#1
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo, zur Zeit beschäftigt mich ein großes Problem! Wie ist es bei Euch, habt ihr auch eine Veränderung in euch selbst festgestellt? Nicht nur das alles langsamer geht, sondern auch verträumter und eben anders denkend! 

Mein Mann hat sich jetzt auch von mir getrennt weil eben nichts mehr so wie früher ist. Habt auch ihr solche Probleme mit Veränderungen eurem Ich?

LG und Danke schon mal für eure Antworten!

#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo! Ja genauso ist es auch bei mir. Ich bin nicht mehr der der ich vor dem Schlaganfall gewesen bin. Warum auch immer. Ich bin Nachdenklicher und leichter ans Wasser gebaut. Wenn du weißt was ich meine. Die Langsamkeit bei mir kommt von der noch vorhandenen Muskeltonus Störung. Ich wäre gerne wieder der ich mal war aber.... ich muss mich so akzeptieren wie ich bin. LG Jürgen

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Jürgen! 

Vielleicht ein kleiner Tipp wegen dieser Spastik: Bei mir wird alle viertel Jahre Botox gespritzt! Es hilft mir sehr, da meine Bewegungen dadurch flüssiger sind. Allerdings benötigt man die richtige Dosis und einen guten Arzt der sich damit auskennt!

Ja auch ich weine sehr oft und viel, man meinte sogar ich sei depressiv. Das bin ich aber nicht, meine Hausärztin zur der ich auch einen sehr engen Kontakt habe ist der Meinung ich habe ein besseres Gespür bekommen. Man hört sozusagen die Flöhe husten!

Aber ich habe noch eine Entdeckung gemacht, die ich mir nicht erklären kann! Vor meinen Schlag und das waren immerhin 48 Jahre stand ich mit Zahlen auf dem Kriegsfuß und jetzt kann ich mir die längste Zahlenkombination merken! Es ist erschreckend! Andere einfachere Dingen vergesse ich dagegen! 

LG vom lahmen nicht mehr flinken Wiesel :))

#4

Etcetera

Basel, Schweiz

Tagchen „Lahmer Wiesel“ 🙂

Ja, auch ich habe mich sehr verändert.

Mein Schlaganfall war vor fünf Jahren. Von der Psyche her hatte ich nach dem Schlaganfall oft kurze Phasen plötzlicher, tiefer Trauer (Wankelmütig). Heute bin ich stabil, positiv und mit meiner Psyche ganz zufrieden.

Anfänglich war ich oft verwirrt, konnte mich nicht richtig einschätzen, Realität und Phantasie sind oft verschmolzen und ich war sehr schnell erschöpft und müde. Mein Gedächtnis war chaotisch und eingeschränkt und meine Wortfindungsstörung lästig. Belastbarkeit und Geduld tendierten gegen Null. Diese Beschwerden haben sich mehr oder weniger gebessert, arbeiten kann ich nicht mehr.

Und heute:
Alles in allem haben meine Erfahrungen aus dem SA gemacht, dass ich heute fast alles viel lockerer nehme. Ich beziehe eine Behindertenrente, mit der ich „sorgenlos“ leben kann. Damit haben sich grosse Zwänge von selbst erledigt. Ich liess mich von einem Neuropsychologen „durchleuchten“ und beraten, um meine Situation (besser) zu verstehen. Vieles, was mir früher wichtig war, ist mir heute egal, dafür interessiere ich mich für Dinge, die bisher kein Thema waren.

Inzwischen habe ich mich weitgehend zurückgezogen „in meine eigene, kleine Welt“. Meine alten Hobbys habe ich bisher nicht wieder aufgenommen. Ich nehme mir für alles so viel Zeit, wie es für mein Befinden gut ist. So kann es beispielsweise durchaus einen halben Tag dauern, bis der Geschirrspüler endlich ganz ausgeräumt und die letzte Tasse im Schrank verstaut ist. Stress und Zwängen gehe ich aus dem Weg, da ich mit Druck jeglicher Art nicht mehr umgehen kann.

Meine solchermassen veränderte Persönlichkeit bringt leider auch in der Beziehung zwischen meiner Partnerin und mir Kummer mit sich, trotz aller Vernunft und der über dreissigjährigen Beziehung. Ich fühle mich oft gegängelt und bin dann entsprechend dünnhäutig, ungeduldig oder manchmal gar ungehalten. Meine Partnerin fühlt sich dann ungerecht behandelt und entsprechend unsicher und ratlos.

Es ist eben so, dass selbst unsere Liebsten keine Chance haben, sich in unsere angeschlagene Persönlichkeit und Gedankenwelt versetzen können.

Alles Gute
Christoph

#5

Angie

Untermettingen, Deutschland

Christoph, danke das du mein Leben beschrieben hast......

 

Nur meine Hobbies sind wieder da. Es waren auch keine Dinge für die man großartig sich bewegen muss und ich gebe die "teuren" oder gefährlichen Zutaten für die Seife meinem Mann und alles andere mach ich selbst mit zig Erinnerungen an die Zeit die abgelaufen ist. Jetzt stehen aktuell Ferien an, da habe ich alles gestoppt. Denn wenn die Kinder keine Schule haben ist mein Zeitgefühl gleich null, da kann es durchaus vorkommen das ich Mittags alle ins Bett schicken will. Ich bin dan sehr froh wenn sie mir erklären warum sie mich jetzt doof anschauen.

