#71

Marganna

Rheinland, Deutschland

Hallo liebe Amsel, ich sitze gerade hier und denke das gibt es doch alles gar nicht😯 Es kommt mir wirklich so vieles so bekannt vor, mein Mann ist z. B. auch privat versichert. Zwar kann er noch keinen Sprudelkasten tragen, das macht der linke Arm nicht mit und auch das Gleichgewicht fehlt ihm dazu. Allerdings kocht er wieder leichte Gerichte, er ist ein guter und leidenschaftlicher Koch. Der Friseurbesuch steht heute bei ihm an und ich tue mich auch total schwer damit ihn da alleine hingehen zu lassen. Tja, und was das Weinen anbelangt, ich bin ja auch oft in Tränen aufgelöst ob der ganzen Situation, seiner Meinung nach steigere ich mich da rein, alles halb so schlimm meint er. Bei dir ist es ja noch viel belastender wegen deiner Mutter. Das tut mir wirklich sehr leid, ich wünsche dir viel Kraft!

Allgemein wollte ich zu den Kommentaren sagen, dass vieles sicher für den Einzelnen ganz bestimmt richtig sein mag. Aber es kommt auf so viele verschiedene Faktoren an, die Schwere des Schlaganfalls, die bleibenden Schäden, die äußeren und familiären Umstände etc. Vor allen Dingen ist es aber so, dass nicht jeder gleich gut mit der Situation umgehen kann. Nicht jeder Mensch ist zum Pfleger oder Betreuer geboren und kann die Krankheit des Partners gut aushalten ohne selbst Schaden zu nehmen. Auch dafür gibt es viele Gründe die Außenstehende nicht nachvollziehen können, so sollte man nicht urteilen, sondern versuchen Verständnis aufzubringen oder zumindest Akzeptanz. Nur weil man eben anders gestrickt ist macht es die Sache nicht leichter, im Gegenteil. 


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Marganna« (21.01.2020, 13:33)
#72

Angie

Untermettingen, Deutschland


Was mich übrigens mit am heftigsten gebeutelt hatte war die Erkenntnis, dass mein früher empathischer Mann mir völlig ungerührt zuschauen konnte wie ich Weinkrämpfe hatte (als ich von der Intensivstation nach Hause kam auf der meine Mutter liegt). Er fragte "warum", ich habe es erklärt, er hat das auch verstanden, dann schaute er eine Weile zu und dann hat der den Raum wortlos verlassen. Ich fand das sehr, sehr heftig und ich hoffe nicht, dass das so bleibt, denn andernfalls wäre unsere Ehe definitiv nicht mehr das was sie war. Und was DAS für mich bedeuten würde, das mag ich gar nicht schreiben.

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Dazu möchte ich sagen das ich meinen Mann, wenn er denn mal Gefühle gezeigt hat, auch sehr oft hängen gelassen habe. Einfach weil ich damit nicht umgehen konnte. Genausooft habe ich mich gefragt warum er denn noch mit so einer wie mir verheiratet ist und habe dadurch unsere Beziehung sehr sehr belastet.

#73
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Unbekannt

Gelöscht

Mein Problem mit Deinen Beiträgen ist, dass Du die Hälfte der Infos nicht zur Kenntnis nimmst und dann wiederum davon ausgehst, dass etwas, das bei euch so war/ist, bei anderen exakt auch der Fall sein muss. Und absolut verblüfft mich, dass was Du annimmst wovon ich ausgehe. Nein, ich denke nicht, dass mein Mann lernt wie ein Kind. Und es hat Gründe warum ich im Anschluss an die jeweiligen Therapieeinheiten Gespräche mit den Therapeuten suche und angeboten von ihnen auch von Anfang an angeboten bekam.

Mein Mann ist z.B. privat versichert und da greift so einiges nicht wovon Du ausgehst. Z.B. ist es keinesfalls so, dass er ohne weiteres 5 x alle 3 Therapieformen pro Woche von der KK übernommen werden. Logo ist kein Problem, alles andere muss sehr genau vom Neurologen begründet werden und den sieht er erst im Februar.

