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Hab mal ein Paar Tipps von Vitanet zusammengestellt:
 
 
Viele Angehörige möchten ihr Familienmitglied nach einem Schlaganfall zu Hause pflegen. Das ist eine mutige Entscheidung, denn auf die Familie kommen damit ganz neue, ungewohnte Aufgaben zu. Das verlangt eine gute Vorbereitung, etwa in Angehörigenschulungen. Oft ist es auch sinnvoll, sich von einem ambulanten Pflegedienst unterstützen zu lassen. Ganz ohne Information geht es zumindest nicht: Schließlich können in der Pflege Fehler mit dramatischen Folgen passieren: Ein Schlaganfall-Patient kann beispielsweise ein Wundgeschwür (Dekubitus) entwickeln, wenn er nicht fachgerecht gelagert und bewegt wird. Die Angehörigen selbst erleiden leicht einen Rückenschaden, wenn sie falsch heben oder beim Transfer vom Bett in den Rollstuhl helfen.
 
Grundsätzliche sollten alle Aktivitäten mit der betroffenen Seite beginnen:
 
Bei der Körper- und Mundpflege immer mit der gelähmten Seite beginnen. Der Patient sitzt auf einem Stuhl - nicht auf einem Rollstuhl - vor dem Waschbecken, den betroffenen Arm lagert er ins Waschbecken. Die Schulter darf nicht nach hinten oder nach unten hängen, anderenfalls können leicht kleine Verletzungen entstehen, da die Muskulatur der Schulter nach dem Schlaganfall geschwächt ist und die Gelenkflächen nicht mehr richtig zueinander stehen.
Das Anziehen beginnt ebenfalls mit der betroffenen Seite. Auch hier gilt: Der Patient sitzt am besten auf einem Stuhl. Auch die Bettkante ist nicht geeignet, da sie oft rutschig ist und weniger Freiraum für Bewegung bietet. Auf einem Stuhl hingegen kann der Patient die Beine auch ganz auf die rechte oder linke Seite bewegen. Das Ausziehen findet in umgekehrter Reihenfolge statt: Der Patient beginnt in mit der gesunden Seite.
Es lohnt sich für die Familie, kompliziertere Tätigkeiten besonders intensiv einzustudieren. Dazu gehören:
Aufstehen und Hinsetzen aus dem Rollstuhl
Transfer ins Bett
Aufstehen aus dem Bett
Drehen im Bett
Verrichten der Toilette im Bett
Lagerung auf der betroffenen Seite
Lagerung auf der nicht-betroffenen Seite
Lagerung auf dem Rücken
  
  
Schlaganfall: Schulungen für Angehörige empfehlenswert
 
 
Die Rehabilitation mit Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachtherapie und Neuropsychologie ist für einen Schlaganfall-Patienten mühsam: Alltägliche Bewegungen, über die er früher nicht nachgedacht hat, müssen neu einstudiert werden, und können - wenn überhaupt schon - nur unter großer Anstrengung vollzogen werden. Für die Familie ist es in einer solchen Situation nahe liegend, helfend einzugreifen: den Stuhl zurechtzurücken, das Essen aufzufüllen und klein zu schneiden, Wünsche von den Lippen abzulesen. Doch ständiges Bemuttern hindert den Patienten an der Übung, die er braucht, um seine Fähigkeiten wiederzuerlangen - die Therapiestunden allein reichen nicht aus. Das heißt, die Familie muss lernen, sich zurückzuhalten. Das dies für alle Beteiligten nicht immer leicht ist, wird auch in dem englischen TV-Film The Patricia Neal Story (1981) deutlich: Die Hollywood-Schauspielerin Patricia Neal, verkörpert von Glenda Jackson, hat einen Schlaganfall erlitten und sitzt mit ihrer Familie beim Essen. Sie macht eine Bewegung Richtung Zuckerdose. Setzt an, etwas zu sagen und bricht wieder ab. Die Familie wartet - wartet darauf, dass sie ihre Bitte deutlich artikuliert. Patricia Neal wird wütend.
 
 
Fordern ist wichtig - aber das Maß muss stimmen
 
 
Den Betroffenen zu fordern, ihn zur Aktivität zu ermuntern ist in jedem Fall gut. Doch darf das Anliegen nicht ins Gegenteil umschlagen, warnt Christina Traube, Neuropsychologin am Evangelischen Geriatriezentrum Berlin (EGZB). "Wenn ein Schlaganfall-Patient von morgens bis abends gefordert wird, kann dies leicht zur Erschöpfung führen. Ruhezeiten sind extrem wichtig, damit sich das in der Therapie Gelernte setzen kann." Auch Appelle wie "Jetzt stell? dich mal nicht so an" sind wenig förderlich: Leicht fühlt der Betroffene sich bedrängt und nicht ernst genommen. Auch Ängste, den hohen Erwartungen nicht entsprechen zu können, sind möglich.
 
 
Experten empfehlen Angehörigen-Schulungen
 
 
Wer die Situation eines Schlaganfall-Patienten versteht, beherrscht die Gradwanderung zwischen Fordern und Helfen. Doch das Verständnis muss erworben werden. "Es gibt in fast in allen geriatrischen Einrichtungen Schulungsreihen für Angehörige. Solche Angebote werden leider viel zu selten wahrgenommen", meint Traube. Das ist schade, denn wer diese Kurse besucht, so hat die Neuropsychologin beobachtet, kann bestimmte Verhaltensweisen von Schlaganfall-Patienten besser einordnen und folglich auch angemessener reagieren. "Ich habe einige gut informierte Ehefrauen erlebt: Sie haben gelernt, nicht jede Schroffheit, jede Ungeduld, jedes plötzliche Weinen ihres Mannes auf sich selbst zu beziehen. Sie haben sich von den Launen ihres Mannes nicht zu weit zurückweisen lassen - das ist enorm wichtig." Diese Frauen haben aber auch Gespür dafür, was ihren Mann verletzt. Für sie ist es deshalb selbstverständlich, mit dem Arzt oder mit Besuch nicht über den Kopf ihres Mannes hinweg zu reden. Ebenso vermeiden sie es, ihm Schuldgefühle einzureden: Vorwürfe wie "Deinetwegen können wir jetzt nicht in den Urlaub fahren" oder "Wie sieht denn das aus, wenn jetzt ein Pflegebett im Schlafzimmer steht" sind für sie tabu.
 
 
 
LG Rüdi
 
 
:)
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