#1
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Unbekannt

Gelöscht

Liebes Forum,

ich mache mir solche Sorgen um meinen Vater. Er ist 72 aber er war immer ein sehr aktiver, lebensfroher Mensch. Er liebte sein Leben, seinen Garten, seine Tiere und besonders uns! seine Familie! Er war den ganzen Tag auf den Beinen.
Am 30.01.17 hatte er schwere Hirnblutungen. Betroffen ist die rechte Hirnhälfte. Er wurde nach einer langen Op entdeckelt und war danach im künstlichen Koma. Gegen alle Prognosen und medizinischen Erfahrungswerte wachte er 4 Wochen später wieder auf. Seine linke Seite ist gelähmt, hat einen Neglect, Schluckstörungen, ist nicht orientiert (das wurde mit der Zeit besser aber ganz weg ist es noch nicht) und konnte anfangs nicht reden.

Nachdem er auch noch eine schwere Lungenentzündung überstanden hat kam er in die Frühreha. Dort befindet er sich seit Mitte März. Seit dem hat er schon tolle Fortschritte gemacht. Er kann wieder alleine Essen (wurde bisher über die Magensonde ernährt), er kann reden, sein linkes Bein kann er etwas anwinkeln, seine Finger am linken Arm kann er ganz ganz wenig bewegen (man muss da schon genau hinsehen). Darüber freue ich mich natürlich so so sehr. Das Problem ist nur dass er seit ca. 3 Wochen keine erkennbaren Fortschritte mehr macht.

Gestern kam er wieder in die Klinik in der er operiert wurde. Geplant war, ihm den Knochen wieder einzusetzen. Doch nun bekommt er erstmal einen Shunt. Der Arzt dort sagte uns, dass das mit dem Laufen bei ihm nichts mehr wird, weil der Schaden am Hirn viel zu groß ist.
Ich habe mich immer dazu gezwungen optimistisch zu sein und habe daran geglaubt, dass er mit seinem Kampfgeist noch viel mehr erreichen wird. Mir ist ganz klar, dass er nicht mehr der alte werden wird. Aber ich wünsche mir, dass er soweit wieder fit wird, dass er paar Schritte gehen kann (wenigstens auf die Toilette). Das ist auch sein größter Wunsch. Ich habe solche Angst, dass es nicht weitergeht und er so bleibt. Er kann sich nicht selbständig im Bett umdrehen, er kann sich nicht hinsetzten geschweige denn paar Schritte gehen. Es tut so weh ihn so zu sehen, es bricht mir das Herz. Nachdem ich das gestern von dem Arzt gehört habe, bin ich am Boden zerstört…. Kann das wirklich stimmen was der Arzt sagt? Kann er das wirklich so genau beurteilen? Jedes Gehirn ist doch verschieden, jeder Mensch ist verschieden….

Ich weiß, wahrscheinlich kann mir hier auch niemand die Fragen beantworten und eine Prognose abgeben, aber ich bin gerade so verzweifelt…

Danke schonmal fürs Lesen und eure Meinungen!!

Marie

#2

jup11

Quarnbek, Deutschland

Hallo Mari,

das können die Ärzte nicht genau beurteilen, sie können es nur abschätzen aufgrund der Schädigung im Gehirn und dem was sich bereits gebessert hat. Im ersten halben Jahr nach dem Schlaganfall kommen viele Funktionen zurück, nachher wird es schwieriger, es treten aber weitere Verbesserungen ein, man muss nur daran arbeiten.

Für deinen Vater ist es wichtig, da er in eine Einrichtung (Reha) kommt, wo er gut gefördert wird, vielleicht auch eine Stelle die Lokomat-Therapie (Laufmaschine) macht, Beispiel:
http://www.ambulanticum-herdecke.de/index.php/die-therapie/die-ausstattung/lokomat-pro

Jürgen

http://www.schlaganfall-info.de/com/Drei_Jahre_danach.pdf

 

#3
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Hallo Jürgen,

vielen Dank für Deine Antwort.