Und auch mir ging es nicht um leicht oder schwer, sondern darum überhaupt eine Ahnung zu haben wie sich ein Mensch fühlen könnte der früher sehr kommunikativ und kontaktfreudig war und auf einmal sich sehr schwer tut sich mitzuteilen (um das mal freundlich zu formulieren) und dem außerdem fast alle Menschen abhanden gekommen sind mit denen er früher intensiv und von seiner Seite aus auch sehr unterstützend in Kontakt war. Dieser Mensch geht mir sprichwörtlich ein wie eine Primel wenn er neben meiner Person nur noch 3 Therapeuten zu sehen bekäme.


Ja, nochmal zum letzten Satz: Ich meine doch gar nicht, dass er nur seine 3 Therapeuten sehen soll .... ... ...
Ich meinte dabei die Trennung von Therapie und Kontakt/Freizeit. Die Kontakte könntet ihr doch dann in der Freizeit pflegen/aufbauen, wenn du durch die Hausbesuche keine Fahrereien, unbeeinflusste Arbeitszeit und dadurch früher Feierabend oder mehr Freizeit hättest. Wenn dem so wäre, was ich ja nicht weiss und nur du wissen kannst. 🙂

Aber wenn dem so wäre, wenn dies so regelbar wäre, wäre es für euch beide vorteilhafter. Es wären mehr Therapieeinheiten möglich, was für deinen Mann in der aktuellen Phase ein Plus ist. Allgemein sinkt irgendwann die Aufnahmebereitschaft oder Therapiemüdigkeit setz ein oder irgendeine Grundsättigung oder irgendeins von vielen anderen "odern" und das ist dann nicht mehr aufzuholen. Zusätzlich könnte er sich eben an einem eigenständigen Tag erfreuen. Du entsprechend auch und wenn du dann nach Hause kommst, fahrt ihr zusammen unter Leute. Ungestresst, nicht abgehetzt, irgendwie so normal, wie alle anderen Menschen das ja auch machen. "Normal" wäre für deinen Mann ein weiteres Plus. Wäre - wenn es ginge ...

Wenn es eben nicht geht, dann geht es eben nicht - was solls, das kann und will ich auch gar nicht irgendwie ändern oder dir irgendwas aufdrücken, nein. Auch bügele ich keineswegs meine erlebten Situationen oder Umstände anderen über, nein, im Gegenteil, ich weise immer darauf hin, dass zwei Hirnschäden niemals die gleichen Folgen haben und man vom Erfolg oder Mißerfolg des einen gar nichts für einen anderen ableiten kann. Selbst wenn exakt die gleichen Hirnbereichre betroffen sind, sind die Folgen zwar ähnlich, aber nie gleich. Dazu kommt immer die restliche Gesundheit, Leistungsfähigkeit und die Lebensumstände.

Zur PKV:
Da gibt es diese Einschränkungen nicht und der Arzt kann komplett budgetfrei verordnen, was ja eigentlich viel besser ist.
Falls ihr nicht gerade eine nichtzugelassene ausländische Krankenversicherung habt, dann darf die in Deutschland zugelassene private Krankenversicherung selbst im schlechtesten Tarif nicht unterhalb den GKV-Leistungen liegen, sie muss besser oder zumindest gleichgut sein. Normalerweise gibt es zu jedem Tarif auch ein Leistungsverzeichnis bei den günstigen Tarifen, aus welchem sich detailliert entnehmen läßt, was in welcher Höhe übernommen wird. Als ich mich damit das letzte mal beschäftigen musste, war dies auch in den günstigen Standardtarifen immer ein bisschen mehr, als das , was die GKV übernimmt.

Ja, der Arzt muss das begründen, allerdings muss er das auch und viel risikobehafteter bei den Verordnungen, die über die GKV laufen. Hier hat der Arzt aber nicht viel zu schreiben, da es für jede Diagnose eine Schlüsselnummer gibt, nach der sich dann auch die zu verordnenden Heilmittel richten. Begründen muss er die Verodnung für sich selbst trotzdem, damit er bei einer späteren Kontrolle nicht um Rückerstattung für unbegründete Verordnungen "gebeten" wird, was bei hoher Therapiefrequenz gerne mal um die 5-6 Tausend Euro je Patient im Jahr sein können.
Bei Verordnungen über die PKV hat der Arzt dieses Risko nicht, er ist viel freier und kann alleine nach medizinischer Notwendigkeit verordnen, auch die Begründungen sind eigentlich Standard, nur eben Schreibkram. Das Risiko liegt dann unter Umständen bei euch, wenn über die tariflich vereinbarten Leistungen hinaus Rechnungen von den Therapeuten gestellt werden.

