#1
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Zur Zeit geht alles rückwärts

Mein Lebensgefährte, der eigentlich bereits mein Mann wäre( Hochzeit musste wegen dem Vorfall abgesagt werden), hatte vor 11/2 Jahren eine Hirnmassenblutung. Ca 3Wochen warmer im künstlichen Koma. Seine Schädeldecke musste entfernt werden um der Hirnschwellung Platz zu machen. Er hat dann alle Register gezogen: massive Schwellung, Lungenentzündung, Herzinfarkt. Aber er hat überlebt. Wachte im Wachkoma auf. Dann Frühreha. Dort wurde er von der Beatmung entwöhnt. Das Trachealstoma wurde entfernt. Er hat wieder angefangen zu essen. Er reagierte zunehmend und konnte seine linke Seite wieder bewegen. Sogar Feinmotorisch alles super. Er antwortete mit den Augen und Kopfschütteln . Dann austherapiert nach 3 Monaten. Nun ist er in einem Heim für Wachkomapatienten. Er bekommt weiter Therapien. Physio, Ergotherapie, kognitive Erfotherapie, Logopädie, Musiktherapie. Er hat viele sehr kleine Fortschritte gemacht. Kann sogar bereits sein Gleichgewicht recht gut halten. Sein rechtes Bein bewegt er auch, stellt es aber nicht auf, sondern zieht es beim Aufstehen hoch. Auch gesprochen hat er schon. Nur da die Worte nicht so kamen, wie er wollte, hat er es komplett eingestellt. Zur Zeit habe ich das Gefühl das er wieder Rückschritte macht. Er lacht nicht mehr mit mir, er reagiert kaum. Ich möchte so gerne hoffen, das er noch weiter voran kommt. Ich weiß auch er wird nicht mehr der Alte, aber vieleicht kann er eines Tages wieder nach Hause. Da ich im Moment sehr frustriert und traurig bin möchte ich eigentlich nur wissen, ob es Fälle gibt, wo es ähnlich gelaufen ist und trotzdem noch Fortschritte gekommen sind. 

#2
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Hallo, liebe Eva,

das ist ja heftig, was ihr da alles wegstecken musstet. Ich hoffe sehr für Dich und Deinen Lebensgefährten, dass es noch viel weiter bergauf geht. Kleine Schritte sind auch Fortschritte! Und ich denke, auch nach anderhalb Jahren kann es noch viele kleine Schritte geben. Dass dein Mann das nicht immer so sieht, kann ich gut verstehen... Deshalb ist so wichtig, dass er die kleinen Fortschritte spürt und damit weiter arbeiten kann. Aber es ist natürlich sehr schwer, ihm immer wieder Mut zu machen. Und für ihn ist es schwer, daran zu glauben... Deshalb ist es so wichtig, ihm immer wieder zu sagen, was er schon alles geschafft hat. Vielleicht solltest ihr mit Hilfe des Arztes noch einmal eine Reha beantragen - da es ja entsprechende Fortschritte gibt, mit denen die Therapeuten arbeiten können.  

Wenn es dich interessiert: Meine Tochter erlitt im Juli 2011 einen schweren Schlaganfall/Hirninfarkt mit fast komplettem Organausfall. Sie lag vier Wochen im Koma, dann Wachkoma und langsames Zurückkommen in die Wirklichkeit. Ich habe anhand meiner Tagebücher ein Buch über diese Zeit geschrieben, für Tanja, für ihre Kinder und auch, um anderen Betroffenen Mut zu machen...

Tanja ist heute ein fröhlicher Mensch. Sie hat ihr Leben mit ihren Behinderungen akzeptiert. Sie geht sogar in einer Werkstatt für Menschen mit "erworbenen Hirnschädigungen" arbeiten und hat so einen strukturierten Tag, womit wir nach 1 1/2 Jahren auch nie gerechnet hätten. Man kann natürlich nicht alle Fälle miteinander vergleichen - aber unser Gehirn - auch ein stark geschädigtes - kann wahnsinnig viel, wenn es entsprechend trainiert wird.

Ich wünsche euch weiterhin ganz viel Mut, Kraft und Geduld und alles, alles Gute für die Zukunft.

Alles Liebe und viele Grüße

Gisela

 

Das Buch heißt: "Tanja - das ist die, die wieder lacht", unter dem Pseudonym Gisa Rausch geschrieben. Kannst ja mal googeln!

 

 

#3
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Danke Gisela. Ich habe dein. Buch gelesen. Und so schlimm es sich anhört bin ich ein wenig neidisch auf deine Tochter. Eine tolle Frau. Ich wünschte mein Andy würde so weit kommen.

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