#11

Annin

Bayern, Deutschland

Die Fortschritte hören sich sehr gut an. Dass er viel schläft, ist auch völlig ok und normal. 

Das muss alles wahnsinnig anstrengend für das Gehirn sein. Wenn ihr Übungen macht, ist er nach 5-10 Minuten sicher schon geschwächt. Und dann macht er direkt auch mehr Denkfehler. Du wirst das merken: je müder oder gestresster, desto stärker fallen die SA-Defizite auf.

Dass er anders klingt und anders spricht, liegt auch daran, welche Zentren im Gehirn betroffen sind. Wortneuschöpfungen oder plötzlich grammatikalisch kunstvollere Satzbauten können dabei auch entstehen.

 

Ich bin ganz ehrlich: ich könnte wohl nicht wegfahren. Bzw. würde verschieben oder die Urlaubstage reduzieren. Du kannst auch beim Arbeitgeber Tage für die Pflege beantragen/nehmen und dann den Urlaub verschieben. 

Zur Beruhigung aber: Wir konnten damals unsere Mutter gar nicht besuchen und ich weiß, wie wichtig es gewesen wäre. Und es ist trotzdem einigermaßen gut gelaufen. Ihr seid recht viele, die tatkräftig unterstützen; und lieber übernehmen mal die einen und dann wieder du, so dass jeder verschnaufen kann. Es wird noch genug Arbeit auf euch alle zukommen! Da musst du kein schlechtes Gewissen haben.

#12

D Kleinert

Gütersloh, Deutschland

Ich bin so der Typ der sich gerne vorbereitet, also vorab Pläne griffbereit hat für "was ist, wenn".

So "Wenn, dann ist der Ablauf so und so, wenns anders ist mach ich den und den Ablauf, sollte es aber dann doch SO sein greift Ablauf und Vorbereitung so".
im Falle meines Vaters als Beispiel "Wenn er das und das kann, dann xxx, wenn aber nur das und das, dann ggf Pflegedienst x mal pro Woche für die und die Tätigkeiten".

Das geht jetzt aber nicht weil es im Gegensatz zum Armbruch keine Erfahrungswerte oder vorhersehbare Abläufe gibt.

Ich hasse das warten und hoffen ohne schon vorab für irgendeinen Fall einen "Aktionsplan" griffbereit zu haben, und ich denke dass man nicht mal eben spontan was mit Pflegedienst oder Pflegeeinrichtung, oder der Pflegekasse abmachen kann. Das dauert doch sicher immer gewisse Wartezeiten.

Wir haben zwar schon einige Gedankenspiele durch, "wenn er zumindest soweit ist dass xxx, dann machen wir halt xxx"
So im Sinne wenn er zumindest sitzen oder Rollstuhlfähig ist, oder gar selbstständig essen kann, dann kann er zumindest in seinem bisherigen Wohnumfeld bleiben und ein Pflegeheim ist vom Tisch.

Aber nichtmal sowas kann man irgendwie jetzt erwarten oder erhoffen.

Erfahrungen von anderen sind ja auch nur zum Teil brauchbar weil ja jeder Schlaganfall anders ist, man kann nur aus positiven Verläufen Hoffnung schöpfen.

Was mich momentan auch belastet: Bisher war er im Krankenhaus immer für einen Lacher gut, dass man zB erwartet er würde schwer angeschlagen im Bett liegen und stattdessen kommt er einem auf dem Flur entgegen...sowas gibts jetzt nicht.
Und man hofft auf eine Verbesserung zum Vortag und irgendwie ist dann doch nichts anders und man fragt sich ob hoffen überhaupt sinn macht.
Klar, im vergleich zu den ersten beiden Tagen ist er jetzt das blühende Leben, aber im Vergleich zum Tag VOR dem Schlaganfall sind nur noch 5 % bei ihm da.

#13

Annin

Bayern, Deutschland

Es kommt auch immer darauf an, wann du vorbeischaust. 