Schlechter als in der GKV sollten die Verordnungen über die PKV aber nicht sein, mindestens gleich und meistens viel einfacher und besser. Irgendwann kommt sicher auch dort mal eine größere Abfrage von Therapieberichten, Therapielzielen und alle Ärtzte werden um Stellungnahme gebeten.

LG


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »tron33« (21.01.2020, 21:45)
#74

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Liebe Marganna,

Du hast ein paar wahre Worte geschrieben. Nicht jeder ist zum Pfleger geeignet (mir fehlt dazu z.B. die Schicksalsergebenheit), aber es kommt auch die Persönlichkeit des Betroffenen dazu. Mein Mann z.B. hat Stimmungsschwankungen von Gelassenheit bis hin zu depressiver Verstimmung gepaart mir richtig kleinen Fiesheiten - Letzteres stecke ich auch nicht so ohne Weiteres weg. Der reine Pflegeaspekt ist für mich noch nicht einmal das Problem, da was bei meinem Mann psychisch abläuft finde ich deutlich heftiger.

Na ja, und dann habe ich noch einigen "Spass" mit Krankenkasse, Beihilfe, Betreuung - Psychologe - Geschäftsfähigkeit weil mein Mann mir zwar Zugriff auf eines seiner Konten eingerichtet, aber das vergessen hat auf dem die Zahlungen von Beihilfe und KK erfolgen (vermutlich, weil das das unwichtigere ist - aber eben jetzt aufgrund der hohen Geldbeträge durchaus ein Problem ist), Steuer und noch so ein paar Bereiche die mich ins Rudern bringen. Wir sind nämlich kein alt gedientes Ehepaar.

Im Moment wäre es bei uns undenkbar, dass ich meinen Mann von zu Hause aus alleine irgendwohin gehen lassen würde. Sehr kurze Strecken die überschaubar sind, das ja. Aber alles andere traue ich ihm noch nicht zu. Und selbst wenn ich mich irren würde was seine Fähigkeiten angeht, finde ich es in diesem Bereich besser doch Vorsicht walten zu lassen. Wie du schon schreibst, Schadensbegrenzung ist auch ein wichtiges Thema.

Tja, und was ist schlimm und was nicht? Ich komme auch erst jetzt so langsam dahin, dass ich mir zugestehe, dass ich etwas völlig anderes "schlimm" in unserer Situation finde als mein Mann und dass ich auch zugeben darf, von der Situation gebeutelt und überfordert zu sein und dass mich mein Mann (der arme Patient) manchmal stresst und eben nicht immer nur der arme Patient ist, sondern manchmal einfach nur fies. Ich stelle allerdings auch fest, dass das Umfeld davon irritiert ist (bestenfalls). Irgendwie verstehen relativ wenige Menschen, dass das Leben eines Angehörigen ebenfalls - nur auf andere Art - nicht mehr das ist was es einmal war und vermutlich auch wir viele Träume begraben werden müssen. Auch wir müssen einen Umlernprozess durchlaufen. Nur eben ohne Unterstützung von Außen (sofern wir sie nicht aktiv suchen in Form von Foren oder Selbsthilfegruppen).

Kurz und gut.. ich finde es sehr hilfreich auch meine "schwarzen" Gedanken zu formulieren und dazu auch Feedback zu erhalten das Gedankenanregungen enthält oder einfach "nur" Erfahrungsberichte. Es fällt dann leichter sich neu auszurichten und schon der Gedanke nicht völlig alleine zu sein, richtet auf.

A pro pos "alleine sein". Ich habe den Eindruck, dass ich mich in meinem ganzen Leben noch nie so einsam gefühlt habe wie in den letzten Monaten. Es wirkt, als ob ich eine Insel wäre. Eine traurige Erfahrung.

