Das Auf und Ab beschreiben ja viele Angehörige, aber so heruntergeschmissen fühlte ich mich noch nie.
Anno, ich formuliere das mal sehr direkt... Dieses Auf und Ab, das wird Dich noch lange begleiten. Versuche zu lernen damit umzugehen, andernfalls zerbrichst Du. Und damit ist niemandem gedient.
Mich hat das im ersten Jahr an meine Grenzen gebracht weil ich ein Mensch bin der versucht in allen Lebenslagen das Heft in der Hand zu behalten. Zu handeln und nicht getrieben zu werden ist mir wichtig. Tja, und dann das. Ich wurde zur Getriebenen und gleichgültig was ich unternahm um diesen Umstand zu ändern, ich blieb es. Wenn nicht so, dann anders. Wenn ich dachte, ich hätte ein Problem gelöst, dann kam ein Neues um die Ecke.
Ich kann bis heute noch nicht gut damit umgehen, aber ich versuche das als meine ganz persönliche (Lebens)Lektion zu betrachten. Wobei ich zugeben muss... (denk' Dir jetzt diverse Flüche dazu) Ich habe bis heute noch nicht begriffen was ich lernen soll. Hinnehmen war noch nie mein Ding.. soll ich das jetzt mit dem Holzhammer des Lebens eingetrichtert bekommen?
Aber …. auch wenn ich bis jetzt noch nicht verstanden habe, was das Ziel ist, das mir das Leben als Lektion mitgegeben hat, ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine Lektion ist und ich irgendwann begreifen werde was ich zu lernen hatte.
Und glaub' jetzt nur nicht aufgrund meiner Überlegungen, dass ich ein sanftmütiges esoterisches Engelchen bin. Ooooooh nein. Aber das Leben hat mir in den letzten Jahrzehnten immer wieder mal gezeigt, dass so mancher Brocken den ich zu Schlucken hatte am Ende für irgend etwas gut und wichtig war. (ganz ehrlich *mit den Fingern ungeduldig auf den Tisch trommelnd*.. ich würde so langsam gerne begreifen für was das gut sein soll)
Aber ich schweife ab. Was ich Dir damit sagen möchte ist, geh' davon aus, dass Du noch lange zu kämpfen haben wirst und nimm Dir die Worte von Heinz bezüglich "Unterstützung suchen" ernst. Das ist wichtig um durchhalten zu können denn Du wirst einen langen Atem und Kraft benötigen.
Aus diesem Grund ist auch die Frage von Heinz elementar: Gibt es Menschen die Dir nahe stehen und die Dir zuhören würden? Falls ja, dann nutze das.
Und was Deine - ich vermute mal Weinkrämpfe - in der Wohnung Deiner Mutter angeht.. mh.. nun, ich erzähle Dir folgendes:
Mein Mann wurde Dienstag Nacht in die Uni eingeliefert
In den Folgetagen verschlechterte sich sein Zustand von Tag zu Tag
Ich habe durchgehalten, sogar noch gearbeitet (ich konnte ja sowieso nur ab 16 Uhr auf die Intensivstation) aber ...
als der Samstag kam und ich Morgens nicht arbeiten musste und auch noch nicht in die Klinik konnte habe ich stundenlang gebrüllt wie noch nie in meinem Leben. Ich habe mir vor lauter Angst und Verzweiflung die Seele fast heraus geschrien.
Geweint hatte ich die Tage davor wenn ich aus der Klinik kam, geschrien habe ich, als ich kurze Zeit (am Wochenende) nicht funktionieren und nicht stark sein musste. Dass ich das getan habe war richtig. Es hat mir damals die Schockstarre genommen.
Wenn Du also weinen kannst, dann sei dankbar .. wenn Dir nach schreien ist, dann tue es (und wenn Du dafür in den Wald fährst).. der Druck muss raus.
Aber jetzt erst einmal zurück zu den Aussagen des Arztes und dem Zustand Deiner Mutter:
Dieser Mensch hat Dir nicht zugehört. Andernfalls hätte er zur Kenntnis genommen, dass Deine Mutter nicht nur die Augen geöffnet sondern auch auf Dich via Handdruck reagiert hat. DAS ist wichtig, denn das zeigt Dir, dass Sie Dich a) verstanden und b) erkannt hat. So wenig ist das nach allem was sie hinter sich hat nun wirklich nicht. Sicher, sie ist nicht über den Berg, aber im Gegensatz zum Arzt würde ich sagen... es weiss niemand sicher was konkret die Schäden sind. Euphorie ist nicht angebracht, Freude aber durchaus. Und wie die Zukunft aussieht, kann derzeit noch niemand sagen.