Morgens wird er frischer und aufnahmefähiger sein. Am besten schaust du nach dem Waschen/Frühstück vorbei, wenn das geht. Da kann man dann auch einige Übungen im Bett machen. 

Am späten Nachmittag zB ist schon so viel gewesen.

Nochmal zu den Verwirrungen: Im Krankenhaus verliert man schnell den Überblick. Wenn man immer wieder wegnickt, noch mehr. Wird jetzt gefrühstückt? Ist ein neuer Tag? Ist es morgens? Abends? Warum werde ich nicht gewaschen? Usw

Und das alles mit einem verletzten Gehirn... Zeit hat plötzlich andere Dimensionen.

 

 

#14

Heinz

königswinter, Deutschland

Lieber Denis,

Leben ist Kampf. Bei einem SA geht es nicht mehr allein um Planung. Eine Rückschau hilft nicht. Nur der Blick nach vorne hilft. Was kann ich jetzt tun? Wie kann jetzt geholfen werden? Stehen im Vordergrund.

Pflegeheime können aus Kostengründen eine individuell neurologisch erforderliche ganzheitliche Förderung nicht leisten. Dort gibt es lediglich Medikamente und eine Mindestversorgung. Gelegentliche Abschiebungen von dort ins nächstgelegene Krankenhaus helfen dem Betroffenen so lange, bis dieser dann seinen Lebenswillen aufgibt.

In Eurer Situation geht es nur noch um die Frage der größtmöglichen Unterstützung und Förderung.

Dein Vater lebt!

Jetzt muss geschaut werden:

Was könnt ihr leisten?

Wer kann Euch zu Hause unterstützend helfen?

Einer alleine schafft die psychischen und körperlichen Beanspruchungen nicht. Für die Helfergruppe müssen Entspannungszeiten berücksichtigt werden. Die Pflegeversicherung hilft.

Ihr müsst wissen, dass ein SA Schäden im Gehirn anrichtet. Unser Körper ist Selbstheilend. Dafür benötigt er abgestimmt abwechselnd Ruhe und Unterstützung durch Förderung zum Training. Denn zerstörte Synapsen Verbindungen können nur durch geeignete mit Fachleuten abgestimmte individuelle ganzheitlich konzipierte Trainingseinheiten wieder neu aufgebaut werden. Das braucht Zeit. Dein Vater war Artist und hat gelernt körperliche Mängel durch anderes herangehen zu überbrücken, umso größtmögliche Leistungen im Training zu erreichen.

Das heißt jetzt: Anfänglich tägliche Verbesserungen verlangsamen sich. Ohne Ansprache und Animation zum Training gibt es leider keine Verbesserungen. Bei geeigneter Förderung kann trotz geschädigtem Gehirn eine weitgehende Selbständigkeit wieder erreicht werden. Ein langer Atem ist hierfür jedoch erforderlich.

Ich wünsche Euch viel Kraft und Vertrauen auf Eure Fähigkeiten. Viel Glück für Eure Entscheidung und Euer Tun.

Liebe Grüße

Heinz

#15

D Kleinert

Gütersloh, Deutschland

Vielen dank, mein Vater heisst übrigens auch Heinz...

 

Wir sind 4 Leute die ihn soweit Pflegen und unterstützen können wobei jeder sozusagen "für was anderes zuständig ist" aber auch jeder bei den anderen mitmischen kann.

Ja, mein Pa ist schon sowas wie ein Stehaufmännchen der oft im KH war und sich nie hängengelassen hat, sein zuhause und seine Katzen (also die meiner Schwester, er kümmert sich auch immer um die Minkies, Futter fertigmachen, Katzenklos, Leckerlies geben usw) und es ist ihm immer unangenehm wenn er im KH ist und zuhause nix machen kann (die haben doch alle genug anderes zu tun, da kann ich doch/muss ich doch ...).