 

 

#6

Etcetera

Basel, Schweiz

Guten Abend Angie

Ignoriere es einfach, wenn die Kids doof schauen. Wenn sie folgen und brav schlafen gehen, hast du einen gemütlichen Nachmittag, ganz für dich alleine :-)))

Ich wünsche euch schöne Ferien und geniesst die Zeit.

Liebe Grüsse
Christoph

#7
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Unbekannt

Gelöscht

Danke Leute! 

Ich stehe also damit nicht alleine da! Doch ich leide darunter das sich auch Freunde abgewendet haben, weil sie eben mit der Situation nicht umgehen können! Neue Freunde sind dann manchmal von den Gefühlkarussel erschreckt!

Auch ich bekomme Rente und auch Pflegegeld trotzdem kann ich nicht zu Hause sitzen bleiben, ich gehe deshalb für Stunden arbeiten! Nichts großes aber es macht stolz wenn man es packt!

Danke für eure Ehrlichkeit 🤗😘

#8

Etcetera

Basel, Schweiz

Neeein, Sylvia. Du stehst mit absoluter Sicherheit nicht alleine da – es geht vielen so. Und die Sache „mit den Freunden“ sehe ich für mich etwas anders. Von mir haben sich keine Freunde abgewandt: Die, die geblieben sind, das sind meine Freunde.

Meine Erfahrungen:
Man sah/sieht mir meine Defizite nicht sofort an. Einige Leute geben mir aber schnell zu verstehen, dass ich sie irritiere. Es dauerte einige Zeit, bis ich kapierte, wie ich nach aussen wirke 🙂

Wortfindungsprobleme, Vergesslichkeit, Zittern und so weiter kann ich nicht einfach überspielen. So fragte mich kürzlich eine mir völlig unbekannte, junge Kassiererin im Supermarkt ganz mütterlich: „Sie sind wohl etwas verwirrt?“. Solche Aussagen ärgern mich zwar, doch es ist klar, dass fremde Leute niemals wissen können, warum ich so bin, wie ich bin. Darum hege ich auch kein Groll gegen diese Personen.

Gegenüber Leuten die mir wichtig sind, „oute“ ich mich üblicherweise ziemlich schnell. Meine Erfahrungen sind weitgehend gut und ich stosse meistens auf angenehmes Wohlwollen.
---

Ja, ich denke, Arbeit ist wichtig. Aus dem Haus gehen, soziale Kontakte pflegen, selber Geld verdienen, eine Aufgabe haben. Ich habe es nicht mehr geschafft. Hoffentlich gibt dir die Arbeit weiterhin Freude und Erfüllung.

Liebe Grüsse
Christoph

#9
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo Christoph, 

Danke für deine lieben Worte, vielleicht bin ich noch nicht so weit das ich begriffen habe das nichts mehr so sein wird wie früher! Ich Kämpfe immer noch gegen die Behinderung an und genauso gegen die Spastik, Wortfindungsstörung! Ich kann es nicht glauben das das schon alles war!

Die Ärzte versuchen schon seit 5 Jahren den Blutdruck einzustellen, aber vergebens, immer wieder geht er auf über 200! Nun wollen sie einen sogenannten Blutdruck-Schrittmacher einsetzen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich es machen soll, da es hierfür noch nicht 100% Erfolge gibt! Wie könntest du dein Schicksal akzeptieren, wer hat dir dabei geholfen?

Alles Liebe!

Sylvia

#10

Angie

Untermettingen, Deutschland

Hallo Sylvia,

Nein, es war nicht alles. Aber ich habe aufgehört mit dem "Schicksal zu hadern" und das hat mit einem Mal Fortschritte gebracht. Glaub mir, ich weiß genau wie es dir geht, nichts ist recht, alle sind zu dumm um zu begreifen was man will dabei hat mans doch schon zigmal gesagt..... Glaubt man 😉

Geholfen hat mir keiner, eine Menge Leute waren nicht mehr da, weil ich sie alle vor den Kopf gestoßen habe. Geholfen habe ich mir selbst, ich habe mich so akzeptiert wie ich bin, mir war irgendwann mein Geheule zu stressig 😉 "Du müsstest dich mal selber hören...." dieser Satz von meinem Mann ist immer noch mein Lebensinhalt. Und wenn der nicht zieht dann "Hab ich doch total vergessen" und zwar ernst gemeint und dann wundern sie sich weil sie meine Krankheit total vergessen hatten 😃

 

Und den Blutdruck.. kenne ich, jeder hat sich über die Achterbahn gewundert die mein Blutdruck gemacht hat. Eine Sache war meine totale Anspannung und meine Angst vor den Ärzten. Zuhause gemessen, alles war gut solange nicht ein Termin war. Die andere Sache war meine Ernährung, Schokolade quasi Hauptnahrungsmittel, bis ich bzw. mein Mann dann Paleo gemacht hat. Und die Blutdruckgeschichte ist Geschichte, ich bin ein Vorzeigepatient 120/80.

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