Vom Kreislauf her ist meine Mutter heute "gut drauf", aber nach der ungleichen Pupillenstellung scheint der Hindruck plötzlich wieder zuzunehmen. Ich darf ihr nicht persönlich (körperlich) beistehen. Und muss den Verantwortlichen alles nach zig Versuchen "aus der Nase ziehen", bleibe aber dran zu hören, ob das Versprechen mit dem Telefongespräch mit meiner Mutter heute noch eingelöst wird ...
Gleichzeitig laufen die Dinge hinsichtlich vorübergehender Betreuung und Kommunikation mit ihrem alten Vermieter extrem schleppend. Eigentlich bin ich gar nicht mehr in der Lage, in meiner Wohnung, wo sie mir aus allen Winkeln zusieht und ich dieses schreckliche Bild nicht aus dem Kopf bekomme, zu wohnen. Geschweige denn, ihre Briefe zu durchwühlen (wenn sie das gewollt hätte, hätte sie nicht vieles regelrecht versteckt), ihre Sachen zu durchwühlen oder gar woanders hinzuräumen. Eine "hinter allem" versteckt gewesene Aktenmappe mit recht aktuellem (mir gegenüber als nicht vorhanden abgewiegeltem) Schriftverkehr zeigt mir, dass sie zu stolz dazu war, mit mir über das Ausmaß der Streitigkeiten mit den Behörden zu sprechen. Es passt nur zu gut ins Bild, dass sie den geöffneten Brief mit ihrer gültigen KV-Karte dort säuberlich aufgeklebt im Umschlag belassen hat und mir immer wieder erzählte, dass die Karte unauffindbar sei (und ich das allerhöchstens als kleines Dazwischenrutschen abtat). In welchem System leben wir eigentlich, wo Menschen solche Angst vor (angenommenen, vorübergehend) nicht gezahlten KV-Beiträgen haben, dass sie bewusst alle dringend notwendigen Arztbesuche vermeiden? Das ging auch soweit, dass sie sich trotz unzureichender Fertiglesebrillen nicht zum Augenarzt getraut hat und der Teufelskreislauf mit den Briefen weiter angeheizt wurde. Bei den ganzen unwahren Behauptungen und ohne teuren Anwalt gar nicht zu bekämpfenden Schriftverkehren allein in dieser Mappe (mit dem einzigen Ziel, alle Ansprüche abzublocken und die Bittsteller ganz klein zu machen) wundert mich gar nichts mehr. Jeder weniger durchhaltestarke Mensch als meine Mutter hätte da schon ganz früh aufgegeben. Aber: DIE dürfen nicht auch noch bei meiner Mutter (endgültig) gewinnen!
Nach und nach prasseln all ihre "nebensächlichen" Äußerungen auf mich ein, z.B. mit welchen Geräuschen in der Wohnung sie ihren Herzschlag in letzter Zeit verglichen hat (und ich das so trocken wie gesagt an mir abprallen ließ). Allein deshalb hätte ich meine Furcht und Scham, die 112 zu wählen, überwinden müssen, egal ob Wäschesammler und Abwasch gerade noch nicht gemacht sind, egal was der Rettungsdienst über die Wohnung tratscht und egal was die neugierigen Nachbarn denken! Die haben an jedem Tage eh nur gegafft und hintenrum alle über meine Mutter und die Wohnung ausgefragt, stellen sich sonst aber tot, obwohl meine Mutter und ich wirklich jede noch so nachbarschaftsfeindliche Verhaltensweise stillschweigend geduldet haben. In ihre bisherige Wohnung traue ich mich erst recht nicht, da dort sowohl ihr aktiver Alltag als auch etliche Jahrzehnte Lebenszeit, emotional wie physisch, auf mich einschlagen. Hoffentlich kann ich es wenigstens über mich bringen, mich um ihre geliebten Pflanzen und die neu aufgelaufene Post zu kümmern. Und das, obwohl ich längst u.a. die Post an meinem fernen Hauptwohnsitz bearbeiten müsste, mich aber natürlich nicht aus der groben Umgebung des Krankenhauses wegbewegen möchte. Und zum Dank meldet sich mein Arbeitgeber, dass ich mich doch "seelisch" krankzumelden hätte, meine Überstunden könnten ja irgendwann abgebaut sein. Ganz klasse bei nicht vorhandenem Hausarzt, vielleicht irgendwo dranzukommen und meiner Mutter gleich Corona aus den Wartezimmern von Allgemein- und Facharzt mitzubringen.