#1
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

 

mein Vater hatte eine schwere Hirnblutung. Er ist halbseitig derzeit gelähmt. Er hat zur Zeit starke Probleme mit der Sprache. Er kann einzelne Worte bereits seit dem ersten Tag, wo die trachealkanüle entfernt wurde sprechen. Es kommen immer einzelne Wörter dazu wie zB morgen, ja, nein. Aber Sätze bilden kann er zur Zeit nicht. Er versteht was wir sagen, er kann fragen klar und deutlich mit ja und nein beantworten aber für alles andere "fehlen ihm die Worte". Ein Versuch einen Satz zu sagen scheiterte, war bloß "gebabbel". Ich habe große Ängste, dass die Sprache nicht zurück kommt. Aber viel Auskunft erhalten wir in der Reha derzeit auch nicht, wie wir damit umgehen können. Wie kann ich ihm helfen? Ist noch Potential da, die Sprache zurück zu gewinnen? Ich versuche natürlich geduldig zu sein, Verständnis jederzeit aufzubringen, aber würde so gern versuchen mit ihm eine tiefergehende Kommunikation einzugehen die nicht nur aus ja und nein besteht. Über jede Hilfe freue ich mich sehr! Verständnis hat er, geistig ist er klar, soweit sich das beurteilen lässt.

 

 

Danke und und liebe Grüße

#2

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo Nadine,

das kann dir keiner genau sagen, wie es sich mit der Sprache entwickelt, gut ist schon einmal, das er überhaupt was sagen kann. Ich selbst hatte nur Wortfindungsstörungen, die waren nach einigen Monaten deutlich besser.

Du solltest mal mit der Logopädin sprechen, die hat viel Erfahrung und kann dir vielleicht weiter helfen. Es gibt eine Reihe von Apps mit denen man die Sprache trainieren kann, das solltest du aber auch mit der Logopädin absprechen.

Hier ist ein Ratgeber, wie du damit umgehen kannst:

http://www.schlaganfall-ka.de/pics/data/rt_kregeln_090122_DINA5.pdf 

und hier

http://www.aphasiker.de/ 

Hier weitere Ratgeber:

https://www.mh-hannover.de/fileadmin/kliniken/neurologie/download/Info-Heft/Informationsbroschuere_15_01_14.pdf 

http://www.unserebroschuere.de/Kompetenznetz_Schlaganfall.pdf 

Jürgen

http://www.schlaganfall-info.de/com/Drei_Jahre_danach.pdf

 


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »jup11« (13.08.2017, 08:18)
#3
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

mein Lebensgefährte hatte Anfang des Jahres auch eine Hirnblutung. Er lag 4 Wochen im künstlichen Koma, ist halbseitig gelähmt und hat eine globale Aphasie, wie es wohl auch bei deinem Vater zu sein scheint. Auch bei ihm war es so, dass er von Anfang an alles verstanden hat, was man zu ihm gesagt hat, obwohl die Ärtze teilweise meinten, dass wir uns das wahrscheinlich nur einbilden. JA und NEIN konnte er auch sehr schnell wieder, wobei man sich leider nicht immer ganz sicher sein konnte, ob er auch das richtige Wort benutzt hat zu dem was er sagen wollte.

Inzwischen kann er wieder recht gut sprechen, es kommt jedoch auch sehr auf die Tagesform an. Wenn er z.B. müde ist, spricht er deutlich schlechter. Es kommt auch vor, dass er genau weiß, was er sagen will, aber es kann das Wort einfach nicht aussprechen, oder es kommt etwas ganz anderes heraus. Aber mit ein wenig nachfragen und raten kommt man ganz gut klar. Auch habe ich die Hoffnung, dass es noch besser wird. In jedem Fall würde ich dir raten, ganz normal mit deinem Vater zu sprechen. Wenn du den Eindruck hast, dass er dich versteht, ist das schon mal das Wichtigste. Ich habe mir am Anfang Schulmaterialien für die 1.Klasse besorgt, und mit ihm zusammen die Aufgaben gelöst. Versuch ihn Wörter nachsprechen zu lassen.

Das Wichtigste ist Geduld. Das Gehirn muss neue Verknüpfungen herstellen und das kann etwas dauern.

Ich drück die Daumen, dass es blad besser wird.

Viele Grüße aus Berlin,

Daniela.

#4
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

 

mein Vater ist nach wie vor in der Reha. Richtig und korrekt antworten kann er soweit mit dem begrenzten Wortschatz, den er noch hat. Er kann mittlerweile zwei bis drei Worte hintereinander sagen, versucht Sätze zu bilden. Aber er hat eben eine sehr schwere Sprachstörung. Die Ärzte bestätigten uns aber auch, dass er noch ein sehr gut erhaltenes Sprachverständnis hat. Das ist alles so schwer. Ich rede mit ihm viel und würde so gerne wissen was in ihm vorgeht. Kennt ihr andere Wege der Kommunikation ? Er kann lesen, aber nicht mehr schreiben. Gibt es irgendwelche Sprachcomputer oder ähnliches ? 

 

Danke und und viele Grüße 

#5
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Miona,

ja, es gibt für ganz schwere Fälle Sprachunterstützende Geräte (z.B. Ipad mit Sturzsicherung und Software). Dort kann man auf Bilder zurückgreifen, wenn man das Wort nicht sprechen kann und das Wort wird dann aufgesagt. Auch Sätze lassen sich zusammenklicken, dies hilft deinem Vater aber weniger, da er nicht schreiben kann.

