#1

Eule69

Heidelberg, Deutschland

Hallo,

mein Lebensgefährte (55 Jahre alt) hatte vor rund 5 Wochen einen Schlaganfall. Er hat keine körperliche/motorische Probleme sondern "NUR" eine Aphasie. Anfangs wusste er quasi gar kein Wort oder auch Namen, das ist jedoch nun schon deutlich besser. 
Wir hatten von der Klinik Arbeitsblätter mitbekommen zur Wortfindung und ich habe mittlerweile auch noch einige ausgedruckt. Das klappt mittlerweile schon sehr sehr gut. Auch die Namen fallen ihm nun wieder schneller ein. 
Im Moment ist er in Reha, jedoch hab ich das Gefühl, dass er zuhause mehr Fortschritte gemacht hat als dort. Klar tut ihm auch Bewegungstraining usw. gut, jedoch merke ich sprachlich absolut keine Veränderung. Er spricht dort nicht wirklich viel - außer 3x wöchentlich ne halbe Stunde bei der Logopädie. 

Wenn wir uns sehen fällt mir auf, dass seine linke Gesichtshälfte anfangs wie etwas angeschwollen aussieht und sich wenig mitbewegt ... wenn ich mich dann nach 2-3 Std. verabschiede ist das fast weg ! Ich animiere ihn immer viel zu reden und habe das Gefühl, dass dies die Muskulatur anregt. 

Was immer noch sehr schwierig ist ist, dass beim spontanen Sprechen die Worte fehlen. Er fängt an einen Satz zu sagen, kommt ins Stocken weil ihm 1 Wort fehlt und nach 1-2 Minuten sagt er EGAL und somit ist das Gespräch verloren. Das ist für ihn sehr frustrierend und auch für mich nicht einfach. Ich bin immer versucht das fehlende Wort zu ergänzen, was jedoch oft falsch ist und dann ist es für beide ganz doof. Entsprechend halte ich mich da mittlerweile auch sehr zurück. 

Außerdem ist er sehr antriebslos. Vor dem Schlaganfall war immer er der, der auf Spaziergänge gedrängt hat. Er wollte immer etwas unternehmen, draußen sein usw. Jetzt liegt er am liebsten auf der Couch, schaut TV ... fertig, zumal er ja auch nichts redet wenn ich ihn nichts frage oder zum reden animiere. Auch diese Arbeitsblätter macht er nur, wenn ich dabei bin.

Wie kann ich ihn denn unterstützen? Ok, so Arbeitsblätter zur Wortfindung machen wir noch immer, aber auch mental!? Ich bin da etwas hilflos. 
Dazu kommt, dass er selbstständig ist und eine Firma besitzt, die er mit seinem Mitinhaber - aber ohne weitere Angestellten - betreibt. Hier fehlt es natürlich jetzt auch und die Kunden müssen sich zwangsweise gerade andere Ansprechpartner suchen. Das belastet ihn natürlich zusätzlich zu den doch gleichbleibenden finanziellen Verpflichtungen. Auch benötigt er für seinen Job seine Sprache, da er viel telefonische Beratung macht.

Echt alles nicht so einfach ... manchmal denke ich: ACH WIR SCHAFFEN DAS UND ALLES WIRD GUT ... aber manchmal bin ich doch auch sehr verzweifelt und ich habe Angst, dass es niemals mehr anders wird. Klar ist der Schlaganfall nun erst knapp 5 Wochen her und das ist ja noch keine Zeit! Aber ich habe echt Angst. 


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Eule69« (20.03.2023, 13:44)
#2

Marganna

Rheinland, Deutschland

Hallo Eule69, zu der Aphasie kann ich zwar nichts hilfreiches beitragen, davon war mein Mann zum Glück nicht betroffen. Er hatte im Gegensatz zu deinem Partner jedoch massive körperliche Einschränkungen und natürlich kognitive.

