#1
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Hallo Ihr Lieben!

 

Ich bin schon seit längerem "stiller" Mitleser und möchte heute meine Geschichte mit Euch teilen und hoffe auf den ein oder anderen Erfahrungsbericht :) ich entschuldige mich schon einmal vorab, dass die Zeilen etwas länger werden ...

 

Es geht um meinen Papa, 63 Jahre alt:

 

Alles begann mit einer "Routine-OP" am 15.01.2016, ihm wurde ein Stent im linken Bein eingesetzt. Die OP war gut verlaufen und am nächsten Tag telefonierten wir beide wann ich ihn denn besuchen kommen könnte. Dabei fiel mir auf, dass er irgendwie "komisch" gesprochen hat und er meinte auch ihm wäre irgendwie komisch und er würde Doppelbilder!!! sehen .... woraufhin ich als Laie erst einmal nachfragte ob er schon mit den Ärzten gesprochen hätte und er meinte, sie würden sich darum kümmern, das liege wohl noch an der Narkose/Schmerzmittel .... :O

 

Als ich dann ca. 2 Stunden nach dem Telefonat mit meiner Mutter auf der Intensivstation ankam, war mein Papa schon nicht mehr ansprechbar, er rollte die Augen und zog sich immer wieder die Decke Richtung Kopf, auf mein sofortiges Ansprechen beim Personal meinte der Artz "Ihr Vater ist müde, er bekommt starke Schmerzmittel" .... ahja .... ca. 10 Minuten später bin ich wieder zum Personal, diesmal befanden sich 4! Mitarbeiter in geselliger Runde, und eine Dame meinte dann ganz frech zu mir, ob es denn sein könnte, dass mein Vater versucht Aufmerksamkeit zu erhaschen:(! ... ich hab in diese Moment gar nicht gewusst darauf zu reagieren und man tröstete mich mit den Worten ja ja der Doktor kommt ja gleich und guckt mal! 10 weitere Minuten später kam dann auch jemand und stellte fest, da ist ganz und gar nicht alles in Ordnung!!!

 

Danach ging alles ganz schnell, mein Vater kam ins CT, Diagnose Schlaganfall, er wurde sofort ins künstliche Koma versetzt weil die Klinik ihn, aufgrund der vorangegangenen OP und damit verbundenen Blutverdünner dort nicht behandeln konnte wurde er ins Uniklinikum gebracht die uns dann mitteilten, man könne die Blutung nicht mehr entfernen sie wäre schon zu groß man müsse jetzt abwarten ob der Druck im Hirn steigt und evtl. die Schädeldecke öffnen ...

 

Ca. 4 Stunden später kam der Anruf, die OP würde gemacht damit nicht noch mehr geschädigt wird. Ihm wurde dann der Schädelknochen auf der linken Seite entfernt. Diagnose komplette linke Seite betroffen I)

 

Der weitere Verlauf auf der Stroke Unit gestaltete sich als "positiv", er lag ca. 12 Tage sediert da vorherige Aufweckversuche scheiterten wg. ansteigendem Hirndruck, Blutdruck etc. dann bekam er die Trachealkanüle und wurde langsam aufgeweckt, Die Kanüle konnte auch ca. 1 1/2 Wochen später entfernt werden und er wurde am 10.02. zurück in ein Krankenhaus in unserer Nähe verlegt. Sein Zustand war zu diesem Zeitpunkt stabil er atmete ohne Sauerstoff, öffnete bereits die Augen, war aber noch nicht bei Bewusstsein.

 

Dann lag er elendige 3 Wochen im Krankenhaus auf einer "normalen" Station wo nicht einmal der Arzt Ahnung hatte und sich mit anderen Ärzten aus der Neurologie beraten musste. Uns wurde nur gesagt, sieht nicht gut aus 2/3 der linken Gehirnhälfte sind zerstört, Status Wachkoma, kann auch schlechter werden und er bleibt ein Schwerstpflegefall für ihn wäre es besser gewesen, er hätte es nicht geschafft!!! :(!:(!:(! und trotzdem hat sich sein Zustand auf dieser Station wo rein gar nichts gemacht wurde weiter stabilisiert!

 

Nachdem das verdaut war habe ich mich intensiv darum gekümmert, dass er dort weg kommt und den Arzt um Zustimmung gebeten, die er Gott sei Dank von Anfang an gegeben hat. Und so kam er endlich am 02.03.2016 in die Frühreha Phase B.

