#1
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Liebe Forumsmitglieder,  

mein Vater (55) hatte nach dem ersten Ereignis im März 2020 immer wieder kleinere Hirninfarkte. Verschiedene Ursachen wurden aufgrund des Alters und des ungewöhnlichen Verlaufes in Erwägung gezogen, letztendlich konnte aber nichts bestätigt und weiter behandelt werden, außer ein jahrelang unbehandelter Bluthochdruck.

Er war zuerst vier Wochen in der Uniklinik, dann 4 Wochen in der Reha, dann 3 Wochen Zuhause, dann 2 Wochen in der Psychiatrie, dann wieder ca. 6 Monate in einer Frührehabilitation und jetzt wieder in der Psychiatrie. 

Es war ein auf und ab aus Besserung und Verschlechterung, da immer wieder neue kleine Ereignisse hinzugekommen sind aber gleichzeitig auch Reha stattgefunden hat.

Folgende Schäden hat er von diesen Hirnschädigungen davon getragen, bzw. so ist seine Situation jetzt:

Er hat nur leichte Lähmungen und kann daher unsicher einige Meter mit Hilfe gehen, er kann im Pflegestuhl sitzen, meistens nach Zubereitung des Essens selbst essen bzw. selbst trinken, beim Umsetzen mithelfen, er ist mit Inkontinenzmaterial und Katheter versorgt.

Ein riesengroßes Problem ist allerdings sein kognitiver und psychischer Zustand:

Zuerst wurde bei ihm ein Delir festgestellt, welches sich aber nicht gebessert hat, jetzt lautet die Diagnose Hirnorganisches Psychosyndrom. Das heißt, er ist zeitlich, örtlich und situativ kaum orientiert, personal soweit, dass er uns bis auf wenige Ausnahmen schon zuordnen und erkennen kann. Er ist sehr verwirrt, kann nicht mehr klar denken, erzählt sehr häufig nur Bruchstücke und Wörter, die keinen Sinn ergeben zu scheinen. 

Zudem ist das Problem, dass er auch psychisch verändert ist: er ruft laut nach Leuten, er kann nicht mehr erkennen, was für ihn gefährlich ist, deshalb will aus dem Stuhl/Bett aufstehen, wodurch er stürzen würde (mit einer hohen Dosis Blutverdünnern), er ist stark aggressiv (manchmal zu Pflegenden, stark zu uns), die Aggression drückt sich wohl verbal als auch körperlich aus. 

Das Problem ist nun die Nachsorge nach den Kliniken: Er ist so verwirrt, desorientiert und auch psychisch angeschlagen, dass er eigentlich unbedingt 24h eine Beaufsichtigung bräuchte, auch nachts ist er sehr aktiv, dazu noch eine körperliche Versorgung im Sinne von Grundpflege.

In der Zeit wo er Zuhause war, kam drei Mal täglich der Pflegedienst, meine Mutter, meine Schwester und ich, wir wohnen zum Studium noch bei unseren Eltern, haben in dieser Zeit nicht essen, schlafen und das Haus verlassen können, weil er dauerhaft beaufsichtigt/begleitet werden musste, immer gerufen hat und außerdem auch noch aggressiv war. 

Die ganzen Pflegeheime in der Nähe die wir angefragt haben sagen, dass sie so eine hohe Beaufsichtigung auf keinen Fall leisten können, in so einem Setting würde dann wahrscheinlich eine Fixierung und Sedierung erfolgen, noch dazu ist er ja auch noch relativ jung.

Bei der Krankenkasse haben wir eine 24h Stunden Pflege im Sinne einer Intensivpflege beantragt, die wurde abgelehnt, weil er nicht beatmet werden muss. 

Im Moment möchte die Klinik eigentlich entlassen, weil sie nicht mehr viel Veränderung erwarten, aber wir sind sehr stark unter Druck, weil wir keine Lösung für eine weitere Versorgung haben. Der Sozialdienst meinte zu uns, dass es eigentlich keine Lösung gäbe.

Hat jemand Erfahrung mit so schwerer Desorientierung nach Schlaganfall? Habt ihr in diesem Fall eine Lösung gefunden? Kennt jemand Adressen oder Pflegekonzepte, an die man sich wenden könnte? 

Vielen herzlichen Dank schon einmal für Antworten, die Geduld den Text zu lesen und jeden kleinen Hinweis oder Tipp, wie wir irgendwie eine Lösung finden könnten. 

Liebe Grüße

Vicky

#2

Angie

Untermettingen, Deutschland

Hallo Vicky,

ich würde allen Stellen, auch amtlich und der Krankenkasse, auf den Wecker gehen. Mein Mann wollte damals keine Hilfe für mich, bekam aber jemand zur Seite. Ich weiß nicht wie es bei euch abläuft.

Alles Gute

Angie

#3

Heinz

königswinter, Deutschland

Hallo Vicky,

als mein Vater nach mehreren kleinen Schlaganfällen nach Hause kam, wollte er keine Krankengymnastik oder ähnliche Anwendungen. "Das hilft ja doch nichts!" "Das ist meine Sache!" und ich möchte das nicht, sagte er mir. Daraufhin habe ich Ihm gesagt, dass er zwar recht damit hat, dass es ihn betrifft. Aber wenn er keine Anwendungen bekommt und nicht mitarbeitet, betrifft das nicht Ihn, sondern uns als Familie. Denn in diesem Fall müssten wir immer mehr Zeit und Energie aufbringen um ihm seinen Tagesablauf zu sichern. Daraufhin hat er mitgemacht und war später froh, als er die Besserung selbst feststellte. 

Das Problem sind die pessimistischen Aussagen der Ärzte und Therapeuten. Die führen oft zur Resignation. Medikamente sind nicht immer die Lösung. Hoffnung und Mut ist Besser. Unwirsche Äußerungen des Patienten sind die Folge von unartikulierter Hilflosigkeit. Sie wissen nicht damit umzugehen. Hierzu sind Neuropsychologische Therapien erfolgreicher als Resignation.

Bitte fordere diese ein. In den ersten fünf Jahren werden diese Behandlungen meist von den Krankenkassen unterstützt.

Meine Mutter klagte nach kurzer Zeit der Pflege und war der Meinung, dass sie die Pflege nicht mehr schaffen könnte. Sie war der Meinung, dass mein Vater in eine Pflegeeinrichtung müsse. Daraufhin habe ich ihr gesagt, dass ich das verstehen kann. Dann müssten wir uns jetzt um zwei Plätze in einem Pflegeheim bemühen, damit sie beide dort untergebracht werden könnten. "Warum zwei?" Das wollte sie jedoch nicht. Daraufhin sagte ich, das ich sie nicht jeden Tag ins Pflegeheim bringen und wieder zurückholen könnte, weil ich das nicht mit meiner Arbeit hinbekommen könnte. Als Alternative bot ich ihr an, ihr Hilfe zu besorgen, damit sie die Pflege mit Unterstützung zu Hause hinbekommen kann. Das hat dann auch mit Unterstützung von Nachbarn funktioniert.

Das gelang mir dann Jahre später auch , als mein Vater gestorben war und meine Mutter pflegebedürftig wurde, sie mit Unterstützung von Nachbarn und Pflegedienst zur Zufriedenheit meiner Mutter sie pflegen zu lassen.

Wie das mal bei mir sein wird?

Liebe Grüße und bleibt gesund

Heinz

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