Insgesamt ist dies aber keine Erleichterung glaube ich (da ist jeder Fall natürlich anders), denn gerade so am Anfang will man alles wieder zurück haben und nicht solche Hilfsmittel benutzen. Auch soll die Gefahr wohl groß sein, dass man sich daran gewöhnt und die Motivation zum "zurück" lernen seiner Fähigkeiten sinkt.

Wenn du üben möchtest, dann sprich das am Besten mit der Logopädin ab. Die sollte dir genügend Tips geben können. Wichtig finde ich, dass nicht einfach wild drauf los geübt wird. Das kann unter Umständen die Arbeit der Logopädin behindern oder sogar unwirksam machen, da je nachdem, welche Gehirnregionen betroffen sind, auch ganz verschiedene Ansätze am Anfang stehen. Später ist das nicht mehr so problematisch, aber am Anfang kann der Einsatz einfach völlig falsch sein. Stell dir einfach vor: Du übst und übst und übst ... und nichts passiert. Wie willst du das einschätzen? Wie fühlt sich dein Vater vielleicht bei diesen Misserfolgen? Wie fühlst du dich dann? Man erinnert sich an die Schule zurück und denkt, dass es so einfach ist - ist es aber nicht, da es ganz anders funktioniert, wirklich ganz anders, viel chaotischer und überhaupt nicht so strukturiert, wie man sich das normalerweise vorstellt.

Ich bin eher so der Typ "In die Hände gespuckt und los" und fand es anfangs auch ganz schlimm, nichts bewirken zu können, nicht helfen zu können. Geerdet hat mich neurologische Fachliteratur (teuer, aber gibts auch in der Bibliothek). Das Wissen hat mich gefühlt auf Augenhöhe mit den Therapeuten gebracht (wichtig für später, wenn die Therapien zu Hause statt finden, um dann gut von böse unterscheiden zu können!) und mich aber auch verständiger und ruhiger gemacht, so dass ich mich wieder aufs wesentliche konzentrieren konnte: Aufs "da sein", denn ich denke das ist das wichtigste, was man als Angehöriger tun kann - einfach richtig da sein.

... und Hoffnung verbreiten (auch wenn dir nicht so ist). Probleme, Ängste, Sorgen draussen lassen, wenn möglich. Die hat dein Vater so schon genug und die müssen nicht verstärkt werden. In den Rehas habe ich aber leider so viele Angehörige erlebt, die noch ihre Sorgen oben drauf gepackt haben ...

Wie schon geschrieben wurde: Rede ganz normal mit ihm und viel - sofern seine Aufmerksamkeitsspannen hoch genug sind und ihn das zuhören nicht anstrengt. Und aufpassen, dass du bei Sätzen bleibst. Das ist mir am schwersten gefallen am Anfang.

LG

#6
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

meine Tochter erlitt vor mehr als sechs Jahren mehrere Schlaganfälle mit totalem Organversagen. Sie lag vier Wochen im Koma und wurde dann langsam wacher. Ich hatte immer den Eindruck, dass sie uns erkannte und uns verstand.... Sie kam in Frühreha, konnte weder schlucken noch sprechen oder sich bewegen.

Inzwischen hat Tanja wieder eine Stimme, aber die ist sehr rau und manchmal schlecht zu verstehen - je nach Tagesform klappt es auch richtig gut. Sie hat ihren kompletten Wortschatz wieder. Sie kann lesen und rechnen. Es war ein langer Weg mit viel Therapien. Noch jetzt hat sie 2-3 Mal Logopädie in der Woche. Auch Physiotherapie macht sie noch viermal.

Für Deinen Vater alles Gute, vor allem viel Geduld für die ganze Familie auf dem Weg, der vor ihm liegt. Es lohnt sich - und manchmal geht es ja auch schneller 😘

Lieben Gruß

Gisa

 

 

#7
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo,

meine Tochter erlitt vor mehr als sechs Jahren mehrere Schlaganfälle mit totalem Organversagen. Sie lag vier Wochen im Koma und wurde dann langsam wacher. Ich hatte immer den Eindruck, dass sie uns erkannte und uns verstand.... Sie kam in Frühreha, konnte weder schlucken noch sprechen oder sich bewegen.

Inzwischen hat Tanja wieder eine Stimme, aber die ist sehr rau und manchmal schlecht zu verstehen - je nach Tagesform klappt es auch richtig gut. Sie hat ihren kompletten Wortschatz wieder. Sie kann lesen und rechnen. Es war ein langer Weg mit viel Therapien. Noch jetzt hat sie 2-3 Mal Logopädie in der Woche. Auch Physiotherapie macht sie noch viermal.

Für Deinen Vater alles Gute, vor allem viel Geduld für die ganze Familie auf dem Weg, der vor ihm liegt. Es lohnt sich - und manchmal geht es ja auch schneller 😘

Lieben Gruß

Gisa

 

 

#8
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Das ist ausgesprochen ungünstig für dich kann ich mir vorstellen. In diesem Fall solltest du eventuell über eine häusliche Betreuung mal nachdenken. 

9957 Aufrufe | 8 Beiträge