines möchte ... nämlich nach Hause.

Und weil man sich einfach mit diesem ganzen Kram im Kreis dreht .... genau genommen nicht weiß wo man mit dem ganzen Verständnis hin soll;) ... läuft das Fass über.

Ich hoffe nun dass morgen die Zusage für die Reha kommt und wenn nicht werden wir auch daraus wieder das Beste machen und alles neu organisieren. Irgendwie geht es ja schließlich immer weiter.

Menne wird in Reha gehen (auch wenn er vermutlich Stoßgebete für eine Absage gen Himmel schickt heute Nacht;)) weil er weiß dass es rein therapeutisch das Beste ist was er machen kann. Im Innersten sehnt er sich natürlich nach Hause ... das versteh ich doch auch.

#6
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@claire

ich denke, dir darf auch ab und zu der kragen platzen.....und du darfst auch an grenzen kommen.... und dann gehts wieder weiter miit dem marathon

halt den kopp oben und viel erfolg

gruss sabine

#7
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Tja seht ihr ... mir gehts schon deutlich besser!

Ach ihr seid einfach die Besten!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Und wann immer euch/uns danach ist, mal Dampf ablassen zu müssen oder sich mal was von der Seele schreiben möchte .... oder SUPER-DUPER-NEUIGKEITEN dann einfach hier losschreiben.

LKW-Ladungen voll GUTER LAUNE sind natürlich auch erwünscht ... die nehm ich immer!!!!!!

#8
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Ja, das ist wirklich eine gute Idee, dieser Thread.  Bei uns geht es ins sechste Jahr, und es tut sich irgendwie nix mehr. Und ich bin schon froh, das es auch keine Verschlechterung gibt. Und wenn ich euch alle hier immer lese, dann weiß ich natürlich, das es viel schlimmere Schicksale gibt, und trotzdem habe ich das nicht so angenommen, arrangiert ja und das Leben neu organisiert,ja. 

Ich grüße alle ganz herzlich, besonders Kathrin alles alles Gute .

Christel

#9
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Da mache ich auch gleich mit , denn mir wächst zur zeit alles über den kopf .

Heiligabend bekam mein vater den 2. schlaganfall ,er ist nun vor 3 wochen verstorben . Ok , sein alter,vorerkrankungen u.s.w. ,es war vorher schon nicht einfach  aber jetzt auch nicht leichter.

Meine gefühle schlagen purzelbaum,denn keiner hat sich für meinen schlaganfall und seine * hinterlassenschaften * von vor 2 jahren wirklich interessiert.

Von mir wurde erwartet das ich  mit leide,fast ständig ins kankenhaus laufe (was ich gesundheitlich heute noch nicht schaffe),am telefon zerfliesse vor kummer und sorge und auch für alles verständnis habe , auch für seine frau . Mich hat damals keiner besucht ,auch wenn ich es kaum wollte aber es stand nichtmal die absicht oder frage im raum. Einfach nach dem motto " sie lebt ja noch , dass wird schon besser ,nun geht sie in die reha und dann wird zuhause mit den pillen alles ok , ach ja....einmal richtig schneutzen  und weg ist alles.

Ich habe mich mit meinem vater gut verstanden aber er musste immer im mittelpunkt stehen , seine belange standen vor allem anderen . Ist das so egoistisch von mir ,wenn ich kein schlechtes gewissen mehr habe ,ihn nicht hofiert zu haben?

Der erste und einzigste gedanke war sofort ; " nun biste ganz alleine ...." ,denn meine familie wird mit mir, als letzte ,aussterben .

Mein mann war und ist mir nun auch überhaupt in keiner weise eine hilfe . Ab und an kommt mal das gespräch drauf das mir dies oder das schwer fällt,ein vermeintliches verstehen,manchmal ungläubiges staunen warum geht das heute mal nicht ,es ging doch gestern (das wir sa-patienten eine tagesform haben wissen die wenigsten ) und weil das ja eigentlich alles auch müßig ist darüber zu reden und wer weis was dann noch zu tage kommt,lassen wir es bei den worten und mal das angebot  * musste nur sagen wenn ich dir was helfen soll  * . Das ich den himmelsfahrtblick aber gesehen habe und hinter der stirn den wunsch gelesen habe * hoffentlich nicht zu oft * ,weis er nicht .

Ok , das ist dann wohl ein eheproblem und nix gesundheitliches aber hier sollte man auch jammern dürfen und von dem tag erzählen ,ob er gut ist oder schlecht und seit wochen und monaten ist fast jeder tag bei mir schlecht und ich erfreue mich eigentlich nur allein an meinen fortschritten und wenn ich in meinen garten ziehen kann und dort buddele und was ernten kann und eichhörnchen beobachte und vogelgezwitscher höhre .......und wenn endlich mal  wieder etwas ruhe und normalität  einkehrt , wird mein tag besser.

Egal was ihr denkt aber das musste ich mal los werden, so stark wie ich immer war und heute gern noch sein würde ,bin ich nämlich nicht mehr ... Gruß Belli


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Belli« (27.02.2012, 12:55)
#10
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@belli

ich weiss nicht, wo du wohnst... hast du die möglichkeiten, dich mit anderen sa-patienten zu treffen ? 

mein umfeld ist gemischt... penner, hilflose und ganz liebe menschen und trotzdem stelle ich bei mir einen erhöhten bedarf an verstanden werden wollen fest ... und gesunde haben auch ihre probleme und meist ganz andere sorgen

weiterhin erlebe ich auch, das helfen wollen und helfen können der meisten personen stark begrenzt ist......deswegen mal ein grosses lob an alle frauen, die so selbstverständlich ihre kinder und männer umsorgen..... 

jedenfalls lange rede, kurzer sinn... ich werd mir ne selbsthilfegruppe suchen

gruss sabine

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