#75

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

 

Dazu möchte ich sagen das ich meinen Mann, wenn er denn mal Gefühle gezeigt hat, auch sehr oft hängen gelassen habe. Einfach weil ich damit nicht umgehen konnte. Genausooft habe ich mich gefragt warum er denn noch mit so einer wie mir verheiratet ist und habe dadurch unsere Beziehung sehr sehr belastet.

Danke Angie, dass Du das mit mir/uns geteilt hast. Es macht mir irgendwie Mut und Hoffnung, dass sich das auch wieder ändern könnte - und das hilft dabei, das auszuhalten. Zumindest eine Zeit lang.

#76

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

@Tron

Da gibt es diese Einschränkungen nicht und der Arzt kann komplett budgetfrei verordnen, was ja eigentlich viel besser ist.
Falls ihr nicht gerade eine nichtzugelassene ausländische Krankenversicherung habt, dann darf die in Deutschland zugelassene private Krankenversicherung selbst im schlechtesten Tarif nicht unterhalb den GKV-Leistungen liegen, sie muss besser oder zumindest gleichgut sein.

Schlechter als in der GKV sollten die Verordnungen über die PKV aber nicht sein, mindestens gleich und meistens viel einfacher und besser. Irgendwann kommt sicher auch dort mal eine größere Abfrage von Therapieberichten, Therapielzielen und alle Ärtzte werden um Stellungnahme gebeten.

Sollten bedeutet nicht Ist. Und budgetfrei bedeutet nicht, dass dann auch die Verordnung übernommen wird. Bei den Hilfsmitteln bedarf es immer erst einer Zustimmung der KK und bei den Therapien letztendlich auch wenn man sicher gehen möchte, dass die Kosten auch übernommen werden.

Was "darf nicht schlechter sein" trifft leider auch nicht zu (wobei ich derzeit nicht die Zeit habe mich komplett durch den Vertrag und die Bestimmungen zu ackern). Bei den Hilfsmitteln liegt der Fall definitiv so, dass die der gesetzlichen KK nicht deckungsgleich mit denen der privaten sind (und die untereinander ebenfalls nicht) und z.B. die der KK meines Mannes (die sogar einen guten Ruf genießt) Hilfsmittel neueren Datums nicht enthält die sogar die AOK bezahlt.

Aber ich berichte gerne, wenn wir den ersten Neurologentermin im Februar hinter uns hatten. Die Hausärztin ist jedenfalls überfordert


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Amsel« (21.01.2020, 22:55)
#77

Marganna

Rheinland, Deutschland

Ja liebe Amsel, natürlich kommt es auf die Persönlichkeit oder Wesensveränderung des Patienten an. Das auch noch aushalten zu müssen stelle ich mir sehr schwer vor, damit haben wir glücklicherweise nicht zu kämpfen. 

Die "Späße" mit der KK und Beihilfe sind mir zum Glück bislang erspart geblieben, bei der Pflegekasse blick ich irgendwie noch nicht so recht durch. Was die Abrechnungen anbelangt ist mein Mann mir eine sehr große Hilfe, da wäre ich alleine schon verzweifelt glaube ich. Das Wissen und Können ist bei ihm Gott sei Dank noch da, es fehlt nur an der Konzentration, so dass wir nicht lange dranbleiben können, aber gut, dann geht es eben am nächsten Tag weiter, das läuft ja nicht weg. 

Kann dein Mann denn problemlos ein paar Stunden alleine daheim bleiben? 

Natürlich darfst du zugeben überfordert zu sein! Wir sind keine Übermenschen. Ich bewundere die Angehörigen die mit solchen Schicksalsschlägen gut und strukturiert umgehen können und die die Stärke besitzen die man dazu braucht. Sie haben meinen höchsten Respekt! Ich hab mir schon so oft im Leben mehr Contenance gewünscht - leider vergebens. Es ist tatsächlich so wie du schreibst, das Leid der Angehörigen wird oft nicht gesehen bzw. man wird als selbstsüchtig dargestellt. Aber es ist nun mal Fakt, dass auch unser Leben nicht mehr das ist was es einmal war und auch nicht mehr wird. Die ganze Lebensplanung ist dahin, damit muss man zu allen Ängsten und Sorgen und sonstigem Stress auch erst mal fertig werden. Es stürzt so viel auf einen ein, man muss aufpassen nicht daran zu zerbrechen, denn damit ist unseren Männern nicht geholfen, und was soll dann aus ihnen werden? Diese schwarzen Gedanken haben evtl. viele Angehörige, die Frage ist gestehen sie sich diese auch ein und trauen sie sich diese auszusprechen? Ich bin so froh dass du damit so ehrlich umgehst und das mit uns teilst, ich komme mir jetzt nicht mehr ganz so verloren vor. Danke dafür! 

