#71

Angie

Untermettingen, Deutschland

O Mann, das tut mir so leid für dich. Lass dich mal fest drücken.

Das er in der Nähe untergebracht wird ist doch ein großer Pluspunkt für dich. Ganz ehrlich gesagt, es ist doch besser wenn du die letzten Tage bei ihm sein kannst, ob er noch klar ist oder nicht. Ich denke es ist für DICH wichtig. Ich würde seine Post gar nicht von dir zum Pflegeheim ummelden. Jemand muss sich u m den Kram kümmern. Und um das Erbe streiten könnt ihr später. Und diese Olle würde auf meiner Anrufsliste vermutlich nicht drauf stehen 😠

#72

D Kleinert

Gütersloh, Deutschland

Er ist jetzt wieder etwas klarer und erkennt uns, man kann wieder ein wenig mit ihm reden und er folgt den Themen auch, er weiß wo er ist und dass es dann wohl war.

Angst hat er nicht davor wenn es soweit ist, er sagte er wär bereit.

Alle Post geht jetzt zu mir, war schon mies genug als ich da gestern bei meiner Halbschwester seine Post abgeholt habe und alle Briefe geöffnet waren obwohl da keiner das Recht dazu hat.

Dass er jetzt wieder etwas "da" ist macht es jetzt einfacher, er erinnert sich doch an einiges und es tut ihm und uns (meiner Frau und mir) gut ihn zu besuchen, so dämmert er nicht einfach wochenlang auf die andere Seite.
Er hat da sowas wie einen "Dauerpfleger" als bezugsperson statt ständig andere Leute.

Ich hab ihm jetzt wiederholt gesagt dass er beruhigt gehen kann wenn es soweit ist, es ist alles geregelt und wir kommen klar.

Meine komische Verwandtschaft besucht ihn nicht, ist auch ganz OK.

Ich bin ganz froh dass er da raus ist, war auch für mich nicht so einfach.

Jetzt heisst es nur noch abwarten und mit all dem umgehen bis es vorbei ist.

#73

D Kleinert

Gütersloh, Deutschland

Kleines Update:

Die letzten beiden male war mit ihm wieder nichts los, er sagt im Grunde bei jedem "Besuch" immer die gleichen zwei, drei Sätze welche wohl in seiner Kindheit resultieren.

Einen Tag wars was mit Panzern, gleich gibts ne Riesenexplosion und überall fliegen dann die Ziegelsteine herum und zwei Tage später ging es um Schuhmachen, Sohlen nageln und dass gleich hoffentlich keiner raufkommt und sich deshalb beschwert...
Immer die gleichen zwei, drei Sätze...

Er merkt dass man da ist aber das wars dann ("gib mir mal den anderenHammer, mit dem Holzhammer kann ich die Nägel nicht einschlagen")...dann greift er in der Luft herum um den Hammer zu nehmen und macht dann bewegungen als wenn er wirklich nagelt...

1. Tag: Fleischerei Wilhelmsburg, Breslau
2. Tag: Panzer/Krieg
3. Tag: Schuhe nageln, sein Vater war Schuhmacher, unter anderem handgearbeitete Uniformstiefel für Offiziere

Ist in seiner eigenen Welt.

#74

Angie

Untermettingen, Deutschland

Er ist quasi wieder zum Kind geworden. Es sind für ihn wohl die prägensten Augenblicke geworden. Ich sende dir sehr viel Kraft.

#75

D Kleinert

Gütersloh, Deutschland

So, die Post kommt jetzt alle zentral zu mir, von der Krankenkasse her ist alles klar und bewilligt, er ist jetzt seit zwei Wochen im Heim. Langsam wirds ruhiger, aber jedesmal wenn das Heim anruft denkt man natürlich "das wars dann".

Ich bin sehr froh dass seit anfang an, dem Tag seines Schlaganfalls ALLES seitens der Krankenkasse (IKK) problemlos, schnell und in voller höhe bewilligt und bezahlt wurde. Wirklich sehr sehr gut von denen.

