#31
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

schön, dass es voran geht. Das ist das wenige Gute, das man einem Schlaganfall vielleicht abgewinnen kann: Es geht in vielen Fällen irgendwas irgendwie voran. Es geht meist weiter, man muss "nur" seine Erwartungen daran anpassen und auch Kleinigkeiten oder Selbstverständlichkeiten entsprechend feiern. 


Dass er nicht weiss, was ihr beim Joghurt essen von ihm wollt, ist auf sein Problem mit dem Verstehen von Sprache zurückzuführen, nicht auf eine Apraxie. Eine Sprechapraxie ist ein Problem in der Produktion von Sprache. Eine Apraxie ist eine Art Ausführungsstörung, eine Sprechapraxie bezeichnet Problem in der richtigen Lautenwicklung, Lautformung.

Was ich empfehlen kann, ist gute Literatur zu Aphasien und allem, was damit zusammenhängt. Das erleichert das eigene Verstehen der Dinge so richtig. Ist meist richtig teuer, aber möglicherweise in einer guten Bibliothek zu bekommen. Schau mal nach: "Das Schweigen verstehen: Über Aphasie". Das hat mir am Anfang die Augen für vieles geöffnet. Es gibt noch einige andere gute Bücher, aber die wären erst was "für danach", sind eher für Neurologen und Therapeuten gedacht und zu wissenschaftlich geschrieben.


Vermutlich ist bei ihm "Becher = Trinken" verankert. Ihr könntet euch eine Schüssel oder tiefen Teller besorgen und den Joghurt umschütten. Das versteht er vielleicht besser. So ein kleines Nachtisch- odr Kompott-Schüsselchen ist vielleicht ideal. Damit verbinden die meisten Menschen wohl etwas, das mit einem kleinen Löffel gelöffelt wird und ist auch am Joghurt näher dran, als ein Becher.


Dass der Fuß so extrem geschwollen ist, solltet ihr unbedingt beim Arzt erfragen.

LG

#32
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Unbekannt

Gelöscht

Hi! Ja es ist nicht immer leicht. Ich bin nach meinem Schlaganfall auch nicht mehr ich selber,Ob es andere auch so merken? Ich selber bin ein anderer geworden, Ernster, Nachdenklicher............es ist schwer es zu beschreiben Wie schwer ist eserst für andere einen zu verstehen? Wünsche mir oft mein altes Ich zurück mit allen Ecken und Kanten. Denke da hilft nur reden, reden und reden, vorallem mit gleich betroffenen. Desshalb bin ich hier. LG und durch halten.................es lohnt sich. 🙂

#33

Bine24

Nürnberg, Deutschland

Hallöchen 🙂

Jetzt ist mein Papa fast seit 3 Monaten auf Reha.. und bisher immer noch unbefristet! 

Aktueller Stand:

Neglect wird immer besser, er kümmert sich regelmäßig um seine "verloren geglaubte Seite". 

Sprach-/Textverständnis wird immer besser. Die Übungsblätter mit dem Zuordnen von Wörtern zu bestimmten 

Gruppierungen, Wörter einfügen, Satz damit vervollständigen etc.. das klappt super gut. 

Physio: Er kann alleine aus dem Rollstuhl aufstehen, stehen bleiben ohne sich zu halten! 

Das Gehen am Rollator wird gerade geübt. Das gelähmte Bein geht meist von selbst voran, ab und an mit Unterstützung. Er könnte eigentlich mehr laut Therapie, aber er hat nach wie vor kein Vertrauen in seine gesunde- und noch weniger Vertrauen in seine gelähmte Seite.. 

Logopädie: Auch Fortschritte... aber für uns (die nicht täglich dabei sein können) nicht greifbar.. es ist schon Wahnsinn wie unser Gehirn funktioniert.. Man kann sich das ein wenig so vorstellen: Eine halbe Stunde p. Tag Logo und da übt man dann das Wort "Hallo" … das also kein "Nano", "Halm".. was auch immer rauskommt 🙂 - und vlt. kann er das dann bald von selbst abrufen. 