 

Er ist dort super aufgehoben, der Arzt nimmt sich Zeit und wir können jedes Mal wenn wir ihn besuchen (maximal liegen 2 Tage dazwischen) kleine Fortschritte feststellen! Gestern waren wir wieder bei ihm und er saß im Rollstuhl, er kann seinen Kopf und Oberkörper gut alleine halten und muss nicht fixiert werden. Er fängt an seinen linken Arm komplett zu bewegen und streichelt seinen rechten (gelähmte Seite) Arm ununterbrochen. Er kann seinen Kopf drehen und fixiert den Blick. Die Schwester meinte gestern, wenn er "gut" drauf ist, dann würde er sobald etwas mit ihm gemacht wird (z. B. Umlagern) Aua schreien!!! Leider konnten wir den Arzt dazu gestern nicht mehr befragen, da wir nach Hause fahren mussten und werden das morgen nachholen denn noch vor einer Woche wurde uns gesagt, er wird immere wacher, und er hat durchaus Potential aber ziemlich sicher sei, dass er weder sprechen, noch Sprache verstehen könne!

 

Ist dieser Zustand, aus Eurer Erfahrung heraus denn noch Wachkoma? Immerhin fixiert er den Blick, dreht den Kopf hinterher, bewegt den Arm immer bewusster und sagt Aua wenn ihm etwas weh tut?

 

Ich freue mich auf Eure Erfahrungen und Antworten und nochmals sorry für das lange Ausschweifen ;)

 

Viele liebe und hoffnungsvolle Grüße

Verena

 

 

 

#2

jup11

Quarnbek, Deutschland

#3
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Hallo Verena,

mit deinen Erfahrungen der "Vorkommnisse" in einem Krankenhaus stehst du ganz gewiß nicht allein da.
Auch ich erlebte "gesellige, Zigaretten qualmende Runden" bei Krankenhausaufenthalten meiner Frau nach schwersten OP's. Und dies schon vor 40 Jahren, aber auch heute noch.
Und als Privatpatient bist du keinesfalls besser dran; im Gegensatz vor 40 - 50 Jahren.
Da wurden die Patienten der dritten Klasse im (gebrauchten) Wasser der 1. Klasse-Patienten in der Wanne gebadet...

Mit deinem Vater musst du Geduld aufbringen. In dieser Situation sind Fortschritte immer kleine Schritte; aber viele kleine Schritte führen letztlich auch zu einem guten Ergebnis.

Ich wünsche deinem Vater gutes Vorankommen!
Sepp

 

#4
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Vielen Dank Jürgen, vielen Dank Sepp :)

#5
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Ich habe „fast“ die gleiche Erfahrung mit meiner Mutter gehabt. Meine Mutter hatte Ende des Jahres 2014 zwei schwere Schlaganfälle, lag u.a. 2,5 Tage im Haus bis sie gefunden wurde.

Als ich im Krankenhaus ankam wurde mir gleich mitgeteilt, dass sie es wohl nicht schaffen wird und wir erst mal die Nacht abwarten müssen. Ich vergesse nie, wie ich meine Mutter das erste Mal in diesem Zustand gesehen habe… ich habe mich sehr darüber geärgert, dass mich die Ärzte nicht darauf hingewiesen haben… das war einfach nicht mehr meine Mutter.

Nun gut, sie hat es geschafft, lag 2 Wochen auf der Intensiv, danach kam sie zur Reha.

In der Reha war sie wieder ansprechbar, sie hat mich verstanden, konnte bis zur Toilette laufen, Hände bewegen, nur reden konnte sie nicht mehr.

Nach ca. 3 Wochen Reha wurde ich telefonisch benachrichtigt, dass meine Mutter wohl einen Zuckerschock (800) erlitten hat und wieder auf der Intensiv liegt. Dies hat mich sehr verwundert, da bei meiner Mutter davor schon Diabetes festgestellt wurde und sie ausschließlich dort über eine Magensonde ernährt wurde. Wie konnte es also dazu kommen? Ich bin mir sicher, dass sie in der Nacht wieder einen Schlaganfall erlitten hatte und das keiner bemerkt hat… auch in der Reha saßen die Mädels lieber in ihrem Raum und haben gequakt, als sich um die Patienten zu kümmern. Meine Mutter saß dort ganz allein im Zimmer.

Nach diesem Vorfall (Zuckerschock) ist meine Mutter jetzt ein schwerer Pflegefall, kann nicht mehr laufen, liegt im Bett und starrt mich nur noch an wenn ich komme… reden kann sie auch nicht mehr.

Das alles ist schon eine harte Zeit als Angehöriger.

Meine Mutter hatte 15 Jahre einen Hund, den mussten wir vorgestern einschläfern lassen… wenn sie das wüsste … :(

Alles nicht so einfach… :O

LG

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