Hallo Stephan,
Deine Geschichte hatte ich auch schon mal gelesen, da kam ja auch einiges zusammen bei Euch! Gerade Ende der Schwangerschaft und dann auch noch mit Zwillingen neugeboren, das ist sicher alles andere als leicht gewesen zu schaukeln!
Ich überlege schon seit Wochen, was eigentlich mein Problem ist. Kann es sein, daß ich mich ein wenig allein gelassen fühle mit meiner Geschichte? Ich meine, ich brauche doch gar nicht jammern wo es mir so gut geht. Äußerlich sieht man nichts, und das bisschen Belastung das mir oft zuviel wird ist doch eigentlich nicht so schlimm. Gerade wenn ich von anderen Fällen höre, wo nicht so viel Glück wie bei mir im Spiel war und noch viel zurück geblieben ist frage ich mich, ob ich wirklich bei mir von einem schweren Schlaganfall reden kann. Ist ein SAF schwer, wenn der Verlauf heftig war oder ist er schwer, wenn er sich nicht wieder zurück bildet?
Inzwischen habe ich keine Verlaufskontrollen mehr (habe gerade nochmal zur Sicherheit in meine Unterlagen geschaut, das letzte Mal war 2001 nach der Geburt meines Sohnes, eine weitere Kontrolle steht dort wird nicht für nötig gehalten. Vor der zweiten Schwangerschaft haben wir nochmal die Gerinnungswerte abgeklärt, aber das wars dann) und es fragt auch keiner mehr, wie es mir im Alltag geht. Wenn ich mir jetzt überlege, einfach so deswegn zu meinem Hausarzt zu gehen, der wird mich ja sicherlich fragen, was ich von ihm will - eigentlich nur reden, von meinem regelmäßigen Stimmungstief erzählen, wenn ich mich mal wieder zu sehr in Arbeit stürze. Eigentlich traue ich mich nicht wirklich, mal einen Termin zu machen um über meine kleinen Probleme zu reden. Einfach auch, weil ich selber nicht weiß, was ich damit bezwecken will
Jahrelang haben mich die Gedanken an den SAF in Ruhe gelassen. Gut, ich war auch sehr mit den Kindern beschäftigt, meist war ich um den Jahrestag herum ziemlich verstimmt, aber sonst ging es größtenteils ohne viele Gedanken daran. Seit September letzten Jahres habe ich eine Halbtagsstelle, ich arbeite täglich von 9-13.00 Uhr. Wenn ich überstunden machen kann, dann mache ich sie damit ich für Ferien und Notfälle mit den Kindern ein Polster habe. Letztes Jahr im Dezember dann hat mich meine Geschichte sehr stark eingeholt, ich mußte an einem Tag in der Arbeit sogar mit den Tränen kämpfen. Was mit mir los ist habe ich natürlich nicht erzählt... Seitdem werde ich die Gedanken daran nicht mehr los. Ich habe vor einigen Wochen sogar noch erfahren, daß ein Außendienstkollege vor einem Jahr ebenfalls einen SAF hatte. DAs löste bei mir wieder diese Verstimmungen aus. Konnte nur noch daran denken, wie es bei mir ein Jahr danach ging. Wird mich das denn jetzt mein ganzes Leben begleiten oder hört das irgendwann doch noch auf? Liegt das an der Belastbarkeit? Mute ich mir zur Zeit vielleicht auch etwas viel zu? (seit ostern habe ich auch noch angefangen, an der Fernuni zu studieren. aber viel habe ich dafür noch nicht gemacht, weil mir das alles irgendwie doch zuviel wird. Mein mann hat schon sehr viel im Haushalt übernommen, damit ich Luft für die Uni habe, aber trotzdem bin ich glaube ich am Rand meiner Grenzen) Belastbarkeit ist doch etwas, was man trainieren kann, zumindest bin ich durch die Kinder deutlich belastbarer geworden, als ich davor noch war. Meint ihr, es macht vielleicht doch Sinn, mal mit meinem Hausarzt darüber zu reden? Leider kennt er mich allerdings nicht so gut, da mein alter Hausarzt inzwischen in Rente ist und der neue mich fast nie sieht weil ich eigentlich nie krank bin und irgendwas von ihm bräuchte. Die einzige Ärztin die mich vielleicht noch aus der Zeit vor dem SAF kennt wäre die Hausärztin, die mich in meiner Jugend betreut hat, aber das ist auch schon so lange her, ich weiß nicht, ob es Sinn machen würde sie dem jetzigen vorzuziehen?
Ich würde mich gerne mal ein wenig ausweinen, alle behandeln mich, als wäre nie etwas gewesen. Das ist ja eigentlich auch wirklich schön! Aber ganz so ist es eben dann doch nicht, ich hoffe, ihr versteht was ich meine? Vielleicht weiß von Euch jemand einen Rat, wie ich lernen kann, endlich besser damit umzugehen!
viele Grüße,
Isabelle