Er kann jetzt die Station auch alleine verlassen, in der Aula umherfahren, etc.. das ging bis vor ein paar Tagen noch nicht aufgrund von "Sturzgefahr" (Papa verlässt sich eigentlich nie auf seine Seite, aber ab und zu probiert er sich dann aus :D) und aufgrund dessen, dass er sich den PIN für die Stationstür nie merken konnte -> aber auch hier, Gedächtnis ist besser … er kann ihn sich wieder merken, den Ziffernblock betätigen, etc 🙂

Die PEG ist seit Dienstag draußen! Wir haben uns so gefreut..:))) 

Das einzige was aktuell dazu kommt... die Ungeduld, wenn wir ihn nicht gleich verstehen, nicht wissen was er möchte -> In Verbindung mit so einigen Wutanfällen inkl. Brüllern und Schreien auf der Station. 

Ich hoffe, dass das wieder ein wenig besser wird - klar, ich würde wah auch viele Tobsuchtsanfälle bekommen, aber wir möchten ja auch dass die Besuche bleiben und nicht irgendwann eher fernbleiben... 

 

Ich wünsche euch ein tolles Wochenende. 

 

LG 

 

 

 

 

#34

Bine24

Nürnberg, Deutschland

Hallo, 

3 Woche danach verfasse ich mal wieder einen kleinen Bericht 🙂

Vorbei ist die Suche nach Rezepten. Er darf nun wieder alles Essen und Trinken. Kuchen in der Cafeteria, nen' Schokoriegel zwischendurch, ein gutes Stück Fleisch -> da macht das Leben direkt wieder mehr Spass 😉

Aktuell läuft mein Papa 20 Meter am Stock, mit einer kleinen Pause zwischendurch. Natürlich schaut das ganze nicht grazil aus und braucht auch Zeit, aber who cares? ER KANN AUFSTEHEN UND LAUFEN 🙂 🙂

Da mein Papa eine Apraxie hat, läuft es an einem Tag gut, an dem anderen Tag wird er wieder total panisch wenn er aufstehen muss weil er einfach nicht weiß wie. Das einzige was dann hilft, ist ihm beruhigend zuzureden und ihm Zeit zu geben. 

Was viel, viel besser geworden ist: Er versteht mittlerweile dass er vieles nicht so macht wie es sein sollte. Wenn wir ihm zB zuvor beim Essen erklären wollten, dass er gerade mit dem Messer isst und mit der Gabel schneidet, hat er uns nur ungläubig angesehen oder wurde laut. Ganz nach dem Motto "Was wollen die denn jetzt eigentlich von mir?!?!" 

Mittlerweile ist er fast richtig "lernwillig", wird nicht mehr soooo laut, lässt sich viele Dinge zeigen und merkt selbst, dass es eigentlich anders geht. Wir konzentrieren uns immernoch darauf mehr als Angehörige zu fungieren und nicht als Therapeuten... ABER.. 

-> Beim Essen dabei sein, jedes Mal wieder erklären wenn es nicht klappt, ihm beim schneiden helfen, nicht mehr nur im Rolli sitzen, sondern zum Essen auf den Stuhl oder zumindest Fußstützen weg etc. 

-> Nach dem Essen mit dem Rolli ins Bad und Hände waschen, Wasserhahn betätigen

-> Bett hoch/Bett runter fahren (Knöpfe sind nicht so sein Ding...) 

Zuvor waren wir tatsächlich immer recht unmotiviert, da es JEDES Mal einen Konflikt gab und irgendwann wollte man dann gar nicht mehr so..aber da er es mittlerweile bewusst versteht dass etwas gerade nicht ganz so gut läuft, ist er super bereit diese Kleinigkeiten bei jedem Besuch zu wiederholen 🙂 Ich glaube, dass es Tag für Tag besser wird.

 

Gold wert um spielerisch was zu machen ist tatsächlich UNOUNO (Farben auf Farben, Zahlen auf Zahlen, etc). 