 

 

 

 

#78

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Ja, liebe Marganna, fast schiele ich neidisch darauf, dass Dein Mann noch sein volles Erinnerungsvermögen hat. Was würde mir das das Leben erleichtern .. hach ja.

Im Moment traue ich mich meinen Mann 2 - 2,5 Std. alleine zu lassen. Ich habe keine Alternative wenn ich meine Mutter im KH besuchen möchte weil es niemanden hier im Umfeld gibt der sich kümmern würde. Im Grunde funktioniert das auch mit einem gewissen Restrisiko das der Gestalt ist, dass mein Mann auch gerne mal Dinge tut die unsicher sind (wie z.B. die Hauseingangstreppe zu nutzen die noch auf das Geländer wartet oder gesagten Sprudelkasten in den Keller schleppt). Ok, es ist bisher gut gegangen - eine kleine Spur Glück war da m.E. aber auch dabei.

Aber was habe ich denn für Alternativen? Es ist unmöglich 24 Std. bei Fuss zu sein und einer meiner Probleme mit meinem Mann ist, dass er ein Problem damit zu haben scheint, dass seine Frau ihn einschränkt oder die Richtung vor gibt. Ja, ich hab's auch schon anders versucht, nur ist das Ergebnis das gleiche und ich komme gar nicht mehr zum Arbeiten.

Ich kann Dir gar nicht beschreiben wie fertig mich das anfangs gemacht hat, dass er Absprachen nicht einhält und nur mit den Schultern zuckt. Inzwischen vertrete ich (oder versuche es zumindest) die Meinung, dass er durchaus selbst weiss was er tut (mein Mann ist ein sehr sicherheitsbewusster Mensch - auch jetzt noch!) und er im worst case dann eben mit den Konsequenzen leben muss. Es gab vorher so fiese Diskussionen (ja, man kann auch mit wenigen Worten richtig gemein werden), dass ich diese Haltung aus reinem Selbstschutz eingenommen habe.

Mein Hauptproblem mit meinem Mann ist übrigens weniger das was man mit einem Schlaganfall verbinden würde. Mich bringt vielmehr seine (vermeintliche?) Emotionslosigkeit ins Schleudern die er mir gegenüber an den Tag legt. Ich habe einen Mann zu Hause der auf emotionaler Ebene nur noch sehr wenig mit dem gemein hat, den ich vor dem Schlaganfall hatte. Der Gedanke mit einem derartigen Roboter (so fühlt sich das manchmal an) bis ans Ende seiner oder meiner Tage zusammen leben zu müssen, der gruselt mich (und ich hoffe und hoffe und hoffe, dass das nur eine Phase ist)

Beim Stichwort "Contenance" musste ich breit grinsen. Diese Aussage hätte von mir sein können. Aber so sehr wie jetzt habe ich sie nie verloren. Scheixxe - ich glaube, ich kann mir derzeit selbst nicht leiden. Senkrecht hält mich nur das Wissen, dass bisher jede "Lebens-Katastrophe" (und ich hatte einige davon) vorbei ist und es in der Vergangenheit immer besser als vorher lief. Ich klopfe mal auf Holz.

Tja, warum gehe ich mit meinen Ängsten/Unsicherheiten... mit meiner Not .. so offen um? Ich glaube, weil ich andernfalls längst reif für die Psychiatrie wäre. Alles was man ans Licht zerrt, wird weniger schlimm. Im Dunkeln.. wenn man sich schämt.. erst dann wird aus Grau Schwarz. Und ich freue mich, wenn ich Dich damit erreichen und Dir dieses schlimme Gefühl der Verlorenheit/Einsamkeit etwas abmildern konnte. Genau so geht es mir auch, wenn ich mich damit nicht verstecke. Real wäre das in der Form nicht möglich. Ich kenne niemanden der das auch nur im Ansatz verstehen würde.

