Liebe Katja,
es ist bewundernswert, was Du bisher bereits alles organisieren und erreichen konntest. Deine Eltern können stolz auf Dich sein.
Ich freue mich mit Dir, dass Du die Betreuerin bist (sobald etwas Luft ist, lasse Deinen Vater eine Betreuungsvollmacht unterschreiben, so dass Du im Notfall bei ihm nicht mehr diese Zitterpartie mitmachen musst).
Als Betreuerin solltest Du nicht nur den Aufenthaltsort Deiner Mama bestimmen können, sondern auch darüber, welche diagnostischen Verfahren, Therapien und Medikamente Deine Mama erhält. Kein Arzt kann einen Patienten zwingen, ein bestimmtes Medikament zu nehmen. Wenn ein Patient dies aus verschiedenen Gründen (z. B. minderjährig, dement, Koma) nicht mehr kann, dann ist der Betreuer zu fragen.
Lass Dir die Medikamentenliste zuschicken. Schau sie Dir an und entscheide (vielleicht auch in Rücksprache mit Hausarzt und / oder DRK), welche Medikamente Deine Mama wirklich benötigt.
Der Blasenkatheter sollte zwingend gezogen werden.
Bei meiner Mutter wurde als Begründung für den Katheter damals angegeben, dass die Flüssigkeitsbilanz kontrolliert werden müsse. Ich fragte darauf hin, wo denn die Einfuhr dokumentiert werden würde? Denn nur mit der Kontrolle der Ausfuhr erhält man logischerweise keine Bilanz. Antwort: Einfuhrkontrolle machen wir nicht. Und damit war klar, dass der Katheter raus kam.
Du kennst Deine Mama. Wenn sie immer gut getrunken hat, dann sage das auch. Zudem kann - falls das Pflegepersonal den Eindruck haben sollte, dass Deine Mutter zu wenig trinkt - täglich über die Sonde Flüssigkeit zuführen.
Es gibt keinen (medizinischen) Grund für den Blasenkatheter.
Die Versorgung der Sonde ist kein Problem und schnell erlernbar. Wenn ich mich richtig erinnere, kann eine Magensonde, welche über die Nase gelegt wurde, bis zu sechs Wochen liegen bleiben. Erst danach stellt sich die Frage nach einer PEG.
Du hast als Betreuerin das Recht, Einsicht in die Patientenakte zu nehmen. Du kannst diese auch als Kopie anfordern. Gern suche ich Dir die gesetzlichen Grundlagen dazu raus.
In jeder größeren Stadt gibt es Pflegeberater. Diese haben einen sehr guten Überblick und geben wertvolle Tipps (habe ich zumindest so erlebt). Das Gespräch ist kostenlos.
In Bezug auf Pflegegrad, GdB (Grad der Behinderung) usw. bist Du bei einem Sozialverband (VdK, SoVD) gut aufgehoben. Gibt es in jeder größeren Stadt und haben meist sehr lange Wartezeiten. Das erste Gespräch ist kostenlos und eine Mitgliedschaft kostet um die 6,00 € / Monat. Sie kümmern sich um alle Anträge und ggf. Widersprüche.
Suche auch den Kontakt zu einem Sanitätshaus. Wir hatten zu Beginn das "erstbeste" genommen. Erst später merkte ich, wie sehr ein gutes Sanitätshaus helfen und beraten kann.
Durch die ganze Corona-Lage ist es weitaus schwieriger für Dich. Ich konnte damals sowohl bei meiner Mutter als auch bei meinem Mann alles ziemlich schnell durchsetzen, da ich täglich viele Stunden im Krankenhaus war. Meine Mutter sollte damals auch im KH bleiben, aber ich sagte deutlich: ich nehme sie mit nach Hause. Wo soll ich unterschreiben (entgegen ärztlichen Rat usw)? Kein Mensch (außer Zwangseinweisung bei Suizidgefahr u.ä.) darf im Krankenhaus "festgehalten" werden. Das ist Freiheitsberaubung.
Deinen Worten entnehme ich, dass Du eine Kämpferin bist. Das ist gut so und jede Mama kann sich glücklich schätzen, solch eine Tochter wie Dich zu haben.
LG,
Piddel