Und als Hobbyturner weiss er ja auch Ohne Fleiss kein Preis und so.
Normalerweise versucht er bei so Reha auch ein bisschen anzugeben, von wegen seht wie gut ich das eigentlich kann, Kinderkram, ach, ich hab ja eigentlich nix. Ich hab aber keine Ahnung ob er jetzt bei den Logopäden und Physio auf der Neurologie geistig ausreichend dabei ist oder nur im halbschlaf automatisch was mitmacht. Man trifft dieLeute ja nie, sind ja immer ausserhalb der Besuchszeiten da. Sonst würd ich mal fragen wie zufrieden die mit den Fortschritten sind.

Hoffen wir dass er solche Motivation auch jetzt hat.

Leider weiß keiner inwiefern was im Kopf jetzt kaputt ist und er zu sowas alles noch bezug hat.

Ich/wir werden natürlich die Reha problemlos verlängern (lassen) wenn die dort meinen die normalen 3 Wochen sind zuwenig.Sollte kein Problem sein in seinem Zustand, und wenn wir das selbst bezahlen müssen, egal.

@Annin:

Besuchszeiten 14-17 Uhr, keine Minute eher...heisst: 13.58 warten die Leute noch an der Info mit dem Kram in der Hand (C-Test, Paß, Zutrittsformular wg Covid).

Frühstück kriegt er bisher nicht, alles nur per Tropf und ein bisschen Teelöffelweise Wackelpudding. Kann ja weder kauen noch schlucken.
Und wenn ich bei ihm bin mache ich bei ihm an der schlimmen Seite (links) leichte Armübungen, passiv.
Habe eine Ausbildung als Fitnesstrainer (B-Lizenz), dazu weitere Kurse incl 1 Kurs Reha und Sportmedizin gehabt, schwarzer Gürtel und bin Ex-Bodybuilder (40 Jahre als Hobby), von daher bin ich mit Körper und Physiologie ein wenig befasst und kenne mich mit Biomechanik, Anatomie und sowas aus. Aber leider überhaupt nicht mit Schlaganfall und Lähmung.

Nochmal@ Heinz:
Von MEINEM Sportlichen Background her kenne ich natürlich "Motorische Automation", Muskelstimulation, Athletische Grundlagen, und deshalb hoffe ich dass mein Pa als ex Akrobat und Maurer ausreichend bewegungen automatisiert hat dass man daVorteile hat.
Also: Wenn man als Ex-Boxer 40 Jahre lang gesparrt und geboxt hat, hunderttausende Schläge am Sandsack und an der Boxbirne gemacht hat sind die Bewegungen absolut automatisiert und die Nervenbahnen/Reizleitungen vielleichtnach einem SA leichter wieder zu aktivieren wenn es um Armbewegungen geht.
So als wenn man jemandem was vormacht was man seit 30 Jahren nicht mehr gemacht hat aber immer noch kann.

Hoffen wir mal dass sowas uns/ihm jetzt hilft.

#16

Amsel

Main-Tauber-Kreis, Deutschland


Also: Wenn man als Ex-Boxer 40 Jahre lang gesparrt und geboxt hat, hunderttausende Schläge am Sandsack und an der Boxbirne gemacht hat sind die Bewegungen absolut automatisiert und die Nervenbahnen/Reizleitungen vielleichtnach einem SA leichter wieder zu aktivieren wenn es um Armbewegungen geht.
So als wenn man jemandem was vormacht was man seit 30 Jahren nicht mehr gemacht hat aber immer noch kann.

Hoffen wir mal dass sowas uns/ihm jetzt hilft.

Mein Mann war relativ sportlich und hatte mit 64 Jahren das Deutsche Sportabzeichen in Gold erhalten und das mit einer Punktzahl die für 45-49-jährige ebenfalls mit Gold belegt gewesen wären. Er war also körperlich fit, als ihn der Schlaganfall erwischt hat.

Und ja, ich habe den Eindruck, dass ihm das beim Gehen lernen unterstützt hat. Das wollte er, er wollte das richtig und hat auch den Rollator verweigert sobald er auch nur ein paar wenige Meter gehen konnte. Während ihm die Hand wohl weniger wichtig ist - die funktioniert auch wieder recht gut, aber der Schulter und Oberarmbereich schwächelt weil er zu wenig damit macht. 