Trotzdem möchte ich dir ein bisschen Mut machen, denn ich kann deine Angst sehr gut verstehen! Meine Zukunftsängste haben mich auch überrollt. Aber: Es wird besser werden, auch wenn du es dir im Moment überhaupt nicht vorstellen kannst. Es braucht Zeit, 5 Wochen sind "noch gar nichts" auf dem weiteren Weg. 

Mein Mann war lange auch antriebslos, schnell erschöpft, müde etc. Das äußerte sich ebenfalls in nur im Bett oder später daheim auf der Couch liegen und TV schauen. Es hat lange gedauert, bis er sich wieder für sein Handy interessiert hat, in der Reha so gut wie gar nicht. Kurz reingeschaut und dann sollte ich es wieder wegpacken, während sogar die älteren Mitpatienten ständig das Telefon in der Hand hatten. Das hat mich schon auch deprimiert und mir Angst gemacht, dieses absolute Desinteresse an allem. Lesen, spielen, alles Fehlanzeige, allerdings ging das auch körperlich nicht gut. 

Wenn man das als Angehöriger ansehen muss ist das schon schlimm, aber zurück zum Mut: Mein Mann arbeitet heute wieder Vollzeit, Computer, Handy, Fachwissen - alles wieder da. Natürlich sind Defizite geblieben, es war ein wirklich schwerer Schlaganfall, aber er hat sich sehr viel zurückerkämpft. 

Also, es dauert, es dauert u. U. auch lange, aber es bleibt nicht so, wie es jetzt ist. Vielleicht hilft dir das ein wenig. 

Ach ja, und dass dein Lebensgefährte irgendwann egal sagt wenn ihm die Worte nicht einfallen ist nachvollziehbar, das frustiert natürlich. Kann er es evtl. aufschreiben oder geht das auch nicht? 

 

#3

Annin

Bayern, Deutschland

Wenn ihr wirklich das Gefühl habt, dass in der Reha zu wenig gemacht wird, ist es vielleicht wirklich sinnvoller zu Hause weiterzumachen. Man kann auch Rückschritte in der Reha machen.

Da müsstet ihr dann überlegen, wie die Logopädie ambulant funktionieren könnte.


Ansonsten muss man sagen, dass 5 Wochen nicht viel sind und ja doch einiges im Sprachzentrum erwischt wurde. Bei einem gebrochenen Bein würde man nach 5 Monaten auch nicht erwarten, dass man wieder durch die Gegend hüpft.

Also lasst euch Zeit und übt, was die Konzentration hergibt. Dass man mehr Pausen braucht, schneller erschöpft ist, ist auch ganz normal. Meine Mutter schweift dann gern vom Thema ab und lässt die gesunde Gehirnhälfte übernehmen und erzählt (Sprachzentrum intakt). 

Es ist wohl so, dass Menscgen mit linksseitigem SA (dort ist das Sprachzentrum) eher eine Depression entwickeln und die hiesige Neurologin schwört auf Antidepressiva. Das soll wohl auch protektiv ganz sinnvoll sein. Bekm Einschleichen gibt es allerdings auch viele Nebenwirkungen. Ihr könnt das ja mit den Ärzten besprechen. ansonsten haben wir mit Johanniskraut hochdosiert gute Erfahrungen gemacht.

Vielleicht ist da ja etwas dabei für euch. Ansonsten findet ihr hier sehr viele Anregungen. Singt ihr auch?

#4

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Marganna hat Recht. 5 Wochen sind nichts und ja, es wird besser. Und - ihr habt schon jetzt eine gute Ausgangsposition.

Mein Mann hat eine globale Aphasie - neben kognitiven und motorischen Problemen. War und ist sprachlich also deutlich eingeschränkter und beim Rest ebenfalls

 

Antriebslos war mein Mann auch. Er konnte ewig eine Wand anstarren. Einfach nur dasitzen und nichts tun - und viel schlafen. Geübt wurde nur wenn ich dabei war. Inzwischen übt mein Mann zumindest einiges alleine wenn ich ihn daran erinnere. Das ist ein kleiner Fortschritt. Ihn so zu erleben war schlimm für mich. Sehr schlimm. Weil mein Mann davor ein vielseitig interessierter und begabter Mensch war. Er war neugierig auf das Leben und die Welt. Und auf einmal war er so... Das war fast noch schlimmer für mich als seine ausgeprägte Aphasie. Heute, mit etwas Abstand, Gewöhnung und vor allem, seitdem es doch wieder besser wurde, denke ich manchmal, dass ihn dieses Antriebslosigkeit auch ein Stück weit vor der völligen Verzweiflung bewahrt haben könnte.