Außerdem hat mir diese Offenheit auch Geschenke bereitet. Nämlich dass einige User hier ihre Erfahrungen, Gefühle, Gedanken mit mir / uns geteilt habe. Ich bin sicher, ohne den einen oder anderen Beitrag hätte ich in der Vergangenheit noch mehr "gerudert".

#79

Marganna

Rheinland, Deutschland

 

Hallo Amsel, ich bin wieder baff, du erzählst im Grunde genommen meine Geschichte.

Ja, liebe Marganna, fast schiele ich neidisch darauf, dass Dein Mann noch sein volles Erinnerungsvermögen hat. Was würde mir das das Leben erleichtern .. hach ja

Das kenne ich, ich bin neidisch auf alle Mitmenschen, die ihr "normales" Leben haben, so wie wir früher auch.

Im Moment traue ich mich meinen Mann 2 - 2,5 Std. alleine zu lassen. Ich habe keine Alternative wenn ich meine Mutter im KH besuchen möchte weil es niemanden hier im Umfeld gibt der sich kümmern würde.

Das mit dem für mehrere Stunden alleine lassen müssen wir noch üben, aber ich habe leider auch keine Alternative, niemand der sich kümmern könnte oder wirklich kümmert (aus der Familie). Großen Worten folgen nur kleine Taten.

Im Grunde funktioniert das auch mit einem gewissen Restrisiko das der Gestalt ist, dass mein Mann auch gerne mal Dinge tut die unsicher sind (wie z.B. die Hauseingangstreppe zu nutzen die noch auf das Geländer wartet oder gesagten Sprudelkasten in den Keller schleppt). Ok, es ist bisher gut gegangen - eine kleine Spur Glück war da m.E. aber auch dabei.

Restrisiko ist ein gutes Stichwort, ich bin mir nicht so ganz sicher auf welche Ideen mein Mann evtl. kommen könnte. Er denkt ja, er kann das alles und es ist alles nicht so schlimm, ich dramatisiere die Situation...

Aber was habe ich denn für Alternativen? Es ist unmöglich 24 Std. bei Fuss zu sein und einer meiner Probleme mit meinem Mann ist, dass er ein Problem damit zu haben scheint, dass seine Frau ihn einschränkt oder die Richtung vor gibt. Ja, ich hab's auch schon anders versucht, nur ist das Ergebnis das gleiche und ich komme gar nicht mehr zum Arbeiten.

Ja, das Problem mit dem sich bevormundet vorkommen gibt es bei uns auch. Mein Argument, dass ich es nur gut meine, verpufft im Wind. 

Ich kann Dir gar nicht beschreiben wie fertig mich das anfangs gemacht hat, dass er Absprachen nicht einhält und nur mit den Schultern zuckt. Inzwischen vertrete ich (oder versuche es zumindest) die Meinung, dass er durchaus selbst weiss was er tut (mein Mann ist ein sehr sicherheitsbewusster Mensch - auch jetzt noch!) und er im worst case dann eben mit den Konsequenzen leben muss. Es gab vorher so fiese Diskussionen (ja, man kann auch mit wenigen Worten richtig gemein werden), dass ich diese Haltung aus reinem Selbstschutz eingenommen habe.

Doch, ich glaube dir auf's Wort wie fertig dich das gemacht hat und bewundere deine Einstellung dazu, dass er selbst mit den Konsequenzen leben muss. Das ist natürlich richtig, aber du musst das auch und davor versuche ich mich und ihn zu bewahren. Mir fehlt langsam die Kraft, noch eine Katastrophe kann ich glaube ich nicht mehr kompensieren.

