#1

Paddai

Hemer, Deutschland

Ungewissheit nach SA

Hallo zusammen. 

Ich habe gehofft nie solche Foren besuchen zu müssen, leider ist es aber nun doch eingetreten.

Mein Vater hatte vor ca 2 Wochen einen schweren SA. Das Gerinsel hat sich zwar entfernen lassen, allerdings hat es sich direkt wieder zugesetzt. Daraufhin musste dann die Schädeldecke geöffnet werden.

Wir haben auch aufgrund seiner vorerkrankungen (Hodenkrebs und Lungenembolien) schon damit gerechnet ihn nie wieder zurück zu bekommen.

Dennoch hat er alles gut überstanden. Auch den Luftröhrenschnitt vor 3 Tagen. Seine Werte sind absolut stabil und er wird es laut Ärzten auch überleben (zumindest stehen die Chancen sehr gut)

Ich wünsche es natürlich niemanden, aber kennt jemand ähnliche Verläufe und kann uns einigermaßen Poitive Rückmeldungen geben? Wir wissen das es von Person zu Person anders verlaufen kann/wird.

Wichtig wäre mir nur das er mit seiner Enkelin (4Jahre) und seinem Enkel (1Jahr) einigermaßen interagieren kann und die Kids auch noch Spaß an ihrem Opa finden können.

 

Besteht auf so eine Wunschzukunft Hoffnung oder sollten wir uns von diesen Gedanken verabschieden?

 

Vielen Dank schon mal im Vorraus. 

#2

Angie

Untermettingen, Deutschland

Hallo Paddai,

 

verabschiedet euch nicht von der Hoffnung, es ist alles möglich. Denkt positiv!

 

Gruß Angie

#3

Annin

Bayern, Deutschland

Liebe Paddai,

 

der SA ist noch so frisch. Ihr braucht jetzt Ruhe und Geduld und das solltet ihr auch deinem Vater vermitteln. Seine Genesung steht im Mittelpunkt. Bislang hat er alles gut mitgemacht, neben der Heilung der OP-Bereiche kämpft er mit Keimen und Katheter und dann kann man sich langsam der Bewegung, Sprache usw widmen. Seid für ihn da, dann ist er vielleicht auch wieder für die Enkel da.

 

LG Annin

#4

Paddai

Hemer, Deutschland

Kurzes Update. 

Er ist mitlerweile wieder wach, pünktlich zu seinem Geburtstag 🙂

Seit 24 Std auch ohne maschinelle Beatmung. Laut Pfleger kommuniziert er durch Augenschlag.

Die linke Seite bewegt er auch sehr sehr gut, die rechte allerdings nur sehr sehr selten.

Meine Mutter war gestern bei ihm. Sie hielt seine Hand und man merkte wie mein Papa ihre Hand fassen wollte. Natürlich mit wenig Druck aber man hat gemerkt das er "zupacken" wollte.

 

Das er die Hand fassen will, kommuniziert und auch bei den Sprachnachrichten seiner Enkel reagiert, würde mir als Laien zu verstehen geben das er ja nicht "matsche" im kopf ist, oder interpretiere ich da zu viel rein?

Es macht uns aufjedenfall ne Menge Hoffnung.

In 1 bis 2 wochen soll es auch in dir Früh-Reha gehen (heißt das so? 🤔)

 

Ich habe gerade aufgrund der guten Nachrichten wirklich Angst alles zu euphorisch anzugehen.

Aber ich denke wir sind auf einem guten Weg 🙂

#5

Angie

Untermettingen, Deutschland


Ich habe gerade aufgrund der guten Nachrichten wirklich Angst alles zu euphorisch anzugehen.

 Wieso zu euphorisch? Freu dich, dass er sie erkannt hat. Jeder minimale Fortschritt, jedes noch so kleine Ding ist Grund für Euphorie. Schlechte Nachrichten bekommt ihr auch, das steht außer Frage, aber wieso sich darüber jetzt Gedanken machen?

#6

Heinz

königswinter, Deutschland


Ich habe gerade aufgrund der guten Nachrichten wirklich Angst alles zu euphorisch anzugehen.

 

 Schaut nie auf das was nicht geht. Schaut darauf was wieder geht und freut Euch über Fortschritte. Eventuelle Rückschritte dienen der erneuten Suche nach erneuten Möglichkeiten zur Verbesserung der jeweiligen Situation. Es ist ein beschwerlicher Weg der wieder zur erneuten und dauerhaften Selbständigkeit führt. Wer hat schon keine Defizite? Das kindliche "Ich alleine!" Dient hierzu dem erforderlichen Training. Hilfe darf dabei ruhig angenommen werden. Kreativität ist bei der Suche nach gangbaren Wegen hilfreich.

