Hallo Christoph,
danke, die guten Wünsche kann ich gut gebrauchen. Seit Monaten nimmt das bei mir kein Ende - es kommt immer wieder etwas dazu. Bei meiner Mutter befürchte ich, dass sie nicht mehr die Alte sein und ein Pflegeheim unumgänglich werden wird. Und genau das hat sie für sich immer ausgeschlossen. Wie die Lage sich im Moment jedoch darstellt, wird eine Pflege zu Hause nicht machbar sein da ich als Unterstützung ausfalle. (es wäre auch so heftig genug geworden). So oder so, so schnell wird diese zusätzliche Belastung nicht vorbei sein. (Meine Mutter hat Chaos gepflegt)
Ja, natürlich bin ich die Aktive in unserem Zweiergespann. Mit stark ausgeprägter Aphasie gibt es dazu keine Option. Und wäre mein Mann noch Teil unseres früher sehr gut funktionierenden Teams, dann würden wir unsere Probleme gut gemeistert bekommen. Nur hat es zumindest aktuell noch den Eindruck, dass er dieses Team aufgekündigt hat. Zwischen den Jahren hatte er dann noch (sofern ich das als Laie korrekt erkannt habe) massive Depressionen die mein Mann auch als solche bestätigt hat und jetzt aber sagt, dass er keine mehr hätte. Frustration ist sicher auch ein Punkt. Die Bequemlichkeit überrascht mich allerdings, denn wenn mein Mann früher eines nicht war, dann bequem. Deshalb frage ich mich immer, ob seine Verweigerungshaltung in manchen Bereichen wirklich Bequemlichkeit ist, oder aus anderen Quellen gestärkt wird.
Na ja, und dann hatte er aufgrund einer viel zu hohen Medikamentengabe mit extrem niedrigem Blutdruck zu kämpfen was uns zwischen den Jahren einen Notaufnahmebesuch mit voran gegangenem Notarzteinsatz beschwert hat. Der Arzt dort hatte dann schon einmal eine Tablette am Abend abgesetzt und ich dann noch einmal (die gleiche) am Morgen weil der Blutdruck nach wie vor deutlich zu nieder war (ich gebe keine sofort wirkende blutdrucksenkende Tablette, wenn der Blutdruck bereits 109/60 ist). Inzwischen wurde zusätzlich noch einiges reduziert und der Blutdruck pendelt sich ein. Ich setze darauf, dass dann auch wieder etwas mehr Energie da sein wird.
Diese Blutdrucksenker haben übrigens auch dafür gesorgt, dass die Begutachtung durch den Psychologen (wegen Geschäftsfähigkeit ja/nein) in die Hose ging. An diesem Abend hatte nämlich mein Mann seinen Kreislaufkollaps. Mir wäre es lieber gewesen, wenn mein Mann seine Geschäftsfähigkeit bescheinigt bekommen und er selbst hätte bestimmen können wer in seiner Stellvertretung seine Geldgeschäfte tätigt. Aber dieser Psychologentermin war sowieso auch ein "Witz". Der Mann hatte keine Ahnung was Aphasie bedeutet. Ich bin deshalb auf das Gutachten gespannt.
Nichts desto Trotz finde ich Deinen Hinweis auf Eigenverantwortung sehr, sehr gut! Ich scheute davor bisher immer etwas zurück weil ich mir nie sicher bin, ob das Personal der Reha oder eher ich meinen Mann richtig einschätzen. Ich gehe davon aus, dass mein Mann weitestgehend klar ist, in der Reha hat man meinen Mann durch die Bank nicht wirklich für voll genommen. Anders sieht das jetzt mit den 3 lokalen Therapeuten aus. Diese gehen alle drei davon aus, dass mein Mann sehr klar ist (außer er ist müde).
Und ja, er kann seinen Willen sehr gut und nachdrücklich durchsetzen. Das fing in der Reha damit an, dass er mir klar gemacht hat, dass er weder WC-Sitzerhöhung noch Griffe benötigt, das Gleiche mit Rollstuhl und Rollator (Letzteres war für mich am Entlassungstag echter Stress - dennoch wars mittelfristig gesehen die richtige Entscheidung). Genau so Treppenlift ja/nein. Die ersten 3 Tage hat er damit geliebäugelt (weil er noch runter zu ängstlich war), danach hat er von sich aus signalisiert, dass er das nun doch nicht mehr möchte. Essen, Trinken, Besuch.. er schafft es sogar so zu telefonieren, dass das Gegenüber nicht stutzig wird (MDK hat mit ihm einen Termin ausgemacht - von dem ich dann nichts wusste).
Im Alltag versuche ich ihn bereits mit kleinen Aufgaben einzubinden. Einfach, dass er sich nicht völlig überflüssig fühlt. Es funktioniert gut wenn ich einzeln darum bitte. Aber Dinge die sich täglich wiederholen würden, funktionieren noch holprig.
Du hast natürlich wieder einmal meinen wunden Punkt getroffen .. ich müsste mich dazu sehr überwinden. Aber ich halte das dennoch als eine Option im Hinterkopf - lieber überwinden und sich dabei scheixxe fühlen, als irgendwann völlig zermürbt zu sein. Letzteres tut auch keinem von uns gut.
Die Sache Tage vorher schon anzukündigen .. mh.. warum das? Er merkt sich wenige Dinge so lange. Meinst Du das wäre hilfreich? Wenn ja, für was?