Was ich sagen möchte ist: ich habe den Eindruck, dass ein "ich WILL" bei vielem hilft und wenn er aufgrund seiner vorherigen Aktivitäten gut beweglich und muskulös war, dann unterstützt auch das die Therapie. Wenn er sich dann noch die Disziplin erhalten hat, dann umso besser. Ich erwähne das, weil mein Mann leider in diesem Bereich nicht mehr der Alte ist. D.h. ich muss ihn antreiben (aber dann macht er und zieht das auch durch. Aber ich muss die Impulse setzen). Wie das bei Deinem Vater aussieht wirst Du herausfinden. Deine passiven Übungen sind aber schon mal eine sehr gute Sache!

Ich denke allerdings, dass das weniger mit Reaktivieren im klassischen Sinne zu tun hat weil die Reizleitungen die bisher genutzt wurden zumindest beim Impulsgeber Gehirn zerstört sind. Es gilt nun, neue Verbindungen aufzubauen. 

Medical Park: Neuroplastizität (wobei mir völlig neu ist, dass in der Reha Medikamente zum Schutz der Nervenzellen verabreicht werden. Sei's drum.. der Rest ist relevant)

#17

Annin

Bayern, Deutschland

Das mit dem Akrobat habe ich überlesen... 

Sein großer Vorteil wird sein, dass er durch seine sportliche Vergangenheit in beiden Gehirnhälften etwas für Bewegungsabläufe gespeichert hat und nun die Seite übernehmen kann, die fitter ist. Aber das dauert! 

Dass mit den Besuchszeiten ist furchtbar! Aber: wir durften damals wochenlang gar nicht rein (Lockdown) und irgendwas wurde doch gemacht. Viel zu wenig natürlich und daheim ging es dann viel schneller, aber nur Däumchen gedreht wurde auch nicht.

Frag einfach mal, ob jemand von den Therapeuten noch da ist oder du mit jem telefonieren kannst.

 

Wenn ihr ein Massage/Vibriergerät habt (teuer: Novafon, billig: fingergroß bei amazon), dann könnt ihr damit am lahmen Arm die Rezeptoren ansprechen.

Ansonsten hat Amsel hier in einem ihrer letzten Beiträge auch sehr viele Ideen geschrieben.

 

 


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Annin« (22.08.2022, 15:13)
#18

D Kleinert

Gütersloh, Deutschland

Heute waren wieder Besserungen zu sehen und er einen Zustand hat den ich letzte Woche nie für möglich gehalten hätte...

Er redet manchmal wie ein Wasserfall, auch oft gut verständlich, man kann sich oft gut mit ihm unterhalten und heute hat er auch mit dem linken, eigentlich gelähmten Arm im Gespräch gut herumgewedelt, am Kopf gekratzt usw...

Das linke Bein bewegt sich auch manchmal, und er kann Gesprächen folgen und erinnert sich an ziemlich alles von früher, OK, ab und zu erzählt er kompletten Unsinn als wenn er realität mit Traum vermengt und das als real empfunden hat.

Im moment hat er keinen Infusionszugang mehr aber der kommt wieder wg Ernährung, er kann noch nicht schlucken aber die sind zuversichtlich das in Kürze zu beheben.

Leider blickt er immer noch fast ins Leere, nur wenn man ihm direkt ins Gesicht blickt "sieht" er einen, und zuweilen schaltet er ab als wenn er eingeschlafen wäre.

Die verlegung in die Reha verzögert sich noch weil in der Einrichtung noch nichts frei ist.

Aber die Fortschritte seit Mittwoch wo er bei 1 % war, praktisch ohne bewusstsein und heute sind enorm. Ich dachte er könne nie mehr sprechen und jetzt redet er pausenlos, auch wenn man aus dem Zimmer geht, ich dachte er ist ein stummer 100 % Pflegefall und alle Erinnerungen sind weg, und er erzählt tausend Geschichten von früher (die ich alle kenne und weiß dass es wahr ist).
Ich dachte er bleibt gelähmt und jetzt "italienert" er fast wie früher beim sprechen, incl Brille richten, Nase und Kopf kratzen, Hörgerät richten und Kinn berühren, mit rechts und links.
Jetzt noch die Beine besser hinkriegen, bitte...
Im Bett kann er sich sogar etwas bequemer zurechtrucken indem er das Bettgeländer greift und zieht.

