#1
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Schwägerin, 35 ist mit Gehirnblutung zusammengebrochen

Hallo. Nun muss auch ich mich an dieses Forum wenden. Im April diesen Jahres ist meine Schwägerin mit Gehirnblutung zusammengebrochen. Sie musste Reanimiert werden, lag nur wenige Tage im künstlichen Koma und kämpft sich nun mit Hilfe meines Bruders Tag für Tag zurück ins Leben. Es hat ihre rechte Gehirnhälfte betroffen und offenbar hat es schon sehr lange geblutet. Die Ärzte gaben erst keine große Hoffnung. Letzte Woche hatte sie nun ihre letzte OP am Kopf. Sie liegt an keinen Geräten mehr, kann wieder selbständig atmen, essen und in guten Momenten gibt sie sogar auch schon eine Antwort auf eine Frage wie zum Beispiel "ja" oder "gut". Allerdings versteht sie vieles (noch) nicht, das wir ihr sagen.

Nun zu meiner Frage: Ihr Verhalten ist so schwer zu beschreiben. Einerseits erkennt man sie an gewisse Wesenszüge wieder, andererseits kommt sie mir so kindlich vor. Ausserdem so weit weg und nicht greifbar. Ich habe nicht das Gefühl, da ist schon die Person zurück, die ich kenne. Liegt das unter anderem an der Aphasie? Ist das Normal und sie kommt Stück für Stück zurück?

Ich will so gerne verstehen, was da vor sich geht. Ich weiß, dass man eine Entwicklung nicht wirklich voraussagen kann, aber vielleicht hat ja jemand schon ähnliches erlebt und kann darüber berichten? Mein Bruder - der Großartiges leistet, jeden Tag bei ihr ist, mit ihr übt, sie motiviert und tröstet - ist der Meinung, dass seine Frau, so wie er sie kennengelernt hat, an dem Tag, an dem es passierte gestorben ist und eine neue Person zurückkommt. Hmpf. Ist das wirklich so? Ich bin der Meinung, wenn sie erst einmal die Sprache wieder richtig erlangt und die Welt wieder versteht, dann wird auch ihre Persönlichkeit wieder da sein, oder?

Ich danke jetzt schon mal für eure Antworten und Erfahrungen.

Silke

#2

jup11

Quarnbek, Deutschland

#3
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Hallo, liebe Silke,

ich kann Deinen Bruder und Eure Familie sehr gut verstehen. Mir erging es vor jetzt fast sieben Jahren ähnlich, als meine Tochter damals im Alter von fast 39 Jahren einen schweren Schlaganfall/Hirninfarkt erlitt mit der Folge eines fast kompletten Organausfalls. Der Verlauf solch einer schweren Krankheit ist immer sehr unterschiedlich. Man kann keine Prognosen für den Verlauf der Genesung abgeben und die Ärzte sind hier nach meiner Erfahrung immer sehr vorsichtig, weil sie keine falschen Hoffnung wecken wollen. Aber es ist doch immer wieder erstaunlich, zu was ein auch schwer geschädigtes Gehirn wieder fähig sein kann.

Um Menschen, die solch ein Schicksal erleben, wieder Mut zu machen, habe ich anhand meiner Tagebuchaufzeichnungen ein Buch über Tanja geschrieben, wie sie nach vier Wochen im Koma, dann im Wachkoma (sie konnte weder schlucken und sprechen oder sich bewegen) sich in ganz kleinen Schritten mit vielen Tränen und Therapien zurück ins Leben kämpfte.

Heute ist sie eine fröhliche Frau, die ihre Behinderungen akzeptiert hat und damit lebt. Man kann ihr heutiges Leben nicht mit ihrem früheren Leben vergleichen. Abe das ist auch bei jedem anders.

Ich wünsche Euch viel Kraft und Geduld, diesen Weg gemeinsam mit Deiner Schwägerin zu gehen.

Alles Gute und viele Grüße

Gisela

Mein Buch heißt "Tanja - das ist die, die wieder lacht". Es kann als Taschenbuch und als E-Book im Handel bestellt werden.

 

#4
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Hallo, vielen Dank für die Antworten.

Manchmal geht es offenbar Schlag auf Schlag. Gestern plötzlich konnte sie halbe Sätze sprechen und - mit Hilfe - durch die Krankenhausflure gehen. Vorgestern war noch gar nicht daran zu denken. Der Wahnsinn. Aber die Freude währte kurz. Die Ärzte haben beim CT eine Blutblase im Kopf entdeckt und sie wurde schon wieder operiert. Wie lange ein Körper sowas wohl mitmacht. Ich glaube, sie wurde an der Stelle seit April schon mindestens 7mal geöffnet. Bestimmt habe ich die eine oder andere OP noch vergessen oder es kommen noch welche dazu. Ich hoffe, die Genesung geht diesmal schneller und das Gehirn knüpft an den letzten Erfolgen an.

#5
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Ich wünsche Euch weiter alles erdenklich Gute - ganz viel Kraft und Geduld auf diesem schweren Weg!

 

Viele Grüße

Gisela

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