Die Selbstheilungskräfte motivieren und unterstützen beim notwendigen täglichen Training zusätzlich. Angst oder besser Ängste blockieren hingegen alles. Wer Angst hat, muss nach Erklärungen suchen, wie Gefahren zu beseitigen sind. Wer erkennt, dass Angst oder Ängste keine Schutzmechanismen sind, sondern im Gegenteil genau das erzeugen wovor man Angst hat. Achtsamkeit will gelernt werden. Optimismus hilft zum Besseren. Pessimismus führt zur Resignation und Stagnation. 

Also denkt positiv und sorgt für positive Ergebnisse. Sucht und handelt. Ihr bekommt keine Zeit zum Verschwenden.

Liebe Grüße

Heinz

#7

Heinz

königswinter, Deutschland

Achtung: Beim Training sind öftere kurze Pausen genauso wichtig wie die Aktivitäten

#8

Paddai

Hemer, Deutschland

Ich danke euch für eure Antworten.

Nach den guten Nachrichten und der Euphorie das er es überleben wird, das er mitlerweile Selbstständig atmet, nicht mehr im Koma liegt etc kommt nun die wahrscheinliche Ernüchterung.
Seine rechte Seite bewegt er kaum. Die Ärzte sagen allerdings er habe in der Rechten Seite ein Muskeltonus, was wohl sehr gut wäre und es Hoffnung gibt das er nicht vollständig gelähmt bleibt sondern man dran arbeiten kann.

Was mir jetzt allerdings Sorgen bereitet ist das Sprechen und das "verstehen". Er ist halt noch nicht lange wach und hat erst eine Nacht hinter sich ohne Hilfe der Beatmungsmaschine.
Dementsprechend Müde war er gestern noch als wir bei ihm waren.

Er hat zwischendurch die Augen geöffnet und sich "verwirrt" umgeguckt bis er uns gesehen hat. Er hat uns dann kurzzeitig in die Augen gesehen und die Augen auch aufgerissen. Danach allerdings wieder an die Decke gestarrt bis ihm die Augen wieder zugefallen sind.

Daran merke ich das meine Euphorie für den Moment komplett verflogen ist.

Gibt es eine Zeitliche Richtlinie wo man sagen kann: Kurz nach dem Koma, nach 2 Wochen, nach 1 Monat sollte ein schwerer SA Patient mit dem Sprechen anfangen oder auf diverse Situationen wie Hand halten etc reagieren?
Oder ist sowas von Patient zu Patient komplett unterschiedlich und es kann sein das mein Vater noch 1 Monat so vor sich her vegetiert bis Besserung eintritt? Wir haben natürlich sehr große Angst das er den Sprung zu dem "normal sein" nicht geschafft hat und dies nun der Dauerhafte Stand sein wird 😞

 

Wir wissen halt das es nach dem schweren SA, der Entdeckelung und dem ca 2 wöchigen Koma sehr sehr schwer für meinen Papa sein muss, dennoch hofft man halt das er schnellstmöglich wieder "klar" im Kopf wird.

#9

Annin

Bayern, Deutschland

Ihr seid tatsächlich etwas ungeduldig, der Körper muss sich erholen nach den Strapazen. Selbst atmen ist im Moment schwierig! Ein Teil der Gehirnstruktur ist funktionslos bzw in Unordnung gebracht worden. Für den Körper ist wichtig, dass er atmen und sich ernähren kann und danach kann es andere Informationen sortieren.

Gebt ihm Zeit, zeigt nichts von eurem Schreck oder euren Sorgen. Seid für ihn da. Ihr könnt seine Finger leicht massieren oder auch die Unterschenkel/Füße. (Auf warme Hände achten.) Dann könnt ihr ihm auch sagen, dass er mal dagegen treten soll (links und rechts im Wechsel) oder die Hand greifen soll und schauen, ob er das verarbeitet bekommt.

Wenn die Ärzte trotz des aktuellen Zustands sagen, dass der Muskeltonus gut ist, ist das schon ein gutes Zeichen. 

Es hilft nur Geduld, Geduld, Geduld und Unterstützung.

 

Die Nichtverarbeitung bestimmter Informationen kann spontan auch noch nach einem Jahr aufgehoben werden. Und selbst 2 Jahre später können erstaunliche Fortschritte gemacht werden, die nach dem SA als unmöglich galten. 
Sicher wird er aber mit bleibenden Einschränkungen leben müssen. Welche das letztlich sein werden, steht momentan noch nicht fest.

 

#10

Paddai

Hemer, Deutschland

Ja man ist iwie auch überfordert mit der Situation. Oder zumindest ich. Da spielt die Angst halt eine gewisse Rolle. Mein Frau arbeitet mit Behinderten Kindern im Kindergarten. Da kriegt man ja auch mit was für scheiß Krankheiten / Behinderungen es gibt. Und sowas macht mich echt immer mega traurig auch bei Personen die ich nicht kenne. Selbst meinen schlimmsten Feinden würde ich soetwas nicht wünschen. Bei sowas bin ich sehr sehr sensibel 😅🙈

Das man nichts sagen kann und es keinerlei Prognosen gibt wo der weg hinführt ist mir auch klar. Aber manchmal braucht man einfach gewisse gute Worte. 😉

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