#1
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

mein Mann (47 Jahre alt) hatte vor 4 Wochen einen Schlaganfall . Nach drei Wochen Klinikaufenthalt mit Frührehabilitationsmaßnahmen, ist er nun seit 1,5 Wochen in einer Rehaklinik.

Er hat eine linksseitige Hemiparese.

Das Laufen klappt mittlerweile ganz gut, Arm- und Handbewegung schlecht.

Jetzt hat er Zweifel, ob das Rehaprogramm der Klinik ausreichend ist.

Die Therapiepläne sind sehr übersichtlich. Morgen zum Beispiel 30 Min Fahrradergometer, danach 20 Min AlterG Laufband und nachmittags dann 45 Min Ergotherapie.

Kann mir jemand aus eigener Erfahrung sagen, wie so ein Therapieplan aussehen sollte?

Ich weiß, das das eine Individuelle Sache ist, und Geduld eine große Rolle spielt, aber vielleicht kann mir jemand helfen und Erfahrungen schildern.

Danke im Voraus !

Grüße Milo

 

 

#2

Heinz

königswinter, Deutschland

Liebe M.,

Ein Patentrezept gibt es leider nicht, weil jede Verletzung im Gehirn individuelle Schädigungen erzeugt.

Therapien sollten individuell und ganzheitlich gestaltet sein. Das wird in den meisten Fällen nicht möglich sein. Eigeninitiative in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten ist eine Möglichkeit.

Falls die Therapien nicht ausreichend scheinen, sollten sich der Betroffene und sein Angehöriger, soweit möglich mit den behandelnden Therapeuten und Ärzten beraten.

Nach so kurzer Zeit sich zu einem solch komplexen Gesundheitsthema ein Urteil zu bilden, ist von außen nicht ratsam. Geduld und Ruhe ist beim Einstieg ebenfalls wichtig. Der Mensch und der Körper müssen sich neu finden. Dafür benötigt es Zeit zum Lernen. Andererseits kann und sollte anfangs ein Mittelweg gefunden werden, der den Betroffenen ganzheitlich und Neuropsychologisch weiterführt. Hier ist auch Eigeninitiative ein Mittel der Wahl. Fragen und lernen ist sehr wichtig. Frage andere Patienten nach deren Erfahrungen, lass Dich jedoch nicht ängstigen und verunsichern.

Liebe Grüße

Heinz

#3

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo Milo,

das kenne ich auch, mit den ungenügenden Therapien auf Reha-Einrichtungen, meist ist es so, dass die Rentenversicherung nicht mehr Therapien bezahlt.

Man muss unbedingt sehen, dass man selbst auch etwas macht, das ist natürlich bei jedem anders, je nachdem, was man für Einschränkungen hat, ein erster Ansatz wäre die Übungen, welche die Therapeuten machen zu wiederholen. Häufig ist die Sensibilität gestört, hier kann man mit Igelball, Bürsten und ähnliches trainieren, am Besten mal mit den Therapeuten sprechen, was die für Eigenübungen empfehlen.

Hier ist aufgezählt, was es alles so für Therapien gibt-:

Kompetenznetz Schlaganfall | Rehabilitation | Fachinformation Motorische Rehabilitation | Klinisch bewährte Therapien (kompetenznetz-schlaganfall.de)

Jürgen

Drei_Jahre_danach.pdf (schlaganfall-info.de)

 

 

#4

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

 

Das Laufen klappt mittlerweile ganz gut, Arm- und Handbewegung schlecht.

Jetzt hat er Zweifel, ob das Rehaprogramm der Klinik ausreichend ist.

Die Therapiepläne sind sehr übersichtlich. Morgen zum Beispiel 30 Min Fahrradergometer, danach 20 Min AlterG Laufband und nachmittags dann 45 Min Ergotherapie.

 

Angehörige

Individuell hin oder her, das erscheint mir in der Tat etwas wenig zu sein. Besonders was die Lähmung im Arm/Hand-Bereich angeht wäre mir das zu wenig. Aber Physiotherapie im klassischen Sinn würde ich nach Lähmung ebenfalls erwarten und nicht nur Gerätetraining. Ich vermute schlicht und einfach mal, dass die Rehaklinik gewisse Ausstattungsmerkmale nicht hat und deshalb relativ wenig anbietet. Oder bekommt Dein Mann noch Therapien die hier nicht genannt wurden - nur eben nicht täglich?

Wie sieht es denn bei Deinem Mann mit der Konzentration/Merkfähigkeit aus? Sprachlich scheint er nicht eingeschränkt zu sein, oder? Hat er noch andere Einschränkungen?

Wenn Dein Mann bereits auf dem Laufband gut gehen kann, dann ist er schon relativ weit. In diesem Fall wäre vermutlich der autom. Gangtrainer über's Ziel hinaus geschossen. 

Aber ein roboter- oder zumindest geräteunterstütztes Arm/Hand-Training wären sicherlich in der Anfangsphase hilfreich. Bietet so etwas die Reha-Klinik an, oder sind sie rein "manuell" unterwegs?

Was die Krankenkasse bereit ist zu bezahlen kann man als Patient/Angehöriger ja direkt mit der Krankenkasse klären. Gerade was die AOK angeht, habe ich im direkten Kontakt in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. 

s-0029-1242445.pdf (thieme-connect.de)

Raten kann ich noch, den Ergotherapeuten darauf anzusprechen, ob es Übungen gibt die Dein Mann, speziell für Hand und Arm, alleine auf dem Zimmer durchführen kann. In der Reha meines Mannes hatten die Therapeuten "Übungskistchen" die diese Patienten die danach fragten zur Verfügung stellten. (ja, man musste da schon selbst nachfragen andernfalls kam da nichts). Greifen üben kann man selbst wenn zumindest wieder Teilbewegungen vorhanden sind. Armbewegungen ebenfalls. 

 

#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo zusammen, ich danke euch für die schnellen Antworten.

Tatsächlich hat mein Mann gestern den Sozialdienst der Klinik einmal aufgesucht, und ihm sein Unbehagen mitgeteilt.

Der Herr war wohl sehr verständnisvoll und will sich kümmern. Kommunikation scheint hier das Zauberwort zu sein.

Siehe da, der Therapieplan wird ab morgen angepasst.

Da das ganze Reha-Thema für uns neu ist (Eltern und Schwiegereltern sind fit), muss man erst lernen, selbst aktiv zu werden und Bedürfnisse zu äußern.

Leider ist die Klinik ca 200 km vom Heimatort entfernt. Ich kann nur am Wochenende zu ihm fahren, und da ist es nahezu unmöglich jemanden zu sprechen.

Aber der Stein ist ins Rollen gebracht.

Es geht jeden Tag ein Stückchen voran!

Ich wünsche euch alles Gute

Grüße Milo

 

#6

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

 

Leider ist die Klinik ca 200 km vom Heimatort entfernt. Ich kann nur am Wochenende zu ihm fahren, und da ist es nahezu unmöglich jemanden zu sprechen.

 

Wenn man mit dem behandelnden Arzt telefonisch einen Termin abstimmt und sich ggf. einen halben Tag frei nimmt, dann ist das persönlich möglich.

Aber was spricht dagegen, telefonisch die Lage zu klären? Mein Mann war im letzten Jahr während der Corona-Hochphase in einer Reha, da war fast nichts anderes möglich.

Mein Ansprechpartner wäre auf jeden Fall erst einmal der behandelnde Arzt gewesen.

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