Mal sehn wann er wieder richtig essen kann, also zumindest weichen Brei essen.

Am meisten stören ihn Katheter und Bettpfanne, entsprechend will er schnell wieder WC fertig werden, würde am liebsten aufstehen um auf Lokus zu gehen...das unangenehme und würdelose jetzt nervt ihn sehr.

 

#19

Heinz

königswinter, Deutschland

 

Lieber Denis,

Eure Voraussetzungen sind aus meiner Sicht optimal. Ich wünsche Euch viel Erfolg.

Zu Deinen Aussagen möchte ich folgendes aus meinen 51 jährigen Erfahrungen als selbst betroffener anmerken:

  1. Leider weiß keiner inwiefern was im Kopf jetzt kaputt ist und er zu sowas alles noch Bezug hat.

Zu 1. Zum Glück weiß das niemand. Dafür ist unser Gehirn zu komplex aufgebaut. Daher gibt es hierzu auch für die Wissenschaft noch einiges zu lernen. Für uns Betroffene heißt das: Selbst und ständig an sich immer wieder neu lernen und das gelernte anhand der Reaktionen von anderen überprüfen. Genau das muss aus meiner Sicht ein Boxer oder Sportler auch lernen. Auch aus Fehlern kann gelernt werden. Nur sollte man Fehler möglichst nicht wiederholen.

  1. zuweilen schaltet er ab als wenn er eingeschlafen wäre.

Zu 2.: Auch die Konzentration muss wieder neu trainiert werden. Glücklicherweise hat der Körper hier eine Sicherung eingebaut. Bei zu viel Input schaltet die Konzentration ab. Für Außenstehende wird dies oft als Unhöflichkeit beobachtet. Hier wird das Training durch die Ansprache dies wieder verbessern. Kleine Kinder sind hierbei die besten Trainer.

  1. würde am liebsten aufstehen um auf Lokus zu gehen...das unangenehme und würdelose jetzt nervt ihn sehr.

Zu 3.: Ist das kein Wunder. Wie würde das Euch gehen. Wenn man mal eine halbe Stunde in der gefüllten Pfanne gelegen hat bis man wieder befreit wurde, ist der Drang dies abzuschaffen groß.

Ich habe daher sofort einen Rollstuhl abgelehnt. Der Rollator nützte mir nichts, weil ich diesen nur mit einer Hand nutzen konnte. Die Achillessehne war durch die Komapause wegen fehlender Bewegung des Fußes verkürzt. Das und die Gleichgewichtsprobleme durchs lange Liegen, hinderten mich zusätzlich. Mir haben tägliche geführte Gangübungen mit meinem mich besuchenden Vater geholfen. Danach habe ich es selbst versucht. Bin leider öfter hingefallen und musste zum Verdruss des Pflegepersonals aufgehoben und zum Bett zurückgeführt werden. Hierbei hatte ich allerdings klare Vorteile zu Deinem Vater. Ich war 19 Jahre alt. Die Physiotherapie im Krankenhaus war 1971 jedoch noch lange nicht so etabliert wie heute. Dann wieder zu Hause habe ich mich mit Unterstützung meiner Familie entgegen der schulmedizinischen- und sozialversicherungs- Prognosen wieder ins Arbeitsleben und einen für mich machbaren neuen Beruf zurück kämpfen können. Daher: Hört Euch die negativen Prognosen und Meinungen der Bedenkenträger an. Lebt und handelt jedoch nach Euren Kenntnissen und unterstützt Euren hilfsbedürftigen Vater. Er geht seinen Weg nach seinen Erfahrungen und mit Eurer mit den Therapeuten abgestimmten Möglichkeiten. Sorgen und Angst sind die immer wieder aufkommenden größten Hindernisse. Er lebt und möchte wieder neu und besser leben. Unterstützt ihn und ihr werdet immer wieder neue Fortschritte sehen. Auch noch Jahre später, wenn ihr diese nicht sehen könnt. Dann werden andere, die ihn länger nicht gesehen haben, diese Sehen können.