Die Frage stelle ich mir ständig, ob er in der Reha gut und genügend gefördert wird. Über eine Lokomat-Therapie verfügen die leider nicht (danke übrigens - das kannte ich bis jetzt noch gar nicht). Der Rehaplatz wurde uns zugeteilt. Wir konnten nicht mitentscheiden wohin er kommt. Die Ärzte meinten, dass die Rehaplätze so rar sind und dass wir froh sein müssen wenn wir überhaupt einen bekommen. Das halbe Jahr geht so schnell vorbei bzw. ist bald vorbei ... 😞

Liebe Grüße, Mari

#4
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Mari,

hatte mit 29 eine Schwere Hirnblutung, als ich dann in der Reha soweit war das ich sitzen konnte und im Rollstuhl saß dachte ich mir Ne, ich muss wieder gehen können wenn dein Vater einen starken Willen hat wird das gehen relativ Flott zurückkehren, aber wie gesagt es muss ein starker Willen da sein, ich hab, die Therapeuten damals, verblüfft wie schnell ich wieder stehen und gehen wiedererlernt habe, doch mein Tipp vernachlässigt nicht die Hand, ich hab meine Patronen für das Laufen verschossen, und jetzt, ist die linke Hand noch, gelähmt, Eine rasche Genesung wünsche ich

#5
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Franky,

vielen Dank für die netten Worte!! Die geben mir wieder etwas Mut und Kraft!
Danke für den Tipp mit der Hand. Du hast recht, wir sind alle so aufs Laufen fixiert, dass wir die Hand auch etwas vernachlässigen.

Eigentlich hat er einen starken Willen, nur macht ihm sein Neglect da manchmal einen Strich durch die Rechnung. Oft denkt er, er könnte gehen und seine linke Hand bewegen. Der Therapeut sagte mir, dass das oft bei den Patienten vorkommt die einen Neglect haben.

Liebe Grüße, Mari

#6
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Unbekannt

Gelöscht

Am Dienstag bekam mein Vater einen Shunt eingesetzt. Laut den Ärtzen verlief die Operation ganz gut. Es wurde ein CT gemacht und ein Röntgenbild und alles sieht soweit gut aus. Er wurde drei Tage später auch wieder in die Reha verlegt.

Das einzige was uns beunruhigt ist, dass er seit der Op total apathisch wirkt. Er schäft die meiste Zeit. Wenn er mal wach ist, dann reagiert er auf Fragen ganz langsam und spricht auch nur wenn er was gefragt wird 😞 das war vorher nicht so. Da war er viel wacher und hat von sich aus auch sehr viel erzählt. Ich hoffe immernoch, dass es die Nachwirkungen von der Op und der Narkose sind. Nur ist das jetzt schon der vierte Tag und es ist nicht wirklich besser geworden 😢

Meint dir das kann tatsächlich solange dauern bis er sich erholt hat?

Eigentlich sollte der Shunt seinen Zustand verbessern und nicht verschlechtern....

Liebe Grüße, Mari

#7
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Unbekannt

Gelöscht

Hi Mary,

bitteschön! Aber ganz wichtig der Wille muss da sein, Am Besten jeden Tag Eye of the Tiger lassen laufen, oder ihn so langweilen lassen das er von allein laufen will. wichtig auch an der Sprossenwand aufstehen hinsetzen und wieder aufstehen, ich kann es nicht oft genug sagen, der Wille macht hier den Unterschied!

#8
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Mari

Bei meiner Mutter wurde auch nach einem schweren Schlaganfall eine Hemikraniektomie (Entfernung eines Teils des Schädelknochens) durchgeführt. Sie kam ca. drei Wochen später in die Reha und konnte weder Sitzen noch Stehen und war noch immer sehr verwirrt. Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt und Wiedereinsetzen des Schädelknochens war sie schliesslich so weit, dass sie wieder einige Meter mit Hilfe eines Stocks gehen und für kurze Zeit selbständig stehen konnte. Die linke Hand macht auch jetzt - 1.5 Jahre nach dem Schlaganfall - noch immer nichts. Geistig ist sie klar, sie hat einzig noch Mühe die Wochentage und Uhrzeiten auseinander zu halten.

