#1
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Liebe Community,


es geht um meine Oma die jetzt 79Jahre ist, die vor 4-5Wochen ihren 2ten Schlaganfall hinter sich hatte (der erste war nicht so tragisch) und jetzt seit 2Wochen in der PSYCHATRIE ist.


Okay, ich fang einfach mal von vorne an.
(Sorry erstmal wenn ich so viele Details erzähle aber ich denke dass ihr Charakter oder eben der ganze Verlauf eine große Rolle spielt)

Zu meiner Oma:
Sie war bis dato sehr selbstständig, lebte alleine in einem Haus wo sie sogut wie alles alleine meistern konnte. Sie hatte lediglich nur einen Gehstock mit den sie sich sicherer fühlte.

Ich besuchte sie regelmäßig und wir waren hin und wieder Sonntags bei ihr zum essen!
So kam es dass mein Vater und ich an einem Sonntag wieder einmal eingeladen waren. Zufälligerweise haben wir uns an diesem Wochenende dazu entschlossen von Samstag auf Sonntag bei ihr zu übernachten!
Samstag Abend saßen wir zusammen, hatten gegessen und danach noch bisschen gequatscht - bis dorthin war alles noch in Ordnung!

Sonntag früh (~7.30Uhr) stürmte mein Vater ins Zimmer und brüllte: "Steh auf!!! Die Oma hat wahrscheinlich nen Schlaganfall und liegt im Bad!"
Völlig verstört rannte ich also ins Bad (in der Zeit hatte mein Vater sie aufgehievt und auf die Toilette gesetzt)
Mein Vater meinte ich soll bei ihr bleiben und solle sie halten, denn sie hat nicht mehr sitzen können... sie wollte sich ständig irgendwo festhalten und war total... verängstigt und etwas "verwirrt"!
ER rief also den Notarzt und ich redete mit meiner Oma. Im Gespräch konnte ich feststellen dass sie einen starken "Rechtsdrall" hatte. Also sie wusste schon wo sie hinschauen sollte.. wo eben die Stimme her kam aber der Blick ging nach rechts oben. Sie sagte auch dass sie schon seit ca. 5:30Uhr im Bad liegt (was mich völlig verwundert hatte, denn dass dürfte auch richtig sein weil sie immer ungefähr um diese Zeit aufsteht)

Sie kam also ins Krankenhaus und ab da fing (aus meiner Sicht) der ganze IRRSINN an!
Ich muss vorab erstmal sagen.. Meine Oma hat 2 Söhne. Mein Vater und mein Onkel - wobei mein Onkel die volle "Berechtigung" über seine Mutter hat.

Sie war also im Krankenhaus wo ich sie auch jeden Tag besuchte. Dort wurde festgestellt dass die linke Seite betroffen ist, sie konnte nicht mehr selbständig laufen und den Arm konnte sie auch erstmal nicht bewegen.
Es kamen dann auch Schmerzen hinzu aber soweit hat man aus meiner Sicht sich gut um sie gekümmert.
Bereits nach dem zweiten bis dritten Tag konnte man sich auch wieder mit ihr unterhalten! Sie erzählte dass die Pfleger sehr nett wären.. die Schwestern eher zickig sind und ihr das Essen im Krankenhaus gar nicht schmeckt 🙂
Ich dachte wirklich es geht wieder aufwärts und sie würde bald in die Reha kommen.

Sie wurde ab dem 4ten oder 5ten Tage zunehmend unruhiger...
Sie sagte dass sie Heim wolle, wir sollen sie doch endlich nach Hause bringen... wir sollen ihr helfen!
Das wurde immer Abends schlimm..
Sie ist dann wie in eine Depression verfallen, die auch keiner weiter behandeln durfte denn da - so wurde uns gesagt - erst ein Psychiater eine Diagnose stellen müsse!
Sie fällt also immer wieder in diesem.. ich nenne es jetzt mal "WAHN" und man kam dann auch nicht mehr so an ihr heran.
Sie verweigerte dann auch die Medikamente und aß nichts mehr.
Wie erwähnt wars eben Abends/Nachts am schlimmsten und ging soweit, dass sie Nachts schrie!
Das schaukelte sich so weit hoch bis sie anfing eine Schwester zu beissen.