Mein Hauptproblem mit meinem Mann ist übrigens weniger das was man mit einem Schlaganfall verbinden würde. Mich bringt vielmehr seine (vermeintliche?) Emotionslosigkeit ins Schleudern die er mir gegenüber an den Tag legt. Ich habe einen Mann zu Hause der auf emotionaler Ebene nur noch sehr wenig mit dem gemein hat, den ich vor dem Schlaganfall hatte. Der Gedanke mit einem derartigen Roboter (so fühlt sich das manchmal an) bis ans Ende seiner oder meiner Tage zusammen leben zu müssen, der gruselt mich (und ich hoffe und hoffe und hoffe, dass das nur eine Phase ist)

Da drücke ich dir ganz fest die Daumen! Aber das ist doch auch die Folge des Schlaganfalles, oder? Mein Hauptproblem sind die kognitiven Defizite und die sind wohl leider keine Phase. Ich befürchte, das was kaputt ist bleibt auch kaputt. Und ja, das macht mir auch große zusätzliche Zukunftsängste.

Beim Stichwort "Contenance" musste ich breit grinsen. Diese Aussage hätte von mir sein können. Aber so sehr wie jetzt habe ich sie nie verloren. Scheixxe - ich glaube, ich kann mir derzeit selbst nicht leiden. Senkrecht hält mich nur das Wissen, dass bisher jede "Lebens-Katastrophe" (und ich hatte einige davon) vorbei ist und es in der Vergangenheit immer besser als vorher lief. Ich klopfe mal auf Holz.

Auch die Lebenskatastrophen haben wir gemeinsam. Ich bin zwar immer wieder aufgestanden, aber der Preis dafür war hoch, ich habe viele Krankheiten bekommen, die sicherlich durch meine schlimme seelische Verfassung entstanden sind. Dann noch der Schlaganfall meines Mannes, das war/ist einfach zu viel.

Tja, warum gehe ich mit meinen Ängsten/Unsicherheiten... mit meiner Not .. so offen um? Ich glaube, weil ich andernfalls längst reif für die Psychiatrie wäre. Alles was man ans Licht zerrt, wird weniger schlimm. Im Dunkeln.. wenn man sich schämt.. erst dann wird aus Grau Schwarz. Und ich freue mich, wenn ich Dich damit erreichen und Dir dieses schlimme Gefühl der Verlorenheit/Einsamkeit etwas abmildern konnte. Genau so geht es mir auch, wenn ich mich damit nicht verstecke. Real wäre das in der Form nicht möglich. Ich kenne niemanden der das auch nur im Ansatz verstehen würde.

Da bin ich wieder ganz bei dir. Niemand in meinem Umfeld kann auch nur annähernd nachvollziehen, was das bedeutet. Trotz aller gutgemeinten Angebote kann mir auch niemand wirklich helfen. Wer will mir die Sorgen, Ängste und seelischen Nöte abnehmen? Damit bin und bleibe ich alleine. 

Außerdem hat mir diese Offenheit auch Geschenke bereitet. Nämlich dass einige User hier ihre Erfahrungen, Gefühle, Gedanken mit mir / uns geteilt habe. Ich bin sicher, ohne den einen oder anderen Beitrag hätte ich in der Vergangenheit noch mehr "gerudert".

 


Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal bearbeitet, zuletzt von »Marganna« (24.01.2020, 11:11)
#80

Angie

Untermettingen, Deutschland


Aber ich berichte gerne, wenn wir den ersten Neurologentermin im Februar hinter uns hatten. Die Hausärztin ist jedenfalls überfordert

Ich hoffe für euch das ihr einen GUTEN Neurologen findet. Meine Neurologin ist super, sie ist allerdings 120 km entfernt. Sie überweist mich dahin und dorthin um irgendetwas zu überprüfen. Sie verschreibt mir keine Medikamente oder Reha oder sonstwas ohne genau zu wissen ob es hilft. Bevor wir die Praxis verlassen fragt MICH (das finde ich wunderbar) ob ich denn schon den nächsten Termin habe. Einfach raus laufen geht einfach nicht 🙂 Die Ärztin bespricht auch alles mit MIR und mein Mann sagt nur etwas wenn es um die zeitlichen Abstände geht oder ich einfach keine Antwort habe.

Meine Hausärztin bekommt von jedem Besuch einen Bericht. Auch von jedem Besuch der Neurologie Ambulanz und sonst ein Arzt. Sie ist dafür zuständig das ich alle Medikamente und Therapien bekomme. Denn jedesmal zur Neurologin zu fahren nur um meine Karte vorzulegen ist schlicht und einfach Spritverschwendung.

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