Es ist also besser geworden. Er benötigt nach wie vor mehr Schlaf - aber das halte ich für normal. Er geht aber inzwischen wieder von sich aus Aufgaben an. Nicht sehr oft, nicht verlässlich jeden Tag, aber immerhin - da geht es aufwärts.

Aus der Reha (4 Monate) ging mein Mann mit dem Wortschatz: "ja, nein, Tschüss" raus. Und dabei konnte man sich noch nicht einmal darauf verlassen, dass das Ja oder Nein auch das traf was er sagen wollte. Seinen Namen, meinen Namen... den wusste er nicht mehr. Lesen war nicht mehr möglich, von Schreiben ganz zu schweigen. An manchen Tagen verstand er komplexe Themen, am nächsten Tag war es eine Herausforderung für Ihn eine Tasse als solche zu erkennen.

Die Gesichtsmuskeln waren nach der Reha völlig im Eimer. Er hatte keinerlei Mimik mehr. Das musste alles auch trainiert werden (da hatte der Logopäde in der Reha mehr als geschlafen). Und die Schluckmuskeln schwächelten auch - allerdings konnte er normal essen. Die waren kurz nach dem Schlaganfall noch intakt. Das entstand m.E. auch durch die Sprachlosigkeit und dem Desinteresse des Logopäden (ich hatte darauf nämlich zum Ende hin angesprochen. Es wurde abgetan und ich dumme Nuss hatte an mir gezweifelt)

Heute, 4 Jahre danach, sagt mir mein Mann den Ampelfarbenwechsel korrekt an, kann mir sagen ob er oben oder unten im Haus ist, Sprichwörter vervollständigen und das eine oder andere Wort kommt auch spontan. Manchmal, sehr selten, auch ein vollständiger Satz. Beim Singen ist er textsicher - das geht richtig gut und die Gesichtsmuskeln sind wieder vorhanden - er hat wieder eine ausgeprägte Mimik. Sinnerfassend lesen ist wieder recht gut möglich, laut vorlesen aber nach wie vor eine Herausforderung (geht aber immer besser - ist aber tagesformabhängig)

Ich zähle das auf, damit Du sehen kannst was alles betroffen sein kann und was ihr im Vergleich dazu alles schon (wieder) habt. 

Mit dem Wissen was ich heute habe, würde ich mir an Deiner Stelle Zuversicht gönnen. Da ist noch viel möglich. Allerdings möchte ich auch nicht verschweigen, dass mein Mann von sich aus, außer beim Gehen, keine Fortschritte gemacht hätte. Einfach weil er freiwillig nie geübt hätte. Da steckt schon sehr viel Zeit/Energie von mir mit drin und auch viel Kreativität.  

Was Du bezüglich seiner Gesichtsmuskulatur beobachtest hast ist aber wichtig und dem Schwächeln mangels Sprachübungen muss man entgegen wirken. Andernfalls fällt das Sprechen wieder schwerer und wenn's dumm läuft irgendwann auch das Schlucken. Und dann beginnt der Teufelskreis.

Was übrigens gut für die Gesichtsmuskulatur ist: Joghurt (ohne Fruchtstücke) mit dem Strohhalm trinken. Das Saugen stärkt die Muskulatur und es schmeckt dazu auch noch - und hilft den Flüssigkeitspegel zu erhöhen.

Und Wie kannst Du das Sprechen anregen? (ja Du, weil Dein Mann an der Stelle vermutlich noch Unterstützung benötigt.)

Ich vermute mal, dass Du ihn nicht täglich besuchen kannst. Aber ihr könnt telefonieren. 

