Hallo aus Berlin, ich bin neu hier im Forum und weiß nicht, ob das Thema nicht schon völlig ausgeknautscht ist.
Ich bin aber total verzweifelt.
Ich habe wahnsinnig viele Vorerkrankungen, mein Befund- und Diagnosenordner füllt mittlerweile einen dicken Leitzordner.
Angefangen hat das Dilemma im Januar 1994 mit einem Schilddrüsenkarzinom, da war ich 27 Jahre alt. Gott sei Dank habe ich diese Erkrankung überstanden.
Meine Leistungsfähigkeit war nach der OP und der anschließenden nuklearmedizinischen Behandlung schon deutlich herabgesetzt. Ich hatte damals schon eine Führungsposition mit einer Unmenge an zugeteilten Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Als ich meinen Vorgesetzten bat, mich von einem Teil der Aufgaben zu entbinden, habe ich das erste Mal erlebt, wie mit kranken und schwer behinderten Menschen umgegangen wird. Ich wurde sofort von allen Aufgaben entbunden, landete im Überhang und in einem anderen Amt.
So kann man Mitarbeitern, die vor der Erkrankung für einen Aufstieg in die nächsthöhere Laufbahn vorgesehen waren so richtig in die Magengrube schlagen.
Mit meinen Erkrankungen ging es dann Schlag auf Schlag immer weiter und die Diagnosen wurden immer mehr und damit auch meine Beschwerden.
Durch nicht enden wollende Rückenschmerzen und eine nicht ausreichende Schmerzbehandlung bin ich seit 1999 schwerst chronisch schmerzkrank und muss derzeit ein Morphinpräparat nehmen, sonst würde überhaupt nichts gehen. Ich habe jeden Tag rund um die Uhr Schmerzen, die allein schränken mich schon wahnsinnig ein.
Seit November 2008 bin ich deshalb auch im Ruhestand.
Von August 2018 hatte ich eine bakterielle Infektion nach der anderen.
Jetzt hatte ich im September und November letzten Jahres und im Februar diesen Jahres noch drei Sepsen ( Blutvergiftungen). Bei allen bestand akute Lebensgefahr, zweimal war es verdammt eng.
Mitte Februar kam dann der leichte Schlaganfall, nachdem ich 2012 und 2017 jeweils schon eine schwere TIA hatte.
Meine Frau kommt schon lange nicht mehr klar damit, dass ich dermaßen krank bin, dass unser ganzes Leben davon beeinträchtigt ist.
Ich erwarte nicht, dass sie sich in mich hinein versetzt. Ich erwarte aber Verständnis, wenn ich das nicht tun kann, was sie von mir erwartet.
Sie fragt mich nie, wie es mir geht, sie - so empfinde ich das jedenfalls - steht nicht an meiner Seite, ich habe keine Schulter, an die ich mich lehnen kann. Ihr fehlt Empathie und jegliche Emotion, die mein Leben erleichtern würden. Es ist schon vorgekommen, dass sie mich nach einer Operation nicht abgeholt hat, das hat dann ein Kumpel von meinem Sohn gemacht.
Sie hat mich einmal noch nicht einmal im Krankenhaus besucht. Was soll ich denn auf die Frage antworten:"Soll ich ...?
Niemand soll. Soll heißt nichts anderes als: "Ich habe zwar überhaupt keinen Bock, aber wenn es unbedingt sein muss, dann ..."
Und das von deiner eigenen Ehefrau, die dich liebt?
Durch meine Erkrankungen sind alle meine sozialen Kontakte zusammengebrochen. Ich habe nur noch sie und meinen Sohn.
Jetzt will sie mal wieder die Scheidung (jetzt das 4. oder 5. Mal), wegen meiner ganzen Erkrankungen, der Einschränkungen in IHREM Leben, wegen der Medikamente, die ich nehmen muss und weiß Gott, was es sonst noch für Gründe gibt.
Ich weiß nicht, ob es noch andere gibt, denen es ähnlich ergeht oder ergangen ist. Ich nehme aber an, dass ich nicht allein bin.
Schreibt mir mal über eure Erfahrungen, ob ihr auch durch die Hölle auf Erden gegangen und wie ihr mit allem umgegangen seid, wieder einen Sinn in eurem Leben gefunden habt.
Mir ist er langsam verloren gegangen, ich fühle mich vollkommen ausgelaugt, habe keine Kraft mehr, bin einfach nur noch müde.
Ich freue mich auf eure Erfahrungen.
Gruß Uli