Und erinnere Dich daran, was man mir nach 3 Tagen Therapie gesagt hat. Nämlich: ihr Mann wird ein Schwerstpflegefall, den können sie nicht zu Hause betreuen". Und einen Monat vor seiner Entlassung aus der Reha und als mein Mann schon lange keine Schluckstörungen mehr hatte und mein Mann schon lange wieder ansprechbar war (eben nur nicht sprechen konnte): Sie können nicht nach Hause, sie können ja noch nicht einmal ordentlich essen. Wären sie mein Vater, dann würde ich das auch sagen. Und das obwohl mein Mann seit über 2 Monaten normale Kost zu sich nahm, zu diesem Zeitpunkt am Rollator gehen und auch eine Treppe bewältigen konnte. Ich wusste damals dass er Unsinn redete und dennoch hatte ich seitdem ein nagendes Stimmlein im Hinterkopf dass mir immer wieder einflüssterte: redest Du Dir etwas schön? willst Du die Realität nicht sehen?..
Ich kann also nachvollziehen, dass Dich das verunsichert, kann Dich aber nur darin bestärken Deinem gesunden Menschenverstand zu vertrauen.
Da fällt mir ein: Hat jemand mit Dir schon über evtl. Schluckstörungen gesprochen? Falls sie diese hat, dann muss das Verschlucken nicht zwingend der Aufregung geschuldet gewesen sein.
Was den Betreuerausweis angeht.. Ich bekam sehr wohl 2 beglaubigte Abschriften vom Betreuungsgericht übergeben (ohne Nachfrage meinerseits). Was spricht dagegen, dass das Gericht die Post an die Adresse Deiner Mutter sendet. Deine Mutter bekommt doch sowieso auch den Bescheid zugestellt (gleichgültig, ob sie in der Lage ist Post zu lesen).
Was die Fristen betrifft (ich gebe zu, ich habe noch nicht ganz verstanden was für Fristen das sind)… zumindest bei der Steuer kann keinem ein Nachteil daraus entstehen wenn er/sie aufgrund von Krankheit nicht in der Lage war zu agieren.
Beispiel Steuer: https://www.steuertipps.de/steuererklaerung-finanzamt/themen/steuerbescheid-einspruchfrist-verpasst-antrag-auf-wiedereinsetzung-in-den-vorigen-stand-kann-helfen
Zitat: Haben Sie die Einspruchsfrist versäumt, kann ein Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand
helfen (§ 110 AO). Die Wiedereinsetzung bewirkt, dass der Steuerbescheid wieder offen ist und Sie dagegen Einspruch einlegen können. Allerdings ist eine Wiedereinsetzung nur möglich, wenn Sie die Einspruchsfrist unverschuldet versäumt haben. Beachten Sie auch, dass Sie innerhalb der Wiedereinsetzungsfrist Einspruch einlegen müssen.
Was den Hausarzt angeht.. Hat sich Deine Krankenkasse geweigert Dir einen Termin zu beschaffen?
Falls sich die Hausärzte zieren sollten bliebe noch die Option der Notfallpraxis (das ist NICHT die 112, sondern der Notdienst der Ärzte außerhalb der normalen Sprechzeiten). Zumindest in BaWü wäre das eine Option. Ich zitiere:
Zu Zeiten außerhalb der geregelten Sprechzeiten der niedergelassenen Ärzte wenden Sie sich an den KV-Bereitschaftsdienst über die bundeseinheitliche Rufnummer 116 117. Hier erreichen Sie den Disponent der Leitstelle, der Ihr Anliegen an den zuständigen Arzt weitergibt.
Sofern sie transportfähig sind (sich also z.B. in eine Auto (auch Taxi) setzen können werden Sie zu den Sprechzeiten der Notfallpraxis (siehe dort) in diese einbestellt. Außerhalb der Sprechzeiten wird der Diensthabende Sie ggf. in seine Praxis einbestellen. Wenn Sie aus medizinischen Gründen nicht transportfähig sind (Bettlägerigkeit, Pflegebedürftigkeit, etc.) wird man Ihnen den Fahrdienst zu einem Hausbesuch schicken. Bitte beachten Sie, dass hier ob des großen Bereitschaftsbezirkes Wartezeiten von mehreren Stunden auftreten können.
Und dann möchte ich noch sagen, dass Du Dich tapfer schlägst. Glaub' an Dich und Deine Fähigkeiten und falls Du Freunde hast mit denen Du sprechen kannst.. nimm's in Anspruch.