Als Übungen für Wortabrufe kann man Sprichwörter vervollständigen spielen. Ich habe das während der zweiten Reha meines Mannes (die er während eines Lock-Downs hatte und deshalb nur ganz selten Besuche möglich waren) am Telefon gespielt. Einfach weil ich nicht wollte, dass mein Mann außerhalb der Therapiezeiten wie ein stummer Fisch auf seinem Zimmer sitzt. Wir hatten gerade erfolgreich die schwachen Gesichts-, Rachen- und Halsmuskeln bekämpft, das sollte nicht umsonst gewesen sein. Jedenfalls hat das ganz gut geklappt und außerdem unterstützt das zudem gegen die kognitiven Defizite anzugehen.

"Stadt, Land, Fluss" raten wäre eine Möglichkeit. Schau mal hier im Forum unter "Gedächtnis- und Reaktionsspiele". Da kann man einiges übers Telefon spielen. Und schau mal hier rein: madoo.net - Therapiematerial für die Logopädie .. da findet sich auch einiges was man als Spiel nutzen kann - auch am Telefon.

Ist Dir das Prinzip der "Anlauthilfe" bekannt? Falls nein, schau mal hier rein (das funktioniert) Fehlerreduzierendes Lernen als Methode in der Aphasietherapie: Drei Beispiele aus der patholinguistischen Praxis (uni-potsdam.de) - So kannst Du evtl. doch beim "Wörter auf den Weg bringen" unterstützen. Früher half bei meinem Mann die Anlauthilfe sehr gut. Inzwischen unterstützt ihn mehr, wenn ich umschreibe wofür das Wort das er sucht genutzt wird. Sucht er z.b. das Handtuch, dann sage ich: Du brauchst es um Dich abzutrocknen. Meist kann er es dann aussprechen. Früher war es hilfreicher wenn ich das H mit den Lippen vorgeformt oder ausgesprochen habe. Inzwischen hat er aber zu viele Wörter im Gebrauch die mit H beginnen, da kommt er wohl besser damit klar, dass ich diese Um/Beschreibungen verwende. 

Du musst das einfach ausprobieren. Dich heran tasten. Da ist jeder anders und es verändert sich auch manchmal.

Ihr könnt gemeinsam singen. Singen geht bei den meisten Aphasikern. Selbst bei meinem Mann, der ja anfangs nur 3 kleine Worte als Sprachschatz hatte. Die Volkslieder seiner Kindheit, die sassen. Da kam auch der Text und manchmal war er sogar sattelfester als ich. Wir singen auch heute noch viel und er hat daran Freude.

Falls Dir gar kein Lied einfallen sollte, oder ihr meint, ihr könnt nicht singen.. "Marmor, Stein und Eisen bricht" ist ideal. Man kann es gröhlen, man kann es laut und leise singen. Mit Inbrunst und schlampig, falsch oder richtig. Versuchs mit ihm. Anfangen kann man das so nebenbei indem man anfängt das zu summen um dann den Text einfließen zu lassen - ich hab' beim ersten Mal gefragt: fällt dir ein wie das weiter geht? Und schon waren wir mitten drin. 

Gut ist auch "es gibt kein Bier auf Hawai" (wir lieben das 🙂 )oder neuerdings "die Gedanken sind frei". 

 

Weshalb hat er eigentlich in der Reha, wenn doch die Aphasie sein Hauptproblem ist, nur 3x die Woche Logopädie? Und wie oft hat er Ergotherapie, speziell Hirnleistungstraining. Wie sieht es mit Neuropsychologie aus?

Jetzt habe ich so viel geschrieben. Ich hoffe, Du fühlst Dich nicht erschlagen. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass das was ihr nach 5 Wochen habt eine gute Basis ist.

Natürlich ist es bei euch durch die Selbständigkeit Deines Partners schwieriger. Er wird sich nicht so lange "Krank sein" erlauben können und vor allem keine Antriebslosigkeit. Man kann viel im Beruf erreichen - auch mit Einschränkungen - so lange man nicht antriebslos ist.