Lasst Euch nicht verunsichern. Ihr werdet, wenn seine allgemeine Gesundheit es ermöglicht das Optimum „weites gehende Selbstständigkeit“ erreichen können.

Liebe Grüße

Heinz

Anmerkung:

Wenn Du an meinem Beispiel sehen möchtest wie ich meine Fortschritte angegangen habe, dann schau mal in meinen veröffentlichten kurzen Erfahrungsbericht Titel: „Schlaganfall: Ende oder Anfang?“ Verletzungen im Gehirn, was tun? Ein Weg der erneuten Integration: Umgang mit Kampf, Scheitern, Erfolg und b(g)ehindert werden.

#20

D Kleinert

Gütersloh, Deutschland

Danke euch für die vielen Antworten und rege Anteilnahme am geschehen.

Erfahrungen von selbstbetrofenen sind ja doch was anderes als immer die gleichen Webseiten von wegen "Was ist ein SA, Symptome, Risikofaktoren bla"...darüber ist man ja hinaus. Wir wissen dass er einen hatte, ab jetzt ist wichtig wie es weitergeht und was einen erwarten kann.

Ich kann mich bisher nur wiederholen, beim besuch am Tag des Schlags und danach war er wirklich nur noch "ein Stück halbwegs atmendes Fleisch" und jetzt, nichtmal eine Woche später ist schon soviel wieder da, von der Motorik der Arme bis zur Sprache und Erinnerung.
Und ist ja so dass jeder SA jeden anders trifft und man nicht nach Lehrbuch vorgehen kann, bei einer Fleischwunde weiß man ja was kommt, Notversorgung, nähen, ggf OP, Verband, Heilung, Nachsorge. Alles vorhersehbar nach Reihenfolge.

Mein Vater hat ja immer viel und gerne geredet, wirklich. Wie bei dem alten Spruch "Wenn der mal stirbt musste den Mund extra totschlagen". Und vielleicht ist gerade das jetzt von Vorteil, ich denke laienhaft dass dieses jetzt ständige reden hilft den ganzen Sprachkram und die Erinnerungen, und das denken viel zu trainieren. Er ist zum Glück nicht in einer reinen Gedankenwelt gefangen wie die SA Patienten die nicht mehr sprechen können und irgendwie im eigenen Kopf gefangen sind.
Er kann sprechen, denken und auch klar seine bedürfnisse mitteilen (Durst, bequemer liegen, mir tut das und das weh, ich muss mal usw). Viel besser als irgendwie stumm zu versuchen sich auszudrücken.

Man muss ja eh auf die ganzen Profis vertrauen, die Ärzte und Therapeuten, und er ist ja auch kein weinerlicher Verweigerer der die Therapien verweigert.

Und mir persönlich hilft auch dass ich einen TZ Job habe (zeitlich alles einfacher) und eine sehr gute Chefin die an seinem Schicksal jetzt auch stark teilnimmt, die beiden haben sich auch schon nett unterhalten wenn ich ihn dabei hatte wenn ich "auf dem Weg" noch was in der Firma zu erledigen hatte. Wenn alsoarbeitsmässig was ist (wg Pflegeaufwand jetzt, Arbeitszeit, kurzfristig mal Vertretung usw) hilft sie wo es nur geht, ist eine kleine familliäre Firma wo auch die Kollegen bei sowas untereinander aushelfen.

Einerseits hoffen wir bei den jetzigen Fortschritten darauf dass noch viel mehr kommt, andererseits fürchtet man den Moment an dem auf einmal Ende, Stillstand ist und nichts mehr verbessert. Wo das dann ist, keine Ahnung...
Aber dafür dass er erst seit ein paar Tagen überhaupt wach ist ist es schon ganz ordentlich bergauf gegangen.

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