Es wurde also nach etwas über einer Woche Krankenhausaufenthalt beschlossen, dass sie in eine Psychatrie sollte. Mein Onkel hat natürlich zugestimmt.
Was mein Onkel betrifft muss ich dazu sagen dass ER den Ärzten keine Fragen stellt. Er vertraut blindlings den Ärzten, erkundigt sich nicht und ja... sagte zu mir dass die in der Psychatrie die Medikamente hätten und blablabla. Nur dort würde man ihr helfen können!
Er verweigert jedes Gespräch was nicht seiner Sicht entspricht, geht alles grundsaätzlich aus dem Weg was ihm tangieren könnte.
Kurz gesagt ER VERDRÄNGT alles und ist als Vormund für seine Mutter völlig ungeeignet!

Jetzt kommmt das, was mir persönlich so weh tut...
Sie soll also in die Psychatrie kommen... EIN TAG DAVOR war ich nochmal bei ihr und da war sie SEIT TAGEN EINMAL WIEDER GANZ DIE ALTE. Ich konnte mit ihr reden.. sie hatte erzählt und hat sich gefreut dass wir da waren!
Es war wie wenn sie wieder zurückgefunden hatte.
Auch der ganze Verlauf mit dieser Depression war ein kommen und gehen. Es schien auch wie wenn sie sich nicht daran erinnern könnte (oder nicht darüber reden wollte!?) was sie da Nachts gemacht hatte. Wie dem auch sei...
Jedenfalls war sie wieder "da" und die Nacht über war sie auch seit langem wieder ruhig!
Sie kam also am nächsten Tag in die Psychatrie.
Ich besuchte sie am gleichen Tag und musste da schon feststellen dass sie wie in Trance war. Sie hat sehr viel erzählt.. ZU VIEL geredet.. viel WIRRES Zeug. Ihre Schwester hielt ihr ein bisschen Kuchen hin und sie redete einfach immer weiter.. selbst wenn der Kuchen an ihrem Mund ran kam, wischte sie einfach nur ihren Mund ab und redete weiter. Wie in Trance eben!

Ich machs jetzt ganz kurz....
Es ging von dort an massiv nur noch bergab!
Sie hatte am gleichen Tag schon wieder das schreien, wimmern, winseln angefangen und war nicht mehr ansprechbar!
Dann wurde sie ruhig gestellt. Sie weint immer wieder und will dass man ihr hilft.. [dass man sie Heim bringt]

Man hat sie als nächstes fixieren müssen.....
Dann wurde sie immer schwächer und schwächer.... sie verzieht ihr Gesicht weil sie weinen will und uns halt zeigt dass wir ihr helfen sollen.
Das aktuelle Bild erspar ich euch lieber!

Ihr Hirn ist nicht kaputt oder so, sagt die Schwester (mit der ich übrigens vor kurzem ein sehr persönliches und interessantes Gespräch hatte) denn sie reagiert auf jede Stimme und weiss auch was man ihr sagt!
Von der Schwester habe ich erfahren dass sie gar nichts hier zu suchen hätte, die könnten ihr auch nur "Wasser" geben!

Keiner aus der Familie macht sich Gedanken...(oder hat auch mal intensiver nachgefragt)

Meiner Auffassung nach haben wir meine Oma in etwas "reinrutschen" lassen, aus der sie nicht mehr heraus findet und sich deswegen nur noch mit wimmern/weinen bemerkbar macht! Im Krankenhaus wars ja wie gesagt mal da (meistens Abends) und dann wieder "weg"!
Seit der Psychatrie konnte ich nicht mehr mit ihr reden.

Hätte man mit frühzeitiger Reha was machen können? Kann man JETZT noch etwas machen?
Bitte helft mir....! Ich sehe dieses Forum als letzte Chance (falls es noch eine gibt) ansonsten wüsste ich auch nicht mehr weiter.
Alle haben sie schon aufgegeben aber ich denke dass ist nur aufgrund mangelndem Wissen- und mangelndem Nachforschen so gekommen wie es gekommen ist!

 


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Chris« (14.04.2018, 01:54)
#2

Heinz

königswinter, Deutschland

Hallo Christian,

bei einer Psycho Problematik ist jeder nichtfachmännische Rat problematisch.