Ich habe auch schon vermehrt gehört, dass das Einsetzen des Schädelknochens eine positive Wirkung auf den darauf folgenden Verlauf nimmt.

Ich möchte dir damit etwas Hoffnung geben und wünsche deinem Vater alles Gute und viel Kraft für die anstrengende Zeit.

Liebe Grüsse

#9
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo JuVo,

vielen Dank für die aufbauenden Worte. Es ist echt schwierig nach so langer Zeit Kraft zu schöpfen. Es zehrt ganz schön an einem. Vor allem weil er einen Rückschlag nach dem anderen hat. Er kommt gar nicht richtig voran weil er alle paar Wochen zurückgeworfen wird.

Vor ein paar Tagen wurde ihm ein Shunt eingesetzt. Er wurde nach zwei Tagen schon wieder in die Reha entlassen. Seit der OP hat war er nur schläfrig. Wir konnten uns tagelang kaum mit ihm unterhalten. Er fast nichts mehr gesprochen und wenn, dann nur ganz leise. Bis uns am Montag die Oberärtzin anrief, sie bekommen ihn nicht wach und das CT zeigt eine Blutung um den Shunt herum. In dem Moment ist die Welt für mich zusammengeborchen. Das darf doch nicht wahr sein...

Er kam gleich zurück in die Klinik. Zum Glück konnten die uns gleich sagen, dass die Blutung unbedenklich ist (sie darf nur nicht größer werden). Allerdings hatte diese den Shunt verstopft und so hat sich immer mehr Wasser angesammelt. Das hat dann auch erklärt, weshalb er nicht mehr wach wurde. Nun wird der Shunt ausgetauscht... Drückt uns die Daumen, dass alles gut läuft.

Liebe Grüße, Mari

#10
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Unbekannt

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Hallo Mari

Ich hoffe es geht deinem Vater etwas besser?

Eine solche Situation zehrt extrem an einem, ich frage mich auch oft, wo ich meine ganze Kraft herhole. Da muss man diesen Alptraum durchleben und gleichzeitig alles andere wie Job, Beziehung, soziale Kontakte etc. auf die Reihe kriegen. Man weiss nicht was auf einen zukommt und macht sich auch (echt schlimme) Gedanken darüber, ob eine Erlösung für den Betroffenen nicht besser gewesen wäre.. Es ist ein sehr sehr langer und anstrengender Weg zur Besserung (wir sind auch 1.5 Jahre nach dem SA noch am Anfang). Meine Familie hat mir extrem geholfen, da wir so unglaublich gut zusammen halten und füreinander da sind. Auch jetzt leisten wir in Bezug auf die Pflege meiner Mutter (58) Teamwork. Ich hoffe auch du hast ein gutes Umfeld, das dich stützt und dir Auszeiten ermöglicht. Alle haben mir gesagt, ich solle mich auch um mich selbst kümmern, doch in der Akutphase ging es mir am besten, wenn ich bei ihr sein konnte, weil ich solche Angst hatte, sie zu verlieren. Ich lerne nun Schritt für Schritt, etwas loszulassen und auch mir Gutes zu tun (in Kurzurlaub mit Freunden fahren, Ausflüge machen, Wellness etc.), das hilft wirklich. Einfach mal am Abend raus gehen und über andere Dinge sprechen tragen schon viel dazu bei, den "Akku" wieder etwas aufzuladen. Das sind meine Erfahrungen, ich weiss, jeder geht mit solchen Situationen anders um.

Ich hoffe es geht bei euch nun endlich auch etwas aufwärts, drücke dir und deinem Vater ganz fest beide Daumen.

Lg

JuVo 

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