 

Eine Frage hatte ich noch:

Gibt es hier jemanden der mir erklären kann was in der Musiktherapie passiert und inwiefern diese gut für einen ist? 

Mein Papa hat sich nach dem zweiten Mal geweigert noch einmal hinzugehen und seither wurde diese aus dem Therapieplan gestrichen. Ich habe leider noch mit niemanden diesbezüglich sprechen können, hat mir nur meine Mutter erzählt (Eltern geschieden), die zu Besuch war. 

 

#35

Angie

Untermettingen, Deutschland

Ich kann ihn voll und ganz verstehen 😃 da macht man Geräusche die rein gar nichts mit Pink Floyd oder Led Zeppelin zu tun haben. Die auch meines Erachtens nur Geld bringen sollen, denn wie wollen sie jemanden mit afrikanischer Musik helfen? Oder Zulu oder sonst irgend etwas?

Mir hat die Musik geholfen, aber nur die Musik die meine Familie macht (damit meine ich ALLE Geräusche die sie von sich geben) oder mein Mann und mein Sohn die Gitarre und Schlagzeug spielen und eben Pink Floyd und Led Zeppelin. Es geht in der Musiktherapie darum körperliche und geistige Gesundheit zu fördern und sie haben dabei vollkommen das Ziel aus den Augen verloren.

Hört dein Vater gerne bestimmte Musik? Mach es auf einen einfachen MP3-Player und er hört es wenn ihm danach ist.

#36

Bine24

Nürnberg, Deutschland

Hi Angie 🙂

Oke - dann werde ich ihn mal nicht zu böse begrüßen morgen 😃

D.h. es geht rein darum, etwas für die Seele zu tun, entspannt zu sein, etc?

Er war nie musikalisch und in unserer Familie ist es auch niemand.

Aber ja, er hat gerne beim Autofahren mal laut das Radio angedreht und so alte Klassiker mitgesummt. Wir hatten ihm auch schon einen ganz einfachen Radio mit MP3 ins Zimmer gestellt - den sollten wir aber wieder mitnehmen, weil er damit nicht klarkam.

Es ist für ihn echt noch schwer solche Dinge zu bedienen.. ihm fehlt da die Planung und er kann nicht wirklich mit Knöpfen, Pfeilen, etc umgehen.. 😕

Wenn das aber wieder besser wird, werde ich noch einmal einen Versuch starten! 🙂 Aber gut, dass die Musiktherapie nicht "allheilend" ist - entspannen kann er sich so nämlich auch mal ganz gut.

Viele liebe Grüße!

 

 

#37
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Unbekannt

Gelöscht

Mein Schlaganfall, liegt etwa 4 Monate zurück, es war ein Temporallappeninfarkt rechts. Für mich ist Musik leider nur ein Verwirrspiel, verschiedener Geräusche,bzw nicht als Wohlklang zu hören, deshalb würde ich Ihn einfach mal fragen, wie er Musik empfindet. Gerade wenn der Infarkt auf der rechten Kopfseite stattgefunden hat, kommt dieses Handycap zu Tage.

#38
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Unbekannt

Gelöscht

Bei der Musiktherapie geht es nicht darum, dass er sich wohl fühlt oder entspannt (er sollte sich dabei natürlich wohl fühlen und entspannt sein), sondern hauptsächlich um die Aktivierung anderer Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsebenen. Unter anderem auch um rhythmische Ablauf- und "Prozess"-Steuerung. Bewegungsmuster gelingen zum Beispiel leichter, wenn sie in rhythmischen Abläufen erfolgen können.

Das sieht für Normale vielleicht etwas aus wie Kindergartenfeier mit Tamburin, kann aber für den Betroffenen eine sehr wichtige Möglichkeit sein, neue Verknüpfungen zu bilden. Ich würde das nicht unterschätzen.

LG

#39

Bine24

Nürnberg, Deutschland

Danke für eure Mitteilungen!

Ich werde morgen mit der Ärztin darüber sprechen und anschließend mit meinem Vater.