Wurde denn schon einmal untersucht, ob Dein Partner unter einer Depression leiden könnte?

 

#5

jup11

Quarnbek, Deutschland

#6

Eule69

Heidelberg, Deutschland

DANKE für euren Zuspruch. 

Wie auch @Marganna schrieb ist bei meinem Schatz auch. Handy war früher immer in der Hand, was manchmal auch zu Auseinandersetzungen geführt hat. JETZT wäre ich froh er würde mal wieder Interesse daran zeigen.

Aber ich habe nun wirklich das Gefühl so langsam merke ich Veränderung/Verbesserung. Der Therapieplan wurde nochmal angepasst weil sie mittlerweile doch verstanden haben, dass eben Logo und Ergo für ihn am Wichtigsten ist. Ich habe auch das Gefühl, dass ihm der Abstand gut tut von zuhause. Dieses hin und her mit meinem Sohn, dann einkaufen, kochen, aufräumen, putzen. Diese ganz normale Umtriebigkeit ist weg und ich merke er kommt wirklich innerlich zur Ruhe und ist sehr ausgeglichen und lieb. Auch kommt so langsam das Interesse zurück. Er fragt nach verschiedenen Leuten oder Geschehnisse usw. 

Er hat nun 3x die Woche Logo, 3x die Woche Ergo, 2x Hirnleistungsgruppe und 1x Schlaganfallgruppe, 2x Neuropsychologie. Ansonsten eben Gymnastik, Gerätetraining, Hydrojet usw. Ich denke das ist so ganz ok. Er sagt sowohl bei Logo wie auch bei Ergo machen sie ziemlich ähnliche Dinge.

Auch bei den Arbeitsblättern, bei denen er Anfangs 1-2 Worte von 25 wusste weiß er mittlerweile 1-2 Worte NICHT, 20 kommen direkt und 2-3 muss er kurz überlegen oder umschreibt sie. Das ist ein riesiger Fortschritt. Nur im Gespräch fehlt die Verknüpfung noch zu den Wörtern. Aber ich bin zuversichtlich, dass die auch wieder kommt. Madoo.net ist da wirklich ein tolle Seite und ich hab da schon viele Arbeitsblätter ausgedruckt. Wir haben nun besprochen, dass er zusätzlich zu denen in der Reha von mir Mittwochs und am Wochenende 2 bekommt und die zeigt er mir dann auch immer. Auch das war seine Idee.

Da er nur 10km entfernt in Reha ist sehen wir uns mehrmals die Woche. Ich besuche ihn Mittwochs abends immer für 1-2 Stunden und wir gehen dann in ein Lokal, wo auch immer viel los ist. Die 1. Stunde ist das Gemurmel und der Umtrieb kein Problem, dann aber merke ich, dass es zuviel wird und er sich nicht mehr auf mich konzentrieren kann. 
Heute Nachmittag gehen wir auf eine Geburtstagsfeier im kleinen Kreis mit ca. 15 Personen. Auch da hab ich ihm schon gesagt, wenn er merkt es wird ihm zuviel soll er es sagen. Das sind Situationen, die einfach noch viel sind - aber ER möchte mit.

Alles andere was ihr schreibt kann ich so auch bestätigen. Die Antriebslosigkeit ist neben dem sprachlichen Problem das Hauptproblem. Ich versuche ihn da schon so bisschen rauszuholen aber dennoch nicht zu überfordern. Und sowas mit der Geburtstagsfeier zeigt mir dann auch, dass auch sein Interesse daran wieder langsam zurückkommt.

Singen klappt übrigens tatsächlich gut. Auch wenn ich dann nachfrage wer das Lied eigentlich sind weiß er es fast immer. Das ist schon irgendwie verrückt. 

Und danke für den link zum Umgang mit Aphasie. Sowas hilft doch sehr und bestärkt mich vor allem, dass ich wohl instinktiv einiges richtig gemacht habe. 

 

Lieben Dank euch allen. 

