Hallo Heinz,
Es ist aber verdammt schwer sich mit der Situation abzufinden -ich zerbreche daran, unselbständig zu sein, immer auf die Hilfe von meinem Mann angewiesen zu sein. Einfach keine Lebensqualität mehr zu haben. Ich komm damit nicht klar muss nur ständig daran denken was alles nicht mehr geht .
Snoopy... Du gibst zu früh auf!
Anfang September letzten Jahres sagten die Ärzte der Reha zu mir: "Suchen Sie einen Pflegeplatz für ihren Mann. Er wird ein Schwerstpflegefall bleiben - ihn können sie nicht zu Hause versorgen." und "wenn er nicht therapierbar ist (d.h. nicht aktiv mit macht), dann wird er nach 3 Wochen entlassen.
DAS war die Ausgangslage. Mein Mann, rechts Arm, Bein, Gesicht gelähmt, Schluckstörung, stark ausgeprägte Aphasie und kognitiv stark eingeschränkt.
Ich war fassungslos. Wie konnten Therapeuten und Ärzte nach nur 3 Tagen Therapie und nach einer schweren OP die nur 8 Tage zurück lag, so ein Urteil fällen? War er nicht hier um seinen Probleme zu überwinden? Außerdem hatte ich nicht den Eindruck, dass mein Mann mental so weit weg war wie das die Ärzte meinten.
Ich kürze ab weil unsere Geschichte ein Buch füllen könnte ….
Lange Rede, kurzer Sinn.. mein Mann wurde Ende Dez. 2019 ohne Hilfsmittel gehend (langsam, kurze Strecken, auch Treppen, mit dem einen Bein oft schlurfend, aber stabil) nach Hause entlassen. Sprachlich hatte sich in all den Monaten nicht viel bewegt (ja, nein, Tschüss.. viel mehr war da an spontanem Sprachschatz nicht), kognitiv gab es Verbesserungen. Ein Schwerstpflegefall war er aber definitiv nicht (mehr). Die Ärzte/Logopäden vertraten auch die Meinung, dass mein Mann kein Sprachverständnis hätte - was definitiv nicht der Fall war (aber mich hat man als Angehörige nicht ernst genommen)
Entlassen wurde er mit den Worten: ihr Mann wird sich sprachlich nicht mehr viel weiter entwickeln.
Zu Hause stellte man dann fest , dass er viel zu hoch dosierte Blutdrucksenker verabreicht bekommen hatte. Kein Wunder also, dass er so lustlos und oft müde war und unkonzentriert war. Als er da gut eingestellt war, kamen auch schnell die Fortschritte - und die im Vergleich zur Reha im kognitiven und sprachlichen Bereich spürbar. Aber auch das Gehen wurde deutlich besser. Nach 2 Monaten war er in der Lage 1km ohne Unterstützung am Stück zu gehen, einen Monat später war das auch auf Waldwegen möglich. Die Müdigkeit lies auch bei ihm nach.
Was wir jedoch hatten waren emotionale Probleme. Mein Mann hat sich in den ersten Monaten benommen mir gegenüber benommen wie die Axt im Walde - und .. ihn interessierte so gut wie nichts.
Als das endlich überwunden schien hatte er einen sehr heftigen epileptischen Anfall der dazu führte, dass er erneut nicht mehr gehen und stehen konnte. Sprachlich ging auch nur noch wenig, das gab sich aber relativ schnell. Motorisch sah das leider anders aus.
Darauf folgte dann eine Reha um die Motorik wieder auf den alten Stand zu bringen. Ganz war das beim Entlassungszeitpunkt noch nicht gelungen. Aber Treppensteigen war wieder möglich und kurze Wege ebenfalls. Er war allerdings noch wacklig auf den Beinen (und verweigerte leider nach wie vor den Rollator) - mein Mann wollte aber auch nicht mehr länger bleiben weil die stark eingeschränkten ihn die Besuchsmöglichkeiten in der Reha ziemlich runter zogen. Ich habe damals mit ihm täglich telefoniert. Anfangs war ich nicht sicher, ob das funktionieren wird - aber es zeigte sich, dass das erstaunlich gut lief. Da ich von den Logopäden in dieser Reha nicht viel hielt (es war die gleich wie beim ersten Mal) habe ich versucht einige Logo-Übungen die er von seiner Hauslogopädin hatte am Telefon möglich waren durchzuziehen. Es funktionierte, mein Mann hatte sogar Spass daran und... irgendwann kamen spontan kurze Sätze die ich sogar auf Anhieb verstehen konnte. Für mich ist das heute noch wie ein kleines Wunder. Und wenn man berücksichtigt, dass mir der behandelnde Arzt bei der Entlassung aus der Reha zu verstehen gab, dass ich nicht davon ausgehen sollte, dass sich sprachlich noch viel bewegen wird, dann war es das auch.
Mein Mann entwickelt sich sprachlich weiter. Nicht schnell, aber merkbar. Inzwischen wackelt er auch nicht mehr beim Gehen. Vermutlich weil eines der Epilepsie-Medikamente und 2 Blutdrucksenker abgesetzt wurden. Er hat auch wieder mehr Kondition, ist konzentrierter und kann sogar (das ist neu) an manchen Tagen Textpassagen erfassen....
Wenn es nach den Ärzten und einigen Therapeuten gegangen wäre und ich das alles geglaubt hätte was sie prognostiziert haben, dann läge mein Mann jetzt in einem Pflegeheim, wäre aus dem Rollstuhl nicht raus gekommen und würde sprachlos vor sich hin dümpeln.
Sicher, mein Mann ist von meiner Unterstützung abhängig und möglicher Weise wird er das immer bleiben. Ich bin aber inzwischen zuversichtlich, dass das wird immer weniger werden wird.
Und bei Dir... ich kann nur sagen, aufgeben gilt nicht. Was ich immer noch nicht verstanden habe was bei Dir beim Stehen nicht funktioniert. Hast Du keine Kraft oder schlägt dann der Schwindel zu?
Und noch mal.. wurden Deine Medikamenten überprüft? Was sagt Dein Physiotherapeut? (seine Aussage wäre mir wichtiger als die der Ärzte)
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Amsel« (04.08.2020, 01:20)