Als Laie vermute ich, dass ihr Tavor oder ähnliches zur Beruhigung verabreicht wurde. Das ist für den Betroffenen Horror. Die offizielle Meinung, „Sie nimmt das nicht wahr“, habe ich in Gesprächen mit betroffenen nie bestätigt gefunden. Es soll zur Beruhigung führen. Physio- und Ergo-Therapie mit einer begleitenden neuropsychologische Therapie, sollte hier der Weg aus dieser Situation sein. Hierzu ist Motivationsarbeit von den Angehörigen in Richtung Klinik und Patient erforderlich. Versucht hier positiv und ausgleichend motivierend einzuwirken. Damit Deine Oma so schnell wie möglich wieder mobilisiert und im geeigneten Zu Hause in geeigneter Weise unterstützt zur wiedererlangten Selbständigkeit hin unterstützt werden kann. Hierzu ist jetzt vieles zu erledigen. Holt Euch Hilfe und Informationen vor Ort z.B. durch die Sozialarbeiter*in im Krankenhaus, oder und durch örtliche Selbsthilfevereine ein. So findet Ihr eine Basis zum vernünftigen Umgang mit dieser für Euch schwierigen und hilflosen Situation. Dann könnt Ihr gemeinsam zur hoffentlich wieder bessere Zukunft hinwirken.

Ich wünsche Euch viel Mut, Kraft und Vertrauen darauf, dass Ihr gemeinsam einen guten Weg für Euch und Deine Oma findet.

Schau auch mal in unsere Webseite www.selbsthilfegruppe-gehirn.de . Im Blatt Wichtige Links findest Du eine Vielzahl von Informationen die hilfreich sein können. Schau mal rein.

Herzliche Grüße

Heinz

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Vielen Dank für ihre Antwort Herr Wolter!

Jetzt weiss ich wenigstens in welche Richtung ich hinarbeiten muss!

Gestern wurde beschlossen, dass sie Dienstag aus der Psychatrie entlassen wird und auf eine Palliativstation in ein Pflegeheim kommt.

Mal sehen ob wir dort etwas mehr Unterstützung bekommen. Ich hoffe es jedenfalls...! 😕

 

Gruß

Christian W.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Chris« (15.04.2018, 05:23)
#4
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Christian,

ein Gedanke zur Betreuung: Könnt ihr diese nicht ändern lassen? Wenn der Bruder deines Vaters dafür ungeeignet ist, - könnt ihr das nicht ändern lassen? Gutgläubig, nett, freundlich, hilfsbereit, desinteressiert, gleichgültig (als Beispiele) sind aus meiner Erfahrung keine guten Eigenschaften. Als Betreuer muss man für jemanden anderen kämpfen können (zum Kämpfen gehört dann aber auch das "siegen wollen" und nicht das "beim ersten Widerspruch mit den Schultern zucken") , man muss versuchen sich ganz tief in die Lage des anderen hineinzuversetzen und dessen Interessen durchsetzen.

Es mag nicht überall so sein, aber meine Erfahrung als Betreuer mit mehreren Rehas und Kliniken, Ärzten im Allgemeinen sehen so aus, dass man als Betreuer hart und hartnäckig permanent alles hinterfragen muss, bei den kleinsten Ungereimtheiten nachbohren, auf Lösungen und Hilfe drängen, gleichzeitig aber selbst Informationen sammeln, damit man mitreden kann. Grundsätzlich ist es gut, wenn man ständig alles das, was von Ärzten kommt, noch einmal mit anderen (hausexternen) Ärzten meinungstechnisch abklären kann. Insgesamt sollte man schnell ein gutes, eigenes Standing entwickeln, wenn man es bis dahin nicht hatte und sich nicht - das habe ich leider in Rehas bei den meisten Angehörigen miterlebt - wegducken, wenn der Chefarzt, Professor oder Geschäftsführer vor einem steht. Gerade dann muss man noch "fester" werden können.

Man muss dazu verstehen, dass in den ganzen Klinikbetrieben niemand wirklich Zeit und den Kopf mit zig Dingen voll hat. Wenn man eine "leichte Nummer" ist und eher der "ach, wenn das so ist, dann eben nicht, na schade" -Typ dann ist das Anliegen 3 Minuten später vergessen. Mein Eindruck ist, dass man eher eine optimale Lösung bekommt, wenn man nervig werden kann und Zeit kostet durch Nachfragen, Nachbohren.

Wäre dein Vater denn besser als Betreuer? Vielleicht kann er dies übernehmen?
Ich denke, dies müsste dann beim Betreuungsgericht einfach nur eine Formangelegenheit sein (weiß ich aber nicht genau), dein Onkel müsste die Aufgabe auf deinen Vater übertragen können.

Liebe Grüße!


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »tron33« (28.04.2018, 11:59)
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