 

 

#7

Eule69

Heidelberg, Deutschland

So… mal ein kurzes Update nach 5 Wochen Reha und 8,5 Wochen nach Schlaganfall. 
Mittlerweile sind deeuuutliche Fortschritte zu merken. Mein Partner hat wieder deutlich mehr Interesse an TV, Radio, Zeitung, Handy, Familiengeschehen und auch die wortfindungsstörungen sind sehr viel besser geworden. 
Allerdings spricht er von sich aus sehr wenig - nur wenn man was fragt. Das finde ich schade. 
Ich habe tatsächlich das Gefühl er braucht so langsam seinen Alltag wieder und auch seine Arbeit. Dort MUSS er dann reden. Sicherlich wird das anfangs nicht einfach sein aber ich glaube nach ein paar Tagen wird sich das schon schnell bessern. 
Zu einer logopädischen Praxis, die sogar mit Schwerpunkt Aphasie “wirbt”, haben wir auch schon Kontakt aufgenommen und hier kann eine Behandlung sehr zeitnah weitergehen. 

Meist schaffe ich es meine Zukunftsängste etwas zur Seite zu schieben, aber eben nicht immer. Ich fühle mich tatsächlich sehr ausgelaugt. Kind hat gerade Prüfung und sieht das mit dem lernen nicht so wirklich wichtig, was für mich sehr belastend ist, Schlaganfall beim Partner, wo man nicht weiß wie das mit der Selbständigkeit weitergeht, Job sehr anstrengend, großes Haus, Hund … usw. Manchmal wird mir das alles zu viel und ich bin einfach nur ausgelaugt und erschöpft 😩

#8

Klaus54

Köln, Deutschland

Hallo Eule69,

danke für Dein Update! Es klingt, als würde es immer besser werden, das freut mich zu hören und gibt mir und bestimmt auch vielen Hoffnung. Ich habe schon gehört, wie gut sich ein Gehirn reorganisieren kann, aber ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell besser werden kann, bevor ich diesen Beitrag gelesen habe. Dir viel Kraft für Mann, Kind, Haus und Job und für alles andere - nicht zu vergessen. Liebe Grüße.

#9

Klaus54

Köln, Deutschland

Hallo Eule, darf ich noch was fragen? Hast Du den Eindruck gehabt, ob am Anfang, als Deinem Mann Wörter nicht eingefallen sind und er das Gespräch beendet hat, ob es hilfreich ist ihm alle möglichen Gegenstände oder Fotos zu zeigen, die er dann bestätigt oder negiert? Also meine Frage ist, ob es eher so war, das er nicht auf das richtige Wort gekommen ist oder ob er nicht wußte, wie er es sprechen kann (oder oder ob ihm komplett entfallen ist, was er eigentlich sagen will). Keine Ahnung, ob ichs gut ausdrücken konnte, vielleicht verstehtst Du meine Frage trotzdem 🙂

#10

Angie

Untermettingen, Deutschland

Hallo Klaus,

mein Schlaganfall war auf der linken Seite, er war 2010, ist also schon eine Weile her.

Ich kann nur von mir berichten, nehme aber an dass es dasselbe ist. Mir fehlen kurzzeitig die Worte. Ich möchte z.B. sagen "meine Kinder gehen zur Schule" daraus wird aber "meine Kinder gehen dorthin wo alle Kinder morgens hingehen" weil mir das Wort Schule entfallen ist. Ein paar Minuten später ist es wieder da. Es helfen keine Bilder oder raten, einfach etwas Geduld bei der Unterhaltung. Sehr schlimm ist es bei mir wenn ich auf 180 bin, dann fehlt mir sogar das Wort IDIOT, wenn ich nervös bin oder wenn ich sehr müde und KO bin. Dann vergesse ich was ich angefangen habe zu erzählen, mitten im Satz. Meine Familie und Freunde kennen das schon, sie können damit umgehen.

Dieses Umschreiben habe ich auch erst gelernt. Etwa ein Jahr hat es gedauert, bis ich in der Lage war andere Worte dafür zu finden.

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