Mal sehen, was dabei rauskommt. Leider kann ich Ihn nicht dazu zwingen 😞 Vlt. lässt er sich ja "breitschlagen" (sofern er die Therapie nicht als unangenehm empfindet was den Geräuschepegel, etc angeht) und gibt dem Ganzen eine Chance.

 

LG

#40

Bine24

Nürnberg, Deutschland

Hallo Allerseits :)

Da der letzte Eintrag schon eine Weile her ist, wollte ich mich mal zum aktuellen Stand der Dinge äußern:

Mein Vater wird in 10 Tagen entlassen. Wir haben für 20 Tage einen Kurzzeitpflegeplatz bei mir um die Ecke. Ist zwar eher suboptimal im Heim, da das Durchschnittsalter bei 85 J liegt... aber zumindest können wir ihn für die restliche Zeit täglich beschäftigen und auch immer wieder mal auf die Baustelle fahren. 

Wir bauen aktuell nur das EG für ihn aus und organisieren wenn es soweit ist eine 24 h Pflege. Hat hier jemand Empfehlungen? Ich bin momentan mit verschiedenen Vermittlungsagenturen in Kontakt. Mal sehen was dabei rauskommt. 

 

Das mein Vater entlassen wird aus der Reha (nach 5 Monaten) ist ihm selbst "zuzuschreiben". Er will einfach nicht mehr. Er ist unmotiviert, hat keinen Antrieb und es steht ihm bis zum Hals. Ggf. wäre er sogar irgendwann noch in die Phase C übergewechselt.. jedoch macht er es sich selbst nicht leicht.

Er verweigert sämtliche pflegerische Tätigkeiten. Wenn die Pfleger mit ihm auf die Toilette gehen wollen, verweigert er. Er macht lieber in die Windel und lässt sich 2 x am Tag wickeln. Die Urinflasche verweigert er... 

Ich verstehe es einfach nicht. Meinen Vater kannte ich so nicht. Und im Normalfall wäre es doch jedem lieber auf die Toilette gehen zu können, als sich jedes Mal frisch machen zu lassen. Aber er verweigert es ..strikt. Jeder Versuch mit ihm darüber zu reden führte zu schreien oder weinen. Hat jemand ähnliche Erfahrungen damit? 

Wäre die Inkontinenz nicht, wäre er so mobil sich 4 mal am Tag auf einen erhöhten Toilettensitz zu setzen und ggf. wäre die 24 h Pflege dann hinfällig... aber so, funktioniert es einfach nicht anders.

Laufen kann er 40 Meter am Stock, Aktuell üben Sie auch das Treppensteigen mit Ihm. Aber auch hier... er macht bei den Therapien immer mit.. (außer bei der Musiktherapie) und ist dabei. Aber sobald es darum geht, selbst mal etwas zu tun... nö.. das tut er nicht. 

Er macht bei der Sprachtherapie große Fortschritte. Er wurde als Global Aphasiker eingeliefert und geht mit einer "eher wie Brocca Aphasie inkl. Sprechapraxie" nach Hause. Selbst möchte er diese Fortschritte einfach nicht wahrhaben.

Es gibt jetzt nur noch 2 Möglichkeiten.

Entweder, er braucht wirklich den Tapetenwechsel und er gibt sich Daheim mal wieder selbst ein wenig mehr Mühe und entdeckt, dass er einiges tun muss und hat auch den Willen dazu...

oder:

Er gibt auf, zieht sich zurück..und gibt sich mit dem Zufrieden was er hat - obwohl bei ihm wirklich mehr gehen würde.

Ich hoffe wirklich, dass die Zukunft nur Gutes für Ihn uns Uns bereit hält.. aber ich hab echt bisschen Schiss davor.. 

 

Nunja. Ansonsten sind wir gerade dabei alles mögliche zu organisieren und zu machen. Vielleicht hat jemand ein paar Praxistipps bzgl. Hilfsmittel / windeln / Rezepte (wie viel Therapien sind möglich, …) etc. für uns? 

 

Ich wünsche ein schönes Wochenende! 

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