Dank meiner Beziehungen vom Job her habe ich auch Kontakt zu einem sehr guten Bestatter der mir jetzt auch die Sorge wegen der fehlenden Geburtsurkunde genommen hat, mein Vater stammt aus Breslau, damals noch Deutsches Reich, die Papiere wie Stammbuch sind auf der Flucht geklaut worden und im Amt in Berlin sind über ihn keine Daten aus Breslau vorhanden.

Von daher immer die positiven Kleinigkeiten sehen...:

Er hat keine Schmerzen
Er hat keine Angst, er meinte vor zwei Wochen er wäre bereit wenn es soweit ist
Er ist nicht mehr bei meinen bekloppten Verwandten untergebracht
Man kann und konnte sich auf alles vorbereiten und ist im Todesfall nicht geschockt und völlig neben sich, wenn es dann soweit ist hat man alles griffbereit.
Er hat einen sehr netten und ruhigen Stammpfleger als bezugsperson mit dem ich auch vorrangig zu tun habe

Und vielen dank an euch alle hier, das Forum hat mir sehr geholfen.
Als Informationsquelle und einfach als Ort zum reden/schreiben.

#76

Angie

Untermettingen, Deutschland

Hat sich was neues ergeben?

#77

D Kleinert

Gütersloh, Deutschland

Hallo,

nach den schweren Krampfanfällen, den harten Medikamenten auf der Neurologie, dem komatösen Zustand dort und dem Kampf auf die schnelle einen Pflegeplatz zu finden, nach 4 Wochen Kurzzeitpflege und dem Dauerstationären Aufenthalt seit 25.2.23 ist mein lieber Vater heute , in der Nacht von Freitag auf Samstag 17.3 auf 18.3.23 ca 1 Uhr verstorben.

Er wurde die letzten anderthalb Wochen zunehmend teilnahmsloser, aß immer weniger und reagierte immer weniger auf ansprechen und berührung.

Gestern war er völlig bewegungslos, reagierte überhaupt nicht mehr, kein blinzeln nur der Blick ins leere...

Den Sachen auf dem Nachttisch nach war uns klar dass es vorbei ist.

Wir hatten Wochen und Monate zeit uns vorzubereiten aber es tut dann doch sehr weh.

Er war der beste Papi den ich mir nur hätte wünschen können.

Vielen dank an euch alle hier für die Ratschläge und Erfahrungen.
Ihr seid grossartig.

"Und als zum Schluss die Kraft zu ende ging wars kein sterben, wars Erlösung"


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »D Kleinert« (18.03.2023, 22:54)
#78

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland

Ich möchte Dir/euch mein Beileid aussprechen. Ich weiß, auch wenn der Verstand sagt, dass es eine Erlösung war, so trauert das Herz doch. 

Du warst ihm nahe und er war Dir wichtig. Er hätte nichts Besseres während seiner letzten Meter im Leben haben können. Das war ein großes Geschenk an ihn das er euch auf seine Art und Weise zurück gegeben hat.

Ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft. Besonders in den nächsten Tagen und Wochen.

Amsel 

#79

Angie

Untermettingen, Deutschland

Auch von mir mein Beileid. Er wurde erlöst. Ich wünsche euch viel Kraft!

#80

Heinz

königswinter, Deutschland

 

"Und als zum Schluss die Kraft zu ende ging wars kein sterben, wars Erlösung"

 Auch ich möchte mein Beileid aussprechen und Dir und Deiner Familie für die aufopfernde Begleitung danken.

Auch wenn es eine Erlösung war, kommt jetzt die Zeit wo es klar wird, dass er fehlt und man darüber nachdenkt, was man vergessen hat zu fragen und zu sagen. Ich wünsche Euch gegenseitiges Verzeihen und die Möglichkeit Euch gegenseitig zu Stützen.

Liebe Grüße

Heinz

 

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